ZitatAlles anzeigenBeim Weltmeister stellt sich die Systemfrage – Ilkay Gündogan freut sich auf Rückkehr ins Fritz-Walter-Stadion
VON CHRISTINE KAMM
FRANKFURT. Der Weltmeister startet am Mittwoch (20.30 Uhr, live ZDF) mit einem Test gegen Asienmeister Australien im Kaiserslauterer Fritz-Walter-Stadion ins neue Länderspieljahr. Es soll keines dieser Egal-wie’s-ausgeht-Spiele werden: Ein Sieg soll als gutes Omen für das EM-Qualifikationsspiel am Sonntag (21 Uhr) in Tiflis gegen Georgien her.
Aufbruchsstimmung haben gestern Morgen in der Frankfurter Zentrale des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) Rückkehrer Ilkay Gündogan (Borussia Dortmund) und Shkodran Mustafi vom FC Valencia verbreitet. Der Abwehrspieler hat sich gefreut, dass er nach dem Spiel mit Valencia am vergangenen Freitag Zeit hatte, die Familie kurz zu besuchen. Nachdem er zu Saisonbeginn noch verletzt war, hat er sich in Spanien innerhalb kürzester Zeit akklimatisiert und etabliert.
Der Mannschaftsteil des 22-Jährigen steht bei Bundestrainer Joachim Löw und Kollegen auf dem Prüfstand. Weil Stillstand Rückschritt ist, werde, wie Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff berichtete, über die Umstellung von einer Vierer- auf eine Dreierkette nachgedacht. Für Mustafi kein großes Thema. In Italien bei Sampdoria Genua habe er beides schon gespielt. Ihm ist das System egal, „wichtig ist nur, dass man aus voller Überzeugung spielt“, unterstrich der Verteidiger, der nach vorn blicken und die WM nun abhaken will. Die Abwehr sei aber nur eine der Baustellen von Bundestrainer Joachim Löw, so Bierhoff – neben dem Spielsystem und dem Thema Außenbahnspieler. Eine mögliche Neuausrichtung der Abwehr, sei ein Prozess, unterstrich der ehemalige Nationalspieler. „Systemänderungen brauchen Zeit“, meinte Bierhoff.
Zeit, das war ein gutes Stichwort für Gündogan, der sich sehr auf Kaiserslautern freut, „weil sich da für mich der Kreis schließt“. Im Länderspiel 2013 gegen Paraguay hatte das Mittelfeldass mit dem tollen Auge eine Rückenblessur erlitten. Anfangs, erzählte er gestern, sei die Rede von vier bis sechs Wochen Pause gewesen. Am Ende waren’s 14 bittere Monate. In der Hinrunde sei er dann, in einer Phase, in der’s für den BVB „nicht so prickelnd lief“ im Grunde ins kalte Wasser geworfen worden. Dass er nun nach „einem halben Jahr, wenn überhaupt, in dem ich wieder fit bin“, wieder für die Nationalmannschaft nominiert wurde, macht ihn glücklich und stolz. Wenn man so lange gefehlt habe, „muss man erst einmal wieder reinfinden“, bekannte Gündogan, der im Leben nicht auf die Idee kommen würde, irgendwelche Ansprüche zu stellen. So wie Mustafi sich als Spieler in der Systemdiskussion außen vor sieht und „am Ende gemacht wird, was der Bundestrainer sagt“. So sieht auch der Rückkehrer sich in einer schwachen Position.
Die Wintervorbereitung mit der Mannschaft habe ihm sehr geholfen. In der Rückrunde laufen aber „zwei, drei Spiele gut“, und dann sei eins dabei, „das nicht so prickelnd ist“, sagte der 24-Jährige mit Blick auf die ihm noch fehlende Konstanz.
Was ihm nicht fehlt, ist der Biss – gerade nach der verpassten Weltmeisterschaft. Er und Marco Reus seien in Gedanken bei der Nationalmannschaft gewesen. Ilkay Gündogan ist sich sicher, „dass die Spieler, die diesen Triumph nicht miterlebt haben, hungrig“ sind.
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ZUR SACHE
FCK-Museum beim Länderspiel geöffnet
Wer morgen Abend früh genug auf dem Betzenberg zum Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Australien ist, der kann das FCK-Museum (Eingang: Block 18, 1. OG) besuchen. Es wird von 18.30 bis 20 Uhr geöffnet sein. Das Museum widmet sich der Geschichte des Traditionsvereins. Allen voran geht es um Fritz Walter und seine Mitspieler. Dem ersten Ehrenspielführer der Nationalmannschaft und den anderen Helden von Bern, den Kaiserslauterer Weltmeistern von 1954, Ottmar Walter, Horst Eckel, Werner Liebrich und Werner Kohlmeyer, sind große Teile der Sammlung gewidmet.
Das Ausstellungskonzept steht unter dem Motto „work in progress“. Es ist also eine begehbare Sammlung, die ständig am größerwerden ist. Fans und Besucher sind in den Entstehungsprozess der Sammlung miteingebunden. Für Erwachsene kostet der Museumsbesuch vier Euro, Kinder bis sechs Jahr haben freien Eintritt. Schüler, Studenten und Senioren zahlen zwei Euro.
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Die Teufelsbande
Kerem Demirbay debütiert in der U21 – Fünf Lauterer bei Hrubesch
Freier Montag für den Zweitliga-Kader des 1. FC Kaiserslautern. Ausgenommen: die fünfköpfige Reisegruppe, die zur deutschen U21-Nationalmannschaft reiste und am Freitag (20 Uhr) in Paderborn auf Italien trifft.
Fünf Lauterer – Kerem Demirbay, Philipp Hofmann, Amin Younes, Willi Orban, Jean Zimmer – hat DFB-Trainer Horst Hrubesch für die Spiele gegen Italien und am 31. März in England berufen. Es hätten aber auch sechs sein können, doch Dominique Heintz kehrt nach seinem Muskelbündelriss erst in dieser Woche beim FCK ins Mannschaftstraining zurück.
Erstmals im deutschen Team dabei ist Kerem Demirbay. „Ich habe lange überlegt und erst einmal eine Entscheidung getroffen. Ich will das genießen, kenne ja viele Spieler. Wahnsinn, dass gleich fünf aus unserem Verein dabei sind“, sagte der Mittelfeldspieler nach dem 0:0 in Karlsruhe.
Willi Orban hatte die Lauterer als Kapitän im Derby angeführt – und war selbst überrascht, eine Woche nach seiner Syndesmosezerrung und Bänderdehnung am Sprunggelenk zurück auf der Spielwiese gewesen zu sein. „Gefühlt war ich 24 Stunden am Tag in Behandlung – deshalb mein besonderer Dank an unsere medizinische Abteilung“, sagte der 22-Jährige. Er spielte auch im Wildpark sehr gut, verteidigte mit Herz und Verstand. „Ich habe auf die Zähne gebissen, weil ich meiner Mannschaft mit einer guten Leistung helfen wollte“, sagte der Verteidiger. „Wir sind jetzt Zweiter, das ist eine schöne Momentaufnahme. Aber man darf nicht vergessen, dass in acht Spielen bis zum Saisonende noch viel passieren kann. Aber wir haben nichts zu verlieren.“
Jean Zimmer ist – wie Willi Orban – im letzten Herbst erstmals nominiert worden und nun erneut dabei. „Schön für uns und unseren Verein. Das ist einfach auch eine Anerkennung unserer Arbeit“, sagte Zimmer, der beim Remis in Karlsruhe erneut mit einem Lattenkracher Schusspech hatte. „Da haben mal wieder die berühmten Zentimeter gefehlt“, bedauerte der 21-Jährige. „Jean sieht die Lücken, er macht das einfach sehr gut“, lobte FCK-Trainer Kosta Runjaic. „Für die Ausbildung ist die Berufung in die U21 sicher gut, unsere Jungs sammeln neue Erfahrungen, die sie auch weiter bringen“, sagte der Coach.
„Im Endeffekt geht das Unentschieden in Ordnung. Wir sind nicht unzufrieden“, sagte FCK-Linksverteidiger Chris Löwe nach der Nullnummer beim KSC: „Wir sind an diesem Wochenende durch Darmstadts Niederlage in der Tabelle sogar einen Platz geklettert. Natürlich hat bei uns manchmal der letzte Ball gefehlt. Aber man darf auch nicht vergessen, dass Karlsruhe mit die beste Abwehr der Liga hat – sie haben erst 19 Gegentore kassiert.“
„Das Wochenende ist gut für uns gelaufen“, meinte auch Torhüter Tobias Sippel nach dem 0:0 im Derby: „Nach der Länderspielpause können wir zu Hause gegen Heidenheim einen wichtigen Grundstein legen für den Saison-Endspurt.“
„Wir können ganz zufrieden sein, haben kein Gegentor zugelassen, auch wenn wir natürlich bis zum Schluss auf den einen Treffer unsererseits gehofft haben, den sogenannten Lucky Punch“, betonte Innenverteidiger Tim Heubach. Der Blondschopf hat sich erneut von seiner ganz starken Seite gezeigt. Heubach harmonierte sehr gut mit Orban, weiß auch das Spiel gut zu verlagern und zu eröffnen. Ein richtig guter Mann.
Die Rheinpfalz - Pfälzische Volkszeitung