ZitatAlles anzeigenCirca ein Drittel der Fan-Anleihe wurde zweckentfremdet aufgebraucht
Von Jens Vollmer
Die Wahrheit über die Gelder der Fan-Anleihe kam scheibchenweise ans Licht. Nun sorgten die neuen FCK-Vorstände für Transparenz.Kernaussage ist: Der Verein steht solide dar, hat aber auch mit einigen Herausforderungen zu kämpfen.
Zuerst beteuerten die ehemaligen FCK-Verantwortlichen, das Geld der FCK-Fananleihe liege unangetastet bis zur zweckgebundenen Verwendung auf dem Konto. Dann musste man bei einer Jahreshauptversammlung eingestehen, dass man damit arbeite. Allerdings wurde beteuert, die eingesetzten Gelder seien immer zu hundert Prozent abgesichert durch ausstehende Forderungen des FCK, wie zum Beispiel TV-Gelder. So könne man sich aber bei Liquiditätsengpässen teure Dispozinsen ersparen.Von den im Februar 2013 bei den Fans eingesammelten sechs Millionen Euro für das Nachwuchsleistungszentrum Fröhnerhof wurden allerdings bis heute nur 4,1 Millionen zweckgebunden für fällige Anleihe-Zinsen, getätigte Gebäuderenovierungen und den Kauf des Fröhnerhof-Geländes (circa 2,6 Millionen) verwendet.
Der neue Finanzvorstand Michael Klatt stellte in der Pressekonferenz am Dienstag klar: „Ich habe einen sogenannten Kassensturz gemacht und bin - wenn sie so wollen - in den Keller gegangen und habe den Tresor aufgemacht. Nun habe ich eine gute und eine weniger gute Nachricht. Zunächst die gute Nachricht: Wir haben ausreichend Liquidität für unser laufendes Geschäft. Das heißt, wir sind ordentlich finanziert. Die schlechte Nachricht ist: Am 31. März war im Tresor keine überschüssige Liquidität aus der Fananleihe, das restliche Geld war nicht mehr vorhanden. Das hat mich allerdings nicht überrascht, denn im Fußballgeschäft gibt es Liquiditätsberge und es gibt Liquiditätstäler – und so ein Tal liegt häufig in den Monaten März, April, Mai. Der zweite Grund, weshalb die Anleihe nicht mehr vorhanden war, sind die verfehlten sportlichen Ziele in dieser Saison, welche auch finanzielle Rückgänge zur Folge haben.“
Hoch gepokert und verloren
Genau diese finanziellen Einbußen aus weniger Zuschauereinnahmen, weniger Sponsoreinnahmen, geringeren TV-Geldern und fehlenden DFB-Pokal-Einnahmen durch frühzeitiges Ausscheiden hatte das Wochenblatt schon im Dezember, noch vor der FCK-Jahreshauptversammlung, im Interview mit Stefan Kuntz thematisiert. Die Antwort des damaligen Vorstandsvorsitzenden hatte schon damals - trotz Rücksprache mit dem Ex-Finanzvorstand Fritz Grünewalt - wenig Substanz: „Ich kann generell hier im Umfeld sehr viel Pessimismus erkennen. Es gibt immer viele Bedenken, ganz selten werden die Chancen erkannt.“
Vielleicht ist es einfach die Mentalität eines ehemaligen Stürmers so an die Sache heranzugehen: einfach mal draufhalten und schauen, ob der Ball reingeht. Andere würden das vielleicht als Zockermentalität bezeichnen. Es wurde hoch gepokert: Die Altvorstände hatten in den letzten Jahren Etats aufgestellt, die bei sportlichem Nichterfolg große finanzielle Probleme bereiten. Durch verpasste Aufstiege und Misserfolge mussten talentierte Eigengewächse wie Orban und Heintz und nun auch Zimmer verkauft werden - wohlgemerkt nur um Löcher zu stopfen - nicht um wieder adäquat in die Mannschaft zu investieren.
Und da in der aktuellen Saison mit Zimmer nur ein Spieler größeres Interesse anderer Vereine hervorrief, mussten nun wohl auch die Reste der Fan-Anleihe daran glauben, um die Löcher einer verfehlten Transferpolitik von Stefan Kuntz und seines Strohmanns Schupp zu stopfen. Verkauft wurde diese Vorgehensweise als Geschäftsmodell eines Ausbildungsvereins. Dass die Rechnung aber nicht aufging, beweist der aktuelle Tabellenplatz und der Blick auf das Konto der Fananleihe. Der Kader ist entscheidend geschwächt worden. So schnell und kontinuierlich können nicht weitere Jugendspieler in die Profimannschaft nachrücken und die gerade verkauften Leistungsträger ersetzen. Die Vorgehensweise glich einem Waldkahlschlag in der Annahme, man könne neue Setzlinge schon im nächsten Jahr wieder fällen und monetisieren.
Klatt betonte allerdings, um Gerüchten vorzubeugen, dass es keinerlei Anzeichen dafür gebe, dass Geld auf irgendeine dubiose Art und Weise abhanden gekommen sei.
20 Prozent weniger Spieleretat bei konservativer Kalkulation (...)
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Neue FCK-Vorstände legen Finanz-Karten auf den Tisch
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Wenn das Kostenlos-Blatt WOCHENBLATT den einzig guten und kritischen Artikel in KL bringen muss.....
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In der Tat ein sehr guter Artikel. Schade, dass man sowas nicht mal in den "großen" Zeitungen liest.
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Der Artikel dürfte für Einige beim Lesen sehr schmerzhaft sein .... wenn sie denn überhaupt lesen wollen!
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Darf man ergänzen "oder können"?
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Darf man.. aber es wird nicht helfen die Differenzen innerhalb der FCK-Gemeinde zu lösen, wenn man immer wieder Spitzen austeilt.