Ich möchte hier versuchen, die gestrigen Geschehnisse aus dem Stadion zu rekonstruieren, da sie unbedingt diskutiert werden müssen und daraus folgend hoffentlich Sanktionen ausgesprochen werden.
Ich war ab 17 Uhr im Gästebereich, die Stimmung war gut und euphorisch, der Block füllte sich allmählich. Letztendlich sollen 700 Lautern Fans im Gästebereich gewesen sein. Bereits in der ersten Halbzeit betraten drei Ordner den FCK Block, um sich an der Plexiglasscheibe (die den Gäste- vom Heimblock trennt) zu postieren. Bis auf vereinzelte Beleidigungen ist mir zu dem Zeitpunkt jedoch nichts weiter aufgefallen (und ich stand direkt eine Reihe über den ganzen Ultra Jungs). In der zweiten Halbzeit kippte die Stimmung plötzlich - aus all den Pro FCK Gesängen wurden plötzlich Anti-Rostock Gesänge. Aus meiner Sicht begannen die FCK Ultras mit den ersten verbalen Provokationen gegenüber den Hansa Fans. Man sang "scheiß Nazis", "scheiß Ossis", "baut die Mauer wieder auf". Die Rostock Fans haben sich natürlich nicht lange bitten lassen und sind auf diese aggressive Umgangsweise voll eingegangen. Die Anzahl der Ordner wurde erhöht. Es wurden volle Bierbecher und Gegenstände in den benachbarten Rostock Block geworfen (später berichtete mir ein Ordner sogar, dass Lautern Fans vollgepinkelte Bierbecher in den Rostock Block warfen ).
Nach Abpfiff eine ähnliche Situation auf der anderen Seite des FCK Blocks. Die Ultras wanderten einmal komplett von links und rechts und ließen sich dort auf brandheiße Provokationen mit den Rostock Fans ein, vereinzelte Ultras versuchten über die Plexiglasscheibe zu klettern. Die Stimmung war extrem angeheizt, die Lauterer Ultras sehr aggressiv.
Die Polizei trat an und räumte den FCK Block. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass sich die Polizei an dem gesamten Abend sehr proffessionell und vollkommen deeskalierend verhalten hatte. Schlagstöcke und Pfefferspray kamen nicht zum Einsatz, obwohl die Polizei hätte durchaus eingreifen können, dazu aber gleich mehr.
Bereits vor dem Spiel verteilten die Ordner Flyer mit der Info, dass nach Abpfiff - um kein Sicherheitsrisiko einzugehen - damit gerechnet werden muss, den Block für 20 bis 30 Minuten nicht verlassen zu dürfen. Aus diesen 20-30 Minuten wurden übrigens zwei ganze Stunden.
Nachdem die Polizei alle Lautern Fans aus dem Block hinaus führte, erhielten wir die Information, dass die Lage außerhalb des Stadion angespannt sei. Das Risiko sei zu groß, um die Lautern Fans raus zu lassen. Zu diesem Zeitpunkt schien alles soweit in Ordnung zu sein, die Ultras saßen bereits in ihren sechs Bussen, und die wenigen Fussgänger warteten ruhig auf die Öffnung der Tore. Inzwischen war eine gute Stunde vergangen, und ich gesellte mich zu einem Ordner, um ein paar Infos einzuholen.
Dieses Spiel galt von Anfang an als so genanntes "Schwerpunkt-Spiel", und das aus zwei Gründen. A) die erhöhte Zuschauerzahl (beinahe ausverkauft) und b) die als aggressiv und gewaltbereit bekannten Lautern Fans. Das Ordner- und Sicherheitsdienstaufkommen war bei diesem Spiel also deutlich mehr als sonst.
Nach ca. einer Stunde Wartezeit sprangen wenige Ultras aus den Bussen und zündeten eine Leuchtrakete, plötzlich waren alle sechs Busse wieder komplett leer. Die Stimmung war aus dem Nichts heraus wieder sehr angespannt und angeheizt. Die Ultras als geschlossene Gruppe sammelten plötzlich Steine und bewarfen mit diesen Steinen als auch Glasflaschen Rostock Fans, die plötzlich auf der anderen Seite vom Zaun standen. Die Polizei zeigte an dieser Stelle ihre Präsenz, griff jedoch nicht ein, was sich letztendlich als sehr klug rausstellte, da die Situation dann komplett eskaliert wäre.
Währenddessen versammelten sich mehrere Fangruppen aus Rostock um das Stadion herum, um die Lauterer Fanbusse als auch generell alle Lautern Fans zu treffen. Glücklicherweise kam es zu diesem Treffen gar nicht, da die Polizei die Situation nach 2 Stunden Wartezeit sehr gut im Griff hatte.
Als ich an diesem Abend die mit Steinen und Glasflaschen werfenden spätpubertären Lautrer Ultras gesehen habe, die mit Sturmmasken vermummt waren, kam ich mir nicht wie bei einem Fussballspiel vor. Das waren gut 300 schwarzgekleidete Ultra Jungs, die solch einen Hass in ihren Augen hatten, solch eine Aggression, die mir selbst Angst gemacht hatte. Der Bereich, in dem wir warten mussten, war nicht sonderlich groß. Es gab kein Entkommen - hätten die Rostocker den Zaun gestürmt oder die Polizei eingegriffen, dann hätte es keinen Platz zum eigenen Schutz gegeben.
Letztendlich muss ich ganz klar sagen, dass die anfänglichen Provokationen von unseren Ultras ausgegangen sind.
Es ist schwer in Worte zu fassen, wie aggressiv die Stimmung seitens der Ultras gestern nach dem Spiel war. Beim durchlesen dieses Berichts stelle ich selbst fest, dass es gar nicht so krass klingt. Aber in diesem Maße habe ich solch eine Stimmung noch nicht erlebt, und sie versaut einem die Lust auf weitere Auswärtsspiele.