ZitatAlles anzeigenStefan Kuntz führt seit knapp einem Jahr den 1. FC Kaiserslautern. Der ehemalige Nationalspieler steht für die Rettung der „Roten Teufel" vor dem sportlichen und wirtschaftlichen Untergang. Der 46-Jährige bekennt sich zuseinem Verein und zum Wirtschaftsstandort Kaiserslautern. Kuntz will den FCK bis spätestens 2013 zurück in die Bundesliga führen.
Von Horst Konzok
Er war Polizist, er wurde Fußball-Profi. Sein Revier war der Strafraum: Stefan Kuntz, der Torjäger, der Willensmensch. Nicht übermäßig talentiert, urteilt er über sich selbst. Aber beseelt, seine Ziele zu erreichen. Früher auf dem Rasen - heute am Schreibtisch. 449 Bundesligaspiele - 179 Tore. 25 Länderspiele - sechs Tore. Kuntz wurde Pokalsieger, Deutscher Meister, Europameister. Beim FCK wurde er zum Idol.
Die Karriere nach der Karriere findet ihre Fortsetzung im Fußball. Stefan Kuntz wird als Trainer des Karlsruher SC erst gefeiert, dann gefeuert. Er wechselt die Seiten, als Angebote von Vereinen ausbleiben, die die Chance bieten perspektivisch (und erfolgreich) zu arbeiten: Kuntz wird Sportdirektor. Erst bei TuS Koblenz, dann beim VfL Bochum. Kuntz arbeitet im Vorstandsrang, hilft, den VfL aus dem Fahrstuhl ins Bundesliga-Mittelfeld zu führen. Er steht für eine erfolgreiche Einkaufs- und Personalpolitik, er wird als „Schnäppchenjäger" gefeiert. Er erkennt, welche Gestaltungskraft er kraft Amtes in seinem Sport besitzt. Kuntz kann seine Fachkompetenz ausspielen - und verabschiedet sich endgültig vom Trainerjob. „Ja, eine Rückkehr schließe ich aus", versichert er.
Nicht das Amt macht den Mann, der Mann macht das Amt - das wird für Stefan Kuntz zur Maxime seines Wirkens. Er konnte seinen Vertrag beim VfL Bochum verlängern, er hätte dank seines guten Rufs innerhalb der Bundesliga wechseln können - aber Kuntz folgte dem Notruf aus der Heimat. „Kaiserslautern ist meine Stadt, der FCK mein Verein!"
Am 8. April 2008 tritt er als Vorstandsvorsitzender des Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern in die Verantwortung. „Es war eine Bauchentscheidung", sagt der 46-Jährige beim Blick zurück. „Damit verbunden war ein hohes Risiko - aber es war der nächste richtige Schritt." Kuntz führt den Verein. Er hat das Sagen - in allen Bereichen. Der Fußballer hat sich zur Persönlichkeit entwickelt. Kuntz glänzt auf vielen Ebenen. Er beeindruckt Politiker wie Wirtschaftskapitäne, Hochschulprofessoren wie Arbeiter, Fans und Sponsoren. „Die Vielseitigkeit der Aufgabe macht ihren Reiz aus", bekennt Kuntz.
Rückblende. April 2008: Mit einem Bein steht der FCK in der Dritten Liga, mit einem Bein vor dem Insolvenzrichter. Kuntz aber gelingt es, eine tote Mannschaft zu beleben, Fans und Spieler zu versöhnen. Seine Herzblut-Kampagne wird zum Symbol der sportlichen Auferstehung.
„Ihr könnt in sieben Spielen zu Helden werden", beschwört der Chef bei seiner Amtsübernahme die Profis. Die Spieler werden zu Helden. Kuntz steht - mit Trainer Milan Sasic - für die Rettung vor dem sportlichen und wirtschaftlichen Untergang. Kuntz steht - symbolisch - auf einem Denkmal: Der 18. Mai 2008 steht nicht im Briefkopf des FCK, aber er geht als Feiertag in die Geschichte des viermaligen Deutschen Meisters ein. „Das schlechteste Jahr der Vereinsgeschichte wurde gefeiert wie eine Meisterschaft", sagt Kuntz. Er war manches Mal als Trainer oder Manager bei „seinem" FCK im Gespräch. Seine Vorgänger entschieden sich mehrfach gegen ihn. Das schmerzte. Aber er wusste, dass er eines Tages wieder kommen würde. „Ich kann es wieder nur mit meiner Oma sagen: Alles hat seine Zeit!"
Sein Vertrag läuft bis 2013. „In diesem Zeitraum will ich die Rückkehr in die Bundesliga mit dem FCK schaffen", betont Kuntz. Die wirtschaftliche Sanierung erschwert die sportliche: „Vereine wie Bochum, Cottbus oder Bielefeld haben in den letzten drei Jahren allein an Fernseheinnahmen 25 Millionen Euro mehr eingenommen als wir ..."
Die sportlichen Rückschläge überraschen den „Macher" nicht, sie entmutigen ihn nicht. Geduld ist gefragt - und Augenmaß: „Man muss in Ruhe weiterarbeiten, die Mannschaft entwickeln. Ich muss Sponsoren finden, um das Nachwuchsleistungszentrum Fröhnerhof auszubauen." Säen, um zu ernten.
„Wir kämpfen um unsere Kunden. Wir sind froh, wenn sie kommen. Auch zum Training." Kuntz" Ideal ist der volkstümliche Klub als florierendes Wirtschaftsunternehmen: der Tradition und dem Erbe Fritz Walters verpflichtet, stets um neue Finanzquellen bemüht.
Stefan Kuntz ist ein Mensch der Leitsätze. Er versteht, einen Slogan mit Leben zu erfüllen. „Ihr hinter uns - wir hinter Euch" - so engagierte er sich jüngst mit dem FCK für die in Kaiserslautern um ihre Arbeitsplätze bangenden Mitarbeiter von Opel, Coca-Cola und der Süddeutschen Rail Service GmbH. „Es geht darum, durch Solidarität ein wenig Mut zu machen. Es geht um die Unterstützung der Region Kaiserslautern als Wirtschaftsstandort. Dafür lohnt es sich zu kämpfen. Es geht auch darum, durch eine Geste Dank für die Unterstützung zu sagen, die wir erfahren haben, als es dem Verein schlecht ging", erinnert Kuntz.
Er ist Chef - und „nicht der liebe Stefan". Er gibt ein hohes Tempo vor. Weil er hohe Ziele hat. „Wer das Tempo nicht mitgehen kann, nicht mitgehen will, sich mit diesem Weg nicht identifiziert, von dem müssen und mussten wir uns trennen. Das tut auch mal weh", gesteht Kuntz.
Quelle : Die Rheinpfalz