ZitatAlles anzeigenHeute Relegations-Hinspiel zwischen der TSG 1899 Hoffenheim und dem FCK – Bei den Lauterern fehlt Jan Simunek verletzt
Relegations-Krimi, Teil eins: Die TSG 1899 Hoffenheim, der Tabellen-16. der Fußball-Bundesliga, empfängt heute (20.30 Uhr, ARD, Sky) den Zweitliga-Dritten 1. FC Kaiserslautern. Die Rhein-Neckar-Arena in Sinsheim ist mit 30.150 Zuschauern ausverkauft. Die Polizei ist mit einem deutlich höheren Aufgebot als sonst vor Ort.
„Ich freu’ mich auf das Spiel. So ein Derby und dann noch in der Relegation, das ist was ganz Besonderes“, sagt FCK-Innenverteidiger Dominique Heintz, der heute Abend nach verbüßter Gelbsperre mit dem am Sonntag geschonten Marc Torrejón das Zentrum der Viererkette bildet. Jan Simunek fehlt verletzt. Von der sportlichen Brisanz her ist die Relegations-Situation mit dem „Endspiel“ der Lauterer am 18. Mai 2008 zu vergleichen.
Vor fünf Jahren gewann der FCK 3:0 gegen Köln und vermied dadurch den Absturz in die Drittklassigkeit. Die Folgen eines Scheiterns aber, betont FCK-Chef Stefan Kuntz, wären für den Klub diesmal finanziell deutlich leichter zu verkraften. Er könne sich gut vorstellen, sagt der 50-Jährige, dass man im Falle des Nicht-Aufstiegs für die kommende Saison erneut Platz eins bis drei als Ziel ausgeben könne.
Mit diesen Gedanken, die sich ein Vereinsvorsitzender machen muss, beschäftigen sich die Spieler der Roten Teufel nicht. Für sie zählt nur das Hier und Jetzt – und das heißt: heute, 20.30 Uhr, Sinsheim. Die Lauterer haben in Bad Schönborn übernachtet.
Nach einem kurzen Vormittagstraining, Essen, Mittagsruhe und Besprechung geht’s zum knapp 30 Kilometer entfernten Stadion. „Im Hotel merkt man immer schon, wie die Anspannung steigt“, sagt FCK-Torwart Sippel, der damals am 18. Mai 2008 schon ein „Endspiel“ erfolgreich gemeistert hat und dies als wichtige Erfahrung verbucht, „am Schlimmsten ist von der Nervosität her die Busfahrt zum Stadion. Wenn man dann auf dem Platz steht, ist die Aufregung wie weggeblasen.“
„Wir haben eine Chance, aber nur, wenn wir ans Limit gehen“, sagt Florian Dick, dem als Außenverteidiger ebenso wie Chris Löwe auf der anderen Seite eine Schlüsselaufgabe zufällt: Die Seiten müssen dicht gemacht, Flanken verhindert werden. Aber es geht nicht nur darum, gut zu verteidigen, die Räume eng zu machen, Standards der Marke Salihovic zu verhindern, sondern „mutig und schnell nach vorne zu spielen“, sagt Trainer Franco Foda. „Wenn man aufsteigen will, muss man selbst die Initiative ergreifen“, fordert der Lauterer Coach. Er sieht die Hoffenheimer unter dem neuen Trainer zügig nach vorne spielen und weiß um den Versuch der frühen Balleroberung.
„Jede Mannschaft hat Schwächen“, sagt Foda, der darauf setzt, dass seine Angreifer aus ihren Chancen entschlossen Kapital schlagen. „Eiskalt muss man sein“, weiß „Jimmy“ Hoffer, der sich als Joker gegen den FC St. Pauli für einen Startplatz an der Seite von Mo Idrissou empfohlen hat.
Wichtig für den FCK ist ein Ergebnis, das ihm am Montag im Rückspiel alle Chancen lässt, bedeutet der Trainer. Ein Auswärtstor könnte für den Außenseiter sehr hilfreich werden, wenn es am Montag vor knapp 50.000 Zuschauern um alles geht. Kuntz stellt sie sich schon vor, die rote Wand, alle Fans vereint bis zum großen Ziel. Er gesteht: „Die Sehnsucht nach der Bundesliga ist groß.“
So spielen sie
TSG 1899 Hoffenheim: Casteels - Beck, Abraham, Vestergaard, Johnson - Salihovic, Rudy, Polanski, Ochs - Volland, Firmino – Es fehlt: Weis (Bauchmuskelzerrung)
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Torrejón, Heintz, Löwe - Weiser, Borysiuk, Köhler (Orban), Baumjohann - Hoffer, Idrissou – Ersatz: Hohs, Riedel, Bugera, Zellner, Fortounis, Drazan, Bunjaku, Derstroff - Es fehlen: Alushi, Amri, Karl (Aufbautraining), Azaouagh (Trainingsrückstand), Simunek (Achillessehnenreizung)
Schiedsrichter: Brych (München).
-------
Das große Versprechen
Porträt: Mo Idrissou ist vom FCK-Aufstieg überzeugt
Er ist gekommen, um aufzusteigen. Zurückhaltung ist nicht die Sache des Mohamadou Idrissou. Dreimal hat der seit Juli 2012 für den 1. FC Kaiserslautern stürmende Kameruner den Aufstieg geschafft. Gelassen verspricht er Verein und Fans, dass es auch diesmal klappt. Kein Problem. „Wir müssen einfach nur locker sein“, rät der 33 Jahre alte Torjäger, „wir müssen in den Relegationsspielen unsere Gefühle abstellen, denn Gefühle können auch enttäuscht werden.
Wir dürfen nur eines im Kopf haben: Wir werden diese Spiele gewinnen! Alles andere hilft dir nicht. Zu viel Konzentration ist manchmal hinderlich. Dann verkrampfst du.“ Zu zaudern und zu viel hin und her zu überlegen, das passt so gar nicht zu dem 1,90 Meter großen Draufgänger.Idrissou, ein Wandervogel im Profifußball, ist mit Eintracht Frankfurt, dem MSV Duisburg und mit dem SC Freiburg aufgestiegen.
Jetzt will er das große Ziel auch mit dem FCK erreichen. 14 Treffer kündigte er vor der Saison an, gar 17 stehen nach Abschluss der Punktrunde zu Buche. Die Antwort – typisch Idrissou: „Ich habe gemerkt: 14 Tore reichen nicht für den Aufstieg; dann habe ich ein paar mehr geschossen.“ So war sein 17. und bislang letzter Treffer für den FCK das wichtige 2:0 beim 3:1 in Regensburg. Diese drei Punkte haben die Relegationsteilnahme perfekt gemacht.
Mit großen Schritten marschierte er aufs Regensburger Tor – und war beim Abschluss ganz locker. Klar. „Ich weiß, was ich kann“, sagt er mit einem Zahnpasta-Lächeln, aber mit großer Bestimmtheit, „Tore schießen.“ Oft kann er seine Versprechen halten. Etwa beim 2:4 in Cottbus, als er Trainer Franco Foda ein Tor als nachträgliches Geburtstagsgeschenk versprach. Er hielt Wort, war nach dem Spiel aber sauer auf seine Kollegen und hielt seine „Eier“-Rede: „In den letzten drei Spielen müssen auch andere in der Mannschaft zeigen, dass sie Eier haben.“
Danach gab es die zwei entscheidenden Siege. Und Hoffenheim, der heutige Relegationsgegner? „Die haben nicht mehr Potenzial als wir“, meint Idrissou, „sie haben gute und schlechte Spiele gemacht, genau wie wir.“ Dass er bei der nächsten Gelben Karte gesperrt ist, stört Idrissou nicht. Er betont: „Ich verspreche Verein und Fans, dass ich in der Relegation keine Gelbe Karte kriege.“ Kein Problem.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau