Zehn Spieltage sind in der Oberliga jetzt absolviert und sieben Spiele davon habe ich komplett gesehen. Also wirds mal Zeit für so ein kleines Zwischenfazit meinerseits. Nach zehn Spielen steht die U21 nun mit 14 Punkten und 19:18 Toren im Mittelfeld der Nordgruppe. Unter Berücksichtigung, dass zu Beginn der Saison massiv bei der zweiten Mannschaft gespart wurde und man in einem Großteil der Spiele quasi mit einer etwas besseren U19 und vielen noch sehr unerfahrenen Jungs antreten musste, ist das in meinen Augen vollkommen okay. Von der Bandbreite her war auch alles dabei: Von überzeugenden Siegen, über spektakuläre Unentschieden bis hin zu verdienten Niederlagen.
Da die Nachwuchsarbeit ja auch immer ein wichtiger Baustein sein kann, werde ich nun mal ein kleines Zwischenfazit zu interessanten Spielern ziehen bzw. zu solchen, die eigentlich dem Profikader bereits angehören und Spielpraxis sammeln durften.
Lorenz Otto, 20 Jahre, Torhüter:
Ich halte weiterhin viel von ihm. Der bringt alles mit: Reflexe, Strafraumbeherrschung und auch fußballerisch kein schlechter. Der hat in so einigen Spielen frühe Rückstände oder auch Gegentore aus dem Nichts verhindert. Ein sehr solider Rückhalt, bei dem auch generell auffällt, dass er das Spiel schnell machen will, vor allem mit präzisen langen Abwürfen auf die Seite.
Leon Hotopp, 21 Jahre, Innenverteidiger:
Der neue Kapitän der zweiten Mannschaft. Besitzt ja auch eigenlich noch einen Profivertrag bis Saisonende, hat aber bislang nie eine ernsthafte Rolle in der ersten Mannschaft gespielt, u.A. auch durch Verletzungen. Joa, was soll man zu ihm großartig sagen? Eigentlich immer ganz solide und ohne individuelle Fehler im Spiel. Nur als Abwehrorganisator bzw. eigentlicher Defensivboss ist der mir viel zu ruhig. Der muss die Viererkette wesentlich besser dirigieren, das fehlt mir bei ihm. Insgesamt sehe ich nicht, dass er nochmal den Sprung nach oben schafft. Man müsste ihn halt mal gegen stärkere Offensivspieler auflaufen lassen, um genaueres sagen zu können.
Constantin Fath, 21 Jahre, Defensives Mittelfeld/Linker Verteidiger:
Auch so ein Kandidat, der einst noch von Bader einen zweijährigen Profivertrag bekam, im Prinzip aber in dieser Zeit noch weiter von den Profis weg war als Hotopp. Hat jetzt vor Saisonbeginn einen neuen Amateurvertrag unterzeichnet und kickt somit weiterhin bei uns. Also ganz ehrlich, bei dem was ich letzte Saison von ihm bei der U21 gesehen habe, hätte ich ganz klar gesagt: Das wird nix mehr, der fällt deutlich gegenüber dem Rest ab. Umso überraschender, was er diese Saison zeigt: Der Kerl ist plötzlich defensiv ein wichtiger Baustein geworden und absolut nicht mehr wegzudenken. Vom Spielertyp her ist das so eine Arbeitsbiene: Sehr lauffreudig, deckt defensiv gut die Räume ab und stopft Löcher, wenn ein Mannschaftskamerad mal einen offensiven Vorstoß wagt und er versucht auch immer mal wieder lautstark die Defensive zusammenzuhalten und zu dirigieren. Er hat auch ein paar Spiele als LV absolviert, was auch okay war, aber in meinen Augen ist der im DM/ZM besser aufgehoben. Mal sehen, was bei ihm noch so geht.
Mohamed Morabet, 23 Jahre, Zentrales Mittelfeld:
Für ihm fand sich im Sommer ja kein Abnehmer. Aus finanzieller Sicht ärgerlich, aus Sicht eines U21-Trainers definitv ein Glücksfall. Morabet ist zentraler Dreh- und Angelpunkt im Spiel der zweiten Mannschaft. Gefühlt alles läuft über ihn, wenn es mal nach vorne gehen soll. Der lässt sich wahrlich nicht hängen oder sitzt einfach nur seinen Vertrag aus, der geht teilweise richtig als Führungsspieler voran. Mittlerweile würde ich auch sagen, dass er kein Offensivallrounder mehr ist, den man auch mal auf dem Flügel bringen kann, sondern definitiv ein tiefer agierender Spielmacher auf der Acht oder gar Sechs, der das Spiel vor sich haben muss. Für weiter vorne fehlen ihm mittlerweile die Geschwindigkeit und die Fähigkeiten im Eins gegen Eins. Was Ballsicherheit angeht wird der aber mit Abstand der stärkste Spieler in der Oberliga sein. Fast schon legendär fand ich eine Szene gegen Karbach: Drei (!) Gegenspieler auf einmal schafften es dort nicht, ihn vom Ball zu trennen und er bewies sogar noch die Übersicht ein Tor einzuleiten! Da war schon ein kleiner Hauch von Jay-Jay Okocha zu spüren.
Anil Gözütok, 20 Jahre, Offensives Mittelfeld:
Der Junge wird ja bei manchen Fans schon brutal kritisch gesehen und manches Mal sogar fast alles abgesprochen. Das finde ich wirklich unfair, ums mal deutlich zu sagen. Dem hats vor allem defnitiv nicht gut getan, dass er in der Pandemie fast keine Spielpraxis in der Oberliga sammeln konnte und in einer teils kaputten Profi-Mannschaft ziemlich undankbar ins kalte Wasser geworfen wurde, was auch nicht gerade förderlich war. Vor der ganzen Corona-Geschichte war seine Entwicklung herausragend und er hatte in der Saison 19/20 z.B. 14 Scorerpunkte in 17 Spielen gesammelt.
Diese Saison merkte man im ersten Spiel gegen Gonsenheim auch noch deutlich, dass ihm jegliches Selbstvertrauen fehlte, er auf einer Position spielte, die nicht seine ist und er dann auch noch angeschlagen rausmusste. Danach wurde er so langsam besser und besser, machte zwei sehr gute Spiele in Folge als OM mit gewissen Freiheiten und war auch beim mannschaftlich eher schwachen Auftritt in Waldalgesheim noch der beste und aktivste Spieler. Leider, leider wurde er in dem Spiel auch kurz vor Schluss rüde gefoult und zog sich eine Bänderverletzung zu, die ihn vorerst außer Gefecht setzen wird. Der Kerl hat auch echt irgendwie großes Pech.
Maximilian Fesser, 19 Jahre, Linksaußen/Rechtsaußen:
Für mich bislang die Entdeckung der Saison. In fast jedem Spiel der beste Offensivspieler, die elf Scorerpunkte in zehn Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Mit 1,71 m relativ klein, hat aber trotzdem einen muskulösen Körperbau und dementsprechend niedrigen Schwerpunkt. Das gepaart mit einem starken Antritt und guter Geschwindigkeit erinnert mich stark an den jungen Xherdan Shaqiri. Am Besten kommt er zur Geltung, wenn er über links den Sprint anziehen kann, nach innen zieht und dann mit seinem starken rechten Fuß zum Abschluss kommen kann. Aber auch wenn das Spiel mal über rechts läuft, schleicht er sich gerne heimlich von links in den Sechzehner, steht dann meist völlig blank, wird gerne per Flanke oder Pass gesucht und versenkt die Kugel trocken im Netz. Der braucht auch generell nicht viele Chancen um zu treffen. Also der Kerl steht hoffentlich bei Antwerpen auf der Liste, denn den halte ich wirklich für interessant vom Gesamtpaket her.
Elias Huth, 24 Jahre, Stürmer:
Ja, kommen wir zuletzt zum Sorgenkind der Profis. Am Anfang der Saison noch in der Startelf, durfte er wenige Wochen später, während parallel das Derby gegen den Waldhof gespielt wurde, aufm Emmelshausener Dorfplatz kicken. Das sagt schon viel aus. Also zwei große Erkenntnise habe ich aus seinen U21-Einsätzen definitiv mitnehmen können: Zum einen ragt er auch nicht in der Oberliga so wirklich heraus. Da wechseln sich Licht und Schatten ab, woran er aber nicht nur alleine die Schuld trägt, was mich direkt zum zweiten Punkt führt: Huth funktioniert einfach nicht als einzige Spitze, selbst in der fünften Liga nicht. Vergiss es einfach, du machst aus dem keinen Zielspieler mehr.
Im Spiel gegen Karbach, als man irgendwann in doppelter Überzahl spielte, wurde ein zweiter Stürmer eingwechselt und prompt war Elias viel besser im Spiel. Gut, zwei Mann mehr, sind halt auch besondere Umstände gewesen. Danach im Spiel gegen Waldalgesheim war er nominell einzige Spitze, wurde aber von Gözütok in der ersten Hälfte gut unterstützt, weil der quasi als HS weit vorne neben ihm spielte. Da wars auch okay, zweite Halbzeit agierte Anil dann aber tiefer und prompt hing Huth wieder komplett in der Luft. Dann vor einer Woche gegen Salmrohr spielte Huth mal von Beginn an als zweite hängende Spitze neben oder hinter Erijon Shaqiri, der so ein Stürmertyp ist, der sehr über das Körperliche kommt und keinem Zweikampf aus dem Weg geht. Das war dann wirklich gut von Elias, wobei er dann aber auch zwei riesen Chancen liegen lässt.
Also ich sags ganz ehrlich: Wenn Huth nochmal eine Chance bei den Profis bekommen sollte (z.B. jetzt am Mittwoch im Verbandspokal), dann bitte nur mit einem körperlich robusten Sturmpartner wie z.B. Klingenburg an seiner Seite, der viel einstecken kann und Elias dann quasi auf Zuspiele und Gelegenheiten lauern kann oder aber man beendet das Ding im Winter besser endgültig. Denn das bringt auf Dauer keinem was, wenn Huth nur noch in der Oberliga kickt. Entweder man baut ihn jetzt nochmal irgendwie ein oder lässt es ganz, so zumindest meine Meinung zu dem Thema.
So, das war meine Einschätzung zur aktuellen Lage der U21. Ich hoffe mal, ich konnte euch so einen kleinen Einblick zu den interessantesten Spielern geben.