ZitatAlles anzeigenERFENBACH: Eine besondere Fan-Rivalität vor dem Spiel der Lauterer bei den Nullfünfern
von Carsten Schröter
„Wenn der FCK tatsächlich gewinnen sollte, kann ich mein Handy gleich ins Eisfach stecken oder mich am besten direkt aufhängen", sagt Weinhändler Jogi Leib im Vorfeld des Bundesliga-Derbys am Sonntag zwischen dem FSV Mainz 05 und dem 1. FC Kaiserslautern.
Dass der Weinhändler, der aus Mainz stammt und früher zu Amateur-Zeiten selbst mal für den FSV an den Ball trat, zu solch drastischen Maßnahmen greifen will, liegt an seinen Vermietern. Die Brüder Paul-Peter und Dieter Götz sitzen mit ihrer gleichnamigen Werbeagentur im zweiten Stock ihres Hauses in Erfenbach, direkt über Jogis Weinwelt im Erdgeschoss. Im Vorfeld des Derbys machen sie ihrem Mainzer Mieter mit Frotzeleien und vor allem Druckerzeugnissen aus ihrer Agentur das Leben sprichwörtlich zur „roten Hölle".
So hängen am Mittwoch vor dem Spiel, als die RHEINPFALZ vor Ort kommt, von der Straße aus gut sichtbar zwei große Banner aus den Fenstern des Obergeschosses, die den FCK offensichtlich als Favoriten ausweisen. Von einem „0:8" ist da die Rede, nebendran lehnt sich der Rote Teufel auf das Mainzer Wappen mit dem Zusatz „Die Partie wird leicht wie nie".
Direkt über dem Eingangsbereich seines Weinhandels angebracht, ist der Mainzer davon natürlich nicht begeistert, strotzt im Gegenzug aber trotzdem vor Selbstbewusstsein und Siegessicherheit. „Die können machen, was sie wollen, wir sind eh besser und gewinnen sowieso", sagt Jogi Leib und geizt darüber hinaus nicht mit Sticheleien in Richtung der Götz-Brüder.
Dieter, der jüngere von beiden, konnte leider aus terminlichen Gründen nicht zum RHEINPFALZ-Gespräch in Jogis Weinwelt kommen, hätte aber auch gar nicht kommen dürfen, wie Jogi Leib schmunzelnd anmerkt: „Der Dieter hat hier in meinem Laden Hausverbot, seit er öfter mal meine Schaufenster mit FCK-Plakaten versaut." Welche Ironie, dass der Mieter seinem Vermieter Hausverbot erteilt, natürlich nicht ganz ernst gemeint und auch nur hervorgerufen durch eine Fußball-Fan-Rivalität.
Eine Aktion blieb allen Beteiligten besonders gut in Erinnerung. Eines Morgens wollte Jogi Leib sein Geschäft aufschließen und bemerkte, dass es über Nacht auf einmal zur offiziellen FCK-Ticket-Vorverkaufsstelle geworden war. Der plakatierte Scherz der Marke Dieter Götz war noch gewürzt mit der Bemerkung „24-Stunden-Notdienst".
Wie lange diese Rivalität denn schon besteht? Paul-Peter Götz erinnert sich genau daran, als Jogi Leib vor sieben Jahren einzog und seinen Weinhandel eröffnete. „Die Fußball-Fronten waren schnell geklärt."
Dass sich hinter aller Konkurrenz ein zwinkerndes Auge verbirgt, zeigt die Tatsache, dass sich die Kontrahenten nach dem Derby bei einem Glas Wein wieder „vertragen" wollen. Die Frage nach dem Gastgeber ruft ausnahmsweise keinen Streit hervor. Das ist von Haus aus die Sache des Mainzers...
Bevor es allerdings so weit ist, wird noch weiter gestichelt. Geht es nach Jogi Leib, gewinnen die Mainzer mit 4:1. Und Paul-Peter Götz tippt auf einen 3:1-Auswärtssieg des FCK. Mal gucken...
Quelle: Die Rheinpfalz