Diskussionsthema zum Artikel: Kaderanalyse Teil I: Die Abwehr als jahrelanges Kernproblem
Kaderanalyse Teil I: Die Abwehr als jahrelanges Kernproblem
Nur Krahl und Sirch stechen hervor: Unsere Einzelbewertung der FCK-Defensivspieler zeigt sich ein deutliches Leistungsgefälle zwischen Top-Leistungen und großen Enttäuschungen.
Mit einer lust- und leblosen 0:4-Niederlage beim 1. FC Köln verabschiedeten sich die Profis des 1. FC Kaiserslautern in die Sommerpause. Dabei ist das Kuriose, dass die Roten Teufel unter dem Strich eine gute Saison gespielt haben, die sich jedoch nicht so anfühlt. Ein erneuter Trainerwechsel, wieder ein Kader ohne Führungsspieler, wieder eine löchrige Abwehr und wieder Wintertransfers, die nicht eingeschlagen haben.
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Apropos: Während die Spieler in den kommenden Wochen die Füße hochlegen, arbeiten Thomas Hengen und Marcel Klos unterdessen an einem schlagkräftigen Kader für die neue Spielzeit. Doch die Marschrichtung ist noch längst nicht klar: Auf welches System wird Torsten Lieberknecht beim FCK setzen? Lässt er eher defensiv orientiert spielen oder folgt er Hengens Ruf nach offensivem Ballbesitzfußball? Welche Stammkräfte können überhaupt über den Sommer hinaus gehalten werden? Sehr wahrscheinlich steht den Pfälzern ein erneuter Umbruch ins Haus. Doch bevor es so weit ist, haben wir uns in unserer Bewertung den Kader einmal genauer angesehen.
Die Torhüter: Ein gewohnt sicherer Rückhalt
1. Julian Krahl: (32 Einsätze)
Der (meist) sichere Lautrer Fels in der Brandung: Mit acht Zu-Null-Spielen und einer Kicker-Note von 2,97 reihte sich Julian Krahl auf Platz 17 in die Liste der besten Zweitliga-Spieler ein. Zwar trug Krahl an den wenigsten der insgesamt 55 Gegentore Schuld, gänzlich unbeteiligt war er jedoch nicht. Der 25-Jährige hatte immer wieder Probleme bei der Strafraumbeherrschung und bei seinen Abschlägen. Im letzten Saisondrittel wirkte Krahl zudem längst nicht mehr so sattelfest wie zu Beginn der Saison. Auf der Linie gehörte Kralle aber auch diesmal zu den mit Abstand besten Torhütern und belegte mit 129 gehaltenen Schüssen Platz zwei in dieser Statistik.
- TB-Note: 2.5
- Ausblick: Gerüchte über einen vorzeitigen Wechsel des Torhüters ploppen immer wieder auf. Richtig konkret wurde es bisher aber nicht. Krahl hat definitiv das Potenzial, in der Bundesliga zu spielen. Ein Verbleib beim FCK scheint dennoch wahrscheinlicher
2. Simon Simoni: (3 Einsätze)
Der 20-Jährige war zur Stelle, als er gebraucht wurde. Im Winter für anderthalb Jahre von Eintracht Frankfurt ausgeliehen, sprang Simoni an den Spieltagen 27 und 28 für den verletzten Julian Krahl ein. Trotz insgesamt dreier Gegentore gehörte der gebürtige Albaner bei den Spielen gegen Düsseldorf (3:1-Heimsieg) und in Magdeburg (0:2-Niederlage) zu den stärksten Spielern des 1. FC Kaiserslautern. Simoni glänzte in seinen 180 Minuten durch eine souveräne Strafraumbeherrschung, starke Paraden und eine gute Übersicht.
- TB-Note: 2.5
- Ausblick: Sollte Julian Krahl den Verein verlassen, wäre der FCK mit Simon Simoni zumindest in der kommenden Saison zwischen den Pfosten sehr gut aufgestellt
Die Innenverteidiger: Zu viele individuelle Fehler
3. Maximilian Bauer (11 Einsätze, 0 Tore, 1 Torvorlage)
Die Winter-Leihgabe kam mit vielen Vorschusslorbeeren vom FC Augsburg zum Betzenberg. Bauer sollte die vakante Innenverteidigerposition nach dem Abgang von Boris Tomiak kompensieren. In seinen ersten Einsätzen zeigte er sich sehr leistungsstark und trug maßgeblich zur Stabilität der Abwehr bei. Dies spiegelte sich letztlich auch in sieben Punkten aus drei Spielen wider. Bauer fügte sich jedoch dem Leistungsabfall des gesamten Kaders an und stand unter Lieberknecht schließlich aus sportlichen Gründen nicht mehr im Kader. Insgesamt ein weiteres Missverständnis in der Pfälzer Geschichte der Leihgeschäfte.
- TB-Note: 4,0
- Ausblick: Bauers Leihvertrag endet im Sommer. Ein Verbleib wäre nicht nur finanziell zu kostspielig (Vertrag in Augsburg bis 2027 Marktwert: 3 Millionen), sondern auch sportlich uninteressant
4. Luca Sirch (27 Einsätze, 4 Tore, 4 Torvorlagen):
Von der Regionalliga zum absoluten Leistungsträger in Liga zwei: Nach anfänglichen Anpassungsschwierigkeiten rutschte der 25-Jährige am 9. Spieltag in die Startelf, krönte seine Leistung mit einem Tor und stand seitdem in jeder Partie in der Startelf. Doch damit nicht genug: Sirch war mit Abstand der konstanteste Spieler im Kader der Pfälzer. Seine Variabilität, auf der Achse praktisch auf jeder Position spielen zu können, brachte Anfang und Lieberknecht taktische Flexibilität. Lauffreudig, immer stark mit dem Ball am Fuß und robust im Zweikampf - Luca Sirch ist definitiv die Entdeckung der Saison.
- TB-Note: 2,0
- Ausblick: Es war abzusehen, dass die Gerüchteküche im Falle von Luca Sirch brodeln würde. Die ersten Bundesligisten haben bereits angeklopft. Sirchs Aussage „Ich will das ein bisschen sacken lassen und dann sieht man, was nächste Saison passiert“ dürfte dem geneigten Fußballfan Schweißperlen ins Gesicht treiben. Aktuell ist es doch recht wahrscheinlich, dass Sirch den FCK nach Saisonende verlässt.
5. Jannis Heuer (26 Einsätze, 1 Tor, 1 Torvorlage):
Der Neuzugang vom SC Paderborn hat keine sehr gute Saison, aber definitiv auch keine schlechte Saison gespielt. Der vermutlich kleider- und frisurentechnisch verrückteste Lautrer zeigte einige gute Leistungen, verfiel aber wie seine Kollegen zu häufig in eine konstante Dekonstanz. Zwar verfügt Heuer über ein besseres Aufbauspiel als sein Pendant auf der anderen Seite, Jan Elvedi, doch im defensiven Zweikampf ließ er zu oft die nötige Abgeklärtheit vermissen.
- TB-Note: 3,5
- Ausblick: Wie lange Heuers Vertrag läuft, ist nicht bekannt. Der 25-Jährige wird jedoch beim FCK bleiben. Ob es in der kommenden Saison zu einem Stammplatz reicht, hängt sicherlich auch von den Neuzugängen für die Abwehr ab.
6. Jan Elvedi (31 Einsätze, 1 Tor, 0 Torvorlagen):
In der zweiten Saison in Folge war der Innenverteidiger der Roten Teufel jener Spieler mit den meisten Spielminuten. Egal, unter welchem Trainer: Elvedi ist immer gesetzt – das belegen auch seine 30 Einsätze in der Startelf. Obwohl Elvedi definitiv ein solider Zweitliga-Innenverteidiger ist, reicht es für ihn nicht für höhere Aufgaben, beispielsweise im Aufstiegskampf. Zu oft hat sich der 28-Jährige von gegnerischen Stürmern abkochen lassen und im Stellungsspiel die falschen Entscheidungen getroffen. Trotzdem passt Elvedi mit seiner Art gut zum Betzenberg.
- TB-Note: 3,5
- Ausblick: Elvedi hat einen Vertrag bis 2028, es gibt kaum Gründe, den Innenverteidiger vorzeitig ziehen zu lassen. Je nachdem, wie sich der FCK in der Defensive verstärkt, wird es Elvedi unter Lieberknecht deutlich schwerer haben, regelmäßig in die Startelf zu rücken.
7. Almamy Touré (8 Einsätze, 0 Tore, 0 Torvorlagen):
Es war definitiv nicht die Saison von Almamy Touré. Erst verbüßte der 26-Jährige eine Rotsperre, dann bremsten ihn muskuläre Probleme und schließlich eine Oberschenkelverletzung aus. In der Rückrunde kam er lediglich für eine Spielminute zum Einsatz, als er kurz vor Schluss eingewechselt wurde, um das Unentschieden gegen den KSC zu halten.
- TB-Note: Bewertung nicht möglich
- Ausblick: Tourés Vertrag läuft im Sommer aus. Angesichts seiner eher durchwachsenen Leistungen und hohen Verletzungsanfälligkeit spricht wenig für eine Vertragsverlängerung.
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Die Außenverteidiger: Es reicht einfach nicht
8. Florian Kleinhansl (20 Einsätze, 0 Tore, 4 Torvorlagen):
Erst Anlauf- und Anpassungsschwierigkeiten, dann der Sprung ins kalte Wasser und schließlich ein paar solide, aber keineswegs konstante Leistungen. Es ist Florian Kleinhansl zu keinem Zeitpunkt gelungen, seine Leistungen aus der Zeit in Osnabrück dauerhaft auf den Platz zu bringen. Immer wieder wechselte der Linksfuß zwischen Startelf und Auswechselbank, duellierte sich mit Erik Wekesser - aber ohne langfristigen Erfolg. Häufig fehlte Kleinhansl die nötige Geschwindigkeit, die Präzision bei Flanken oder der Mut für den offensiven Zweikampf. Die Hoffnung, einen starken Linksverteidiger zum Betzenberg geholt zu haben, bestätigte sich leider nicht.
- TB-Note: 4,0
- Ausblick: Sollte sich ein Abnehmer finden, spräche aus sportlicher Sicht vieles für einen vorzeitigen Abgang. Andernfalls wird der Linksfuß vermutlich erneut überwiegend auf der Bank sitzen.
9. Erik Wekesser (22 Einsätze, 0 Tore, 2 Torvorlagen):
Die Geschichte der Rückkehrer beim 1. FC Kaiserslautern ist nicht besonders erfolgreich – so auch im Falle von Erik Wekesser. Angesichts der Ablösesumme und seiner Leistungen in Nürnberg gab es im Vorfeld der Saison nicht wenige kritische Stimmen bezüglich seiner Verpflichtung. Der 27-Jährige spielte wahrlich keine gute Saison - weder in der Defensive noch in der Offensive. Der Linksfuß agierte häufig orientierungslos, ließ über seine Seite zu viele Flanken zu und verlor zu viele Zweikämpfe. Auch nach vorne wirkte er häufig mutlos und schaltete eher in den Rückwärtsgang, anstatt den offensiven Zweikampf zu suchen.
- TB-Note: 4,5
- Ausblick: Sollte der FCK einen Abnehmer für Wekesser finden, wäre eine Trennung von ihm sinnvoll. Andernfalls droht ihm sportlich ein Platz außerhalb des Kaders.
10. Mika Haas (3 Einsätze, 0 Tore, 0 Torvorlagen):
Einen Großteil der Saison verbrachte der Nachwuchsspieler des 1. FC Kaiserslautern (beim FCK seit 2012) in der Oberliga mit der U21. Dort agierte er in 21 Einsätzen unter der Leitung von Alex Bugera als starker Linksverteidiger. Unter Markus Anfang hatte der 19-Jährige bis auf eine kurze Ausnahme zu Saisonbeginn keine Chance auf regelmäßige Kadereinsätze. Erst Torsten Lieberknecht warf das Eigengewächs im Heimspiel gegen Schalke überraschend aufs Feld. Haas nutzte seine Chance und hinterließ in 26 Minuten einen richtig starken und kämpferischen Eindruck.
- TB-Note: Bewertung nicht möglich
- Ausblick: Der FCK verfügt mit Mika Haas über einen vielversprechenden Linksverteidiger. Wenn die sportlich Verantwortlichen ihm eine ernsthafte Chance geben wollen, muss er dauerhaft zum Kader gehören.
11. Jean Zimmer (16 Einsätze, 0 Tore, 3 Torvorlagen):
Dass sich die Lautrer Identifikationsfigur nach seiner Darmerkrankung so stark zurückgekämpft hat, muss man einfach anerkennen - auch, weil er damit einmal mehr bewiesen hat, was ihm der Verein bedeutet. Spielerisch betrachtet fallen bei Zimmer jedoch seine Schwächen im Passspiel und im Abwehrverhalten auf. Welche positive und tragende Bedeutung Zimmer allerdings neben dem Platz hat, ist von außen nur schwer zu erahnen.
- TB-Note: 4,0
- Ausblick: Zimmers Vertrag läuft am Saisonende aus. Der Pälzer Bu ist aber auch abseits des Platzes ein wichtiger und erfahrener Spieler, der sich zudem immer in den Dienst des Vereins stellt. Eine Vertragsverlängerung wäre definitiv wünschenswert.
12. Frank Ronstadt (12 Einsätze, 0 Tore, 1 Torvorlagen):
In einer Viererkette dürften Ronstadts Stärken sicherlich besser zur Geltung kommen. Als rechter Schienenspieler offenbarte der gebürtige Hamburger in seinen zwölf Einsätzen jedoch größere Schwächen: Im Stellungs- und Passspiel, bei der Ballannahme und in der Rückwärtsbewegung. Insgesamt zu wenig, um den Anforderungen des FCK gerecht zu werden.
- TB-Note: 4,5
- Ausblick: Wie lange Ronstadts Vertrag läuft, ist nicht bekannt. Auf der Rechtsverteidigerposition konnte der 27-Jährige zu keinem Zeitpunkt konstant glänzen. Sportlich spricht vieles für einen vorzeitigen Abgang.
13. Jan Gyamerah (23 Einsätze, 0 Tore, 0 Torvorlagen):
Gyamerah, eigentlich gelernter Rechtsverteidiger, hatte zu Beginn seiner Zeit beim FCK eine undankbare Rolle inne. Aufgrund der Vakanz auf der Sechserposition musste der 29-Jährige immer wieder zwischen zwei Positionen wechseln. Da er zudem Teile der Sommervorbereitung verletzungsbedingt verpasste, konnte er sich nie richtig festspielen. Meist folgte auf eine gute Leistung eine schlechtere, sodass Gyamerah trotz seiner Erfahrung und fußballerischen Stärke den Konkurrenzkampf mit Ronstadt und Zimmer nie für sich entscheiden konnte. 13 Einsätze in der Startelf zeigen, dass es für mehr nicht gereicht hat.
- TB-Note: 4,0
- Ausblick: Vom erfahrenen Rechtsverteidiger hatte man sich in Lautern definitiv mehr erhofft. Wenn Gyamerah verletzungsfrei bleibt und eine komplette Vorbereitung absolvieren kann, könnte er sich in der kommenden Saison endlich auf der rechten Seite etablieren.
Insgesamt kamen im defensiven Bereich elf Feldspieler und zwei Torhüter zum Einsatz. Trotz der acht Zu-Null-Spiele kassierten die Lautrer in den übrigen 26 Ligaspielen im Schnitt 2,11 Tore pro Spiel (insgesamt: 1,62). Der FCK konnte keine dauerhaft stabilen und konstanten Leistungen in der Defensive abrufen. Hier wartet viel Arbeit auf die Kaderplaner, denn die Pfälzer kämpfen seit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga mit diesem Problem. Im morgigen zweiten Teil unserer Kaderbewertung blickt Flo auf die Offensivreihen. Um es vorwegzunehmen: Auch dort gab es große Leistungsunterschiede.