Diskussionsthema zum Artikel: Niklas Levinsohn: „Sehr cool, dass der FCK wieder da ist“
Niklas Levinsohn: „Sehr cool, dass der FCK wieder da ist“
Drei Fragen, drei Antworten: Niklas Levinsohn über die Vielseitigkeit des Fanseins als Lautrer, die Hinrunden-Performance und warum sich selbst Eintracht-Fans über die Rückkehr des FCK freuen.
Eine Geschichte, die so alt ist wie der Fußball selbst: Wenn man als Kind zum ersten Mal ein Fußballstadion von innen sieht. Hier werden die allermeisten Fußball-Fans geboren. So geschah es auch bei Niklas Levinsohn. Sein Vater nahm in einst mit auf den Betzenberg und seitdem ist es um ihn geschehen. Niklas ist aber nicht einfach nur Fußballfan, sondern auch Twitch-Streamer, Podcaster und zusammen mit Nico Heymer und Christoph Kröger Host des YouTube Kanals Calcio Berlin. Der Podcast 50+2, den er ebenfalls mit Nico Heymer regelmäßig produziert, ist regelmäßig ganz weit oben in den Podcast Charts zu finden - und auch die anstehende Live-Tour ist bereits ausverkauft. Obwohl sich sein Tagesgeschäft hauptsächlich der Bundesliga und dem internationalen Topfußball widmet, hat er immer ein Auge auf den FCK.
Es gibt nichts Langweiligeres als jede Woche zu gewinnen
Treffpunkt Betze: In einem Tweet Anfang März 2021 hast du geschrieben: Ich als 12Jähriger zum ersten Mal auffem Betze: „Wow gegen Dortmund gewonnen. Trikots sind auch cool. Ich glaub, ich bin jetzt Fan“. Ich 17 Jahre später: „Du kleiner Vollidiot, was hast du mir angetan“. Wie sähe dein heutiger Tweet zum FCK aus? Und wie bewertest du die Entwicklung des Vereins seit Beginn der Ära Hengen?
Niklas Levinsohn: Das war damals schon mit einem halben Augenzwinkern gemeint, denn der Leidensweg hat ja nicht erst da begonnen. Der ging ja schon deutlich früher los. In meinem ersten vollen Jahr als neuer FCK-Fan stand direkt der Bundesligaabstieg am Ende. Das habe ich damals mit einem Mannschaftskollegen vom Fußball zusammen im Vereinsheim verfolgt. Und ich weiß noch, ich habe bittere Tränen geweint, als Cedric Makiadi bei Wolfsburg eingewechselt worden ist und das ganze Ding zuungunsten des FCK gedreht hat. Heute - aber auch grundsätzlich - würde ich sagen, dass ich dankbar bin, das ich bei einem Club gelandet bin mit einer bewegten Geschichte, mit einer tollen Fanszene und bei dem es auch für meinen Geschmack ein bisschen zu lange runterging, aber bei dem es hoch und runter geht.
Weil dieses Zusammenspiel aus Scheiße fressen und das hinzunehmen - und dann sich aber umso mehr freuen zu können, wenn es dann wieder bergauf geht. Auch wenn es derzeit in Anführungsstrichen nur die 2. Bundesliga ist, denn in meinem Selbstverständnis ist der FCK eigentlich ein Bundesligaclub. Dafür bin ich dankbar, denn es ist ein super spannendes Fansein, dass emotional sehr unterschiedlich sein kann und ich finde, das macht Fan sein aus. Ich könnte mir nichts Tristeres vorstellen, als Woche für Woche ein Haken an den nächsten Sieg zu machen. Gerade dieses die Hände überm Kopf zusammenschlagen und sich denken: „Was machen die da eigentlich“ gehört einfach dazu und macht auch den Charme von einem Verein aus
Jeder Neuzugang wäre Bonus
Treffpunkt Betze: Der 1. FC Kaiserslautern trägt mittlerweile die typische Schuster‘sche DNA: Wenig Ballbesitz, viel Kampf, schnelles Umschalten. Zudem belegen die expected points, dass der FCK nicht zu Unrecht dort oben steht. Siehst du nach der Hinrunde überhaupt noch Raum für Entwicklung? Und siehst du Positionen, auf denen sich der FCK im Winter noch verstärken sollte?
Niklas Levinsohn: Ich finde schon, dass es noch Raum für Entwicklung insofern gibt, dass ich der Meinung bin, dass die Chancenverwertung noch besser sein könnte. Laut Sofascore hat Terrence Boyd acht vergebene Großchancen - was gar keine Kritik an ihm sein soll, denn er ist ein fantastischer Stürmer, der als Person und als Spieler unheimlich wichtig für den Verein ist. Aber ich erinnere mich an ein paar Szenen, wo er relativ frei vor dem Tor aufgetaucht ist, und da ist mein Gefühl, dass da eigentlich noch mehr ginge. Auch die beiden Remis gegen Darmstadt und Magdeburg sind für mich Paradebeispiele, wo noch ein Ticken mehr drin gewesen wäre. Klar kam man erst nach einem krassen Rückstand zurück - das muss man auch erst einmal schaffen, aber das in diesen beiden Partien nach dem Drehen des Spiels noch mal der Ausgleich gefallen ist, ist irgendwo auch ein bisschen bitter. Deswegen wäre ‚Ergebnisse über die Zeit retten‘ noch etwas, was ich mir für die Rückrunde wünschen würde.
Den Kader finde ich recht stabil, so wie er ist. Ich hatte ein bisschen das Gefühl, dass man in der Innenverteidigung gemerkt hat, dass das Tempo in der 2. Liga ein anderes ist. Da haben wir ein paar Spieler, die vielleicht grundsätzlich nicht die beweglichsten, dynamischsten Kerle sind und sich erst einmal akklimatisieren mussten. Aber alles in allem bin ich damit, wie die Mannschaft insgesamt performt, sehr zufrieden. Klar, ein Neuzugang ist immer Bonus, aber ich habe jetzt nicht das Gefühl, dass es eine konkrete Baustelle im Kader gäbe, auf der dringend noch was passieren müsste. Was auch dafür spricht, dass der Kader im Vorfeld der Saison gut geplant worden ist, denn wenn man im Winter dasteht und sagt: „Da, da und dort müssen wir nachbessern“, dann steht das häufig für versäumte Arbeit im Sommer. Ich finde Opoku auch einen spannenden Transfer, von dem ich mir in der Rückrunde recht viel erhoffe. Also da ist einiges passiert, dass sehr positiv ist. Alles in allem bin ich damit recht glücklich.
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Auch andere freuen sich, dass der FCK wieder da ist
Treffpunkt Betze: Trainerverschleiß, sportliche Abstiege und wirtschaftliche Desaster. So ließen sich bis zur Rückkehr in Liga 2 die letzten 10 Jahre des FCK zusammenfassen. Du bewegst dich selbst in sportjournalistischen Kreisen: Wie erlebst du aktuell den Stellenwert des FCK aktuell? Wird wieder anders über den Traditionsverein aus der Pfalz gesprochen?
Niklas Levinsohn: Ein sehr guter Freund von mir hat viele Jahre für Eintracht Trier gearbeitet und es war immer wirklich anstrengend mit ihm, weil er sich immer sehr über die Misserfolge des FCK gefreut hat. Aktuell gibt es für ihn da aber nicht so viel zu holen, denn im Erfolg ist es schwierig, hämisch zu sein. Mein Grundgefühl ist, dass selbst Leute wie mein Arbeitskollege Nico Heymer, der Eintracht Frankfurt-Fan ist - also jetzt auch nicht gerade von Natur aus dem FCK zugeneigt, sich im Moment freuen. Denn ich glaube, auch wenn man Fan von einem anderen Verein ist, kann man den unheimlichen Mehrwert des FCK unabhängig vom sportlichen für Fußball-Deutschland anerkennen. Denn was da mobil gemacht wurde Endspurt der dritten Liga um den Aufstieg und was da jetzt abgeht in dieser Saison, mit was für einer Entourage zu Auswärtsspielen gereist wird. Da muss man schon sehr engstirnig sein, wenn man davor die Augen verschließt. Deswegen ist mein Gefühl, dass die meisten Leute sagen: „Sehr cool, dass der FCK wieder da ist“. Weil der Verein als Gesamtpaket der Deutschen Fußballlandschaft einfach guttut.
Quelle: Treffpunkt Betze