Ich kann nicht begreifen, wieso es Leute gibt, die bei Lakic noch nachtreten - mit Äußerungen wie "Heuchler", "Söldner" oder ähnlichen Erniedrigungen. Diese Leute haben das Geschehene glaube ich nicht wirklich durchblickt...
Lakic ist vor 1 Jahr hier her gekommen, hat seinen hoch dotierten Vertrag in Wolfsburg aufgelöst und damit also auf gutes Geld verzichtet, um es sportlich in seiner alten Heimat wieder zu packen. An dieser Stelle schon mal: Ein Söldner sieht anders aus. Während der Durchschnittsprofi solch einen einmaligen Vertrag bis zum Ende aussitzt, was ja auch legitim ist, war Lakic der sportliche Aspekt bedeutender.
Sportlich schien er seit dieser Saison wieder angekommen zu sein: 6 Tore, bester Torschütze, Stammspieler, hohes Standing im Verein und Kapitän. Lucky schien glücklich und zufrieden und betonte noch vor 3 Wochen sicher nicht grundlos im Kicker, dass "ich hierher gehöre", "Lautern ist meine Heimat" und "ich hatte in meiner Karriere noch nie so eine verantwortungsvolle Rolle". Dies war sicherlich nicht geheuchelt, warum auch? Wer mit Lakic schon mal privat gesprochen hat, weiß, dass er ein sehr bescheidener und feiner Mensch ist.
Bzgl. des im Sommer auslaufenden Vertrages wurde von Vereinsseite gesagt, dass man sich im Winter zusammen setzen will. Da aber erstens im Trainingslager Tobi Sippel mitgeteilt wurde, dass der Vertrag nicht verlängert wird - für Lucky schon mal ein klarer Fingerzeig, in welche Richtung es beim FCK geht - und zweitens sein eigenes angekündigtes Gespräch nicht stattgefunden hat und er bis Februar/März vertröstet wurde, war relativ klar, dass es im Sommer beim FCK für ihn nicht weitergehen würde.
Parallel dazu trudelte die Anfrage von Paderborn ein. Lakic erkundigte sich nochmal persönlich beim FCK nach seinem Stellenwert, bekam wohl gesagt, dass man in der Rückrunde eher auf Hofmann baut, bekam das ausdrückliche Go für Verhandlungen mit Paderborn und vermisste dadurch die klare Rückendeckung vom Verein. Ein weiteres Signal also, dass man mit ihm nicht langfristig plant, und zudem ein klarer Fingerzeig, dass man bereit wäre, ihn sofort abzugeben.
Wenn ihm nun Paderborn einen Vertrag bietet, der mind. 3x so lang läuft wie der beim FCK (wenn die Option greift, sogar 5x so lang), er darüberhinaus keine finanziellen Abstriche machen muss und sogar wieder 1. Liga spielt, es also faktisch nur Vorteile gibt, wieso sollte er dieses Angebot nicht annehmen? Wenn der aktuelle Arbeitgeber ohnehin nicht verlängern möchte und mir Hinweise gibt, dass man gar gegen einen sofortigen Verkauf nichts hätte? Soll er dann sagen: Nein, ich möchte mich vernünftig vom Verein und den Fans verabschieden, bleibe noch bis Sommer da, auch wenn man mich nicht unbedingt halten will, spiele vielleicht keine große Rolle mehr und weiß vor allem nicht, wie es im Sommer mit der Karriere weitergeht? Wer das glaubt bzw. fordert, ist mehr als naiv...
Meiner Meinung nach hat der Verein mit seinen Taten, Signalen und Äußerungen die Sache klar ins Rollen gebracht. Lakic wäre wohl mehr als gerne geblieben, auch über die Saison hinaus. Dazu passend sein aktuellste Aussage: "Liebe FCK-Fans, ich bedanke mich für eure Unterstützung und die gute Zeit! Mir ist es noch nie so schwer gefallen einen Verein zu verlassen. Nach den letzten Gesprächen mit dem FCK ist es aber das Beste für alle getrennte Wege zu gehen."
Ein Beitrag auf Der-Betze-brennt fasst das Ganze noch mal treffend zusammen: Im Sommer wäre wohl ohnehin Schluss gewesen, denn angesichts der neuen Vereinsphilosophie und der wirtschaftlichen Enge in der zweiten Liga hätte der Kroate wahrscheinlich ähnlich wie Tobias Sippel keinen neuen Vertrag bekommen. Gerade deshalb bringt der Schnitt zum jetzigen Zeitpunkt für den FCK noch weitere Vorteile mit sich: immerhin kassiert man ein paar Euro Ablöse und kann die Verjüngung des Kaders - zumindest bis zum Sommer - mit dem nächsten Rückkehrer Simon Zoller vorantreiben. Und gerade deshalb ist es auch unverständlich, dass einzelne FCK-Fans Lakic seinen Abgang übel nehmen, ihn als Heuchler bezichtigen oder ihm sogar einen Wechsel des Geldes wegen vorwerfen. Ginge es nach Lakic, hätte er noch gerne weiter in Kaiserslautern gespielt. So, und ausschließlich so sind seine Aussagen Anfang des Monats zu interpretieren. Verdeutlicht hat er diese Gefühle am Donnerstag auch noch einmal gegenüber dem Kicker: „Es ist mir noch nie so schwergefallen, einen Verein zu verlassen.“ War es noch 2011 er selbst, der gehen wollte, ist es dreieinhalb Jahre später der Verein, der einen Wechsel forciert. Und damals wie heute kann man die Motivation auf der einen und die Enttäuschung auf der anderen Seite nachvollziehen. Oder wie sagte es Lakic, nachdem er sich von der Mannschaft verabschiedet hatte: „So ist das Geschäft."
Deswegen nun wirklich schwer verständlich, dass manche Lakic den schwarzen Peter zuschieben. Er hat aus der für ihn enttäuschenden Situation nun das beste herausgeholt, sonst nichts. Nachdem er 2011 selbst gegangen ist, war diesmal er das völlig überraschende "Opfer" der Vereinspolitik.
Alles Gute, Lucky! Bist ein Guter!