Die polnische Zeitung "Przeglad Sportowy" hat Borysiuk nach seiner gelb-roten Karte ebenfalls interviewt, hier die Übersetzung des Interviews:
Ariel Boryiuk": "Das war dumm".
PS: Die erste Begegnung mit der Bundesliga erwies sich als schmerzhaft.
AB: Sehr schmerzhaft. Das war mein Debüt, und ich flog direkt vom Platz. Dazu kommt, dass wir 50 Minuten lang zu zehnt spielen mussten, und das auch Einfluss auf das Endergebnis hatte.Froh bin ich nicht darüber, aber die Schuld dafür trage nur ich selbst. Natürlich hat mich niemand dazu genötigt, ich selbst tätigte zwei dumme Fouls, und der Schiedsrichter traf letztlich eine richtige Entscheidung. Allerdings ist es wichtig nach vorne zu schauen, nichts desto trotz ist es schwierig, da meine Position dadurch nicht gestärkt wurde. Es liegt nur an mir, dies zu verändern.
PS: Kam das Debüt nicht möglicherweise zu früh? War das Gemüt nicht zu sehr erhitzt?
AB: Den Eindruck habe ich nicht. Drei Tage habe ich mit der Mannschaft trainiert, alles sah ganz gut aus, ich war auf jeden Fall auf das Spiel gut vorbereitet. Insbesondere die erste gelbe Karte war ausgesprochen dumm. Bei der zweiten hatte ich ein gutes Gefühl, vor Peszko an den Ball zu kommen und diesen letztendlich klären zu können. Dabei hatte er den Ball verloren und für mich war es in diesem Moment nicht mehr möglich, auf diesem rutschigen Geläuf rechtzeitig abzubremsen. Der Schiedsrichter hatte keine andere Wahl.
PS: Mit diesem Debüt haben sie die öffentliche Meinung, sie spielen zu aggressiv, bestätigt.
AB: Bei der ersten gelbe Karte stimme ich zu, da habe ich den Gegner hart erwischt. Beim zweiten Foul jedoch habe ich Peszko nicht verletzt, ich habe nicht mal gespürt, dass ich ihm auf den Fuß getreten bin. So hat es zumindest aus meiner Perspektive ausgesehen. Jetzt kann ich es auch nicht mehr ändern, ich werde mich aber sicherlich nicht verschließen. Das hier ist immerhin icht Polen, diese Situation kann man verändern.
PS: Und wie?
AB: Hier gibt es vier Spieler auf meiner Position. Wenn ich aufgebe, dann wird die Situation immer schwieriger. Am Montag hatte ich ein sehr ausgeglichenes Training, ich habe bis an meine körperlichen Grenzen gearbeitet. Am meisten bereue ich es, dass ich nicht gegen die Bayern spielen kann, das wäre für mich wie ein Fest gewesen.
PS: Haben es ihnen der Trainer oder die Mannschaftskameraden übel genommen?
AB: Die Mannschaftskollegen haben gesagt, dass solche Situationen einfach mal vorkommen können, aber was hätten sie schon anderes sagen können. Am Dienstag gehen wir in die Analyse des Spiels - der Trainer wird dies dann sicherlich kommentieren, dann werde auch ich seinen Standpunkt dazu hören können.
PS: Was haben sie nach der gelb-roten Karte in der Kabine gedacht?
AB: Es waren soviele Gedanken, die lassen sich alle gar nicht beschreiben. Ich war sauer auf mich selbst, ich habe es ja nicht einmal bis zur Halbzeit geschafft, nur 5 Minuten haben gefehlt. In der Pause hätt ich abschalten und runterkommen können. Ich habe gedacht, dass ich in den Augen derjenigen, die lange um mich gekämpft haben, gescheitert bin. Sie gaben mir die Chance, direkt im ersten Spiel in der Startformation zu spielen, und ich habe es verbockt. Das Leben geht weiter. Bis zum Ende der Saison ist noch jede Menge Zeit - ich werde alles dafür geben, um nachzuweisen, dass der Borysiuk-Transfer richtig war.
PS: Haben sie nicht die Befürchtung, dass sie ähnlich wie Tomasz Hajto zukünftig als aggressiver Spieler negativ bewertet werden und dadurch bei Fouls schneller gelbe Karten kassieren?
AB: Ich weiß nicht, die Zeit wird zeigen, wie mich die Schiedsrichter wahrnehmen. Ich habe ja immerhin niemanden ein Bein gebrochen, das war der Kampf um den Ball. Ich muss alles dafür geben, um so wenig wie möglich Karten zu kassieren. Ich dachte, die deutschen Schiedsrichter unterschieden sich von den Polnischen, aber dem ist nicht so - hier darfst du deutlicher weniger.
PS: Sie spielten 40 Minuten und sahen dabei ein wenig verloren aus. Ist der Unterschied zwischen der Bundesliga und der Ekstraklasa wirklich so gewaltig?
AB: Bzgl. des Tempos im Spiel braucht man gar nicht diskutieren. Im Training wird so hart gearbeitet, dass ich mich nach dem Training so fühle wie in der Ekstraklasa nach dem Spiel. Ich selbst hatte nicht den Eindruck, dass ich auf verlorenem Posten war. Ich habe gehört, dass mich die Experten so bewertet haben, dann werde ich damit also auch leben müssen. Ich möchte nur zu Bedenken geben, dass ich meine Mannschaftskollegen eigentlich noch gar nicht kenne, ich habe lediglich dreimal mit ihnen trainiert. Ich benötige ein wenig Zeit, um das sportliche Schema des Teams kennen zu lernen.
PS: Muss man sich darüber Sorgen machen, ob sie mit der Last im psychischen Sinne klar kommen?
AB: Nein. Am Montag habe ich trainiert und lief dem Ball hinterher, als wäre nichts geschehen, obwohl ich weiß, dass ich es ganz schön verbockt habe. Ich warte jetzt auf das nächste Match, in dem ich wieder ran darf, also gegen Mönchengladbach in zwei Wochen. In dieser Zeit werde ich Vollgas geben, Gras fressen, mit dem Ziel, wieder in der Startelf stehen zu dürfen und mich rehabilitieren zu können. Ich habe übrigens einige SMS aus Polen erhalten, ich solle mir keine Gedanken machen.
PS: Kam auch eine SMS von Peszko?
AB: Das ist Fußball. Er spielte für sein Team, ich für meins. Vor dem Spiel haben wir noch miteinander gesprochen, nach dem Spiel dann nicht mehr. Ich kehrte nach dem Spiel zurück ins Hotel und telefonierte mit meiner Familie, ihr Trost ist der wichtigste.