ZitatAlles anzeigenDer FCK muss schnell aus dem 0:2 von Bremen lernen - Trainer Kurz rügt Clemens Walch - Nur Ivo Ilicevic gefährlich
Von Oliver Sperk und Horst Konzok
Bremen. Der 1. FC Kaiserslautern hat den Start in sein zweites Jahr in Folge in der Fußball-Bundesliga mit dem 0:2 (0:0) beim SV Werder Bremen auch deshalb verpatzt, weil in der Offensive außer Ivo Ilicevic kein Lauterer wirklich Torgefahr ausstrahlte.
Im Jahr eins nach Torjäger Srdjan Lakic saß der von Hapoel Tel Aviv verpflichtete Itay Shechter zunächst auf der Bank. Der 24-Jährige war während der Woche leicht angeschlagen und muss noch immer körperliche Rückstände aufarbeiten - in Israel wird längst nicht so oft und hart trainiert wie bei einem Bundesligisten.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit löste der Israeli den völlig wirkungslosen Richard Sukuta-Pasu ab. Ihm bestätigt die Statistik wohl sechs Kilometer Laufleistung, aber nur zwölf Ballkontakte. Von 21 Zweikämpfen gewann der 21-Jährige spärliche zwei. Trainer Marco Kurz nahm den vom FC St. Pauli gekommenen Stürmer gestern aber ausdrücklich in Schutz. „Ich würde seine Körpersprache nicht so negativ interpretieren. Es war schwer für ihn in vorderster Front. Er muss da agieren, er hat nur reagiert und so auch viele Fouls gemacht. Er hat die Räume nicht aktiv gesucht”, analysierte der Coach.
Sukuta-Pasu, mit 1,90 Metern zehn Zentimeter größer als Shechter, gewann kein Kopfballduell gegen den sehr guten, sehr präsenten Per Mertesacker (1,98 Meter). Der 1,88 Meter große Dorge Kouemaha, der vom Typ her ein Stoßstürmer ist, aber auch noch Trainingsrückstand aufweist und daher zu schwerfällig wirkt, war nicht im Kader.
„Wir wollen unser Spiel ja mit dem Flachpass nach vorne bringen, nicht mit hohen Bällen agieren. Wenn dann aber so gespielt wird, wird's schwierig”, sieht Kurz nicht die Besetzung und das 4-1-4-1-System, sondern die praktizierte Spielweise als ausschlaggebend für die Misere. „Wir haben im Vergleich zur vergangenen Saison fast die komplette Offensive zu ersetzen”, erinnerte FCK-Kapitän Christian Tiffert, „das geht nicht von jetzt auf nachher.”
Im zentralen offensiven Mittelfeld auf der Position des vom FC Schalke 04 zurückgeholten Leihspielers Jan Moravek, der vergangene Runde immer wieder für ein Tor gut war, versuchte in der vom FCK schwach geführten ersten Hälfte Pierre De Wit sein Bestes. Seine guten Ansätze brachte er jedoch nie Richtung gegnerisches Tor durch. Der Plan war gut, die Pässe auf Sukuta-Pasu, Ilicevic oder Sahan aber führten in die Sackgasse. „Einige Male sehr knapp Abseits”, bedauerte der Coach.
Nach der Pause spielte der auf dem rechten Flügel anfangs sehr fahrig agierende Olcay Sahan meist in der Zentrale. Seine Versuche, den sogenannten zweiten Ball aus der Distanz zu nutzen, scheiterten. Im Lauterer Offensivspiel ist noch viel Luft nach oben. „Das war zu wenig”, stellte Marco Kurz fest, „wir werden nach unserer Spielanalyse die Trainingswoche entsprechend ausrichten.” Was schwerfällt, denn Kevin Trapp, Shechter, Thanos Petsos und Konstantinos Fortounis sind auf Länderspielreisen.
Fortounis, der De Wit ablöste, gab ein ansprechendes 27-Minuten-Debüt. „Ich bin sicher, dass der FCK an Kosta noch viel Freude haben wird”, lobte Trainer Kurz den Auftritt des 18-Jährigen, von dessen Spielintelligenz, Technik und Torgefährlichkeit der Trainer überzeugt ist. „Wir wissen ihn aber nicht zu greifen”, unterstreicht der Trainer die Problematik: Kaum in Lautern angekommen, musste der Grieche zur U19-EM, gestern flog er zur U21 nach Griechenland und kommt erst am Freitag wieder zurück. „Es gab die Überlegung, ihn in Bremen gleich zu bringen. Das wäre aber wohl zu früh gewesen, weil er noch keinen Rhythmus hat”, sagte der Trainer, der die junge Mittelfeldhoffnung aber bald mit der notwendigen Stabilität auf der Wiese erwartet.
Gestern arbeitete der Trainer mit den Spielern in Individualgesprächen beim Videostudium das 0:2 von Bremen auf. „Wir wollten den Gegner früher stellen, hatten zunächst aber keinen Zugriff auf die Raute bekommen”, erklärte der Coach. Als der FCK am Drücker war, Ilicevic die Latte traf (56.), „das Spiel zu kippen schien”, machten sich die Lauterer die Ernte mit „einer Fehlerkette” selbst kaputt. Lukas Schmitz' Annäherungsversuch blieb ungestört, die rechte Seite war blank, Florian Dick fälschte den Schuss des Ex-Schalkers ab, Trapp vermochte den Schuss nicht ins Toraus zu lenken, sondern wehrte den Ball unglücklich direkt vor Markus Rosenbergs Schussbein ab: 0:1 - ein Geschenk.
Wer weiß, ob Rosenberg, der in der 89. Minute den Pfosten traf, das 2:0 überhaupt geschossen hätte (81.), wäre Clemens Walch nicht eine peinliche Panne unterlaufen. Beim Stand von 0:1 sollte er eingewechselt werden, der 24-Jährige aber hatte sein Trikot in der Kabine vergessen. So kam nach einiger Aufregung Martin Amedick - aber da stand es schon 0:2. „Ohne Worte! Sehr unprofessionell! Das hat mit Bundesliga nichts zu tun”, grollte Marco Kurz auch gestern noch.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau