ZitatAlles anzeigenINTERVIEW: Tobias Sippel über seinen Skandal, den Reifeprozess und den Kampf um den Platz im FCK-Tor
Tobias Sippel (23) will zurück ins Tor des Fußball-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern. Die Fahrerflucht unter Alkoholeinfluss bereut er. Horst Konzok sprach gestern mit Sippel.
Herr Sippel, Sie haben im Sommer für skandalöse Schlagzeilen gesorgt: Fahrerflucht unter Alkoholeinfluss, Führerscheinentzug. Hätte es die Fahrt ohne den Frust des Stammplatzverlustes auch gegeben?
Ich wusste damals ja schon, der Stammplatz ist so gut wie weg. Damit hatte das Ganze nichts zu tun. Nachdem ich meine Strafe bekommen hatte, wollte ich ja auch nicht mehr darüber reden. Es war eine dumme Aktion von uns dreien - ich war ja, was meist vergessen wird, nicht allein unterwegs. Wir waren ja schon daheim und sind dann nochmal los
Wie beurteilen Sie den Fall heute?
Dummheit!
Haben Sie das verarbeitet? Wie lange sind Sie noch ohne Führerschein?
Ja, das ist vom Tisch. Im Verein - und dafür bin ich dankbar - war das kein Thema mehr, nachdem wir unsere Strafe bekommen hatten. Von meiner Familie habe ich immer die volle Unterstützung . Den Führerschein bekomme ich im Januar wieder. Ich habe es ja hier nicht weit zum Training und wurde von Thanos Petsos oder Clemens Walch auch immer mitgenommen. Weh getan hat, dass jeder glaubte über die Sache reden und schreiben zu müssen, ohne zu wissen wie es war. Von allen Seiten wurde auf mich eingeprügelt.
Zum Fußball: Nicht-Abstiegsheld 2008, die Nummer 1 beim Bundesliga-Aufstieg, gute Vorrunde, Vertragsverlängerung im Januar, dann krank, Stammplatzverlust. Wie haben Sie diesen Schlag verkraftet?
Es hat am Anfang sehr weh getan, gesagt zu bekommen: Du spielst nicht mehr! Ich konnte es auch nicht verstehen! Ich bin aber kein Typ, der sagt, Scheiße, es hat keinen Wert mehr und im Erdboden versinkt. Gerry Ehrmann hat mich ermuntert, weiter Gas zu geben. Ich habe ja auch die Erinnerungen an die guten Zeiten - die Dinge, die ich da erlebt habe, die vergisst man nicht. Ich bin ein Teil der Mannschaft - aber ich will auch wieder spielen. Ich will zurück ins Tor! Ich bin durch die Situation erwachsener geworden. Ich hatte lange mit mir zu kämpfen, ich wollte mit niemandem, auch nicht mit meinen Eltern, darüber sprechen. Ich wusste, ich muss erst mit mir klar kommen. Ich denke, ich habe jetzt im Training fußballerisch eine positive Entwicklung genommen. Ich habe dem Trainer angeboten, mich mal als Zehner zu nehmen.
Wie ist Ihr Verhältnis zum Trainer?
Als er mich rausgenommen hat, sind wir uns aus dem Weg gegangen. Jetzt lachen wir ab und zu wieder zusammen. Aber er muss mich halt auch mal wieder aufstellen
Wie ist Ihr Verhältnis zu Ihrem Rivalen Kevin Trapp?
Mit Kevin habe ich keine Probleme. Wir teilen im Hotel nach wie vor das Zimmer. Er hat gespielt, seine Sache gut gemacht und ist dann drin geblieben. Der Trainer hat so entschieden.
Sie haben im Januar bis 2013 beim FCK verlängert. Wollen Sie 2012 Ihre Ausstiegsklausel nutzen?
Ich will meine Chance hier nutzen, wenn ich sie bekomme. Ich bin hier zu Hause, fühle mich wohl. Ich habe mir noch keine Gedanken gemacht, ob ich den Verein wechseln will, soll oder muss. Ich will wieder spielen!
Quelle: Die Rheinpfalz