Als der FCK das Verteidigen lieben lernte

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    Als der FCK das Verteidigen lieben lernte

    Das 0:0 gegen Waldhof Mannheim war der Beginn einer neuen Ära. Es war der entscheidende Wendepunkt für ein neues Wir-Gefühl in der Pfalz. Ein legendärer Rückblick.


    Es gibt Spiele, die können einer Mannschaft Auftrieb geben, eine Serie einleiten - ja, sogar eine ganze Saison prägen. Spiele, auf die man zurückblickt und sagt: Das war der Wendepunkt. Betrachtet man die jüngere Vergangenheit des 1. FC Kaiserslautern, dann gab es viele Spiele, die das Potenzial dazu gehabt hätten. Pokalsiege gegen Mainz und Nürnberg, Derbysiege gegen Waldhof Mannheim und den KSC. Doch ein echter Wendepunkt war nie dabei. Meist ging das nächste Spiel gleich wieder verloren. Aber ein 0:0? Woher soll da die Euphorie herkommen? Wie soll daraus ein Momentum entstehen?


    Gehen wir ein paar Schritte zurück: Vor dem 8. Spieltag der Saison 2021/2022 steht der FCK auf Platz 14 und hat aus den ersten sieben Spielen gerade mal fünf Punkte geholt. Darunter eine 0:4-Niederlage gegen Aufsteiger Viktoria Berlin. FCK-Trainer Marco Antwerpen, der die Lautrer in der vorherigen Saison gerade noch vor dem Super-Gau, dem Abstieg in die 4. Liga, bewahrt hatte, ist bereits angezählt. „Der Vertrauensvorschuss ist aufgebraucht! Wer keinen Bock hat, soll sich verpissen!“, steht auf einem Transparent auf dem Weg zum Betzenberg. Und jetzt ist auch noch Waldhof Mannheim zu Gast. Eine Derbyniederlage und die Stimmung wäre endgültig im Keller. Marco Antwerpen experimentiert und schickt erstmals eine Dreierkette aufs Feld.

    Neun gegen Zwölf


    Als Schiedsrichter Florian Heft am 11. September 2021 um 14 Uhr die Partie anpfeift, ist die Spannung kaum auszuhalten und entlädt sich 25 Minuten später, als Kenny Prince Redondo dem Mannheimer Saghiri vor der Waldhof-Bank etwas rustikal auf den Fuß tritt. Zum Entsetzen der 13.000 Zuschauer zeigt der Schiedsrichter glatt Rot. Eine überharte Entscheidung. Dass es in Liga 3 keinen Videobeweis gibt, wird dem Flügelflitzer und dem gesamten FCK zum Verhängnis. Bei der anschließenden Rudelbildung fliegt auch der Mannheimer Sportdirektor vom Platz. Die Roten Teufel spielen nun über 70 Minuten zu zehnt. Gerade als etwas Ruhe einzukehren scheint, darf auch der nächste Lautrer vorzeitig unter die Dusche. Marvin Senger wird in der 41. Minute wegen einer Notbremse des Feldes verwiesen. Wenige Minuten später folgt ihm Florian Dick. Vier Rote Karten in der ersten Halbzeit - ein ganz normales Südwest-Derby also. Zu Beginn der zweiten Halbzeit ist klar: Der FCK hat heute nichts zu verlieren. Mannheim rennt von der ersten Minute an. Doch die Abwehr der Hausherren wächst über sich hinaus. Allen voran Matheo Raab. Erst Martinovic aus fünf Metern, dann Schnatterer aus der Distanz. Alle finden in Torwart Raab ihren Meister. Als nach 97 Minuten Schluss ist, wird das 0:0 wie ein Sieg gefeiert.

    Eine Abwehr aus Granit wird geboren


    Viel wichtiger als der Punktgewinn und die Genugtuung über den „Fast-Derby-Sieg“ ist, was in den Wochen und Monaten nach dem Spiel passiert. Der FCK lernt das Verteidigen lieben. In den darauf folgenden 28 Spielen holen die Roten Teufel 57 Punkte und kassieren nur noch 19 Gegentore. „Es macht süchtig, hinten die Null halten zu wollen“, äußert Innenverteidiger Boris Tomiak. Am Ende belegen die Roten Teufel den dritten Platz und sichern sich über den Umweg der Relegation gegen Dynamo Dresden den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Das bedeutete aber nicht nur die Rückkehr in die zweithöchste deutsche Spielklasse, sondern auch das Ende einer beispiellosen Negativserie. Erstmals seit elf Spielzeiten erreichten die Pfälzer wieder eine bessere Platzierung als im Vorjahr.


    Ein 0:0 gegen Waldhof Mannheim schuf das, was jahrelang auf dem Betzenberg gefehlt hatte. Eine richtige Mannschaft. Der Wendepunkt, als die Hoffnung auf Besserung schon wieder zu schwinden schien. Der Beginn einer neuen Ära - neues Leben in der Pfalz. Denn ein Verein, der schon tot schien, lebte wieder: „Die Fans können mit Stolz das FCK-Trikot tragen“, sagte Terrence Boyd. Damit gab er einer ganzen, jungen Generation von FCK-Fans eine Identität. Ein „Ich war dabei, als...“ Gefühl, mit ganz neuen Helden. Raab, Boyd und Hanslik statt Marschall, Sforza und Brehme - und damit eine langfristige Bindung an einen Verein, der genau das im Stande war zu verlieren. Und all das wegen einem torlosen Remis. Da muss man dem Waldhof und Florian Heft fast schon dankbar sein.


    Quelle: Treffpunkt Betze


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