9. Mai 1998, Hamburger Volksparkstadion: 35000 Rote sind da um die Meisterschale abzuholen. In den Köpfen der Fans ist nur noch ein Taumel des Glücks. Sie hatten ihren Club mit einer Supermischung von Spielern aus der Tiefe der zweiten Liga zum deutschen Meister begleiten dürfen. Es war eine Zeit, in der alle FCK - Rekorde gebrochen wurden. 1990/91 sorgte eine Truppe um Stefan Kuntz für Euphorie und dafür, das alte FCK - Fans plötzlich keine Eintrittskarte mehr für ihren Club bei Heimspielen bekommen konnten. Auch Dauerkarten waren meist recht schnell aus. Die Verantwortlichen schwebten im siebten Himmel, bis der erste Dämpfer mit dem ersten Abstieg kam. Die Verantwortlichen verstanden die Zeichen nicht und setzten weiter auf kurzfristigen Erfolg. Man setzte die letzten Mittel ein um wieder hoch zu kommen und schaffte es, dank einem gewieften Trainer Otto Rehagel. Nun glaubten alle am heiligen Berg, das muss so weiter gehen. Viele der alten Fans, aus Tagen in denen der FCK dauerhaft gegen den Abstieg spielte. bekamen keine Karten mehr und konnten auch längst nicht mehr mäßigend auf die Euphorie einwirken. Wer in Versammlungen und sonstigen Treffen warnte, das auch wieder schlechte Zeiten kämen und man einen behutsamen Umbau von Team und Verein vornehmen müsse, wurde mit Spott und überheblichen Sprüchen bedacht.Das Anspruchsdenken wuchs ins uferlose. Man hatte nun sogar die Chance, dauerhaft im europäischen Wettbewerb mit zu tun, dachte man. Der Gipfel des Größenwahns aber war die Bewerbung von KL für die WM. Der FCK übernahm finanzielle Verpflichtungen, die er bei logischer Betrachtung unmöglich schultern konnte, ja nicht mal die Landesregierung wollte solch ein Risiko tragen. Die Quittung kam auch prompt. Der Umbau zur Arena wurde mehr als doppelt so teuer, und der Verein stellte überrascht fest, das er mit den meisten Kosten allein fertig werden sollte.Zu dem kamen krumme Geschäfte der Vereinsführung ans Tageslicht, die als regelrechter Sponsorenschreck wirkten. Man stellte fest, das alles was man in den letzten Jahren unter Jubel errichtet hatte einfach mehrere Nummern zu groß geraten war. Aber die mittlerweile erneuerte Führung lernte nicht etwa aus den Fehlern der Vergangenheit, nein. Es wurde munter weiter gemacht, im Vertrauen auf den guten Namen des FCK. Trainer wurden im Halbjahrestakt eingestellt und gefeuert. Spieler wurden nach Namen ausgesucht und nicht danach ob sie hier her passen. Es war ein munteres Bäumchen wechsel dich. Längst war es kein Problem mehr an Karten für die Spiele zu kommen. Ja, man konnte sich sogar die Plätze im Riesenstadion aussuchen. Die Presse war nur noch schlecht und das "Fanpotential" der glorreichen Zeit zeigte, das es nur in Erfolgszeiten vorhanden war. Und so kam der zweite Abstieg. Den alten Hasen war klar, diesmal wird es nicht wieder so leicht, wie 97. Aber die inzwischen neue Führung musste zwar die besten Spieler aus finanziellen Gründen hergeben, verkündeten aber trotzdem den sofortigen Wiederaufstieg als einziges Ziel.Man hatte also immer noch nichts gelernt und pumpte die letzten drei Kröten in die letzte Hoffnung. Das ging natürlich schief. Nun war man gezwungen zu lernen. Die Auflagen der Lizenz erlaubten keine großen Sprünge mehr und man stellte mit einem jungen Trainer und einem beliebten aber noch unerfahrenen Sportdirektor das jüngste Team in der Vereinsgeschichte zusammen.Das war das, was viele Fans seit Jahren forderten und nun endlich erfüllt wurde.Es war aber auch das, was finanziell noch ging. Die Babytruppe schlug sich wacker in einigen Spielen, konnte aber ihren stärksten Gegner, die eigene Psyche, zu keiner Zeit der Vorrunde besiegen. Vor allem zu Hause blickte den roten Teufelchen die nackte Angst vor dem eigenen Versagen aus den jungen Augen. Es war eben kein Leader à la Fritz Walter oder Stefan Kuntz oder auch Sforza mehr da, der den durchaus kämpfenden Buben den richtigen Weg zu Gegners Tor zeigte. Verschärft wurde diese Situation durch einen großen Riss , der inzwischen die 1997 zur besten Fangemeinde ernannten Anhänger, spaltete.
Das ist der Zustand des FCK in der Gegenwart. Die Fans zerstreiten sich über den Weg aus der Misere, und lassen die Youngster auf dem Platz für die Fehler der Vergangenheit zahlen. Viele können in ihren Köpfen einfach nicht nachvollziehen, das der FCK nicht mehr die Mittel hat, Spieler zu verpflichten, die einen Weg nach oben garantieren. Statt sich mit den jungen Spielern zu arrangieren und zu akzeptieren, das mehr als der Klassenerhalt und einige gute unter sonst durchwachsenen Spielen einfach noch nicht drin sind, erwarten immer noch welche das Niveau aus den Jahren um 1990. Es ist absurd, von dieser Truppe zu erwarten das sie die seit 1998 verschlafene Entwicklung in einer Saison wieder aufholen. Der FCK ist an einem Punkt angekommen, wo es sich entscheidet, was in Zukunft auf dem geheiligten Betzenberg zu sehen sein wird: Profifußball oder Amateurfußball. Diese Situation muss in die Köpfe der Anhänger in den Kurven des Betze hinein.
Der FCK hat noch eine reelle Chance den Verbleib in den Profiligen zu schaffen. Aber diese Chance wird es nur geben, wenn sich alle auf die alten Tugenden besinnen. Das bedeutet vom Vorstand bis zum Fan, vom Trainer bis zum Platzwart, es müssen diese jungen, ängstlichen Spieler von ihren Ängsten befreit werden. Die Jungs müssen während jedem Spiel unterstützt werden und es darf nicht nach einem schlechten Spiel alles in Frage gestellt werden. Auch die Fans sollten sich erinnern wie das war, warum man mal zu den Fans des Jahres gewählt wurde.Die Spieler sollten sich bewusst machen, das der, der die Farben eines Fritz Walter auf das Feld trägt, alles geben muss, was in ihm steckt und das in jedem Spiel. Die Trainer sollten sich nicht beirren lassen und an ihrem Konzept, dem ersten seit zehn Jahren beim FCK, auf Teufel komm raus festhalten. Genau das gleiche gilt für die Verantwortlichen. Nur so können wir es noch schaffen.
Im Streit hat noch keiner Höchstleistungen gefördert. Also unterstützen, bis das Ziel geschafft ist und dann die Fehler benennen und nach und nach abstellen. Aus meiner Sicht ist das aus dieser Situation der einzige Weg. Für uns als Fans bedeutet das. möglichst zahlreich bei den Spielen am Betze zu erscheinen und unsere Boys anfeuern. Gemeckert wird danach, wenn alles gelaufen ist und wir hoffentlich das Ziel Klassenerhalt geschafft haben. In diesem Sinne sollten wir alle zeigen, das wir des Erbes des einst besten Fußballers der Welt würdig sind, der auch in Würde Niederlagen einstecken konnte.Er hat immer gesagt: Im Fußball hat man immer nur zusammen eine Chance, etwas zu erreichen und er hatte wie immer recht.