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FCK verspielt Führung und kommt in einem Grottenkick nicht über ein 1:1 gegen Bielefeld hinaus
VON OLIVER SPERK & HORST KONZOK
Ein Schritt vor, zwei zurück: Fußball-Zweitligist 1. FC Kaiserslautern verspielte gegen den Tabellenvorletzten Arminia Bielefeld nach desaströser zweiter Halbzeit den Sieg. Das 1:1 (1:1) fühlt sich wie eine Niederlage an. Von der Bundesliga zu reden, verbietet sich mit diesem Anti-Fußball.
Verantwortlich für die verspielte (glückliche) Führung machte Trainer Kosta Runjaic Enis Alushi. Er hatte eine neue Chance bekommen, gilt als ball- und passsicherer Routinier. Drei Minuten vor der Pause aber ließ er sich am eigenen Sechzehnmeterraum zu einem Fehlpass der Kategorie russisches Roulette hinreißen, Christian Müller nahm das Geschenk dankend an – 1:1.„Unverzeihlich“, schimpfte der FCK-Coach, nahm Alushi nach „dem kapitalen Fehler“ aus dem Spiel und kündigte Konsequenzen an. „Wir haben jetzt 27 Gegentore, die Hälfte haben wir uns selbst gemacht“, grollte Torhüter Tobias Sippel.
Die erste Chance hatte der Tabellenvorletzte: Kacper Przybylko, die Kölner Morgengabe im Dress der Arminia, startete durch, Sippel stürmte weit aus seinem Tor und rettete in höchster Not (5.). Der FCK tat sich schwer, einen Weg zum Bielefelder Tor zu finden. Die guten Eingaben Florian Dicks in Zielrichtung Srdjan Lakic und Simon Zoller aber wussten die Bielefelder mit Konsequenz und Leidenschaft zu klären.
Wunderbar das Führungstor: Willi Orban legte den Vorwärtsgang ein und überlistete Torhüter Ortega mit einem gefühlvollen Heber aus 22 Metern (36.). „Wir hatten nach dem 1:0 ein, zwei gute Möglichkeiten zum 2:0. Wenn wir da nachlegen, gewinnen wir das Spiel. Aber wir haben wieder so ein doofes Gegentor gekriegt, wieder durch einen individuellen Fehler, wie schon so oft“, haderte Orban. Drei Minuten nach seinem Tor flankte Zoller gekonnt, Lakics Kopfball klatschte an den Pfosten, den Nachschuss versemmelte Alexander Ring überhastet.
„Ich komme dem Tor immer näher. Aber nach dem Ergebnis sind wir natürlich alle enttäuscht“, sagte Lakic. Kurz nach seinem Pfostentreffer kam, was den FCK in dieser Runde schon so viele Punkte gekostet hat: ein individueller Fehler. Dieses Mal schoss Alushi den Bock, der die Mannschaft schockte, die gerade erst ins Spiel gefunden zu haben schien.
„Wir haben den Gegner wieder aufgebaut“, schimpfte Runjaic. „Für mich ist das nicht verständlich. Ich will auch keine Erklärung, weil das nicht geht!“ Total verärgert ob der erneut vergebenen Chance, sich den Aufstiegsrängen punktemäßig weiter zu nähern, war Rechtsverteidiger Florian Dick: „Nach dem Fehler und dem 1:1 war ein Bruch im Spiel, die zweite Halbzeit war schlecht.“
Es blieben aber 45 Minuten, das Spiel zu drehen. Herausgekommen ist ein spielerischer Offenbarungseid, mit einer einzigen Chance. Als Plan A gescheitert war, gab es keinen Plan B, was auch an der unzureichenden Kaderzusammenstellung liegt. Dem Mittelfeld fehlt ein Kopf, der Alushi sein könnte, aber wieder nicht war.
Dem Mittelfeld fehlt ein Zehner, der auch Alexander Ring nicht ist. Er begann am Flügel, brachte wie Kollege Marcel Gaus nur Stückwerk zuwege. Nach der Pause versuchte es Ring zentral – er brachte nichts auf die Reihe. Um das Defizit an Kreativität auszumerzen, hat der FCK im Januar Chinedu Ede von Mainz 05 ausgeliehen. Bis jetzt ein Flop. Und gestern nicht einmal auf der Wartebank.
Von dort kam gestern Karim Matmour, der außer einem Solo nichts zu bewegen vermochte. Dann löste Olivier Occéan den erfolglosen Lakic ab. In der Schlussphase folgte Jan-Lucas Dorow für Gaus. „Wir brauchen das nicht schön zu reden. Was wir geboten haben, war sehr traurig“, sagte Tobias Sippel, dem die Pfiffe besonders weh taten. Vielsagend der Fan-Gesang: „Nie mehr Erste Liga ...“
So spielten sie
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Orban, Torrejón, Löwe - Gaus (83. Dorow), Karl, Alushi (46. Matmour), Ring - Lakic (57. Occeán), Zoller
Arminia Bielefeld: Ortega - Appiah, Burmeister, Salger, Feick - Schütz, Riese - Christian Müller (74. Jerat), Schönfeld (90. Klos), Lorenz (83. Hille) - Przybylko
Tore: 1:0 Orban (36.), 1:1 Christian Müller (42.) - Beste Spieler: Sippel, Orban - Riese, Schönfeld, Przybylko -
Zuschauer: 22.684 - Schiedsrichter: Osmers (Hannover).
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Die Rheinpfalz - Pfälzische Volkszeitung