SaZa,
Du reihst aber wirklich einige klassische Missverständnisse über das Christentum aneinander.
Christus fordert uns doch gerade nicht auf, uns nur auf das Jenseitige zu konzentrieren und dabei das hier und jetzt zu vergessen. Er fordert uns auf, die Beziehung, die Liebe zu Gott und den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Natürlich gab und gibt es in allen Religionen Bestrebungen, vom Irdischen abzulenken und auf das Jenseits zu schauen. Das genau aber ist nicht die Botschaft von Jesus. Gerade die Liebe Gottes, das Wissen, anerkannt zu sein, kann doch die Kraft geben, für andere da zu sein, nicht nur auf sich selbst zu schauen und so viel wie möglich an irdischen Genüssen aus dem Leben zu ziehen, ohne Rücksicht auf andere.
Es ist klasse für Dich, dass Du mit dem Leben so zufrieden bist, dass Du es als Kunstwerk bezeichnen kannst. Versteh mich nicht falsch, ich bin wirklich sehr glücklich und habe ein tolles Leben. Aber viele Menschen haben es nicht und selbst in unserem friedlichen Deutschland gibt es so viel Hass, Neid und Gewalt - alle die Vergänglichkeit, Ungerechtigkeit und Not - wie kann man mit so einer Welt im Einklang leben?
Auch wäre es für mich fast unerträglich wissen zu müssen, dass wir alle recht bald ein Opfer der unausweichlichen Vergänglichkeit sein würden - dass die Liebe, die ich zu manchen Personen empfinde endlich ist.
Gott mit Glück und Gelassenheit gleichzusetzen... Da kann ich Dir nicht folgen. Ich wehre mich absolut dagegen, sich den Gott zusammenzubasteln, den man gerne hätte oder ihn auf das Irdische zu begrenzen. Da kann ich auch Yoga machen...
Auch die Unterstellung, dass ein Streben nach Gott unglücklich macht, man das hier und jetzt vergisst... Gibt es wohl auch mal, aber die meisten aktiven Christen, die ich kenne - einschließlich mir - haben eher genau das gegenteilige Problem. Als Mensch sind wir so sehr vom Hier und Jetzt - dem Alltag - gefangen, dass man viel zu schnell vergisst, das eigentliche und wesentliche in den Blick zu nehmen.
Ein Argument kann ich natürlich nicht entkräften, weil es die ewige Frage hier auf Erden beinhaltet.
Dieses Suchen des Menschen nach Gott - ist es die Gewissheit, die Gott in unser Herz gepflanzt hat, oder einfach nur die Unerträglichkeit der Vorstellung, dass das Leben endet, dass das Böse auf Erden siegreich scheint. Dieses "warum?", diese Sehnsucht des Menschen, ist also gleichzeitig ein ganz starkes Argument für, als auch gegen Gott... Deshalb sind wir alle im Zweifel vereint, weil es weder einen unwiderlegbaren, wissenschaftlichen Beweis für Gott, aber auch keinen gegen ihn gibt.
Meine Gewissheit trage ich im Herzen und diese ist ein Geschenk Gottes, für die ich lange genug gesucht und gebetet habe, bin durch schwere Zweifel gegangen und hoffe, dass mir diese Gewissheit immer erhalten bleibt.