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INTERVIEW: FCK-Trainer Marco Kurz setzt auf den Durchbruch des israelischen Stürmer-Imports Shechter und vertraut im Kampf um den Klassenerhalt auf die Qualität des Kaders und die tolle Unterstützung durch die Fans. Gespräche über eine Vertragsverlängerung laufen. Ivo Ilicevic war nicht zu halten, sagt der Coach. Von Horst Konzok
Herr Kurz, schon in der Vorbereitung war erkennbar, dass Ihre Mannschaft zu viele Chancen braucht, um ein Tor zu erzielen. Wo liegen die Probleme des 1. FC Kaiserslautern?
Wir haben die Offensive neu einzuspielen. Wir haben Spieler, die diesen Prozess gehen müssen. Einen Dorge Kouemaha, der erst im Laufe der Vorbereitung kam, und einen Itay Shechter müssen wir natürlich ein bisschen anders beurteilen wie junge Spieler, beispielsweise Richy Sukuta-Pasu, der aus meiner Sicht ein bisschen zu kritisch gesehen wird, oder Spieler, die wie Olcay Sahan aus der Zweiten Liga kamen und Schwankungen haben. Aber ich glaube, dass wir die Situation sehr kritisch sehen - auch das letzte Spiel gegen Stuttgart. Das Chancenplus muss in Tore umgemünzt werden. Aber wir sehen auch die klare Entwicklung im Vergleich zum Spiel in Wolfsburg. Wir sind fokussiert darauf, das im Training aufzuarbeiten, uns die Lösungen vor Augen zu führen und im Wettkampf umzusetzen. Die Spieler haben kein schlechtes Gefühl. Im Gegenteil. Sie sehen den Fortschritt, sind auch sehr konzentriert. Ich sage zu den Jungs: Es gibt keinen Grund, jetzt anzufangen zu hadern, sondern es geht darum, sich jetzt durchzubeißen, sich der Situation zu stellen und sie zu meistern.
Im Pfalztheater läuft das Stück „Der Betze brennt”. Wie sehr brennt es nach acht Spielen auf dem Betze, spüren Sie die Angst im Umfeld, dass es schief geht, dass der FCK ein drittes Mal nach 1996 und 2006 absteigt?
Registrieren insoweit gar nicht, weil ich mich nicht mit Medien beschäftige. Meine Konzentration liegt zu 100 Prozent auf der Mannschaft. Das Drumherum kann ich nicht beeinflussen. Das kann ich nur beeinflussen durch starke Leistungen, durch engagierte Leistungen, durch Ergebnisse. Ich werde - gemeinsam mit der Mannschaft - daran gemessen. Ich glaube, dass wir die Situation gut einschätzen können. Dass es ein schweres Jahr wird, war und ist uns bewusst. Ich glaube, ein Fan liebt den Verein wie wir alle auch. Und da ist natürlich eine gewisse Unruhe, Unsicherheit, wenn du die Ergebnisse nicht hast. Wir wollen diese Rückmeldung auch geben und sind da auch in der Verantwortung.
Acht Spiele = fünf Punkte - es ist der schlechteste Bundesligastart in der Geschichte des FCK. Dabei sah es nach dem Derbysieg gegen Mainz 05 gut aus. Warum das Tief, obwohl der FCK - außer gegen Bayern - überall hätte punkten können?
Ich stufe das Spiel gegen Stuttgart von der Leistung höher ein als das Spiel gegen Mainz, das wir gewonnen haben. Die Tore gegen Mainz wurden mit Wucht erzielt. Vielleicht auch aufgrund des Einsatzes, das eine oder andere Tor auch glücklich. Es war die Leidenschaft, die da entschieden hat. Gegen Stuttgart waren die Chancen herausgespielt. Von daher war das Spiel an sich besser. Ich glaube, dass wir weniger Chancen zugelassen haben als gegen Mainz. Aber wenn du keine Tore erzielst, wirst du auch keine Punkte machen. Ich bin auch der Meinung, ohne das schön zu reden, dass wir in keinem Spiel - außer gegen Bayern - ohne Chance waren. Ich bin ab und zu überrascht, aber zum Glück relativiert sich das ja immer, wie die Wahrnehmung unserer Spiele ist. Nach dem Spiel gegen Bayern München wurde gesagt, dass wir in dem Spiel zu wenig dagegen gesetzt hätten. Ich sage ganz einfach: Bayern hat eine Bombentruppe, die waren zu stark. Wenn sie das so spielen, dann können wir uns mit unserer Qualität nicht auf Augenhöhe bewegen. In Wolfsburg - das war für eine Auswärtsmannschaft eine klasse erste Halbzeit. Da sehe ich den VfL Wolfsburg - mit seinen Möglichkeiten im Vergleich zu unseren - und sehe die Heimmannschaft in Rot spielen und nicht in Grün ... Der Platzverweis hat uns nicht gut getan. Da wurde der Ball im letzten Viertel nicht gut gespielt - deshalb gehen wir auch in Wolfsburg als Verlierer vom Platz, was ein Wahnsinn ist! Da darfst du nicht verlieren! Letztendlich ist es so, dass Tore Spiele entscheiden. Und da sind wir momentan schwächer als die Gegner und deshalb verlieren wir die Spiele.
Was können Sie als Trainer tun, um den Schalter umzulegen? Ein Tor in vier Auswärtsspielen - nächsten Samstag geht es nach Schalke? Wie kann die Mannschaft da antreten und den Kopf wieder oben haben?
Erstens ist das ja unsere Verantwortung. Es gibt ja keinen Grund, um nach acht Spieltagen aufzugeben. Aus unserer Sicht bewegen wir uns in der Tabelle ja nicht verkehrt. Wir könnten ja schon viel mehr Punkte haben. Das ist unser Anspruch. Wir schauen jetzt auch nicht zurück. Es kommt kein Lamentieren. Hätten wir, könnten wir - das ist auch kein guter Ratgeber. Der Ratgeber ist der, sich so zu konzentrieren, sich so rein zu beißen, dass man nach Schalke fährt, um zu gewinnen. Das muss in den Köpfen sein, das ist auch in meinem Kopf. Schalke, das ist eine starke Mannschaft, aber eine andere Einstellung wäre auch nicht richtig. Wir müssen schnell wieder Erfolgserlebnisse haben und die dann auch in Konstanz aufweisen können. So gewinnen die Spieler Sicherheit, so gewinnen die Spieler an Qualität. Ich glaube, dass sie diese nicht einfache Situation dann auch bewältigen können. Das macht einen Spieler stark. Spieler können nur stark werden, wenn sie diese Situation annehmen und sich nicht verstecken oder anfangen, sich irgendwelche Ausreden zu basteln. Denn das gibt es nicht. Du verlierst vielleicht mal ein Spiel unglücklich, aber nicht mehrere. Es hat immer einen Grund. Und das sprechen wir schon immer klar an. Wie auch die guten Dinge.
Sie haben Christian Tiffert in einem SWR-Interview barsch geraten, vor der eigenen Haustür zu kehren, nicht andere zu kritisieren. Das hat dem FCK negative Schlagzeilen gebracht. Gibt es Krach mit Ihrem Kapitän?
Erstens war ich nicht barsch. Das Interview war unheimlich ruhig und entspannt. Ich habe das aufgenommen, habe ein Fallbeispiel genannt, das von „Tiffi”. Das war überhaupt kein Problem, das ist untereinander überhaupt kein Thema. Es war so, dass man sagt: Jeder muss sich verbessern. Die Flanken kommen, der muss sich besser reinwerfen, der muss besser verteidigen. Wenn jeder eine höhere Qualität abruft, dann haben wir auch als Kollektiv eine höhere Qualität. So war das gemünzt. So wurde es dann auch letztlich aufgenommen - intern. Extern ist die Argumentation momentan etwas schwierig, weil man die Ergebnisse nicht hat. Dass es dann so benutzt wird, ist auch normal. Ich bin da relativ unaufgeregt. Die Gruppe ist da auch unaufgeregt.
Das heißt: Zwischen Ihnen und Ihrem Kapitän besteht kein Dissens?
Den gab es auch nie. Es ist, glaube ich, auch kein Problem, Dinge kritisch anzumerken. Was ich anfangs schon sagte. Ich kann bei den erfahrenen Stürmern eine höhere Erwartungshaltung haben. Genauso ist es beim Kapitän. Das gilt allgemein für gestandene Spieler. Die kann ich ruhig mal ein bisschen in einem Fallbeispiel nennen, nicht einen Jungen, der vielleicht grade mal zwei, drei Bundesligaspiele hat. Die Situation ist dann auch Grund dafür, dass das auch mal aufgeblasen wird. Wenn man ehrlich ist, wird das nicht unbedingt ehrlich benutzt, sondern wird ausgeschlachtet. Das ist eben die Problematik im Verhältnis mit den Medien. Von daher braucht man sich nicht wundern, wenn irgendwann nur noch Pauschalsprüche rauskommen und die angeblichen Typen und die richtigen Erklärungen fehlen. Dann gibt man sich super neutral, weil mit der Wahrheit auch nicht anständig umgegangen wird.
Warum haben Sie Ivo Ilicevic trotz der Torflaute abgegeben, warum keinen Ersatz geholt?
Es ist ja immer noch so, dass wir in einem Verein arbeiten, der, wenn solche Angebote kommen, sich mit solchen Angeboten beschäftigen muss. Da muss man die Gesamtsituation sehen. Man muss das Sportliche sehen, man muss das Wirtschaftliche sehen. Und man muss den Spieler sehen. Wenn ich dann ein Gespräch mit dem Spieler führe und der Spieler mir mehr als signalisiert, er möchte nichts als nur weg aus Kaiserslautern, dann ist es nicht hilfreich, erneut einen Riegel vorzuschieben. Das ist Quatsch. Der Spieler macht dicht, der Spieler wird keine Leistung bringen. Der Spieler ist für mich nicht zu greifen. Das ist die Betrachtungsweise, die ich da mit einbeziehe. Dann kommt der nächste Aspekt, was sind für Möglichkeiten in dieser Kürze der Zeit da? Sind Optionen da, die uns auf den Punkt weiterhelfen? Nach all dem Abwägen war die Entscheidung da, dass wir wissen, dass wir Qualität verlieren, dass wir aber überzeugt sind, dass wir eine sportliche Qualität entwickeln können. Das Vertrauen liegt in der Gruppe. Letztendlich bin ich ja auch der, der gerne das breite Kreuz für sie hinstellt. In der Verantwortung stehe ich und bin der Überzeugung, dass das mit den Jungs funktioniert. Wenn nicht, dann können die Jungs trotzdem in Ruhe weiterarbeiten ...
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