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Freudenlauf - So jubeln Sieger: Kevin Stöger, Torschütze Marcel Gaus und Alexander Ring (von links) beim Freudenlauf nach dem 2:0 des FCK. (foto: kunz)
Die Blitztabelle im Fritz-Walter-Stadion war nach 90 Minuten der Blickfang: Der 1. FC Kaiserslautern grüßt nach dem 2:0 (2:0) gegen den klar unterlegenen Karlsruher SC als Tabellenführer der Zweiten Bundesliga. Heftige Ausschreitungen trüben die Stimmung.
Skandalös die Ausschreitungen rund ums Derby, unfassbar, dass Chaoten aus dem KSC-Block am Ende durch den Familienblock die Südtribüne stürmen konnten. Es kam zu Schlägereien zwischen vermummten KSC-Randalierern und FCK-Rowdys. 18 Menschen wurden verletzt – Zuschauer, Ordner und Polizisten. Es gab mehrere Festnahmen. Die Polizei zeigte sich angesichts massiver Attacken, gezündeter Pyrotechnik und der Sachbeschädigung „fassungslos über die Gewaltbereitschaft beider Fanlager“, hieß es am Abend. Der Hauptbahnhof in Kaiserslautern wurde zwischenzeitlich gesperrt.
„Schockiert“ äußerte sich KSC-Trainer Markus Kauczinski. „So etwas darf in einem Stadion nicht passieren“, empörte sich FCK-Trainer Kosta Runjaic, der sich über eine Gala seiner Jungs freuen durfte, die bei 13:1 Chancen nur versäumten, dem KSC ein halbes Dutzend einzuschenken.
„Der Trainer hat so entschieden, alles richtig gemacht“, sagte Jean Zimmer, der wider Willen geschont wurde. So kam Michael Schulze erstmals in einem Punktspiel als Verteidiger beim FCK zum Zug und bildete mit Marcel Gaus, der für den erkrankten Karim Matmour spielte, eine funktionstüchtige rechte Seite. Rund um seinen Geburtstag trifft er nicht selten, verriet Srdjan Lakic am Donnerstag. Da wurde er 31. Gestern feierte er sein fünftes Saisontor per Flugkopfball nach Gaus-Eingabe (20.). Vorausgegangen waren eine Ecke des starken Chris Löwe und ein abgewehrter Karl-Schuss.
Beim 2:0 revanchierte sich Lakic. Einen abgeblockten Stöger-Freistoß erarbeitete der Kapitän, Gaus donnerte den Ball in die Maschen (35.). Sein Trikot schenkte Lakic dem kleinen Colin. Der hatte sich mit einem Plakat den Dress des Torjägers zum Geburtstag gewünscht. „Wenn ich jemand eine Freude machen kann, tue ich das gerne“, sagte Lakic. „Eine neue rechte Seite, ich bin natürlich froh, dass ich das Tor gemacht habe – hoffentlich ist der Knoten jetzt geplatzt“, sagte Gaus, der mit viel Adrenalin unterwegs war.
Der KSC, der in der 70. Minute durch Alibaz-Freistoß zum Hauch einer Chance kam, sah sich mit dem Resultat noch gut bedient. In der dritten Minute schon hatte Lakic die Latte getroffen, beim Nachschuss scheiterte der wirkungsstarke Kilometerfresser Alexander Ring aus kürzester Distanz an Torhüter Orlishausen und Philipp Klingmann. In der 25. Minute verschenkte Stöger, der so spielstarke Zauberfuß, einen weiteren Treffer der Kategorie, „der Ball muss rein“: Ruben Jenssen initiierte den Konter, Löwe startete, bediente Stöger zentimetergenau, der den Ball aber am Ziel vorbei setzte.
„Ich bin sehr glücklich, alles hat geklappt, nur das Tor hat gefehlt“, sagte Jenssen, seit Mittwoch stolzer Vater, der mit Ring und Stöger für die Feinkost sorgte, aber zu viele Chancen vermasselte. In der 56. als er verzog und 71. Minute, als er am starken Orlishausen scheiterte, hätte er treffen müssen.
Klasse Jenssens Doppelpass mit Stöger, der in Orlishausen seinen Meister fand (67.). Aber auch Ring (71.) nach Stögers Zuckerpass, Schulze, der an Orlishausen scheiterte (83.) und Heintz, der das leere Tor verfehlte (87.), vermasselten Großchancen. Manuel Torres war da nach Roter Karte wegen Tätlichkeit nur noch Zuschauer. So wie der KSC im ganzen Spiel!
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Schulze, Orban, Heintz, Löwe - Karl, Ring - Gaus (90. Fomitschow), Stöger, Jenssen (76. Demirbay) - Lakic (82. Hofmann)
Karlsruher SC: Orlishausen – Klingmann (46. Nazarov), Gulde, Mauersberger, Dennis Kempe - Peitz - Torres, Yamada, Yabo, Valentini (53. Alibaz) - Micanski (64. Hennings)
Tore: 1:0 Lakic (20.), 2:0 Gaus (35.) - Gelbe Karten: Karl (4), Löwe - Valentini (2) – Rote Karte: Torres (74.)
Beste Spieler: Ring, Stöger, Lakic, Karl, Löwe - Orlishausen - Zuschauer: 39.079 - Schiedsrichter: Robert Kempter (Stockach).
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Ein Tag zum Vergessen
Torhüter Dirk Orlishausen findet nach der Niederlage des KSC ebenso deutliche Worte wie Sportdirektor Jens Todt. Schon der Vorabend verläuft unschön.
Es wäre für die Spieler des Karlsruher SC besser gewesen, sie hätten ihre Hotelbetten am Morgen gar nicht erst verlassen. Nur ein Torschuss in 90 Minuten, keine Homogenität, kein Esprit – die Badener wirkten von Beginn an sediert und schienen den Südwestschlager zu verschlafen.
Allein Torhüter Dirk Orlishausen verhinderte mit etlichen Paraden im zweiten Abschnitt eine Abfuhr, die sich auch im Resultat ausdrückte. Nach dem Abpfiff rang der Schlussmann um Contenance. Er sagte: „Ergebnis und Leistung decken sich nicht immer, für mich war es heute auch so ein Debakel. Die erste Halbzeit war kläglich. Dieses Spiel wird nicht nur einen Tag nachwirken, nicht zwei, sondern erheblich länger.“ Der KSC verlor zum dritten Mal in Folge.
Völlig verdient, da gebe es keine zwei Meinungen, bemerkte Trainer Markus Kauczinski. Erstmals seit drei Jahren tritt der Sportclub auf der Stelle. Sportdirektor Jens Todt murrte mit hängenden Mundwinkeln: „Zum dritten Mal in Folge stellte der Gegner die entschlossenere Mannschaft, das darf nicht sein und das müssen wir schnellstmöglich abstellen. Wir brauchen sonst überhaupt nicht über höhere Ziele zu sprechen.“
Das 4-1-4-1-System zu Spielbeginn funktionierte ebenso wenig wie das 4-2-3-1 nach dem Seitenwechsel. Philipp Klingmann schied in der Halbzeit an der Wade lädiert aus, Enrico Valentini, der für Klingmann den Posten des Rechtsverteidigers übernahm, folgte in der 53. Minute wegen einer Blessur am Sprunggelenk. Dazu passte die Rote Karte gegen Manuel Torres. Es war ein Tag zum Vergessen.
Schon der Vorabend der Partie war für den KSC wenig verheißungsvoll verlaufen: Jens Todt, Mannschaftsarzt Marcus Schweizer und andere Teammitglieder saßen in der Kaiserslauterer Innenstadt im Außenbereich des Mannschaftshotels, als sie von einer etwa 20-köpfigen Gruppe FCK-Ultras bedroht wurden. Tenor: „Verschwindet, das ist unsere Stadt.“
„Ich bin jetzt 15 Jahre dabei, aber so etwas habe ich in dieser Form noch nicht erlebt“, sagte Marcus Schweizer. Die Polizei wurde informiert. Um Ärger zu vermeiden, verzog sich die KSC-Delegation an die Hotelbar.
Der Ausflug nach Kaiserslautern hat sich für den Karlsruher SC in keiner Weise gelohnt ...
Rheinpfalz am Sonntag