Diskussionsthema zum Artikel: Coach Hildmann und die Jagd nach der verschollenen Serie
Coach Hildmann und die Jagd nach der verschollenen Serie
Der FCK hat einen durchwachsenen Start hingelegt, gefangen zwischen Leistung und Ergebnis. Ein Mysterium bleibt das Thema Konstanz. Redaktionsmitglied Ratinho hat sich in einer Kolumne damit befasst.
Eine
Offenbarung ist die Eröffnung von etwas bisher Verborgenem. Man findet sie in
der Religion, in der Juristerei, aber eben auch im Fußball.
90 quälend
lange Minuten Rumpelfußball, Chancen, aber zunächst keine Tore. Erst kurz vor
Schluss erfolgt die Erlösung. Nein, dies ist keine Offenbarung eines
FCK-Spiels, auch wenn sie in den letzten Jahren allzu oft zugetroffen hätte.
Wir sind in der ersten Länderspielpause der Saison angekommen, Deutschland spielt gerade gegen Nordirland. Zeit also, ein
erstes kleines Zwischenfazit zu ziehen. Auch wenn bislang nur sieben Wochen seit
dem Saisonauftakt gegen Unterhaching vergangen sind, Themen gab es wieder
reichlich rund um den Betzenberg. Neuzugänge, Flavio Becca, eine
außerordentliche Mitgliederversammlung, ja sogar eine Trainerdiskussion hatte
der Pfälzer Traditionsclub schon zu bieten. Lautern 'at its best' eben.
Doch von
vorne. Wie eigentlich jedes Jahr drängen sich dem leidgeprüften Fan wieder dieselben
Fragen auf: Wie sind die Roten Teufel in die Saison gekommen, haben die
Neuzugänge gezündet, wie ist es um die Zusammenarbeit im und um den Verein
bestellt. Aber vor allem: Ist dieses Jahr der von allen herbeigesehnte Aufstieg
realistisch?
Ein Saisonstart ohne Neubeginn
Zum
Saisonauftakt gastierte die Spielvereinigung Unterhaching auf dem Betzenberg.
Eine Partie durchaus mit Tradition. Ein Gegner, der zumindest in der Hinrunde der
vergangenen Spielzeit sein großes Potential gezeigt hatte. Es begann trotzdem alles
ganz anders, als noch ein Jahr zuvor gegen 1860 München. Waren gegen
die Münchner Löwen noch mehr als 40.000 Zuschauer ins Stadion geströmt und hatten
somit bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, bebte der Berg gegen Unterhaching
nur verhalten. 20.147 Fans wollten die Partie sehen, das war für Lautrer Verhältnisse
ein mehr als mäßiger Saisonauftakt. Doch war das verwunderlich? Nein. Im ersten
Drittligajahr waren Euphorie und Hoffnung noch groß, der Abstieg in die 3. Liga
sei ein schnell wieder zu korrigierender Betriebsunfall. Doch nach einer
enttäuschenden Saison, die der FCK lediglich auf Platz 9 abschloss, waren diese
Hoffnungen verflogen.
Dazu kam ein
fast selbstzerstörerischer Existenzkampf beim Ringen um die Lizenz, persönliche
Machtkämpfe im Aufsichtsrat, ein Investoreneinstieg, Rücktritte, kurzum: Ein
heilloses Chaos, das den einstmals so stolzen Fritz Walter Klub beinahe die
Existenz gekostet hätte. Nebenbei haben diese Geschehnisse auch dafür gesorgt,
dass sich nicht nur die Gremien, sondern auch die Fangemeinschaft in ein
beziehungsweise mehrere Fanlager verwandelt hat. Tödlich für jede Art von
Euphorie. Gefährlich für einen Verein wie den 1. FC Kaiserslautern, der wie kein zweiter auf eine positive
Grundstimmung angewiesen ist.
Gepaart mit
einer fast schon historisch kurzen „Sommerpause“ – die fußballfreie Zeit war
effektiv nur ungefähr zwei Wochen lang – führte dies im Sommer 2019 zu einem
eigenartigen Phänomen: Der Saisonstart, der sonst immer
eine Chance darstellte, alles wieder auf null zurück zusetzen und neu anzugreifen, er
wurde mehr als ein imaginärer 39. Spieltag der alten Saison empfunden.
Abzulesen
war dies auch an den Reaktionen nach dem Spiel. Ein 1:1 gegen Unterhaching war
wahrlich kein Beinbruch, mit den Bayern muss man zweifelsfrei im oberen Drittel
der Tabelle rechnen. Doch unisono war nach dem Spiel von Fehlstart zu lesen,
auch Sascha Hildmann wurde bereits öffentlich angezählt. Wieder einmal war
wenig von einem gesundem Mittelmaß der Kritik zu spüren. Nicht wenige
betitelten Mannschaft und Trainer schon als nicht konkurrenzfähig, manch einer sah
sie gar dem Abstieg geweiht. Kredit jedweder Art hatte diese Truppe offensichtlich in der
abgelaufenen Saison verspielt.
Umso extremer
war der Stimmungswandel nur eine Woche später. Wie schon im Jahr zuvor musste
der FCK auf dem Dorf in Großaspach antreten. Er gewann am Ende 3:1 und auf
einmal war da die Rede von Entwicklung, von Spielfreude und von
Angriffsfußball. Als drei Tage später im Heimspiel gegen Zweitliga-Absteiger
Ingolstadt auch noch ein 0:0 der hohen Schule geboten wurde, war von
Abstiegskampf und Trainerentlassung freilich nichts mehr zu lesen. Wer die
darauffolgenden Spiele nicht verfolgt hat, den FCK aber ein wenig kennt, dem
verrate ich kein Geheimnis, wenn ich sage: Es war nicht der letzte Stimmungswechsel
innerhalb dieser ersten sieben Wochen der Saison 2019/2020.
Spielerisch endlich verbessert, doch die Ergebnisse bleiben aus
Doch es sind
eben auch diese Emotionen, die den FCK ausmachen. Emotionen, die auch abseits
des Fußballplatzes nicht zur Ruhe kamen. Wie sollten sie auch. Ein sogenanntes Mitglieder-Forum, das organisiert worden war, um Vorgänge rund um den Rücktritt des
ehemaligen Aufsichtsrats- und Beiratsmitglieds Michael Littig aufzuklären schlug
fehl und befriedigte viele Kritiker nicht. Daraufhin bildete sich eine Gruppe
von Mitgliedern, die eine außerordentliche Mitgliederversammlung anstrebten.
Unterstützt wurde dies öffentlich von ehemaligen Spielern und Funktionären wie
Andy Buck, Martin Wagner oder Rainer Keßler. Vor wenigen Tagen wurde dieser
Antrag nun zurückgezogen. Die erforderlichen 600 Unterschriften wurden nicht
erreicht. Die Initiatoren werfen dem Verein vor, nicht energisch genug
mitgearbeitet zu haben. Die reguläre Jahreshauptversammlung, die im Oktober
stattfinden wird, sie wird mit Sicherheit turbulent. Hoffentlich wird sie
genutzt. Jeder, der Redebedarf hat, sollte sich melden und wenn es bis nach
Mitternacht dauert. Denn danach muss endlich ein Strich unter die Vergangenheit
gemacht werden. Der FCK braucht alle Energie für die Zukunft. Und zwar zum
Teufel nochmal von allen Mitgliedern!
Doch auch
sportlich sollten die Fans in der Anfangsphase der Saison nicht von
Nackenschlägen verschont bleiben. Nackenschläge, die mittlerweile getrost auch als
Prädikat für einen Spielverlauf des FCK stehen könnten. In Münster spielen die
Pfälzer wieder munter auf, führen zweimal. Ich verfolgte das Spiel an diesem
Tag über mein Handy, als es Elfmeter für die Roten Teufel gab. Die Chance, die
Führung auf 2:0 auszubauen. Der Stream der Magenta App – in Liga 3 die einzige
Möglichkeit die Spiele live zu verfolgen – hängt dem realen Spielgeschehen
meist rund 30 Sekunden hinterher. Auf meinem Bildschirm legt sich langsam und
gemächlich Carlo Sickinger den Ball auf dem Elfmeterpunkt zu Recht, da vibriert
auf meinem Handy die FCK App. Ich hatte vergessen sie stumm zu schalten. „Tor
durch Rufat Dadashov“. Ich denke mir noch, das kann ja nicht sein, hege
noch Hoffnung auf das 2:0, doch ahne dabei schon Schlimmes. Und in der Tat:
Sickinger verschießt, Münster schaltet schnell und keine 12 Sekunden später
steht es nicht etwa 2:0 für den FCK, sondern 1:1.
Im
vergangenen Jahr – diese Behauptung wage ich jetzt einfach einmal aufzustellen
– wären die Roten Teufel jetzt auseinander gefallen, das zweite und dritte
Gegentor schnell gefolgt. Doch die Mannschaft steckte trotz des Gegentreffers
nicht auf, kämpfte weiter und erzielte in der 75. Minute durch Timmy Thiele
tatsächlich die erneute Führung. Diese Nehmerqualitäten waren neu – aber eben
noch nicht ausgereift. Denn ebenso schnell fingen sich die jungen Teufelchen
auch wieder den Ausgleich. Und als wäre dies noch nicht Strafe genug gewesen,
patzte kurz vor Spielende auch noch der sonst fehlerlose Lennart Grill, das
Spiel geht so am Ende 2:3 verloren.
So
enttäuschend diese erste Saisonniederlage auch war. Für mich zeigte sie, dass
in dieser Mannschaft etwas entstand. Nein, das ist keine Floskel, wie wir sie im
letzten Jahr nahezu wöchentlich um die Ohren gehauen bekommen haben. In der
vergangenen Spielzeit wurden zwar auch einmal zwei oder drei gute Partien am
Stück abgeliefert, eine echte spielerische Entwicklung war aber nie zu
erkennen. An ihr fehlt es schon seit Jahren! Ganz genau gesagt, seit der
Entlassung von Kosta Runjaic. Doch jetzt
spielte der FCK endlich einmal wieder wortwörtlich Fußball, zeigte insbesondere
im Vorwärtsgang ungeahnte Qualitäten. Neuzugänge wie Janik Bachmann und José
Matuwila bringen eine neue Qualität in den Kader. Matuwila reift mit seiner
unerbittlichen und robusten Art der Zweikampfführung sogar schon zum neuen Publikumsliebling
heran.
Trotz mauer
Resultate ging ich mal wieder mit Lust und Vorfreude auf den Betzenberg. Mit solch
einer Einstellung verzeiht der Fan eben auch einmal ein nicht gewonnenes
Heimspiel.
Die Rückkehr des Selbstwertgefühls: "Wir können's ja doch noch!"
Und die
nächste Chance bot sich ja schon eine Woche nach dem Münster-Spiel: Im
DFB-Pokal empfing der FCK ausgerechnet Mainz 05 zum Pokalfight. Ein Spiel wie
gemalt, um endlich einmal wieder Emotionen zu wecken, eine Generation von
Kindern wieder mit einem Erlebnis zu füttern, das sie Fan des Vereins werden
lässt. In den letzten Jahren fanden solche Spiele leider nicht mehr statt. Für
einen Klub wie den FCK sind sie aber überlebensnotwendig, ja
identitätsstiftend. Sie werden gebraucht, um die Tradition, die alte flammende
Glut, am Glimmen zu erhalten.
Und
tatsächlich. Zum ersten Mal seit dem verlorenen Relegationsspiel gegen
Hoffenheim 2013 erlebte der Betzenberg wieder so ein Spiel. Ich möchte diese
beiden Spiele auf keinen Fall miteinander gleichsetzen, die Bedeutung war eine
ganz andere. Aber dazwischen fanden schlichtweg keine emotionalen Erfolgserlebnisse
mehr statt. Der schleichende Niedergang, der bis ins Mittelmaß der 3. Liga
geführt hat, hatte ganze Arbeit geleistet.
Auch deshalb
wurde der 2:0 Erfolg über Mainz so frenetisch gefeiert. Ein Stück Selbstachtung
war zurückgekehrt. „Wir können‘s ja doch noch“, war an diesem Tag im Block oft
zu hören. Dass im Anschluss an das Spiel sogar T-Shirts mit dem Aufdruck „Derbysieger“
gedruckt und verkauft wurden war mir zwar eine Nummer zu viel, aber geschenkt.
Der Jubel war jedenfalls groß, und mit ihm die Hoffnung, diesen Erfolg jetzt
als Schub mit in die Liga zu nehmen. Schließlich stand Braunschweig vor der
Tür. Sollen sie ruhig kommen.
Denkste. Leider
sorgte auch der Erfolg im Pokal nicht für die heiß ersehnte Konstanz. Auch gegen
Braunschweig lieferte der FCK wieder eine ordentliche erste Halbzeit ab,
Chancen zur Führung waren vorhanden. Doch am Ende stand die erste
Heimniederlage. 0:3. Das war heftig. Die Euphorie wieder einmal verflacht. Doch
ebenso heftig waren die Reaktionen auf die zweite Liganiederlage in Folge.
Eine Trainerdiskussion zur Unzeit: Liegt das Problem nicht tiefer?
Sascha
Hildmann sah sich plötzlich mit einer handfesten Trainerdiskussion
konfrontiert. Investor Flavio Becca sei von ihm abgerückt hieß es da, er sei ohnehin
noch nie ein großer Fan von ihm gewesen. Auch bemängelte Becca die Qualität der
Offensive, forderte einen neuen Stürmer. Zumindest den gab es ein paar Tage
später in Form von Lucas Röser, der von Dynamo Dresden verpflichtet wurde.
Auch Medien,
die sonst sehr zurückhaltend oder gar unterstützend die Hildmann'sche Arbeit
bewerteten, stellten auf einmal die Trainerfrage. Zwei Tage nach der Niederlage
gegen Braunschweig machte gar ein Gerücht die Runde, die Trainerentlassung
stehe unmittelbar bevor, ein neuer Coach schon in den Startlöchern. Der Ergebnissport
Marke Betzenberg, er kann manchmal grausam sein. Hosianna und kreuzige ihn,
diese Ausrufe hört man hier manchmal eben innerhalb von nur einer Woche.
Ein
Trainerwechsel fand am Ende der besagten Woche zwar nicht statt, doch Hildmann
sah sich weiter Vorwürfen ausgesetzt, er lasse Angsthasenfußball spielen, mit
ihm steige der Verein niemals auf oder er habe einfach nicht die Qualitäten,
die ein Trainer am Betzenberg brauche. Ich selbst
habe seit ich Fan dieses Vereins bin schon viele Trainertypen und
Trainerwechsel in Kaiserslautern erlebt. So wie jeder Fan des FCK. Manche Entlassungen
waren berechtigt, andere kamen aus meiner Sicht zu früh, andere viel zu spät. Doch
selten zuvor stand ich einer potenziellen Trainerentlassung kritischer
gegenüber als jetzt. Warum?
Aktuell
steht eine Mannschaft auf dem Platz, die zum ersten Mal seit Jahren wieder mehr
zeigt als Fußball des Mottos „Hoch und weit bringt Sicherheit“. Bislang lieferte
sie in noch keinem Spiel solch desolate Auftritte ab, wie sie letztes Jahr
leider oft an der Tagesordnung waren. Gegen Unterhaching waren beispielsweise gute
Ansätze zu erkennen, bedenkt man noch dazu, dass es das erste Saisonspiel war. Gegen
einen Gegner, der mittlerweile bewiesen hat, dass er zu den erweiterten Aufstiegskandidaten
zählt. Bei den Niederlagen gegen Münster und Braunschweig war viel mehr möglich,
es fehlten Glück und Cleverness. Eine Entwicklung ist also mehr als erkennbar. Auch
ist kein Zerwürfnis zwischen Trainerteam und Mannschaft zu beobachten. Wieso in
aller Welt sollte ich also ausgerechnet jetzt einen Trainerwechsel vornehmen? Aus
reiner Gewohnheit? Weil es dem Bio-Rhythmus vieler FCK-Fans mittlerweile
entspricht? Weil es die Gesellschaft so will? Nein!
Vorzuwerfen
ist der Mannschaft einzig und allein fehlende Konstanz. Doch auch ein
Trainerwechsel bringt hierfür keine Garantie. Und überhaupt: Wer soll denn
überhaupt verpflichtet werden? Welches Trainer-Kaliber, dessen Vita mehr
vorzuweisen hat als die des Sascha Hildmann würde sich denn aktuell den FCK „antun“?
Sascha Hildmann tut es, weil er den Verein liebt, weil er ihn lebt. Davon
dürften es mittlerweile nur noch wenige geben.
Die Mannschaft besteht die erste Drucksituation - Bundesliga auf den Rängen
Die
Mannschaft jedenfalls bewies eine Woche nach dem Braunschweig-Desaster Haltung
und ließ ihren Trainer nicht im Stich. Anders als zum Beispiel letztes Jahr,
als nach einem 0:0 zu Hause gegen Wehen-Wiesbaden, Trainer Frontzeck angezählt
und nach dem folgenden 0:5 in Unterhaching ausgezählt war. In Zwickau
war vom vorgeworfenen Angsthasen-Fußball nichts zu sehen, allenfalls erneut fehlende
Cleverness und Kaltschnäuzigkeit musste man den Roten Teufeln beim 5:3
Auswärtserfolg unterstellen.
Und so
schien die Mannschaft bereit zu sein für das Spiel, was für viele im Umfeld
vorher als das wichtigste des Jahres auserkoren wurde. Das wahre Derby gegen
Waldhof Mannheim stand an. Das erste seit über 18 Jahren. Und mancher Orts war
die Sorge groß, der FCK könnte an den Erwartungen wieder einmal zerbrechen.
Schließlich war gegen Zwickau gewonnen worden, unter Sascha Hildmann bislang
aber noch kein einziges Mal zwei Ligaspiele hintereinander gewonnen worden.
Und hier
wären wir wieder beim Thema Offenbarung. Die Eröffnung etwas bisher
Verborgenem. Verborgen, das trifft auf die Konstanz beim FCK zweifelsfrei zu. Doch
das dies kein Problem allein des Trainers ist, zeigt die Statistik. Nicht nur
ist es Sascha Hildmann in seiner knapp anderthalbjährigen Amtszeit nicht
gelungen zwei Ligaspiele in Folge zu gewinnen. Viel mehr hat der FCK zuletzt im
Jahr 2016 drei Spiele in Folge gewinnen können. Damals hieß der Trainer noch
Tayfun Korkut, die Mannschaft war eine völlig andere und träumte noch vom Spielen
in der Bundesliga. Diese Statistik ist desolat! Konstanz, sie ist beim FCK also
wirklich verborgen.
Doch wie kann sie wiedereröffnet werden? In der Bibel steht
in der Offenbarung des Johannes das sogenannte „Buch mit sieben Siegeln“ – ein
Sinnbild für etwas, was unverständlich ist. Eine Umschreibung, die in vielen
Bereichen auf unseren geliebten und manchmal auch verteufelten FCK zutrifft.
Doch
vielleicht lässt sich so ein Trauma ja mit Emotionen lösen. Immerhin war Derby-Zeit. Fernab der
sportlichen Analyse war das Derby gegen Waldhof Mannheim ein Spiel auf
Bundesliga-Niveau. Stunden vor Spielbeginn war die Innenstadt voll mit rot
gekleideten Lautrer Fans. Bilder, von denen andere Bundesligisten nur träumen
können. Der Bannermarsch hoch zum Betzenberg - hätte man es nicht besser
gewusst - man hätte meinen können, es ist ein Marsch zu einer Meisterfeier.
Kurz vor
Spielbeginn kam es dann zu einer Choreografie, die sich ebenfalls vor keinem
Bundesligisten – auch nicht vor europäisch spielenden – verstecken musste. Über
drei Tribünen gehend, machte sie den ein oder anderen Profi sprachlos.
Hier und da
sorgte die Aufschrift des Transparents „Mannheim verrecke“ für Missstimmung.
Zweifelsohne, man kann über diesen Ausspruch geteilter Meinung sein. Er muss
einem nicht gefallen, man kann ihn auch ablehnen. Ihn aber hochzustilisieren,
zu einem moralischen Tiefpunkt, gar zu einem „Ekel-Eklat“, das ist nichts anderes
als das gierige Haschen nach einer Negativschlagzeile. Und das in einem Derby, das
ansonsten friedlich geblieben ist. Was wurde vor diesem Spiel auch aufgrund
diverser Provokationen beider Fanlager alles befürchtet und gemutmaßt. Solange
es bei solchen verbalen Auseinandersetzungen bleibt, sollten alle Beteiligten
froh sein! Da hat es schon ganz andere Derbys gegeben.
Kühles Ergebnis in heißem Derby - Hildmann muss das Rätsel lösen
Doch zurück
zum Sportlichen. Auch das Spiel hielt den Erwartungen größtenteils stand,
einzig und allein die frühe Mannheimer Führung konnte nicht gefallen. Doch der
FCK kam zurück, sogar endlich einmal durch einen Standard. Und er hatte wieder
Chancen das Duell für sich zu entscheiden. Gegen Ende gingen den Pfälzern
allerdings die Kräfte aus und sie mussten eine Mannheimer Schlussoffensive
überstehen. Kevin Kraus, Torschütze des 1:1 Ausgleichs, rettete unter anderem
spektakulär auf der Torlinie.
So wie es
bislang nicht gelang, zwei Spiele in Folge siegreich zu gestalten, so fällt
leider auch auf, dass es selten gelingt, über die volle Distanz von 90 Minuten
zu 100% die Power konstant auf den Platz zu bringen. Meist scheint nach 60 oder
70 Minuten eine gewisse Spannung abzufallen. Sascha Hildmann bezeichnet es hin
und wieder damit, dass die Mannschaft den Faden verliere. Aber warum? Hierbei
hat auch das Trainerteam noch Arbeit vor sich. In diesem Problem liegt ein
Schlüssel zur Lösung des großen und über allem stehenden Problems, dass da
heißt: Konstanz.
Und so
konnte und musste der FCK am Ende mit einem Punkt leben. Nicht das
Wunschresultat, aber auch kein Desaster. Die „Hürde“
Schifferstadt wurde einige Tage später im Verbandspokal ebenfalls genommen, die
zweite Garde gab sich keine Blöße, unter anderem traf Neuzugang Lucas Röser zum
ersten Mal.
Somit sind
die Vorzeichen für das Auswärtsspiel in Meppen wieder einmal recht positiv,
doch der FCK bleibt eben eine Wundertüte. Die Leistung, sie stimmt
größtenteils. Es gibt keinen Grund, Grundsätzliches in Frage zu stellen oder
gar zu verteufeln. Wäre die Aussage durch die letzten Jahre nicht schon so
verbrannt, würde ich jetzt sagen, sie ist auf dem richtigen Weg. Doch das Ziel
des Weges, es ist versperrt durch ein Hindernis. Es ist die fehlende Konstanz.
Sie bleibt ein Buch mit sieben Siegeln. Es zu öffnen, das bleibt die Aufgabe des Cheftrainers Sascha Hildmann. Eine Aufgabe, die er lösen kann, aber auch schleunigst lösen muss.
Denn der nächste Stimmungsumschwung, er kommt bestimmt.
Quelle: Treffpunkt Betze