Sorry Saza,
ich gebs auf. Das Thema liegt mir - wie kaum zu übersehen - sehr am Herzen. Aber das was Du sagst, ist einfach zu unverbindlich, zu unkonkret. Hört sich immer - auf den ersten Blick - gut an, aber die Botschaft, die Meinung, die Überzeugung fehlt.
Du lässt Dich auf keinen Standpunkt fixieren. Alles bleibt wage und unscharf. Für welche Werte stehts Du? Was hälst Du für richtig, was für falsch? Kommt einfach nicht rüber.
Meine Lebenserfahrung ist, dass Menschen Werte und Verbindlichkeit brauchen. Und dass man den Mut haben muss, dass was man für richtig hält zu vertreten, selbst wenn man im Leben manches Mal feststellen muss, dass man sich geirrt hat. Das Leben erfordert immer wieder Entscheidungen - wie soll man die Treffen, wenn man zwischen Gut und Böse, zwischen richtig und falsch keinen Unterschied machen will.
Du verwechselst ein klares Bekennen seiner eigenen Meinung und den Versuch, Andere davon zu überzeugen immer mit Zwang, mit Überheblichkeit.
Wenn ich Deine Meinung nicht teile oder kritisiere, meinst Du ich beziehe das auf alle, die nicht glauben - gemeint habe ich Dich oder besser gesagt, Deine Meinung.
Wenn jede Meinung gleich wertvoll, jedes Verhaltens gleich gut ist, dann gerät man in eine "Laissez faire"-Kultur, Orientierungslosigkeit und Wertelosigkeit - schau Dir doch die Schulen an, die von der 68er-Kultur durchdrungen sind. Ich durfte selbst noch jede Menge solcher Lehrer "genießen". Meist waren es einfach nur faule Säcke, die das mit geschliffenen Formulierungen schöngeredet haben. Die von Dir erwarteten Typen, die aufgrund einer antiautoritären Erziehung einen erwachsenen, menschlichen und selbstbewussten Charakter errungen haben, sind die absolute Ausnahme. Ich halte es auch für wichtig, dass man lernt, seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Aber dazu benötigt man als Kind oder junger Mensch Leitlinien von Autoritäten, bis man selbst reif genug dazu ist. Es benötigt vor allem Disziplin, seine eigenen Werte zu leben und wer noch nicht einmal die Disziplin gelernt hat, auf seine Eltern oder andere Autoritäten zu hören, wie will der dann ein eigenverantwortliches Leben führen - was viel schwerer ist?
Weil die Disziplin fehlt, machen viele Menschen, wonach Ihnen gerade ist und reden diese mangelnde Selbstdisziplin dann als "Ihren eigenen Weg" schön. Dass ihre Freunde, Lebenspartner, Kollegen oder Kinder darunter leiden - egal. Hauptsache man verwirklicht sich selbst.
Der Mensch ist ein soziales Wesen - Autonomie ist eine Illusion.
Dafür, dass ich es aufgeben wollte, ist es doch ganz schön lang geworden
