ZitatAlles anzeigenFCK kassiert im Härtetest gegen Mainz 05 unglückliches 1:2 – Fehler bei Gegentoren ärgern Trainer Runjaic mächtig – Fortounis nach Griechenland
VON OLIVER SPERK
KAISERSLAUTERN. Ja, das sah über weite Strecken schon nach Fußball aus, was der Zweitligist 1. FC Kaiserslautern am Samstag im Saisonvorbereitungs-Spiel gegen den Bundesligisten FSV Mainz 05 bot. Das Ergebnis indes, das 1:2 nach 1:0-Pausenführung, wurmte FCK-Trainer Kosta Runjaic dann doch ziemlich. Testspiel hin, Testspiel her.
„Wir sind auf einem guten Weg, das hat man vor allem in der ersten Halbzeit gesehen“, sagte Runjaic nach dem Härtetest gegen den Rivalen aus gemeinsamen Bundesligazeiten, „aber wir wollten auch ein positives Ergebnis erzielen. Wir hatten vorne einige gute Möglichkeiten, haben dann aber zwei einfache Tore kassiert.“
Nach dem tollen Angriffslauf von Flügelflitzer Marcel Gaus über die rechte Seite und dem souveränen Abschluss zum 1:0 ins lange Eck (30.) ließ die Konzentration der Lauterer Defensive bei hochsommerlicher Hitze später nach. So wurden Petar Sliskovic (58.) und Sebastian Polter (61.) nicht konsequent attackiert; beide überlupften bei ihren Treffern dann den weit aus seinem Kasten gerückten FCK-Torwart Tobias Sippel, und es stand plötzlich 2:1 (RHEINPFALZ am SONNTAG berichtete). Führung und Sieg waren schmeichelhaft für einen aufgebesserten zweiten Anzug der Mainzer – der FCK hatte deutlich mehr Torchancen als der Bundesligist.
So bewies Mittelfeldspieler Kevin Stöger erneut, dass Standards zu seinen großen Stärken gehören: Sein 20-Meter-Freistoß von halbrechts knallte an den langen Pfosten. „Ich hätte den Ball fast noch erwischt, ich war noch mit den Haarspitzen dran“, sagte FCK-Angreifer Srdjan Lakic. Der Mittelstürmer fühlte sich am Samstag von seinen Kollegen in der Vorwärtsbewegung besser unterstützt als zuletzt. Lakic gab im ersten Abschnitt die einzige echte Spitze vor einem offensiven Dreier-Mittelfeld mit Gaus, Stöger und dem passsicheren Ruben Jenssen. Vor der Pause liefen beim FCK ausschließlich Spieler auf, die schon in der vergangenen Runde für die Lauterer am Ball waren. Karim Matmour indes fehlte am Samstag noch leicht angeschlagen.
Nach dem Seitenwechsel rückte Neuzugang Philipp Hofmann als zweite Spitze zu Lakic. Die beste Chance hatte der eingewechselte Stürmer nach einem starken Spielzug, bei dem Rechtsverteidiger Jean Zimmer eine prima Flanke servierte. Doch der Mainzer Torwart Loris Karius parierte Hofmanns Kopfball (67.). Zimmer gefiel mit gewohnt frechem, mutigem Spiel. Der 20-Jährige lief für den leicht angeschlagenen Neuzugang Michael Schulze (Rückenprobleme) auf und brachte viel Schwung.
„Ich hab’ ja schon häufiger gesagt: Wenn ich nicht mutig und frech spiele, hab’ ich keine Chance“, meinte Zimmer. Kurz nach der Pause prüfte er Torwart Karius, als er durchmarschierte und schnörkellos abzog (47.).
Auch Zimmer war überrascht, dass zu dem guten Test zwei Wochen vor dem Zweitligastart nur 3186 Zuschauer ins Fritz-Walter-Stadion kamen. „Wir wissen, dass wir die Leute wieder ins Boot holen müssen“, sagte der 20-Jährige, „und das geht nur, wenn wir als echtes Team auftreten.“ Gute Ansätze waren vorhanden am Samstag: Trotz der üblen Patzer in der Abwehr – die emsigen Roten Teufel skizzierten, wie es gehen kann.
Seinem Mittelfeldspieler Kostas Fortounis (21) indes hat der FCK unlängst einen Wechsel empfohlen. Nun steht der Transfer des Dauertalents kurz vor dem Abschluss; mehrere griechische Klubs sind im Rennen.
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Zur Sache: Mehrere Wochen Pause für verletzten Mainzer Niko Bungert
Die allerschlimmsten Befürchtungen haben sich glücklicherweise nicht bewahrheitet. Da konnte auch Srdjan Lakic, Stürmer des 1. FC Kaiserslautern, aufatmen. Niko Bungert, Innenverteidiger des FSV Mainz 05, muss nicht operiert werden. Die Zwangspause beträgt „nur“ einige Wochen, nicht mehrere Monate: Der 27-Jährige wurde beim 2:1-Sieg einer besseren Mainzer B-Elf im Test am Samstag beim FCK durch einen unabsichtlichen Tritt Lakics im Zweikampf verletzt (RHEINPFALZ am SONNTAG berichtete). Die Untersuchungen in der Mainzer Uniklinik ergaben: Innenbandteilanriss im linken Knie.
Bungert musste am Samstag nach 52 Minuten vom Platz getragen werden, er schrie vor Schmerzen und vor Wut. Lakic wollte den Ball treffen, erwischte aber das Bein seines Gegenspielers. „Natürlich war das keine Absicht, aber ich habe ihn leider voll getroffen“, sagte der FCK-Stürmer nach der Partie niedergeschlagen. Die Wut und die Angst Bungerts waren an diesem brütend heißen Sommerabend deshalb so groß, weil er Schlimmes befürchten musste, als er da am Boden und später hilflos auf der Trage lag: Von Oktober 2012 bis April 2013 musste er mit einem Kreuzbandriss pausieren, und auch in der vergangenen Saison machten Knieprobleme eine lange Pause von September 2013 bis Februar 2014 nötig. In der Rückrunde kam Bungert dann immerhin noch auf acht Einsätze.
Der Innenverteidiger ist gestern mit ins Trainingslager nach England geflogen; er wird dort von den Vereinsmedizinern weiter behandelt. Auch der junge Außenbahnspieler Devante Parker (18 ) ist mit ins bestens ausgestattete Trainingszentrum St. Georges’s Park bei Birmingham gereist. Der Bruder des zum FC Augsburg gewechselten Shawn Parker (21) hat sich beim Test in Kaiserslautern ebenfalls verletzt. Bei ihm wurde eine Bänder- und Kapselverletzung des äußeren Sprunggelenks diagnostiziert, er muss einige Tage pausieren.
Der dänische Nullfünf-Trainer Kasper Hjulmand lässt sich durch die nun noch länger gewordene Liste vorerst fehlender Profis nicht aus der Ruhe bringen. So gönnte er auch den erst vorige Woche verpflichteten WM-Teilnehmern, dem chilenischen Defensivspieler Gonzalo Jara und dem griechischen Torwart Stefanos Kapino, beim Test auf dem Betzenberg noch eine Pause. Dass schon in zehn Tagen, am 31. Juli, das erste Pflichtspiel ansteht – die Europa-League- Qualifikation daheim gegen den Sieger aus dem Duell Rovaniemi (Finnland) - Tripolis (Griechenland) –, das lässt den Dänen kalt.
„Wir haben das im Blick, aber wir müssen das alles Schritt für Schritt angehen“, betonte Hjulmand, „das ist nun eine längere Phase, in der du genau darauf achten musst, wann auch für unsere anderen WM-Spieler wie Junior Diaz, Shinji Okazaki oder Ja-Cheol Koo der richtige Zeitpunkt ist, wieder zur vollen Belastung zurückzukehren.“ Gut möglich, dass einige übermorgen beim ersten Test im Trainingslager in England gegen Besiktas Istanbul ein paar Einsatzminuten bekommen.
Die Rheinpfalz - Pfälzische Volkszeitung