ZitatAlles anzeigenDer FCK vermasselt viele gute Chancen und muss mit einem 1:1 gegen den FSV Frankfurt vorlieb nehmen. Nikolas Ledgerwoods Führungstor egalisiert Sidney Sam mit einem Foul-Elfmeter.
VON HORST KONZOK
Am Ende klatscht der Freistoß, Absender Sidney Sam, an die Torlatte. Es ist in der Nachspielzeit die letzte von elf Chancen, genutzt hat der 1. FC Kaiserslautern nur eine und muss sich mit einem 1:1 (1:1) gegen den FSV Frankfurt begnügen. Zwei verschenkte Punkte!
Der FSV feierte seinen Punkt wie einen Sieg. „Wir haben die Räume hervorragend verdichtet, hatten eine sehr aufmerksame Defensivhaltung", lobte FSV-Trainer Hans-Jürgen Boysen die aufopferungsvolle Mitarbeit aller vor dem ausgezeichneten Torhüter Patric Klandt. Hilfreich für die Ziehharmonika-Taktik, dass der FSV in Führung ging, sich auch nach dem 1:1 einigeln konnte und in Jurgen Gjasula den klugen Initiator einiger guter Konter hatte.
13. Minute: Sidney Sam verfällt dem Spieltrieb, verschludert den Ball, Gjasula bringt Kollege Kujabi blitzgescheit frei vor Sippel in Schussposition, der FCK-Torwart reagiert klasse, den abgewehrten Ball aber schaufelt Gallego nach innen, Nikolas Ledgerwood, der Abteilung rustikales Abräumen entsprungen, sorgt per Kopf dafür, dass der Spielverlauf auf demselben steht.
Der FCK tut sich schwer gegen die Abwehrketten des FSV, die Gummiwänden gleich, aufgezogen werden. Die erste Chance vergibt Rodnei, nach Bugera-Freistoß krallt sich Klandt den Linksschuss des Abwehrspielers (17.), der erneut im Passspiel viel zu viele Unzulänglichkeiten verriet.
Zufall oder nicht. Um 13.30 Uhr bahnt sich die Sonne für einige Minuten ihren Weg, sie strahlt, als Sidney Sam einen von Gledson an Jiri Bilek verursachten Foul-Elfmeter verwandelt (27.). „Der Torwart war fast dran. Aber ich habe etwas höher und sehr scharf geschossen", frohlockte Sam nach seinem siebten Saisontor. Es half nicht, die allgemeine Verunsicherung zu lösen. So blieb das Mittelfeldspiel in der Zentrale lange zu drucklos, zumal Georges Mandjeck neben dem wirkungsvollen Zweikämpfer Bilek nicht die nötige Durchschlagskraft entwickelte.
Das Links-Rechts-Gefälle war gestern zu stark: Über links kamen Alexander Bugera und Sam nach der Pause in Fahrt, während rechts zu wenig passierte. Da rackerte Florian Dick wohl wieder als würde er Schwerarbeiterzulage erhalten, aber nach toll eroberten Bällen folgten immer mal wieder ein Fehlpass oder auch eine Flanke hinters Tor. Ivo Ilicevic fand nicht den Weg zum Ziel und hatte in der 72. Minute dann doch die Chance zum Tor des Tages: Alexander Voigt schenkte ihm den Ball, Ilicevic war 13, 14 Meter vor Klandts Tor frei - und verzog. „Ich darf verlangen, dass Ivo das Tor trifft. Das war der Schlüsselmoment", rügte Marco Kurz, dessen Versuch, die Offensive mit Markus Steinhöfer als Mandjeck-Ersatz kreativer zu machen, nicht fruchtete. „Wir hatten in der zweiten Halbzeit genug Chancen. Ich, Ivo, Adam", klagte Sidney Sam, der nach der Pause mit seinen Flankenläufen zur herausragenden Figur auf dem schwer bespielbaren, rutschigen Untergrund wurde. Pech, dass sein Schuss in der 75. Minute knapp am Ziel vorbei zischte. Aber Nemec, das Arbeitstier, muss sein Chancenkapital auch endlich mal wieder verzinsen! So war in der 51. Minute nach Sam-Vorarbeit und Lakics Gestochere mehr drin. In der 79. Minute dann hieb Nemec nach Sams super Solo die Kugel aus elf Metern über das Tor. In der 73. Minute hatte Srdjan Lakic nach Sam-Zuspiel nur eine schlechtere Rückgabe auf Klandt zuwege gebracht.
Das hätte sich beinahe gerächt. Aber Tobias Sippel vereitelte nach Cidimars kluger Ablage Gjasulas Riesenchance (77.). In der Schlussminute setzte Ralf Schneider den Ball auf die Latte. Und Sippel bewies beim mutig-riskanten Herauslaufen gegen Cidimar Liberoqualitäten.
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Amedick, Rodnei, Bugera - Ilicevic (86. Paljic), Bilek, Mandjeck (74. Steinhöfer), Sam - Nemec, Lakic
FSV Frankfurt: Klandt - Christian Müller, Gledson, Husterer, Voigt - Hickl, Ledgerwood - Gallego, Gjasula, Kujabi (46. Orahovac, 82. Schneider) - Mölders (64. Cidimar)
Tore: 0:1 Ledgerwood (13.), 1:1 Sam (27., Foul-Elfmeter) - Gelbe Karten: Sam (3), Bugera (3) - Kujabi (5/2), Ledgerwood (3) - Beste Spieler: Sippel, Sam, Amedick - Gjasula, Klandt - Zuschauer: 28.224 - Schiedsrichter: Aytekin (Oberasbach).
Am Ende fehlt das Quäntchen Glück
Die dunkle Vorahnung von FCK-Trainer Marco Kurz wird beim Remis gegen den gut organisierten FSV Frankfurt Realität. Sidney Sam spielt nach schwacher erster Halbzeit groß auf, Kapitän Martin Amedick rügt das lange viel zu statische Spiel der Lauterer.
VON OLIVER SPERK
Es kam, wie es Trainer Marco Kurz für seinen 1. FC Kaiserslautern befürchtet hatte. Stets hatte der 40 Jahre alte Fußball-Lehrer in den vergangenen Tagen vor der Zweitliga-Partie des FCK gegen den FSV Frankfurt gewarnt. Kurz mahnte vor dem Spiel des Ersten gegen den Drittletzten, sich nicht vom Blick auf die Tabelle täuschen zu lassen - das 0:0 gegen Kellerkind Ahlen im Sinn. Das 1:1 (1:1) der favorisierten Roten Teufel gegen den gut organisierten FSV hat nun das unterstrichen, was manche im Vorfeld als Phrasendrescherei gewertet haben.
„Wir haben wie zuletzt in Karlsruhe in der ersten Halbzeit zu statisch gespielt, das wurde erst in der zweiten Hälfte besser", analysierte Martin Amedick. Der FCK-Kapitän konnte hernach nicht verbergen, dass er richtig „angefressen" war ob der zwei verlorenen Punkte. Ein Sieg hätte das Polster an der Spitze noch komfortabler gestaltet. So war"s doch ein bisschen ungemütlich für Mannschaft und Fans, passend zum nasskalten Wetter und zum schmierigen Platz. Es hätte besser kommen können für die mit ihren Großchancen zu fahrlässig umgehenden Lauterer - aber auch schlimmer: Nach schöner Cidimar-Ablage nahm der Ex-FCK-Mittelfeldmann Jurgen Gjasula Maß - aber Torwart Sippel parierte toll (77.). „Letztendlich müssen wir mit dem Punkt leben, aber es ärgert mich natürlich doll", versicherte Amedick gewohnt höflich, aber doch etwas grummelig. „Schade, dass ich nicht drei Punkte gerettet habe", meinte Keeper Sippel, „wir hatten in der zweiten Halbzeit viele gute Torchancen, aber leider nicht das Quäntchen Glück."
Linksverteidiger Alexander Bugera betonte: „Die frühe 1:0-Führung hat Frankfurt natürlich in die Karten gespielt. Wir wissen, dass wir uns gegen Gegner, die tief stehen, schwerer tun als gegen Mannschaften, die mitspielen. Aber das soll uns von unserem Weg nicht abbringen."
Sidney Sam, mit Gjasula nach anfänglichem Schlendrian später der beste Spieler auf dem Platz, bekannte: „In der ersten Halbzeit hat die entsprechende Körpersprache gefehlt, auch bei mir. Ich denke, in der zweiten Halbzeit war es ein sehr gutes Spiel von mir." Die Fans honorierten das trotz des verpassten Sieges. Srdjan Lakic meinte: „Wir müssen lernen, in der Offensive vielseitiger zu werden. Jetzt müssen wir das abhaken und uns auf nächsten Sonntag vorbereiten." Da kommt Cottbus - von der Tabelle her wieder so ein Spiel ...
Kurz-Arbeit
Ob Siegesserie oder Rückschlag: FCK-Trainer Marco Kurz geht konsequent seinen Weg.
VON HORST KONZOK
Marco Kurz mag als Trainer nicht erste Wahl bei der Kür des Sasic-Nachfolgers beim Zweit-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern gewesen sein. Aber er ist ein erstklassiger Trainer. Das anerkennt sein Chef, das weiß die Mannschaft, das spürt das Umfeld. Ein Trainer, dessen Trainingsarbeit von detailierter Planung zeugt. Da ist jede Übung vorbereitet, da ist alles stets exakt bedacht, da bleibt nichts dem Zufall überlassen. Kurz, ein Trainer mit Augenmaß und Bodenhaftung. Weder im Erfolg, noch bei Rückschlägen - wie gestern beim 1:1 gegen den abstiegsgefährdeten FSV Frankfurt - neigt der 40 Jahre alte Fußball-Lehrer zu extremen Stimmungsschwankungen. In der Ruhe liegt die Kraft.
„Wir haben alle gesehen, dass harte Arbeit notwendig ist. Ich hoffe, das ganze Umfeld hat das verstanden", äußerte Kurz gestern nach dem Remis. Ihm ist nicht verborgen geblieben, dass nicht wenige Fans das Spiel gegen den FSV Frankfurt als Selbstläufer sahen. Ein typischer Fall von denkste: Denn der Tabellenführer besitzt wohl eine begabte, eine willige Mannschaft. Aber da sind keine Überflieger auf der Wiese! Das ist keine Über-Mannschaft! Der FCK muss sich seine Siege erarbeiten. Deshalb ist er noch nicht einmal mit einem Bein zurück im Oberhaus. Nur zwei Mannschaften steigen auf - läuft alles normal, wird der Vorsprung vor dem FC Augsburg heute nur noch vier, vor dem FC St. Pauli nur fünf Punkte betragen. Und es sind noch neun Spiele ...
Beim FSV Frankfurt führte gestern einer Regie, der dem gestern oft planlosen FCK wohl gut getan hätte: Jurgen Gjasula. Einen „hervorragenden Ideengeber" nannte Marco Kurz den Mann mit der Nummer 18 - einen klassischer Zehner, einen Spielmacher der alten Schule. Keiner, der viel läuft, keiner der fortlaufend ackert, aber einer der Fußball spielen kann, einer, der wunderbare Pässe spielt, der bei Standards Gefahr schafft. Ob Gjasula zum FCK 2010 passen würde? Eine hypothetische Frage. 2004/2005 stand der damals 18-Jährige beim 1. FC Kaiserslautern in der Bundesliga unter Vertrag. Man hat versäumt, den Rohdiamanten mit Geduld zu schleifen, Gjasula wurde an den FC St. Gallen verschenkt. „Ich will es noch einmal wissen, ich will noch einmal zurück, dahin, wo ich einmal war", sagte Gjasula gestern, der in seiner Laufbahn auch schon manchen Irrweg ging. Er ist erst 24 ...
Der FCK spielt nächsten Sonntag wieder daheim. Zu Gast: Energie Cottbus, die Wundertüte aus der Lausitz. Keine leichte Aufgabe, aber die große Chance des FCK, den Platz an der Sonne zu festigen.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau
Ausgabe: Nr.10