ZitatAlles anzeigenNoch zwei Mal schlafen, dann rollt der Ball für den 1. FC Kaiserslautern in der Fußball-Bundesliga. Das Interesse der Fans ist groß. Mehrere hundert Kiebitze waren gestern Vormittag beim Training der Profis und haben sich ein Bild vom Zustand der Mannschaft kurz vor dem Saisonauftakt gemacht.
Von Moritz Kircher
Während der Trainingseinheit hat vor allem einer auf sich aufmerksam gemacht, der noch gar nicht so richtig zum Profikader gehört - Marco Knaller, hinter Kevin Trapp und Tobias Sippel derzeit die Nummer drei im Tor der Roten Teufel, erhielt sogar Szenenapplaus. Bei einem Trainingsspielchen scheiterten die Angreifer reihenweise an ihm. Lediglich Ivo Ilicevic und Neuzugang Richard Sukuta-Pasu konnten ein Tor schießen. Fehlt da etwa einer wie Srdjan Lakic, der zum VfL Wolfsburg abgewandert ist?
Die Trainingskiebitze, die aufmerksam alle Elemente der Trainingseinheit verfolgten, waren darüber geteilter Ansicht. Sascha Gerber, Jugendtrainer beim SV Obersülzen, der mit einer ganzen Jugendgruppe angereist war, sieht das Ganze skeptisch. Während seine Jungs an der Absperrung auf Autogramme lauern, sagte er: „Einer wie Lakic ist nicht zu ersetzen.” „Man muss einfach mal abwarten, wie sich das in der Runde entwickelt, wenn es erst einmal losgegangen ist”, meint Volker Theisinger aus Sulzbachtal. Irgendeiner werde sich da schon herauskristallisieren. Eine Idee, wer das sein könnte, hat Thomas Reiner. Er ist überzeugt: „Itay Shechter ist ein starker Ersatz für Lakic.”
So richtig von dessen Qualitäten konnten die Trainingskiebitze sich gestern nicht überzeugen. Denn der israelische Nationalspieler absolvierte nur ein Lauf- und Sprinttraining. Gut gelaunt drehte er in Laufschuhen seine Runden, während seine Teamkollegen bei diversen Übungen mit dem Ball zugange waren. Da blieb ihm sogar Zeit, im Vorbeijoggen die Kinder abzuklatschen, die auf der Tribüne von Platz 4 die erste Reihe fest im Griff hatten. Sie dankten es ihm mit lauten „Shechter, Shechter”-Rufen.
Nachdem in der abgelaufenen Saison der Klassenerhalt mit Platz sieben am Ende souverän unter Dach und Fach gebracht worden war, scheint die Euphorie bei den Fans dennoch begrenzt zu sein. Keine Spur mehr vom Überschwang vergangener Tage. Alle sind sich einig: Der Klassenerhalt muss auch das Ziel für die neue Saison sein. Thomas Reiner wagt sich noch am weitesten vor. „Mit Platz zehn bis zwölf muss man zufrieden sein”, meint er. Dabei ist bei ihm der Wunsch der Vater des Gedankens. Nur nicht wieder bis zum Ende der Saison vom Abstiegsgespenst verfolgt werden, lautet sein Credo. Außerdem schätzt er den Kader wesentlich stärker ein als letztes Jahr. „Vor Bremen brauchen wir keine Angst zu haben”, meint der Zaungast und tippt selbstbewusst auf einen 2:1-Sieg im ersten Saisonspiel.
Andere würden sich schon mit weniger zufriedengeben. „Wir spielen dieses Jahr gegen den Abstieg”, vermutet Sascha Gerber. Er ist zuversichtlich, dass die Mannschaft dieses Ziel erreicht. Platz 15 würde ihm in der Abschlusstabelle allerdings auch schon genügen.
„Es scheint ein gutes Team zu sein, in dem die Kameradschaft stimmt”, schildert Jürgen Laufer aus Kaiserslautern seine Eindrücke vom Training. Er findet es auch sehr vernünftig, dass Cheftrainer Marco Kurz erneut den Ligaverbleib als Saisonziel ausgegeben hat. Um dieses Ziel auch zu erreichen, sei es wichtig, dass im Umfeld Ruhe herrsche. „Kleine Eskapaden von einzelnen Spielern, wie in der Vorbereitung, sollten während der Saison vermieden werden”, wünscht er sich.
Währenddessen ist auf dem Platz das abschließende Trainingsspiel angepfiffen worden. Auf der Tribüne werden die Spielszenen diskutiert wie samstags in der Westkurve. Nicht nur der Mannschaft, die konzentriert zu Werke geht, sondern auch den Fans ist die steigende Spannung kurz vor dem Saisonauftakt anzumerken. Lediglich die kleinen Autogrammjäger sehnen das Ende der Trainingseinheit mit zunehmender Ungeduld herbei - Stifte und Fan-Utensilien griffbereit.
Einer der Knirpse vom SV Obersülzen verbreitet derweil die Erkenntnis: „Boah! Die trainieren morgen ja schon wieder.”
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Pfälzische Volkszeitung