ZitatAlles anzeigenFUSSBALL: 24:6 Torschüsse, 5:0 Ecken, 9:2 Chancen, 16:2 Flanken, 61 Prozent Ballbesitz - aber der hoch überlegene 1. FC Kaiserslautern hat dennoch nicht gewonnen und nur 1:1 gegen Hertha BSC Berlin gespielt.
VON HORST KONZOK
KAISERSLAUTERN. Die fast chronische Unfähigkeit des 1. FC Kaiserslautern, Tore zu schießen, wurde auch gestern beim 1:1 (1:1) gegen Hertha BSC Berlin dokumentiert. Da beginnen die Roten Teufel gut. Und haben Glück, dass Roman Hubnik eine Tiffert-Flanke beim Rettungsflug - wohl auch wegen der unberechenbaren Windböen - ins eigene Netz wuchtet (5. Minute).
Die Führung ist schnell verspielt. Nach einem von Konstantinos Fortounis überhastet abgeschlossenen Angriff kontert Hertha die unsortierten Lauterer aus. Oliver Kirch schafft es nicht mehr, den cleveren Verbindungsspieler Raffael zu stellen, Christian Lell hätte angesichts seines Freiraums am rechten Flügel auch noch einen Kleinwagen parken können, seine Eingabe nutzt Raffael zum 1:1 (14.). Vier Minuten später leistet sich der nun fehlerhafte Kirch einen Ballverlust gegen Raffael, Ramos taucht vor Kevin Trapp auf, der pariert. Die zweite und letzte Hertha-Chance.
„Wenn wir es besser ausspielen, dann ist es hundertprozentig das 2:0”, trauerte Pierre De Wit der vergebenen Chance nach, was Hertha zum 1:1 nutzte. Der FCK berappelte sich - aber Florian Dick scheiterte nach Tiffert-Freistoß (31.). Dann servierte Alexander Bugera eine Maßflanke, Christian Tiffert gab den Flug-Kapitän, sein Hechtkopfball aber verfehlte das Ziel (31.). Da muss Tiffert einfach das Tor machen! Drei Minuten später ging Dorge Kouemaha los. Der Behauptungsstürmer imponierte, scheiterte aber an Torwart Kraft. Der Ball war frei, das Tor quasi leer - aber Kirch schoss vorbei!
„Wir hatten drei hundertprozentige, ja tausendprozentige Chancen”, haderte der konsequent arbeitende Mathias Abel, dass Aufwand und Ertrag wieder im krassen Missverhältnis standen. „Wir wissen, dass wir im finalen Moment besser werden müssen”, bekannte FCK-Trainer Marco Kurz, dessen Kollege Markus Babbel sein Team mit dem Punkt „gut bedient” sah. Bei allen Unzulänglichkeiten in der Offensive lobte Babbel die aufopferungsvolle Defensivarbeit. Ein Sonderlob erntete der auf die Bank versetzte André Mijatovic, der nach 38 Minuten den verletzten Maik Franz ablöste und Flurschaden verhindern half. Denn der FCK machte auch nach der Pause das Spiel. „Wir waren läuferisch und auch spielerisch dominant”, attestierte Marco Kurz, der Itay Shechter für Kirch brachte, auf 4-4-2 umstellte. Shechter aber fand keine Bindung.
„Wir haben alles probiert. Ganz normal, dass in so einer Phase nicht alles passt”, meinte der großartige Antreiber Florian Dick, der die Mannschaft über rechts mit Kapitän Tiffert beflügelte. Aber das Ziel fanden weder der nach Bugera-Freistoß zögerliche Abel (62.), Fortounis nach Tiffert-Freistoß (68.), noch Kouemaha (71.), der an Kraft scheiterte. Nach Tifferts fünfter Ecke landete Amedicks Kopfball neben dem Tor. „Ein gutes Spiel, die richtige Antwort auf Nürnberg - aber leider nicht belohnt”, sagte Dick. Sein FCK hat wieder zwei Punkte verschenkt!
Die unendliche Suche nach der Effizienz
FUSSBALL: Die Chancenverwertung des 1. FC Kaiserslautern in dieser Saison ist für die Roten Teufel zum Haareraufen. Bezeichnend, dass der erst elfte Saisontreffer der Lauterer aus einem Eigentor von Hertha BSC resultiert. FCK-Trainer Marco Kurz liefert sich nach dem 1:1 gegen Berlin mit einem Fan ein hitziges Wortgefecht.
VON OLIVER SPERK
KAISERSLAUTERN. Eigentlich hätten Spieler und Trainer des 1. FC Kaiserslautern den Rasen im Fritz-Walter-Stadion gestern am späten Nachmittag alle mit einer Vollglatze verlassen müssen. Die Chancenverwertung beim 1:1 (1:1) des FCK gegen Aufsteiger Hertha BSC Berlin war für die Roten Teufel zum Haareraufen. 24:6 Torschüsse, 16:2 Flanken und 5:0 Ecken. Klarer lässt sich das große Problem, das den FCK durch den kompletten bisherigen Saisonverlauf begleitet, nicht dokumentieren.
„Der letzte Pass kommt nicht, oder die Konzentration im Abschluss fehlt. Das ist das Problem, das uns begleitet. Im Training funktioniert das, da haben die Abschlüsse auch Qualität. Aber wir bringen das im Spiel nicht auf den Platz”, stellte Kevin Trapp fest. Der 21-Jährige verlebte einen recht ruhigen, wenn auch sehr windigen Nachmittag im FCK-Tor. „Ich denke, dass Berlin nicht viel wollte, das hat man gesehen”, sagte Trapp, „umso bitterer ist es, dass wir nur einen Punkt mitgenommen haben.” Hertha-Trainer Markus Babbel meinte: „Kaiserslautern hat heute gefühlte 200 Flanken reingeschlagen.”
Aber: Das Verhältnis der erspielten zu den verwerteten Chancen ist beim FCK das ligaweit schlechteste. Bezeichnend, dass den erst elften Treffer der Lauterer im 15. Saisonspiel der Berliner Roman Hubnik mit seinem spektakulären Flugkopfball-Eigentor erzielt hat (5.). Als der gut spielende FCK freudig, aber dann am gegnerischen Strafraum auch naiv auf das 2:0 spielte und zu offen stand, gelang der Hertha ihre einzig wirklich gute Aktion - einen Traumkonter schloss Raffael zum 1:1 ab (15.). „Wenn ich vorne am Sechzehner den Ball verliere, kann ich auch mal den Anspruch haben, dass ich nicht gleich ein Gegentor kriege”, haderte FCK-Trainer Marco Kurz mit der Ineffizienz seines Teams.
Es war wahrlich zum Haareraufen für die Fans der Roten Teufel - und für die Verantwortlichen beim FCK. Trainer Kurz lieferte sich nach Spielschluss ein hitziges Wortgefecht mit einem Nordtribünen-Zuschauer. Kurz hielt seine Emotionen, die den ehemaligen Bundesliga-Profi stets am Spielfeldrand begleiten, nicht zurück. „Wir leben das Spiel draußen mit und sind voller Emotionen. Wenn einem dann von anderer Seite Emotionen entgegenschlagen”, sagte er später aufgeräumt, aber enttäuscht, „kommt es zu solchen Gesprächen. Es war so, dass ich diesem Herrn den Fußball erklärt habe. Er wollte wissen, wie Fußball geht, und ich habe es ihm erklärt. Und ich glaube, er hat es verstanden.”
Mit Sicherheit hat der Herr verstanden, dass der FCK kaum nach oben hin von seinem drittletzten Tabellenplatz wegkommt, wenn die Lauterer Spiele mit 24:6 Torschüssen, 16:2 Flanken und 5:0 Ecken nicht gewinnen.
Quelle: Die Rheinpfalz