Selbst als Außenstehender kann ich die Vorgänge um den Nachlass von Fritz Walter kaum ohne geschwellte Zornesadern verfolgen und muss mich schon sehr um Sachlichkeit bemühen. Aber ebendiese selbstverordnete Sachlichkeit führt mich dazu, ein paar Punkte, die mir geradeso einfallen, hier in die Diskussion einzubringen.
Ich meine zum Beispiel, daß man das Erbe Fritz Walters in 2 Teilen betrachten muß, nämlich erstens das Haus und zweitens die Memorabilien, die offenbar "nebenbei" Bestandteil des Erbes waren und bis heute sind. In diesem Zusammenhang finde ich, daß die in der Mail von Herrn Lutzi erwähnten Kredite der Immobilie zuzurechnen sind und von daher nicht zwingend als Argument für die Versteigerung des anderen Teils des Erbes herhalten sollten.
Sicher, die Instandhaltung eines Hauses verursacht Kosten (und wer anders als ein Schwabe kann die damit einhergehenden Lasten und Sorgen nachvollziehen ) andererseits stellt das Erbe eines Hauses aber auch einen unbestrittenen Wertzuwachs dar, der per Saldo nichts Anderes als ein Vermögensgewinn darstellt. An den Darlehen, die ja angeblich die Eltern tragen, sollten vielleicht auch die später nutzniessenden Generationen beteiligt werden. Ich sehe jedenfalls nur schwer ein, daß die Finanzierung der Immobilie nur durch den Verkauf der darin befindlichen Sammlung möglich sein soll. Was mir dabei auch nicht so ganz schmeckt, ist, daß in einigen Artikeln behauptet wird, daß die Sammlung bereits um nicht unwesentliche Stücke (WM-Münzen, Silberne Lorbeerblätter usw.) ärmer ist. Diese Stücke werden sich ja wohl kaum in einem anderen Haus befunden haben. Wer also hat diese mittlerweile im Besitz? Wie alldem aber auch sei: Es ist natürlich Sache und gutes Recht der Familie Lutzi, wie sie im Endeffekt mit dem Erbe insgesamt oder dem Erbe in Teilen umgeht.
Ein weiterer Punkt ist, daß ich eigentlich kaum glauben kann, daß die Sammlung nicht schon im Vorfeld, also durch Fritz Walter selbst, en bloc an die Fritz-Walter-Stiftung gegangen ist. Ich meine, Fritz kannte doch seine Pappenheimer bei FCK und DFB. Dazu kommt, daß es ja auch andere Negativbeispiele hinsichtlich des Erbes herausragender Fußballer gegeben hat. Ich habe da beispielsweise irgendwelche Querelen um die Notizbücher von Sepp Herberger in Erinnerung. Der Fritz war doch weder leichtgläugig noch blöd, sondern ganz im Gegenteil einer der hellsten Kerzen auf der Nachkriegstorte, die die neue Bundesbäckerei überhaupt hatte. Diese Geschichte verstehe ich also auch nicht.
Dann der FCK. Ich verstehe durchaus, daß nicht alle Stücke zwangsläufig von Interesse sind. Ich habe mir den Katalog eingehend angesehen und finde auch, daß nicht jeder Aschenbecher von wirklich jedem Freundschaftsspiel um jeden Preis im FCK-Museum landen muss. Andererseits: Wir reden von einem Gesamtpreis von 200.000 € und die Stücke, die nicht von herausragendem öffentlichen Interesse sind, hätten ja im Anschluss an den Erwerb trotzdem versteigert oder verkauft werden können. Nur halt eben vom FCK, nach Abzug aller wirklich einzigartigen Exponate.
Für einen Verein, der wie fast kein anderer (zwangsläufig) von seiner Tradition lebt, wäre es für mich einzig denkbar gewesen, unmittelbar nach Ablauf einer selbstverständlichen, Pietät und Anstand geschuldeten, Frist, von Vereinsseite aus aktiv an die Erben heranzutreten und im Sinne dieser Tradition zu handeln. Man hätte katalogisieren, die Sammlung unabhängig schätzen lassen und ein Konzept entwickeln können.
Man hätte auf dieser Basis auch die Finanzierung ohne Frage gestemmt, notfalls unter Einbeziehung der Fans, die zumindest in diesem Punkt einmal ausnahmslos einig gewesen wäre. Was dann auch einen hilfreichen Nebeneffekt ausgelöst hätte: Nämlich einerseits das Zusammenrücken sonst geteilter Meinungen und Gruppierungen und andererseits das tatsächliche Leben der Tradition, das ja für gewöhnlich nur theoretisch in irgendwelchen Sonntagsreden behauptet wird.
Abschließend kann ich die jetzige Sachlage nur beklagen und habe mich deshalb auch schon sorgenvoll an meinen eigenen Verein (originellerdings ist mein Verein neben dem FCK ja derjenige, der die 50er Jahre zur anderen Hälfte geprägt hat) gewandt, der mir dann aber versichert hat, daß der Umgang mit Spielernachlässen anders gehandhabt wird. Gut, wir hatten zwar keinen Fritz Walter in unseren Reihen aber unser Robert Schlienz war auch nicht gerade "koiner".
Ich hoffe wirklich sehr, daß der Schaden (der ja keineswegs nur die Anhänger des FCK betrifft), noch einigermaßen in Grenzen gehalten werden kann und drücke dabei beide Daumen. Und entschuldige mich schon jetzt für die möglicherweise unerwünschte und möglicherweise falschliegende Wortmeldung von Außen.