Beiträge von Tim

    Diskussionsthema zum Artikel: Daisuke Yokota: Der X-Faktor im Aufstiegsrennen?


    Daisuke Yokota: Der X-Faktor im Aufstiegsrennen?

    Die Leihe des Japaners erwies sich als Glücksgriff. Im Saisonendspurt könnte „Dai“ nun zum entscheidenden Spieler werden – wenn er eine Schwäche in den Griff bekommt.


    Die letzten Spiele der Roten Teufel haben bei vielen Fans zu Recht für Frust gesorgt. Vor allem ein Aspekt ging dabei unter: Daisuke Yokota ist zurück. Der Flügeldribbler kehrte nach seiner Verletzung gegen den 1. FC Nürnberg ins Team zurück und war in seinen 45 Minuten gegen den "Club" der Spieler, der den Unterschied ausmachte. Daniel Hanslik erhielt zwar zunächst den Vorzug, wurde dann aber ungewöhnlich früh durch den Japaner ersetzt. Das Ergebnis? Die meisten herausgespielten Chancen aller Spieler und die meisten abgeschlossenen Dribblings. Kurzum: Daisuke Yokota drehte das Spiel und riss es an sich. Zwar blieb die Kunst des 24-Jährigen brotlos, doch sein Einfluss auf den Spielverlauf war - trotz fehlender Tore - unübersehbar. Die Art und Weise, wie der Leihspieler aus Genk reihenweise Abwehrspieler stehen ließ und die Angriffe der Roten Teufel lenkte, ist in der zweiten Liga einzigartig - und könnte zum X-Faktor im Aufstiegsrennen werden.


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    Last Minute Transfer mit Anlaufschwierigkeiten


    Am Deadline Day des Sommertransferfensters wechselte der Weltenbummler auf Leihbasis zum FCK. Ein Transfer, den die wenigsten auf dem Zettel hatten. Ebenso unvorstellbar wie der Transfer war die Einschätzung des sportlichen Mehrwerts. Yokota kam in der Vorsaison auf 18 Einsätze mit sieben Toren und einer Vorlage für Poldi-Club Gornik Zabrze in der ersten polnischen Liga. Die Übersetzbarkeit für die zweite Liga ist zugegebenermaßen schwierig. Dass der Japaner die komplette Vorbereitung mit der Mannschaft verpasste, erschwerte zudem die Aussicht auf sofortige Hilfe zusätzlich. Doch mit etwas Anlauf schaffte der 1,71 Meter große Flügelspieler den Durchbruch. Nach anfänglichen Schwierigkeiten etablierte sich „Dai“ mit guten Leistungen und konnte beim Sieg gegen den SC Paderborn endlich eine Vorlage beisteuern. Mit den Roten Teufeln schwamm der Neuzugang auf der Erfolgswelle: Ein Tor und eine Vorlage in Düsseldorf sowie eine weiterer Assist beim Remis gegen Magdeburg. Bei einigen Fans wurden Erinnerungen an Tymo Puchacz wach, der wie Yokota auf Leihbasis kam und den Betze viel zu kurz verzauberte.

    Offensiver Fixpunkt


    Ein Blick auf die „klassischen“ Statistiken reicht oft nicht aus, um den Mehrwert des Dribblers darzustellen. So sind Yokotas vier Tore und drei Assists zwar ordentlich, aber wenig beeindruckend, wenn selbst vermeintliche Defensivspieler wie Luca Sirch auf ähnlich viele Scorerpunkte kommen. Gräbt man tiefer, wird klar, dass „Dai“ nicht mehr viel fehlt, um zur absoluten Spitze der Liga aufzuschließen. Schon im Dribbling ist der Neuzugang kaum zu stoppen. So liegt er bei den abgeschlossenen Dribblings pro 90 Minuten mit 3,3 auf Platz zwei aller Offensivspieler, das sind fast 0,6 Dribblings mehr als beispielsweise Ibrahim Maza. Auch im spielerischen Bereich kann sich der Linksfuß sehen lassen, auch wenn er nicht zur absoluten Spitze gehört. Mit 2,25 wichtigen Pässen p90 liegt der Japaner im selben Vergleich in den Top Ten der Liga und und kreiert mit 0,51 Großchancen p90 sehr starke Werte. Zum Vergleich: Kreativkraft Marlon Ritter kommt auf 0,28 Großchancen p90.


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    Per Abschlussstärke zum X-Faktor


    Doch was fehlt? 1,53 Schüsse p90 sind extrem wenig und zeigen, dass Yokota erst den Pass und dann den Abschluss sucht. Dabei kann er das, wie auch der ehemalige Cheftrainer Markus Anfang mit Blick auf den Traum-Schlenzer in Düsseldorf sagte: "Er hat gezeigt, dass er es kann, aber er muss vielleicht noch mehr aus seinem Torabschluss machen." Kopfsache oder Qualität? Hier lohnt sich ein Vergleich zwischen Expected Goals und Expected Goals on Target (xGOT). Der „klassische“ xG-Wert bewertet bekanntlich eine Chance, sobald sie sich ergibt. Bei xGOT hingegen wird die Chance nach dem Abschluss bewertet. Und genau hier kommt die Abschlussqualität ins Spiel. „Dai“ machte vor seinem Abstauber gegen Schalke aus 0,15 xG am Ende 0,13 xGOT, d.h. er verschlechterte sogar die Chancen, die er bis dahin hatte.


    Zum Vergleich der Hamburger Dompé: Aus 0,12xG zaubert der Franzose stolze 0,27 xGOT. Zugegeben, der Vergleich mit dem wohl besten Flügelspieler ist nicht ganz fair und Yokotas Abschlussqualität ist keineswegs unterirdisch, sondern eher durchschnittlich. Dennoch zeigen die Statistiken, dass Daisuke Yokota zwar in Sachen Dribbling und Spielgestaltung mit der Liga-Elite mithalten kann, in Sachen Torgefahr aber noch eine Lücke klafft. Schließt „Dai“ diese Lücke, ist er nicht mehr aufzuhalten und könnte die Roten Teufel in noch höhere Sphären katapultieren. Die Grundvoraussetzungen, das haben Tore wie gegen Düsseldorf gezeigt, sind vorhanden.

    Absehbarer Abschied mit Happy End?


    Trotz seiner Schwächen hat sich der quirlige Japaner in dieser Saison ins Rampenlicht gespielt. Nicht nur den FCK-Fans dürften die Qualitäten des 24-Jährigen aufgefallen sein, auch andere Teams werden um ihn buhlen. Dabei haben die Roten Teufel nur wenige Asse im Ärmel. Zum einen ist Yokota ein Leihspieler, zum anderen kann sein Heimatverein Genk mit Erstligafußball und vielleicht sogar internationalen Wettbewerben locken. Und auch in Deutschland und Umgebung dürfte der Name Yokota mittlerweile einigen höherklassigen Vereinen ein Begriff sein. Nur ein möglicher Aufstieg könnte den Japaner zum Bleiben bewegen, doch selbst dann wäre eine teure Ablöse fällig - immerhin konnte der Ex-Spieler von Gornik Zabrze seinen Marktwert auf 2,5 Millionen Euro steigern. Es bleibt also nichts anderes übrig, als die Zeit mit dem Flügelzauberer zu genießen und sich an jedem Übersteiger, jeder Finte und jedem schönen Ballkontakt zu erfreuen.

    Diskussionsthema zum Artikel: Lieberknecht will „die Saison mit Mut & Risiko verlängern“


    Lieberknecht will „die Saison mit Mut & Risiko verlängern“

    Das erste Spiel unter Torsten Lieberknecht ist gleich ein "Playoff-Spiel". Wer den gesperrten Maxi Bauer ersetzt, will der neue Mann an der Seitenlinie noch nicht verraten.


    Der überraschende Trainerwechsel unter der Woche hat neuen Schwung in den Aufstiegskampf der Roten Teufel gebracht. Nach der Niederlage in Braunschweig schien das Thema Aufstieg bereits abgehakt – doch unter dem neuen Cheftrainer Torsten Lieberknecht ist das Ziel klar formuliert: Platz 3 soll es werden. Dafür muss der 1. FC Kaiserslautern allerdings vier Punkte aufholen: Neben drei Punkten Rückstand auf Magdeburg trennt beide Teams auch ein deutlich schlechteres Torverhältnis. Doch bevor man auf die Konkurrenz schielt, gilt es die eigenen Hausaufgaben zu machen.


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    Am Sonntag gastiert der FC Schalke 04 auf dem Betzenberg. Die mit hohen Erwartungen gestarteten Knappen wurden nach einem holprigen Start von Trainer Kees van Wonderen stabilisiert. Dennoch werden die Gelsenkirchener das ursprünglich ausgegebene Ziel - oberes Tabellendrittel - deutlich verfehlen. Schalke ist derzeit nicht in Form, gewann nur eines der letzten fünf Spiele. Immerhin trotzte man letzte Woche dem HSV in Unterzahl ein 2:2 ab. Nur drei Mannschaften haben aus den letzten fünf Spielen weniger Punkte geholt, darunter auch der FCK. Dabei könnten die Roten Teufel etwas von den Schalkern lernen.

    Fokus auf dem Team


    Auf den Gegner will Lieberknecht noch nicht schauen: „Der Fokus liegt auf uns. Schalke hat gezeigt, dass sie keine Laufkundschaft sind, aber das sind wir auch nicht. Sie haben sich letzte Woche von ihren eigenen Fans tragen lassen, sind über sich selbst hinausgewachsen und haben einen Erfolg erzielt. Das können wir auch. Viele Sachen sind hier gut gelaufen, wir stehen nicht ohne Grund so weit oben in der Tabelle.“ Die kurze Spielvorbereitung will Lauterns neuer Cheftrainer mit „kleinen Gesprächen“ und „Sicherheit“ gestalten. „Es gilt Sicherheit aufzubauen und sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Dabei dürfen wir das Team nicht überfrachten, eine klare Aufgabenstellung soll umgesetzt werden. Wir können noch viel erreichen und das sollte im Vordergrund stehen.

    Playoff-Fußball am Betzenberg


    Dabei weiß Lieberknecht sehr genau, wo er bei seiner Mannschaft ansetzen möchte: „Hauptsächlich geht es mir darum, dass man eine hohe Aktivität zeigt, egal oder mit Ball. Eine Sache, die mir direkt aufgefallen ist, ist die Strafraumbesetzung. Da bin ich direkt mit dem Team ins Detail gegangen. Die Niederlagen aus den vergangenen Spielen gilt es abzustellen, die Mannschaft ist stabil. Wir möchten nach vorne schauen und das Bestmögliche am Sonntag herausholen. Dabei gehen wir ins Risiko und dürfen keine Angst vor Fehlern haben.“ Auch das große Ganze hat der Ex-Darmstädter im Blick: „Für das Saisonende bin ich optimistisch, wir wollen dranbleiben und dann mal schauen. Die jetzigen Spiele sind quasi wie Playoffs. Deshalb wollen wir am Wochenende unbedingt gewinnen. Diese Haltung will ich von jedem Spieler sehen, in jeder Situation.“ Besonders einen Spieler stellte Lieberknecht zudem heraus: „Es ist ein Privileg, mit Ragnar zu arbeiten. Der FCK kann froh sein, so einen Spieler zu haben.“

    Keine neuen Ausfälle - Bauer gesperrt


    Innenverteidiger Maxi Bauer ist aufgrund seiner fünften Gelben Karte für das Duell mit Schalke gesperrt, Afeez Aremu und Hendrick Zuck fallen weiterhin aus. Ansonsten kann das Trainerteam aus dem Vollen schöpfen, auch die zuletzt angeschlagenen Ragnar Ache und Dai Yokota sind fit und bereit für Sonntag.


    Unterstützung von den Rängen wird es reichlich geben, schließlich ist das Fritz-Walter-Stadion restlos ausverkauft. Dazu kommen lautstarke 4.728 Gäste aus Gelsenkirchen. Alles ist angerichtet für das erste Playoff-Spiel der Roten Teufel.


    Quelle: Treffpunkt Betze

    Diskussionsthema zum Artikel: Die unbarmherzige Seite des Geschäfts – und der FCK mittendrin


    Die unbarmherzige Seite des Geschäfts – und der FCK mittendrin

    Der FCK hat erneut bewiesen, dass eine ruhige Saison in der Pfalz ein Ding der Unmöglichkeit ist – und dass weder Dankbarkeit noch Kontinuität zu den Betze-Tugenden zählen.


    Plötzlich ging alles ganz schnell: Während die Spieler nach der 0:2-Niederlage in Braunschweig noch ihre Wunden leckten, berichtete Sky Sport von einer Krisensitzung der FCK-Verantwortlichen. Und während die Fans noch über die Zukunft ihres Cheftrainers spekulierten, folgte die nächste „Bombe“: Nach nur 30 Spielen trennt sich der 1. FC Kaiserslautern von Trainer Markus Anfang und dessen Assistenten Florian Junge. Am späten Dienstagabend präsentierten die Roten Teufel bereits den Nachfolger: Torsten Lieberknecht übernimmt den rot-weißen Trainerstuhl. Als Grund nannte der Verein zunächst nur „die Eindrücke der letzten Wochen“. Wohlgemerkt: Trotz zuletzt durchwachsener Ergebnisse hatte der FCK unter Anfang den fünftbesten Punkteschnitt der letzten zehn Jahre in Liga zwei – und noch realistische Chancen auf den Relegationsplatz. Angesichts dieser Bilanz wirkt die Trennung alles andere als würdevoll.


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    Funkels Rat schnell verhallt


    Die Ära Markus Anfang ist zu Ende. Und doch war es keine Ära, auch wenn es anfangs ein wenig nach etwas Neuem, nach etwas Großem aussah. Der Ex-Dresdner übernahm den pfälzischen Traditionsclub zur Saison 2024/25 von Friedhelm Funkel, der zum Abschied noch zur „Geduld mit dem neuen Trainer" mahnte: „Das würde dem FCK gut tun.“ Anfang krempelte daraufhin Kader und Spielidee um. Insgesamt 13 Neuzugänge kamen, das System wurde auf Ballbesitz und Attraktivität ausgerichtet. Doch die ersten Spiele waren alles andere als attraktiv. Zwar gelangen zu Beginn noch glückliche Siege, doch anschließend blieb der FCK fünf Spiele sieglos. Nach dem 0:1 in Elversberg am 8. Spieltag wurde bereits über eine frühzeitige Trennung spekuliert.


    Nach der anschließenden Länderspielpause zeigte sich Anfang lernfähig, stellte sein System auf eine Fünferkette um – und die Wende begann. Der FCK gewann zwei, dann drei Spiele in Folge. Dem Derbysieg gegen den KSC folgte am 15. Spieltag sogar der zweite Tabellenplatz, ehe nach dem Dämpfer in Darmstadt gegen Köln sogar die Chance auf die Herbstmeisterschaft bestand. Zwar verloren die Pfälzer auch dieses Spiel, legten aber in der Winterpause nach – mit Erfolg: Vier Siege und insgesamt fünf Spiele ohne Niederlage zu Beginn der Rückrunde. Es folgte zwar ein „Realitätscheck“, doch eines verloren die Pfälzer nie aus den Augen: die Aufstiegsränge.

    Die Hoffnung auf Kontinuität


    Mit dem Erfolg zum Rückrundenstart zog auch der Geist der Hoffnung auf die Tribünen und in die Köpfe der FCK-Fans ein. Zwar erwies sich die Liga als unberechenbar ausgeglichen, doch mindestens die halbe Pfalz begann mit der ersehnten Rückkehr in die Bundesliga zu liebäugeln. Nicht aber der Cheftrainer, wie er immer wieder betonte. Egal ob Sieg oder Niederlage: Anfang weigerte sich beharrlich, das Wort „Aufstieg“ in den Mund zu nehmen. Stattdessen predigte er stets die Weiterentwicklung und widersprach – selbst nach der 0:2-Niederlage in Magdeburg – der These, man habe den Aufstieg als Ziel ausgerufen. Der kicker bezeichnete diesen Schutzmechanismus als "lächerlich".


    Im Nachhinein scheint klar: Auch intern stießen diese Aussagen auf Missfallen. Am Ende bleibt nur die Bilanz: Markus Anfang hat mit dem FCK 13 Spiele gewonnen, in 30 Partien 46 Punkte geholt und Spieler wie Luca Sirch oder Daniel Hanslik enorm weiterentwickelt. Die Roten Teufel haben noch immer realistische Chancen auf den Relegationsplatz und werden das zu Saisonbeginn ausgegebene Ziel einer (tabellarisch) ruhigen Saison definitiv erreichen. Doch die Art und Weise der Trennung sowie der erneut rücksichtslose Umgang mit einem verdienten Trainer lassen etwaige Kontinuitätswünsche der sportlichen Leitung wie Märchen erscheinen.

    Alles auf Aufstieg?


    Wo anfangen beim 1. FC Kaiserslautern? Ein Blick zurück: In der Saison 2021/22 verspielen die Lautrer nach starkem Beginn den direkten Aufstieg, Thomas Hengen trennt sich von Marco Antwerpen – trotz großer Fanunterstützung. Dirk Schuster übernimmt, steigt auf, landet in der Folgesaison im gesicherten Mittelfeld. Es folgt die Chaos-Saison 2023/24. Nach einem Formtief im Herbst und einer eher ordentlichen Hinrunde wird Schuster mit der Begründung „Stagnation ist Rückschritt“ entlassen. Grammozis übernimmt, bleibt erfolglos, wird nach sechs Spielen wieder abgelöst. Unter dem Feuerwehrmann Funkel rettet sich der FCK am 33. Spieltag vor dem Abstieg und übergibt an Markus Anfang. Dieser stabilisiert die Mannschaft, schnuppert an der Tabellenspitze und wird dennoch nach drei Niederlagen in Folge entlassen.


    Die Botschaft aus der Chefetage auf dem Betzenberg ist klar: Alles auf Aufstieg. Denn auch folgendes Szenario wäre denkbar gewesen: Ein versöhnlicher Saisonabschluss irgendwo zwischen Platz vier und neun, dazu ein versöhnlicher Abschied von Markus Anfang am Saisonende, gepaart mit einem Neustart unter Lieberknecht zur Saison 2025/26. Auch ein solcher Ausgang der Liaison mit Anfang wäre zwar ungewöhnlich, aber keineswegs aktionistisch gewesen.

    Chaoslautern is widder do!


    So wechselt der 1. FC Kaiserslautern vier Spieltage vor Schluss den Trainer - sehr wahrscheinlich, um den Aufstieg doch noch zu erzwingen. Zwar ist unter Torsten Lieberknecht kaum mit einer Wende oder gar dem Aufstieg zu rechnen – doch andere Rückschlüsse lässt die Personalentscheidung kaum zu. Viel wahrscheinlicher: Der Effekt verpufft – und der nächste Neuanfang steht bevor. Für Markus Anfang ist es jedenfalls ein kleines Déjà-vu, denn auch in den Saisons 2018/19 und 2022/23 musste er beim „Effzeh“ und in Dresden kurz vor Saisonende seinen Hut nehmen. Damals hatte Anfang allerdings einen im Ligavergleich deutlich stärkeren Kader zur Verfügung.


    Am Ende gilt im Fußball vor allem eine Weisheit: „Wer trifft, hat Recht“. Schafft der FCK mit Torsten Lieberknecht die Aufholjagd, wird spätestens in der neuen Saison niemand mehr über die Personalie Anfang reden. Wenn nicht, und dieses Szenario gilt als wahrscheinlicher, muss man sich darüber im Klaren sein, dass wieder ein neuer Trainer, ein Kurswechsel und ein Richtungswechsel dazu führen können, dass irgendwann niemand mehr weiß, wohin die Reise eigentlich geht. Denn wer ständig neue Wege einschlägt, verliert irgendwann die Richtung. Vielleicht schafft Lieberknecht das Wunder. Vielleicht aber auch nicht. In jedem Fall gilt: Eine ruhige Saison ist auf dem Betzenberg die absolute Ausnahme.

    Diskussionsthema zum Artikel: Aufstiegsangst am Betzenberg?


    Aufstiegsangst am Betzenberg?

    Zu viel Understatement, zu wenig Selbstvertrauen? Die Niederlage gegen den 1. FC Nürnberg bestätigt ein wiederkehrendes Muster: Sobald es ernst wird, knickt der FCK ein.


    Obwohl sich die Pfälzer anschicken, die beste Saison seit zehn Jahren zu spielen, fehlt auf dem Betze noch der letzte Schritt in Richtung Spitze. Zwar werden Pflichtaufgaben gegen Teams wie Jahn Regensburg, Preußen Münster oder Hertha BSC souverän gelöst, doch in den entscheidenden Momenten fehlen die letzten Körner. Dabei scheint es egal zu sein, ob der FCK gegen Mannschaften wie Magdeburg und den HSV unterlegen ist oder sich – wie gegen den 1. FC Nürnberg oder in Paderborn – selbst schlägt. Immer dann, wenn die Tabellenspitze in Sichtweite rückt, gelingt es den Roten Teufeln nicht zu punkten. Ist der Druck – bei allem Understatement – am Ende doch zu groß?


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    Selbst geschlagen


    Es ist fast schon paradox: Beim Comeback von Miro Klose zeigen die Roten Teufel eine ihrer besten Halbzeiten der Saison und müssen dennoch sehr unzufrieden sein. Dabei kann man den Männern in Rot kaum einen Vorwurf machen. Der 1. FC Kaiserslautern dominierte das Spiel und spielte die Gäste in den letzten 30 Minuten buchstäblich an die Wand. Doch am Samstagabend reichten den Gästen eine Standardsituation, ein Sonntagsschuss und laut Sofascore die beste Torwartleistung der gesamten Saison, um den FCK in die Knie zu zwingen. Cheftrainer Marcus Anfang brachte es treffend auf den Punkt: „Wir haben uns selbst geschlagen.“ In der Tat ist es derzeit zu einfach, gegen die Roten Teufel Tore zu erzielen – und damit Spiele zu gewinnen. Es war bereits das zweite Spiel in Folge, das die Pfälzer nach den Worten ihres Trainers „gegen sich selbst“ verloren haben.

    Defensive Bauchschmerzen


    Anfang attestierte seiner Mannschaft nach dem Spiel erneut Defensivprobleme, die sich – „egal ob mit Vierer- oder Fünferkette“ – durch das gesamte Lautrer Spiel ziehen. Doch woran liegt das? Vor allem auf den Außenbahnen fehlt es an Stabilität. Die Aufstellungen der letzten Wochen unterstreichen diese Schwachstelle: Immer wieder rotiert der FCK-Trainer auf den defensiven Flügelpositionen. Gegen Nürnberg griff Anfang tief in die Trickkiste: Auf der linken Seite begann Kenny Redondo in der Startelf – ob als taktische Maßnahme oder als Denkzettel für die etatmäßigen Linksverteidiger Wekesser und Kleinhansl, bleibt offen. Auch auf rechts wechselte Anfang durch, doch Jan Gyamerah blieb weitgehend blass. Unterm Strich fehlt auf beiden Seiten ein klarer Stammspieler.

    Mediales Versteckspiel


    Bleiben wir bei der Defensive: Die Aussagen, die in letzter Zeit durch die Presse geisterten, klangen äußerst zurückhaltend. Während Ragnar Ache nach dem 3:1-Sieg gegen Fortuna Düsseldorf die Lust auf den Aufstieg durchblicken ließ, trat Cheftrainer Anfang auf die Bremse: „Wir haben nie gesagt, dass wir um den Aufstieg mitspielen.“ Auch die Niederlage in Magdeburg wurde von den Verantwortlichen medial nicht überbewertet - eine Entscheidung, die durchaus auf Kritik stieß. In Fankreisen wie auch in einigen Redaktionen wurde das notorische Understatement, das der FCK seit einiger Zeit an den Tag legt, als Schutzmechanismus vermutet, um sich im Falle des Nichtaufstiegs nicht rechtfertigen zu müssen.


    Andere wiederum interpretierten diese Aussagen als notwendige Demut, die man in der Pfalz lange vermisst habe. Allerdings birgt dieses mediale Versteckspiel und die konsequente Vermeidung des A-Wortes auch die Gefahr einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Denn wenn man immer wieder beteuert, nicht um den Aufstieg zu spielen, spielt man vielleicht irgendwann wirklich nicht mehr um den Aufstieg. Das wäre schade, denn die Voraussetzungen für einen Kampf um die Top 3 sind zweifellos gegeben - und zwar unabhängig davon, wie ausgeglichen die obere Tabellenhälfte ist oder wie wenig Punkte am Ende für die Bundesliga reichen. Beispiel gefällig? Union Berlin stieg in der Saison 2018/19 mit 57 Punkten auf. Am 29. Spieltag hatten die Eisernen gerade einmal drei Punkte mehr als der FCK jetzt.

    Gibt's doch noch Hoffnung?


    Letztlich bleibt die mangelnde Punkteausbeute gegen die Topteams das große Manko der Saison 2024/25. In den bisherigen Duellen mit Mannschaften aus der oberen Tabellenhälfte holten die Roten Teufel im Schnitt weniger als einen Punkt pro Spiel – ein ernüchternder Wert.

    Doch die enge Tabellenkonstellation und das verbleibende Restprogramm lassen hoffen: Der FCK muss nur noch einmal gegen ein Team aus der „gefürchteten“ oberen Tabellenhälfte antreten – am letzten Spieltag in Köln.

    Diskussionsthema zum Artikel: Die Spitzenteams liegen dem FCK nicht!


    Die Spitzenteams liegen dem FCK nicht!

    Tiefschlag im Aufstiegsrennen: Obwohl der FCK einen 0:3-Rückstand aufholt, steht er am Ende ohne Punkte und mit einem möglicherweise schwer verletzten Julian Krahl da.


    Durchatmen! Der 1. FC Kaiserslautern kann aus dem rabenschwarzen Tag beim SC Paderborn einige Lehren ziehen, muss sich aber auch vieles selbst ankreiden. Der verrückte Spielverlauf in Kürze: In einer katastrophalen Anfangsviertelstunde fanden gleich drei Schüsse des SCP den Weg ins Lautrer Tor. Die Roten Teufel stemmten sich gegen das Debakel, kämpften sich langsam zurück ins Spiel und erzielten mit einem Doppelschlag in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit die Treffer eins und zwei. Im zweiten Durchgang dominierte der FCK die Partie und kam nach einer Ecke zum verdienten Anschlusstreffer. Doch dann mussten die Pfälzer nach einem Standard-Gegentor alles auf eine Karte setzen und kassierten kurz vor Schluss den Knockout. Besonders bitter: Julian Krahl stolperte kurz vor dem 5:3 und verdrehte sich bei einem Paradeversuch das Knie. Bedeutet dieser Nachmittag das Aus für die Aufstiegsambitionen der Roten Teufel?


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    Effektive Paderborner vs. Eingeschlafene Lautrer


    Noch bevor das Spitzenspiel des 26. Spieltages richtig begonnen hatte, war es schon fast vorbei. Denn die drei Gegentore, die Kaiserslautern in der ersten Viertelstunde kassierte, schienen wie ein Knockout. Ärgerlich, weil keines der Tore wirklich herausgespielt war. Wie so oft in dieser Saison zogen sich individuelle und kollektive Aussetzer durch das Lautrer Spiel. So waren die ersten beiden Gegentore leicht vermeidbar. Ebenfalls auffällig: Wieder einmal kassierte der FCK Gegentore nach Standards, diesmal gleich zwei. Und auch die viel diskutierte Ersatzbank machte in Paderborn den Unterschied. Während die eingewechselten SCP-Spieler Grimaldi und Michel für ein "echtes“ und zwei aberkannte Tore sorgten, verpufften die Einwechslungen der Roten Teufel. Mit Ausnahme von Daisuke Yokota, der das Spiel zwar wie gewohnt belebte, aber aufgrund seiner Qualität kein Spieler ist, der von der Bank kommt und dem Spiel Stärke verleiht.

    Gute Leistung, schlechte Ausbeute


    Besonders ärgerlich: Die Pfälzer zeigten eigentlich ein gutes Spiel. Dass die ersten drei Schüsse der Paderborner direkt im Tor der Gäste landeten, war eher die Ausnahme als die Regel. Dennoch fingen sich die Lautrer nach diesem Anfangsschock. Hatten sie sich beispielsweise beim 1:5-Debakel in Darmstadt noch kampflos in ihr Schicksal ergeben, rissen sich die Roten Teufel nun zusammen und zeigten, warum sie sich mitten im Aufstiegskampf befinden. Der FCK dominierte fortan das Spiel und kam schließlich verdient zum Ausgleich. Auch die Entscheidung, den Schwung nach dem Ausgleich mitzunehmen und auf das vierte Tor zu drängen, war grundsätzlich richtig. Über 75 Minuten waren die Roten Teufel die klar bessere Mannschaft und hätten mindestens einen Punkt verdient gehabt. Und wer weiß, vielleicht hätte ein Auswärtssieg nach einem solchen Comeback einen ähnlichen Schlüsselspielcharakter wie einst das Unentschieden im Derby gegen den Waldhof zu neunt.

    Stecker gezogen?


    Umso bitterer ist die Niederlage. Eine furiose Aufholjagd wäre ein dickes Ausrufezeichen im Kampf um den Aufstieg gewesen. So war es wieder einmal ein Spitzenspiel, das den Roten Teufeln einen Dämpfer verpasste. Der FCK scheint eine regelrechte Allergie gegen Gipfeltreffen entwickelt zu haben. Der letzte Sieg gegen eine Mannschaft aus der oberen Tabellenhälfte datiert aus dem Dezember, in der Rückrunde war der damalige Tabellenzwölfte Hertha der "stärkste“ Gegner, den die Betzebuben bezwingen konnten. In den Duellen mit Mannschaften aus der oberen Tabellenhälfte gab es in dieser Rückrunde zwei Punktgewinne und zwei bittere Niederlagen.


    Was diesen Rückschlag besonders schmerzvoll macht, ist zum einen die ausbleibende Belohnung nach einer tollen Aufholjagd und zum anderen der äußerst schmerzliche Ausfall von Julian Krahl. Der sonst so starke FCK-Keeper verdrehte sich das Knie und musste vom Platz getragen werden. Die Diagnose steht noch aus, aber es ist zu befürchten, dass diese Verletzung für den frischgebackenen Vater das Saisonaus bedeutet. Eine Hiobsbotschaft für die nach xG-Werten zweitschwächste Abwehr der Liga und den Rest der Mannschaft. Sowohl die bittere Niederlage als auch der Verlust von Julian Krahl haben den Aufstiegsambitionen der Roten Teufel einen herben Dämpfer versetzt.

    Diskussionsthema zum Artikel: Dr. Markwart Herzog: "Der FCK hat eine jüdische Tradition“


    Dr. Markwart Herzog: "Der FCK hat eine jüdische Tradition“

    Drei Fragen, drei Antworten: Sporthistoriker Dr. Markwart Herzog über seinen Weg zum FCK, die jüdische Historie der Roten Teufel und den heutigen Umgang mit der Geschichte.


    Kaum jemand hat sich so tief in die Geschichte des 1. FC Kaiserslautern eingegraben wie Dr. Markwart Herzog. Der promovierte Religionsphilosoph hat sich in seinem Buch "Der 'Betze' unterm Hakenkreuz“ intensiv mit den Roten Teufeln in der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigt. Im Interview mit Treffpunkt Betze spricht das Mitglied der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur über seine Recherchen, neue Erkenntnisse und die Rolle Fritz Walters.


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    "Die 'Klopper vom Betzenberg' wurden jede Saison totgesagt"


    Treffpunkt Betze: Hallo Herr Dr. Herzog, erzählen Sie uns etwas über sich. Wie sind Sie zum FCK gekommen?


    Dr. Markwart Herzog: Mein Vater hasste Fußball. Wir durften früher eigentlich nicht Fußball spielen, mussten sogar die kurzen Hosen unter den normalen Klamotten tragen, um dann heimlich auf einem Acker kicken zu können. Später wurde ich gelegentlich von einem Freund der Familie ins lokale Stadion zum VfR Heilbronn mitgenommen, habe mich dann doch für den FCK entschieden. Wahrscheinlich, weil die 'Klopper vom Betzenberg' jede Saison totgesagt wurden und doch immer wieder dem Schicksal ein Schnippchen schlugen.


    Mein erstes FCK-Spiel war im Stuttgarter Neckarstadion (Anm. d. Red.: am 31.05.1975), als der VfB unbedingt gewinnen musste, um nicht abzusteigen. Doch der FCK schaffte dank Hannes Riedl einen seiner seltenen Auswärtssiege und die Stuttgarter stiegen zwei Spieltage später ab. Ein weiteres Spiel ist das legendäre 2:0 gegen die Bayern in der Aufstiegssaison 2010/11.

    "Der FCK war antisemitischer Vorreiter"


    Treffpunkt Betze: In Ihrem Buch "Der 'Betze' unterm Hakenkreuz“ schreiben Sie über die Verstrickungen zwischen dem NS-Regime und den Roten Teufeln. Wie muss man sich den Betze in dieser Zeit vorstellen? Welche Personen prägten den FCK in dieser Zeit?


    Dr. Markwart Herzog: Der 1. FC Kaiserslautern verhielt sich wie viele andere Vereine opportunistisch. Am 9. April 1933 beschlossen 14 Vereine, die an der Endrunde zur süddeutschen Meisterschaft teilnahmen, darunter auch der FCK, ihre jüdischen Mitglieder auszuschließen. Der FCK war der erste Verein, der diesen Arierparagraphen einführte und damit eine Vorreiterrolle einnahm. Eine entscheidende Persönlichkeit war der damalige Vorstandsvorsitzende Ludwig Müller. Als Funktionär ging er den antisemitischen Weg der Gleichschaltung mit, um das Beste für den Verein herauszuholen.


    Als Privatmann pflegte er aber weiterhin Kontakte zu ehemaligen jüdischen Mitgliedern und nahm sie auch zu Auswärtsspielen mit. Das sind neuere Erkenntnisse, die mich gezwungen haben, Passagen meines Buches zu revidieren. Aber eines bleibt untrennbar: der FCK und seine jüdischen Akteure. Als Fritz Walter mit acht Jahren zum FCK kam, hatte der FCK einen jüdischen Schriftleiter, einen jüdischen Mannschaftsarzt, jüdische Sponsoren - eben eine jüdische Traditionslinie. Walter selbst verweigerte beispielsweise in Briefen stets den Hitlergruß.

    Wir sollten aufklären und das Thema öffentlich aufarbeiten


    Treffpunkt Betze: Was können wir als FCK-Gemeinschaft tun, um dieses jüdische Erbe im Verein zu bewahren?


    Dr. Marktwart Herzog: Ich war einmal in einer großen Berufsschule in Kaiserslautern eingeladen, um über den Nationalsozialismus zu sprechen. Die Veranstaltung war freiwillig und trotzdem war die Aula sehr gut besucht. Und obwohl am Ende meines Vortrags die Glocke läutete, blieben alle sitzen und beteiligten sich an einer spannenden Diskussion über den FCK und den Nationalsozialismus. Das war ein Schlüsselerlebnis für mich. Man kann und sollte das Thema konstruktiv aufgreifen und öffentlich verarbeiten. Stefan Kuntz hatte mich zum Beispiel gebeten, im Stadionmagazin über die jüdischen Mitglieder des Vereins aufzuklären und zu informieren. Das "Thema FCK im Nationalsozialismus" hat großes Potenzial.

    Diskussionsthema zum Artikel: Vom Regio-Kicker zum Spielentscheider: Was Sirch so stark macht


    Vom Regio-Kicker zum Spielentscheider: Was Sirch so stark macht

    Luca Sirch ist zweifellos die Sensation der Saison. Unsere Analyse zeigt, wie Anfangs Systemwechsel die Erfolgsstory des Neuzugangs entscheidend beeinflusst.


    Ein Szenario, das manchem Hollywood-Drehbuchautor als zu kitschig erscheinen würde: Am 9. Spieltag trifft der strauchelnde 1. FC Kaiserslautern auf den ungeschlagenen Tabellendritten aus Paderborn. Samstagabend. Flutlicht. Und das erste Spiel in der Startelf für den unbekannten Neuzugang aus Leipzig, dessen Verpflichtung mehr Fragen als Antworten aufwarf und von manchen gar als Transfer für die U23 in die Oberliga abgetan wurde. Der FCK geht schmeichelhaft in Führung, danach drängt der Favorit auf den Ausgleich. Die Lautrer Abwehr hält, doch mit zunehmender Spielzeit wird klar: Wenn hier noch jemand trifft, jubeln die Gäste.


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    Doch in der 87. Minute kommt Marlon Ritter nach einer Ecke auf dem Flügel noch einmal an den Ball. Ritter lässt den Ex-Lautrer Götze stehen, läuft bis zur Grundlinie und findet Hanslik, dessen Schuss mit der Hacke nach einer Abwehraktion genau vor die Füße von Luca Sirch fällt. Sirch schiebt aus kurzer Distanz ein und sorgt für die Entscheidung. Der Jubel vor der explodierenden Westkurve ist grenzenlos, die ganze Mannschaft kommt zum Gratulieren und Feiern. Was Sirch später als "schönes Gefühl“ beschreibt, ist der Startschuss für eine Entwicklung, die für den 25-Jährigen und die Roten Teufel alle Erwartungen sprengt.

    Durchs Raster gefallen


    Der gebürtige Augsburger ging einen Weg, der in Zeiten von Nachwuchsleistungszentren und Scouting als äußerst selten bezeichnet werden kann. Mit 16 Jahren wechselte Sirch zur U17 des FC Memmingen und debütierte zwei Jahre später in der Regionalliga Bayern. In der folgenden Saison avancierte der Defensivmann zum Stammspieler und wechselte zu Lok Leipzig. Dort avancierte "Sircho“ zum absoluten Schlüsselspieler, sammelte Unmengen an Scorerpunkten und wechselte nach einer Saison mit 13 Toren und fünf Vorlagen - wohlgemerkt als Defensivspieler - ablösefrei in die Pfalz. Die Stimmen sind zu diesem Zeitpunkt gewohnt kritisch. Uffm Betze wird zwar ein Sechser gesucht, aber nur wenige glauben, ihn in Sirch gefunden zu haben. Auch Cheftrainer Markus Anfang setzt zunächst auf andere, im 4-3-3 des Trainers ist kein Platz für den Neuen. In den ersten sechs Saisonspielen steht der 25-Jährige nicht einmal im Kader, hält sich stattdessen bei der U23 in der Oberliga fit.

    Systemwechsel mit Folgen


    Für die Roten Teufel läuft die Saison alles andere als rund. Nach den Pflichtsiegen gegen die Aufsteiger aus Münster und Ulm verlieren die Pfälzer gegen Berlin und Hannover, lassen gegen den HSV zwei Punkte liegen und kommen beim Tabellenletzten in Regensburg nicht über ein 0:0 hinaus. Beim Auswärtsspiel in Elversberg gibt Luca Sirch zwar sein Zweitligadebüt, dennoch verliert der FCK und geht mit viel Frust und fünf sieglosen Spielen in die Länderspielpause. Doch in dieser soll sich alles ändern.


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    Markus Anfang verwirft seine bevorzugte Viererkette und setzt in besagtem Spiel gegen Paderborn erstmals auf ein 3-4-1-2. Plötzlich winkt Sirch die Chance von Beginn an. Das Betze-Debüt des 25-Jährigen ist ein voller Erfolg, ebenso wie die Umstellung. Gegen Tabellenführer Düsseldorf gelingen die nächsten drei Punkte, auch gegen Magdeburg zeigen die Pfälzer eine gute Leistung, Sirch steuert einen Assist bei. Seit dieser magischen Nacht gegen Paderborn kommen die Roten Teufel immer besser in Schwung, selbst Dämpfer wie gegen Darmstadt und Köln scheinen wirkungslos. Sirch steht in jedem Spiel in der Startelf und erlebt mit den Lautrern einen Höhenflug, der noch nicht zu Ende zu sein scheint. In der "Luca-Sirch-Tabelle“, also der Summe aller Spiele, in denen der Neuzugang in der Startelf stand, führt der 1. FC Kaiserslautern mit 29 Punkten.

    Pendler-Verkehr im Mittelfeld


    Während manch einer täglich zur Arbeit pendelt, pendelt Luca Sirch auf der Arbeit. Genauer gesagt zwischen der Abwehr und dem Mittelfeld der Roten Teufel. Gräbt man tiefer in den gängigen Statistikportalen, fällt es schwer, den Defensiv-Allrounder zu vergleichen. Denn der 25-Jährige wird meist als Innenverteidiger eingestuft, spielt aber keineswegs wie einer. Vielmehr ist der Neuzugang ein Sechser, der vor allem eine Aufgabe hat: die Ballverteilung. Im Vergleich zu allen anderen Mittelfeld- und Abwehrspielern der Liga liegt die Nummer 31 mit 65,7 gespielten Pässen pro 90 Minuten auf Platz neun, davon 56,1 angekommen - Platz zwölf im ligainternen Vergleich.


    Das sind Spitzenwerte für einen FCK-Spieler, ebenso wie bei den Großchancen pro 90 Minuten, wo Luca Sirch mit 0,55 ebenfalls unter den Top Ten rangiert. Dabei bringt der Senkrechtstarter eine enorme Sicherheit mit. Noch kein einziger Fehler, der zu einem Torschuss führte, ging auf das Konto des Neuzugangs. Hinzu kommt eine ordentliche defensive Zweikampfquote von 72,1 Prozent, die selbst einen Boris Tomiak (60,75 Prozent) in den Schatten stellt. Zwar führt Luca Sirch in seiner Rolle weniger und vermutlich auch leichtere Zweikämpfe, dennoch zeigt die Statistik, dass der Spielmacher keine Schwachstelle in der FCK-Defensive offenbart, auch wenn sein Profil klar auf das Spiel mit dem Ball ausgelegt zu sein scheint.

    Spielentscheider mit Wachstumschancen?


    Eine Fähigkeit, die der gebürtige Augsburger in den letzten Spielen weiter ausgebaut hat, ist seine Torgefährlichkeit. Gegen Münster und Berlin traf Sirch jeweils zum Endstand, beide Spiele hätte der FCK ohne diese Tore nicht gewonnen. Vielleicht hat Luca Sirch auch einfach nur Glück und steht oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort, aber schon Hermann Gerland wusste: "Immer Glück ist Können“. Bleibt abzuwarten, ob der Senkrechtstarter noch eine weitere Fähigkeit auf die Klaviatur legen kann, um sich noch wichtiger zu machen, als er es ohnehin schon ist. Denn der Turnaround des 1. FC Kaiserslautern und die Erfolgsgeschichte von Luca Sirch haben einiges gemeinsam: Beide bedingen sich gegenseitig und waren so nicht vorhersehbar.

    Eins noch. Wegen der Transfers im Winter und im Sommer.....mir stellt sich die Frage ob EH das gemeint hat mit seiner Aussage über das bestellte Feld oder ob diesen Winter die Transfers wahrscheinlich besser sind als letzten Winter weil er nicht mehr verantwortlich ist.....

    Der Reihe nach:

    1. Gute Besserung :)


    2. Müssten das noch EH Transfers sein, ich glaube in der Rheinpfalz hat TH ja von seinem "sauberen Abgang" gesprochen, heißt Kandidatenliste abgegeben etc., die meiste Arbeit für die Scoutingabteilung findet ja ohnehin außerhalb der Transferperioden statt.

    So können die Meinungen manchmal auseinander gehen. Ich finde den Bericht von Tim weder treffend noch zielführend. Nach meiner Meinung ist das kein Angriff auf den Aufstieg sondern genau das, was MA im Vorfeld beschrieben hat. Wenn wir uns verbessern können, warum nicht? Versteht mich nicht falsch, wenn wir uns so gut verbessern haben und dabei der Aufstieg rausspringen sollte, dann habe ich da nichts dagegen. Ich finde aber wir sollten bei den Aussagen vom MA bleiben und jetzt nicht den Angriff auf Liga 1 ausrufen.

    Moin, erstmal danke für deinen Kommentar:

    Ich glaube wir sind uns prinzipiell ganz ähnlich, was die Argumente angeht, nur ziehen wir unterschiedliche Schlüsse. Geschehen all diese Transfers im Sommer, bin ich bei dir und glaube auch an "einfache" Verbesserungen. Dafür ist mir aber Alidou zu gut und die Not für so einen Transfer nicht groß genug, der wird nicht ohne Aussicht auf die Bundesliga wechseln. Im Endeffekt werden wir wohl irgendwo im Aufsteigerfeld mitschwimmen und immer mal wieder als "Geheimfavorit" durch die Presse geprügelt werden, den klassischen Aufstiegskampf werde ich auch nicht ausrufen wollen, dafür ist die Liga zu stark und der FCK - noch - zu schwach. Dennoch ist die Konstellation und die Gelegenheit einzigartig.

    Diskussionsthema zum Artikel: Lautrer Transferoffensive: Volle Kraft in Richtung Bundesliga?


    Lautrer Transferoffensive: Volle Kraft in Richtung Bundesliga?

    Trotz einer zufriedenstellenden Bilanz nach 19 Spieltagen rüstet der FCK personell weiter auf. Die bisherige Transferperiode ist als Kampfansage im Aufstiegskampf zu verstehen.


    Vor ziemlich genau einem Jahr schlug der damals angeschlagene Zweitligist aus Kaiserslautern auf dem Transfermarkt ähnlich häufig zu wie in den letzten Tagen. Allerdings waren die Gründe damals deutlich düsterer als heute. Die Geschichte ist bekannt: Die Roten Teufel beendeten die Hinrunde 2023/24 auf Platz 15, trennten sich von Dirk Schuster und verpflichteten als Reaktion gleich sechs Neue. Deren sportlicher Mehrwert blieb überschaubar, lediglich Filip Kaloc und mit Abstrichen Almamy Toure und Frank Ronstadt spielen aktuell noch eine Rolle uffm Betze. Der aktuelle Rundumschlag der Pfälzer ist allerdings kein Schreckschuss wie im Vorjahr. Im Gegenteil: Der FCK rüstet sich für eine mögliche Rückkehr in die Bundesliga.


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    Wenn nicht jetzt, wann dann?


    Profifußball ist ein opportunistisches Geschäft. Gerade jetzt zeigt die „beste zweite Liga aller Zeiten“, wie schnell der Weg nach oben sein kann. Siege scheinen schwieriger denn je und vor allem das obere Drittel ist enger als jemals zuvor. Die 34 Punkte, die Tabellenführer Hamburg nach 19 Spielen auf dem Konto hat, hätten zuletzt in der Saison 2014/15 für einen direkten Aufstiegsplatz gereicht. Am Ende der Saison könnten so wenige Punkte wie selten zuvor für den Sprung ins Oberhaus reichen. Gerade deshalb eröffnet sich für Mannschaften wie den FCK eine vielversprechende Perspektive auf den Aufstieg in die Bundesliga. Die Roten Teufel müssen sich fragen, wann sich eine solche Chance das nächste Mal bietet. Zudem ist ein Kaderumbruch bei den Pfälzern ohnehin nur eine Frage der Zeit, da im Sommer wichtige Verträge auslaufen und Leistungsträger wie Ache oder Krahl aufgrund ihrer individuellen Qualität immer Transferkandidaten sind. Die Konsequenz? Volle Transferoffensive.

    Kaderentwicklung auf der Überholspur


    Dass sich die Lautrer in dieser aussichtsreichen Position befinden, ist der beeindruckenden Entwicklung einzelner Spieler zu verdanken. Konkret sind es Erfolgsgeschichten wie die von Luca Sirch, die den Kader auf ein neues Niveau heben. Doch der Neuzugang ist nicht der einzige. Auch Daniel Hanslik und Afeez Aremu zum Beispiel haben sich in dieser Saison gesteigert und eine größere Rolle gespielt, als man ihnen vielleicht zugetraut hätte. Und ganz aktuell schickt sich Filip Kaloc an, den nächsten Schritt zu machen. Dass sich so viele Spieler verbessern, ist kein Zufall, sondern auch ein Verdienst des Trainers. Markus Anfang ist es nach Anlaufschwierigkeiten gelungen, den Mittelweg zwischen „seinem Fußball“ und den Möglichkeiten der Mannschaft zu finden. Stotterte der Motor zu Beginn der Saison noch, blühen nun einige Spieler in ihrer Rolle auf.


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    Die fehlenden Puzzleteile?


    Teil der ganzen Erfolgsgeschichte der Pfälzer ist das exzellente Scouting der Verantwortlichen. Spieler wie Daisuke Yokota sind eine unglaubliche Verstärkung und passen perfekt ins System. Das scheint auch für die aktuellen Neuzugänge zu gelten. Ihre Qualität ist unbestritten, denn insgesamt hat Thomas Hengen stolze 6,2 Millionen Marktwert an den schönsten Fußballberg Deutschlands geholt. Spieler wie Faride Alidou oder Maximilian Bauer reihen sich direkt in die Top 5 der Spieler mit dem höchsten Marktwert ein und sind Soforthilfen, da beide bereits deutlich mehr als Zweitligatauglichkeit bewiesen haben. Das gilt zwar noch nicht für Grant Ranos, aber auch ihm ist der Schritt in die zweite Liga zuzutrauen. Spätestens jetzt sind alle Baustellen im Kader geschlossen, vor allem in der Offensive kann man sogar von einer Überbesetzung sprechen.

    All in mit wenig Einsatz


    Wer in den letzten Tagen die Gerüchteküche rund um den Betzenberg verfolgt hat, dürfte mitbekommen haben, dass der FCK trotz der vier Neuzugänge offen für weitere Transfers ist. Zwar ist auch mit Abgängen zu rechnen, aber die Transferaktivitäten der Roten Teufel deuten nicht darauf hin, dass man sich mit einem Platz im oberen Tabellendrittel zufrieden gibt. Transfers wie der von Alidou lassen in der Pfalz sogar eher von einem Mitmischen im Aufstiegskampf träumen, wenn nicht sogar mehr. Die besondere Krux ist, mit wie wenig Einsatz der FCK „all in“ geht. Für den genannten Ex-Frankfurter beispielsweise zahlten die Pfälzer laut Bild nur eine "Mini-Ablöse". Alle anderen Verstärkungen kamen auf Leihbasis in die Barbarossastadt, das finanzielle Engagement der Lautrer war also überschaubar. Dennoch ist es gelungen, einen Kader, der bisher schon für das obere Drittel gereicht hat, qualitativ zu verbessern.


    Ob der FCK am Ende ein Aufstiegskandidat sein wird, ist allerdings fraglich. Denn die beiden Spitzenteams aus Hamburg und Köln scheinen immer besser in Schwung zu kommen, was auf eine einseitige Rückrunde hindeutet. Wenn die Neuzugänge halten, was sie versprechen, dürfte Kaiserslautern ein heißer Kandidat für das Verfolgerfeld oder gar die Relegation sein. Und wer weiß, wohin der Weg führt, wenn einer der beiden Favoriten in ein Formtief gerät. Die Saisonziele der Pfälzer haben sich jedenfalls verschoben.