ZitatAlles anzeigenAufstiegskapitän zu Eintracht Frankfurt - Ariel Borysiuk nach Wechseltheater doch zum FCK
Ex-Kapitän Martin Amedick (29) geht beim Bundesliga-Drittletzten 1. FC Kaiserslautern von Bord. Gestern heuerte er beim Zweitligisten Eintracht Franfurt an. Um 3 Uhr in der Nacht zum Dienstag war der scheinbar schon geplatzte Transfer von Ariel Borysiuk (20) von Legia Warschau zum FCK perfekt.
Heute nimmt Amedick bei der Eintracht die Arbeit auf, am Sonntag (13.30 Uhr) im Spiel gegen Eintracht Braunschweig, seine alte Liebe, dürfte der Abwehrspieler sein Debüt in der Commerzbank-Arena geben.
„Ich hatte eine sehr schön Zeit beim FCK, ich habe mich in Kaiserslautern sehr wohlgefühlt”, sagte Amedick, der im Sommer 2008 von Borussia Dortmund in die Pfalz gekommen war, gestern Nachmittag in einem Telefonat mit der RHEINPFALZ. Nach dem Aufstieg 2010 hatte der Blondschopf seinen Vertrag bis 2014 verlängert. „Ich habe mit Aufstieg und Klassenerhalt sehr viel in Kaiserslautern erlebt”, sagte Amedick, der sein Engagement beim FCK gerne als „Projekt” bezeichnete.
In der Rückrunde der letzen Saison hatte Amedick, 2009 und 2010 von den Lesern der RHEINPFALZ zum Spieler der Saison gewählt, seinen Stammplatz verloren. In der laufenden Saison war Amedick zunächst zweite Wahl, hatte sich dann wieder in die Mannschaft gearbeitet, zu Beginn der Rückserie aber hatte er seinen Platz an Jan Simunek verloren. „Intern haben wir das kommuniziert”, unterstrich Trainer Marco Kurz, der den Sportsmann Amedick gestern als charakterstarken Führungsspieler würdigte.
„Nach den Gesprächen mit dem Trainer bin ich zum Schluss gekommen, dass es für mich besser ist, ein neues Projekt zu starten”, unterstrich Amedick gestern. Der sozial sehr engagierte Profi, im Vorstand von „Mama/Papa hat Krebs” in Kaiserslautern aktiv, will sportlich „jetzt nur nach vorne schauen”: „Ich habe mich für ein neues Projekt entschieden. Eintracht Frankfurt ist von den Strukturen her ein Verein, der in die Bundesliga gehört. So wie damals, als ich kam, der FCK.”
„Martin hat mit seiner Entscheidung auf die sportliche Entwicklung reagiert. Wenn solch ein verdienter Spieler geht, ist auch bei mir Wehmut dabei”, sagte FCK-Chef Stefan Kuntz: „Wir gehen mit Respekt auseinander - so wie es sich gehört!”
Zur Sache - Warschau - Brügge - FCK
Der 1. FC Kaiserslautern frohlockt. Ariel Borysiuk hat zugesagt. Mit Legia Warschau, seinem Klub, ist alles geklärt. Am Sonntag aber trifft sich Ariel Borysiuk mit Christoph Daum, dem Trainer des FC Brügge. Das Angebot stellt die Offerte des FCK in den Schatten. Brügge meldet: Borysiuk kommt. Der 20-Jährige sagt Lautern ab! Stefan Kuntz kennt die Zahlen. Er versteht die Wankelmütigkeit des jungen Polen, wünscht ihm alles Gute. Am Montag ist der Mittelfeldmann zum medizinischen Check in Brügge - und meldet sich bei seinem Berater. Das „Bauchgefühl” sagt nein, nein zu Brügge. Die Rückfrage bringt eine klare Antwort: Die Tür beim FCK ist offen ...
Ariel Borysiuk sagt dem FC Brügge ab, setzt sich ins Auto, wird spät in der Nacht in Kaiserslautern willkommen geheißen. Landsmann Arthur Platek, schon beim Swierczok-Transfer involviert, ist da, ebenso Teammanager Marco Haber, den der junge Profi schont kennt. Das Flutlicht leuchtet, Kabine und VIP-Bereich werden besichtigt. Zeugwart Wolle Wittich hat das Trikot mit der Nummer 4 zur Begrüßung fertig gemacht. Wo Borysiuk drauf steht, soll ab Sonntag auch Borysiuk drin stecken.
Trainer Marco Kurz stößt hinzu. „Verhandeln mussten wir ja nicht mehr - die Zahlen waren ja klar”, sagt Stefan Kuntz. Um drei Uhr in der Nacht zum Dienstag unterschreibt der Jung-Nationalspieler für viereinhalb Jahre. Heute nimmt der „Sechser” das Training beim FCK auf.
„Er ist erst 20 und hat schon 90 Spiele in der ersten Liga Polens gemacht”, beschreibt Kuntz die Karriere des neuen Hoffnungsträgers. 15 Spiele in der Europa League stehen für ihn zu Buch. Borysiuk ist verheiratet und hat zwei Kinder. „Für ihn gibt es nur Fußball und Familie”, glaubt Klub-Chef Kuntz.
KOMMENTAR
Wechselspiele
Der FCK hat mit Ariel Borysiuk einen Hoffnungsträger engagiert. Ex-Kapitän Martin Amedick bleibt als Vorbild in bester Erinnerung.
Stefan Kuntz, seit knapp vier Jahren an der Vorstandsspitze des 1. FC Kaiserslautern, neigt nicht zu vorschnellen Verlautbarungen - vor allem nicht, wenn es um Transfers geht. Am Montag schien es, als erlebe Kuntz zum zweiten Mal binnen weniger Tage, dass ein als sicher geglaubter Transfer platzt. Tat er aber nicht, weil für Ariel Borysiuk am Ende der Reiz der Bundesliga doch größer als das noch bessere Angebot aus Brügge war.
Der dreimalige Nationalspieler, der schon mit 17 in der ersten polnischen Liga debütierte, soll im defensiven Mittelfeld der Roten Teufel als leidenschaftlicher Stratege Akzente setzen. „Ein junger Bursche, der aber eine Qualität reinbringt, wie wir sie im zentralen Mittelfeld nicht hatten. Er besitzt hohe Spielintelligenz”, lobt FCK-Trainer Marco Kurz den Neuzugang.
Borysiuk ist gekommen, Martin Amedick ist gegangen. Das ist Profi-Fußball, das ist das Geschäft.
Der 29-Jährige hat einen Schlussstrich gezogen, weil er von der gesetzten Größe zum Bankhalter geworden war. Nach der Yahia-Verpflichtung war Amedick nur noch die Nummer vier oder fünf in der Innenverteidigung.
Mit Amedick gewann der FCK 2008 einen Kopf. Als Kapitän war er eine treibende Kraft beim Aufstieg 2010 und auch noch - trotz sinkender Formkurve - beim Klassenerhalt 2011. Durch seine Kopfballstärke war er auch ein Mann wichtiger Tore, aber auch ein Rückhalt der Abwehr. Mit viel Herz machte er Schnelligkeitsdefizite wett, die nach dem Aufstieg öfter offen gelegt wurden.
Amedick war ein toller Kapitän und Botschafter des FCK. Er gab der Mannschaft ein sympathisches Gesicht. Er setzte aber auch als Sozialarbeiter bei „Mama/Papa hat Krebs” Akzente. Ein großer Sportsmann geht. Beim FCK bleibt er als Vorbild in bester Erinnerung.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau