Diskussionsthema zum Artikel: Anfangs Erfolgsrezept: So funktioniert das neue FCK-System
Anfangs Erfolgsrezept: So funktioniert das neue FCK-System
Wie hat sich der FCK nach 19 Spielen unter Markus Anfang taktisch verändert? Warum gelingt noch zu wenig aus dem vielen Ballbesitz? Und was sind derzeit die größten Baustellen?
Markus Anfang scheint sein System gefunden zu haben. Nach anfänglichen Experimenten mit einer Viererkette spielt der 1. FC Kaiserslautern nun beinahe durchgehend in einem 5-2-3-System. Dass Anfang für aktiven Offensivfußball steht, steht, ließ im Sommer viele Fanherzen höher schlagen. In Ansätzen setzt er dies auch beim FCK um. Mit durchschnittlich 51 Prozent Ballbesitz haben die Roten Teufel unter Anfang zwar mehr Ballbesitz als unter seinen Vorgängern Funkel, Grammozis und Schuster, doch das relativiert sich, wenn man sich anschaut, was die Roten Teufel aus dem Ballbesitz machen.
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Ein guter Indikator dafür sind die Statistiken „Progressive Carries“ und „Progressive Passes“. Unter Progressive Carries versteht man Dribblings in der gegnerischen Hälfte mit einem Raumgewinn von mindestens 10 Metern. Hier liegen die Lautrer im unteren Mittelfeld. Gleiches gilt für die Progressive Passes (ein Pass in die gegnerische Hälfte mit mindestens 10 Metern Raumgewinn oder ein Pass in den gegnerischen Strafraum): Hier liegt der FCK mit 620 Pässen auf Platz 11. Zum Vergleich: Spitzenreiter Köln kommt auf 818 Pässe (Stand: 23. Dezember 2024). Die Lautrer haben also mehr Ballbesitz, machen aber zu wenig daraus. Das erkennt man im Spiel oft daran, dass der Ball nur zwischen den Innenverteidigern hin und her gespielt wird.
Schlüsselposition Außenverteidiger
Die Außenverteidiger spielen im System von Markus Anfang eine wichtige Rolle, da sie mehrere Positionen einnehmen können und dies auch immer wieder variabel umsetzen. Am deutlichsten wird dies im Spielaufbau: Hier schiebt der eine Außenverteidiger sehr hoch, um auf dem Flügel eine Überzahl und damit eine Option für einen langen Ball zu schaffen. Sein Pendant auf der anderen Seite bleibt auf Höhe der Innenverteidiger und bietet so eine Kurzpassstation an. Welcher Außenverteidiger welche Rolle ausübt, hängt vom Personal ab. Frank Ronstadt und Erik Wekesser übernehmen aufgrund ihrer Physis den offensiven Part, Jan Gyamerah und Florian Kleinhansl bieten sich aufgrund ihrer spielerischen Qualitäten für den defensiveren, passorientierten Part an.
Besonders deutlich wurde dies im Heimspiel gegen den 1. FC Köln (siehe Grafik). Wekesser schob bei eigenem Ballbesitz sehr hoch und agierte quasi als zweiter Flügelspieler, während Gyamerah deutlich defensiver agierte.
Viel Variabilität in der Offensive
Während in den vergangenen Jahren die Rollenverteilung in der Offensive der Pfälzer immer recht klar verteilt war, sieht dies unter Anfang anders aus. Mit Hanslik und Yokota hat der FCK zwei Stammspieler auf den Flügeln, die keine klassischen Flügelspieler sind. Beide agieren in der Vorwärtsbewegung überwiegend invers. Das heißt, wenn der Ball im Angriffsdrittel der Roten Teufel ist, orientieren sich beide in die Mitte. Yokota rückt dabei gerne auf die 10er-Position vor, während Hanslik häufig neben Ache die zweite Sturmspitze gibt. Da gleichzeitig die Außenverteidiger aufrücken, bleibt die Mannschaft in der Breite erhalten und sorgt so für Gefahr durch die Mitte und über die Außen. Dies geschieht allerdings nicht immer, denn gerade Yokota lässt sich auch gerne nach außen drängen, um dann seine Qualität im 1 gegen 1 auszuspielen. Auch gegen den Ball und im Spielaufbau halten die beiden Flügelspieler die Breite. Je nach Gegner übernehmen Hanslik oder Yokota phasenweise die Manndeckung des gegnerischen Sechsers, um den Spielaufbau zu stören.
Doppel 6: Viel destruktiv, kaum progressiv
Die Doppel-6 des 1. FC Kaiserslautern ist in dieser Saison fast immer ein reiner Abräumer. Zu Beginn übernahm Boris Tomiak diese Rolle, in der zweiten Hälfte der Hinrunde Afeez Aremu. Daneben spielt ein klassischer Box-to-Box-Mittelfeldspieler. Meist Filip Kaloc, aber auch Luca Sirch hat diese Rolle schon übernommen. Die Aufstellung verrät oft etwas über die Hauptaufgabe der beiden Mittelfeldspieler: Verteidigen. Oberste Priorität ist es, die Mitte dicht zu machen, was vor allem in der zweiten Hälfte der Hinrunde gut funktioniert hat. Der FCK kassiert nämlich kaum Gegentore durch die Mitte. Im Gegenzug nimmt die Offensivkraft im zentralen Mittelfeld ab. Nur vereinzelt gelingt es den Lautrern, durch die Mitte zu kombinieren und nicht nach außen auszuweichen. Hier wäre noch mehr möglich, denn gerade Aremu überrascht mit progressiv gutem Passspiel. Leider fehlt im zentralen offensiven Mittelfeld eine permanente Anspielstation, um diese Qualität noch mehr zu nutzen.
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Achillesferse Außenbahn
Die Defensive bleibt auch in dieser Saison das Sorgenkind der Roten Teufel. Zwar gelingt es den Lautrern, das Mittelfeld dicht zu halten, doch dort offenbart sich häufig eine große Schwachstelle. Die Schnittstelle zwischen Außen- und Innenverteidiger ist immer wieder ein gefundenes Fressen für den Gegner, um hinter die Kette zu kommen. Zudem fehlt es immer wieder an Kompetenz, wenn der Gegner über die Außenbahnen kommt. Denn das Spiel mit einer Doppelsechs hat den Nachteil, dass ein zentraler Mittelfeldspieler bei gegnerischer Überzahl auf den Flügeln nur schwer ausweichen kann, ohne riskante Lücken im zentralen Mittelfeld zu hinterlassen. Wie es aussieht, wenn diese Schwächen konsequent ausgenutzt werden, konnte man beim Auswärtsspiel in Darmstadt gut beobachten.
Die Winterpause als Chance
Die Handschrift von Markus Anfang ist mittlerweile deutlich zu erkennen. Die Systemumstellung und die Serie von sieben Ligaspielen ohne Niederlage nach der ersten Länderspielpause zeigen, dass die Ideen des Cheftrainers greifen und er auch vor (personellen) Veränderungen nicht zurückschreckt. Und dass der FCK die Winterpause genutzt hat, um an den noch vorhandenen Problemen wie der defensiven Anfälligkeit über die Außen und mehr Offensivpower durch das Zentrum zu arbeiten, wurde spätestens mit den überzeugenden Auftritten gegen Ulm und Fürth bestätigt, bei denen der FCK eher unglücklich Gegentore kassierte und offensiv mehr Durchschlagskraft demonstrierte.