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RIESENCHANCE - Christian Tiffert (rechts) vom 1. FCKvergibt gegen Wolfsburgs Diego Benaglio. (foto: kunz-moray)
Für den 1. FC Kaiserslautern wird nach dem 0:0 gegen den VfL Wolfsburg der Abstieg aus der Bundesliga immer wahrscheinlicher. FCK-Chef Kuntz hält aber an Trainer Marco Kurz fest.
Kampf und Krampf, aber im Abschluss versagt: Der 1. FC Kaiserslautern kam nicht über ein 0:0 gegen den VfL Wolfsburg hinaus. „Was uns fehlt, ist die Effizienz”, klagte FCK-Trainer Marco Kurz nach der Nullnummer.
Als Felix Magath mit Yohandry Orozco nach 57 Minuten einen trickreichen Flügelflitzer für Ashkan Dejagah brachte, bekamen die Konter der „Wölfe” Schwung, da drohte gar eine weitere Heimniederlage. Leon Jessen, vorher als Schattenmann Dejagahs wirkungsvoll, bekam Orozco nicht in den Griff. Patrick Helmes und Mario Mandzukic, von Jan Simunek und Mathias Abel mit großer Konsequenz bearbeitet, blieben stets gefährlich, zumal Thomas Hitzlsperger die Offensive bei seinem Comeback belebte. „Ich bin heute sehr zufrieden. Es war ein gutes Spiel mit hohem Tempo”, sagte VfL-Trainer Felix Magath. „Der Gegner war sehr engagiert. Ich hatte den Eindruck, dass der FCK für seinen Trainer gespielt hat”, mutmaßte Magath. Fakt ist: Marco Kurz bleibt FCK-Trainer, bestätigte Vorstandschef Stefan Kuntz vor seinem Besuch im ZDF-Sportstudio.
Torwarttrainer Gerald Ehrmann bescheinigte Keeper Sippel schon vor dem Anpfiff sehr gute Form. Und Tobias Sippel, letztmals am 5. März 2011 im Lauterer Bundesliga-Tor, bestätigte das Urteil seines Lehrmeisters. Einen Hinterhalt-Schuss Patrick Helmes', der es von der Resterampe in die Startelf schaffte, wehrte Sippel zur Ecke ab (20.). In der 43. und 44. Minute verhinderte der durch Kevin Trapps Muskelverletzung ins Tor gerückte Sippel gegen die frei vor ihm auftauchenden Helmes und Marcel Schäfer einen Rückstand. In der 66. Minute, nach einem von Hitzlsperger eingeleiteten Konter, parierte Sippel gegen Mandzukic. Seinen einzigen Patzer zwei Minuten vor dem Ende beim Herauslaufen merzte der aufmerksame Ex-Wolfsburger Jan Simunek aus, den der toll kämpfende Florian Dick noch an Wirkung übertraf. „Hätte ich mehr Praxis, wäre mir das wohl nicht passiert”, meinte Sippel, dem sein Trainer eine tadellose Leistung bescheinigte. „Hoffen darf man ja”, beantwortete Sippel lächelnd die Frage, ob er damit rechne, am Freitag in Stuttgart zu spielen. „Ich bin schließlich auch nach meiner Krankheit aus dem Tor geflogen, als Kevin gut gehalten hat ...”
Zwei hundertprozentige Chancen wurden wieder vermasselt. Richard Sukuta-Pasu, der nie wirklich ins Spiel fand, hatte Sandro Wagner, den Ein-Mann-Sturm der Lauterer, wunderbar freigespielt, Wagner setzte sich ab und durch, hieb das Leder aber unkontrolliert-überhastet über Benaglios Tor (36.). Keine 60 Sekunden später startete Julian Derstroff einen feinen Konter, bediente Christian Tiffert, der aus elf Metern an Diego Benaglio scheiterte. „Ich bin nicht der Erste, der so eine Chance nicht verwertet. In unserer Situation klappt so etwas aber einfach nicht. Schade, dass so ein Spiel nicht mit einem Sieg belohnt wird”, haderte der FCK-Kapitän, der sich abmühte, aber weiter auf der Suche nach der Bestform ist.
Auch Neuzugang Sandro Wagner kann die Torflaute nicht besiegen. Nach Sukuta-Pasus Flanke köpfte der Ex-Bremer über Torwart und Tor (86.). Ein Debüt, das Hoffnung gibt, feierte Andrew Wooten. Seinen Schuss aber schlug Mandzukic von der Linie (75.). „Für mich ist heute ein Traum in Erfüllung gegangen. Schade, dass der Ball nicht drin war. Aber ich werde alles geben, um meiner Mannschaft zu helfen”, sagte der aus Worms stammende Wooten. Er ist mutig - und entschlossen!
Lausiger Lohn
Das 0:0 gegen Wolfsburg hilft dem 1. FC Kaiserslautern nicht. Großer Kampf, keine Effizienz.
Fünf, sechs Pfiffe von der Nordtribüne - dann vollkommene Stille unter den 34.110 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion. Das 0:0 des leidenschaftlich kämpfenden 1. FC Kaiserslautern gestern gegen den VfL Wolfsburg war zu wenig, um Boden gutzumachen im engen Abstiegsrennen der Fußball-Bundesliga. Im Gegenteil: Durch den 2:1-Heimsieg des SC Freiburg gegen den FC Schalke 04 ist der FCK nun Tabellenletzter. Zwei Punkte beträgt der Rückstand zehn Spieltage vor Schluss auf den Vorletzten Freiburg.
Trainer Marco Kurz bleibt, zumindest vorerst. Den Ball selbst ins Tor schießen, das kann er für seine zweifelsohne rackernden, aber im Abschluss erneut extrem ineffizienten Spieler nicht auch noch übernehmen. Kapitän Christian Tiffert, gestern als hängende Spitze unterwegs, und Angreifer Sandro Wagner vergaben zwei Riesenmöglichkeiten kurz vor der Pause. Der eingewechselte Andrew Wooten hatte bei seinem Bundesliga-Debüt Pech, dass Mario Mandzukic bei seinem Versuch auf der Linie rettete (75.).
Das Lied „Männer in Rot” der Band Walter-Elf schallte gestern um 17.19 Uhr nach dem zehnten Unentschieden des FCK aus den Stadionlautsprechern. „Samstags um halb vier”, heißt es darin. Um diese typische Bundesliga-Anstoßzeit werden die Roten Teufel womöglich mittelfristig nicht mehr spielen. Nur ein kleines Fußball-Wunder würde den Lauterern helfen, ihre Dauer-Ladehemmung zu besiegen. „Noch mal 13 Tore werden nicht reichen”, mutmaßte Trainer Kurz nach den ersten 17 Saisonspielen. Nun sind sieben Rückrundenpartien vorbei - in denen gerade mal drei Treffer zu Buche stehen.
Das Ergebnis einer entsprechenden Hochrechnung wäre: Zweite Liga. „Wir haben noch zehn Spiele”, sagte FCK-Innenverteidiger Mathias Abel gestern mit Blick auf die brenzlige Lage der Lauterer, „und die Tabelle schaue ich mir erst nach dem 34. Spieltag an.” Tobias Sippel, für den verletzten Kevin Trapp im Tor, hielt die Roten Teufel mit seinen Paraden im Spiel. Es war die erste Bundesligapartie für Sippel seit einem Jahr. „Ich hab' bewiesen, dass ich es noch kann”, meinte der 23-Jährige, „jetzt muss nur noch jemand die Tore machen.” Abel sagte nach dem 14. sieglosen Spiel in Folge: „Jede Serie muss ja irgendwann reißen. Wir dürfen nicht aufstecken, bis die letzte Minute der Saison gespielt ist.”
ANSTOSS
Kopfsache
Der 1. FC Kaiserslautern rutscht immer tiefer. Nach dem 0:0 gegen den VfL Wolfsburg, dem zehnten Unentschieden der Saison, dem 14. Spiel in Folge ohne Sieg, sind die Roten Teufel auf dem letzten Tabellenplatz angekommen. Für den Kopf, für die Psyche, ist das ganz, ganz schlecht, zumal die Konkurrenz am Abgrund der Liga punktete. Hertha BSC Berlin feierte im zweiten Spiel unter der Regie von Altmeister Otto Rehhagel beim 1:0 gegen dessen alte Liebe Werder Bremen einen nicht einzukalkulierenden Sieg. Damit kletterte die Hertha auf Platz 15, den Platz, der das sportliche Überleben im Oberhaus garantiert. Der FC Augsburg rutschte wohl wieder auf den Relegationsplatz, darf das 2:2 in Hannover aber als Bonuspunkt, als Punkt für die Moral, werten. Es war das ebenfalls zehnte Remis des unnachgiebigen Aufsteigers. Der Trend des SC Freiburg zeigt nach oben, das 2:1 gegen Schalke 04 ist ein Sieg der Preisklasse unerwartet und ungeheuer wichtig. Hertha hat nun 23 Punkte, Augsburg 22, Freiburg 21 und ganz unten im dunklen Keller sitzt der FCK mit 19 Zählern fest.
Der Auftritt des 1. FC Kaiserslautern war nicht gut, aber beherzt. Die mangelnde Qualität im Abschluss wurde bei der Nullnummer gegen Magaths Wolfsburger demonstriert. Hundertprozentige Chancen, wie sie Sandro Wagner und Christian Tiffert vor der Pause und Wagner kurz vor Schluss vermasselten, die müssen einfach in Tore umgemünzt werden, um Siege zu landen. „Wir lassen uns nicht zermürben”, beteuerte Pierre De Wit, der kleine Mittelfeldspieler mit dem großen Kämpferherzen. Einen Joker für den Abstiegskampf hat Trainer Marco Kurz gestern gezogen: Andrew Wooten, der Torjäger der zweiten Mannschaft, kam nach 67 Minuten zu seiner Premiere im Oberhaus. Acht Minuten später hätte er zum Held des Tages werden können, doch seinen Schuss schlug Mario Mandzukic von der Torlinie.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau