ZitatAlles anzeigenBlauer Brief am blauen Montag: Fußball-Zweit-Bundesligist 1. FC Kaiserslautern hat gestern Abend Trainer Milan Sasic entlassen. Als Interimstrainer fungieren wird Alois Schwartz, der Trainer der Regionalliga-Elf.
„Sachlich und emotional", beschreibt Kuntz die letzten Gespräche mit dem Trainer - zunächst im Büro des Vorstandsvorsitzenden, dann im Seehotel am Gelterswoog, wo Sasic residierte. „Nach mehreren Gesprächen in den letzten Wochen sind wir überein gekommen, uns sofort zu trennen", teilt Kuntz mit. Ihm fehlte die Überzeugung, den „nächsten Schritt gemeinsam tun zu können."
Milan Sasic zeigt sich tief getroffen. „Ich bin geschockt. Ich bin traurig. Ich habe den Verein geliebt, ich wollte nichts anderes, als mit diesem großen Klub aufzusteigen", versichert der Kroate. „Ich möchte keinen Kommentar zu den Gründen der Trennung abgeben", sagt der 50-Jährige, der sich juristisch beraten lassen will. Sein Vertrag läuft bis 2010.
Offenbar hofft die FCK-Führung, mit dem Trainerwechsel die letzte Chance im Rennen um einen Aufstiegsplatz nutzen zu können. Im Heimspiel gegen den FC Augsburg am Freitag (18 Uhr) werden Alois Schwartz und sein Assistent Oliver Schäfer die Mannschaft führen. Roger Lutz, Co-Trainer und Teammanager, bleibt ebenso wie Torwarttrainer Gerry Ehrmann im Amt. Fuat Kilic, Sasics Vertrauter, Assistent und Analyst, solle andere Aufgaben übernehmen, erklärte Stefan Kuntz. Interimscoach der Regionalliga-Elf wird Frank Lelle, der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums.
Grund für die jähe Scheidung der lange Zeit als Traumehe geltenden Beziehung ist offenkundig das Zerwürfnis zwischen Vereinschef und Trainer. Kolportiert wird, das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer sei zerrüttet. Dem widerspricht Sasic energisch: „Ich habe diese Jungs nie anders behandelt als meine Söhne. Natürlich war ich hart. Auch laut, aber gerecht. Und ich habe immer das Interesse des Vereins gesehen. Und wir haben den Fußball gespielt, den die Zuschauer von ihrem FCK sehen wollten!"
Vorgeworfen wird dem am 18. Mai 2008 noch enthusiastisch als Retter gefeierten Trainer ein oft rüder Umgangston. So soll der Graben zwischen Coach und Team immer größer geworden sein. Der Trainer hatte indes immer wieder beteuert: „Wir haben eine gute Arbeitsatmosphäre." Fraglos: Mit bislang 49 Punkten wurde das Saisonziel übertroffen.
Sasic kritisierte seine Spieler beim Training oft lautstark. Nach Spielen, auch nach schlechten, aber nahm der 50 Jahre alte Trainer seine Mannschaft fast immer gegen Kritik und Kritiker in Schutz, lobte Einsatzwillen und Leidenschaft der Truppe. Eine Auseinandersetzung mit Martin Amedick, dem Kopf des Teams, bestätigt der Coach. „Martin hat sich bei mir entschuldigt. Wir haben das unter Männern geklärt", versichert Milan Sasic. Und ergänzt: „Die Spieler, die ich bei TuS Koblenz am härtesten angepackt habe, die wollten zu mir."
Lange galt das Verhältnis zwischen Stefan Kuntz und dem Trainer als vorbildlich. Nach dem sensationellen Klassenerhalt würdigte Sasic, der am 12. Februar 2008 als Nachfolger von Kjetil Rekdal zum FCK gekommen ist, den neuen Vereinschef als Heilsbringer. Noch in der Winterpause herrschte eitel Sonnenschein. Der FCK lag auf Platz zwei, der Aufstiegstraum reifte, die Fußball-Pfalz erlebte eine neue Euphorie, der Verein einen Zuschauerboom. Der FCK holte fünf neue Spieler in der Winterpause, um das heiße Eisen zu schmieden. Stammspieler geworden ist aus dem Quintett bislang nur Dario Damjanovic. In Streit geraten sind Trainer und Vereinschef ganz offenbar über die Personalie des 400.000 Euro teuren Jiri Bilek. Der Tscheche, auf Empfehlung des FCK-Idols Miroslav Kadlec aus Liberec gekommen, wurde von Sasic vor dem ersten Rückrundenspiel gegen Mainz 05 suspendiert. Nicht professionelles Verhalten lastete Sasic dem Profi an. Kuntz nickte die Entscheidung des „demokratischen Dikators" (Sasic über Sasic) öffentlich ab. Intern aber krachte es dann wohl immer öfter.
Der Trainer, beim Gros der Fans Kult, hatte den FCK mit seiner gradlinigen Art vor dem Abstieg gerettet, mit seinem Trainerteam topfit bekommen. Ihm aber wurde nachgesagt, intern oft cholerisch zu reagieren. „Entscheidend ist der ehrliche Umgang. Ich war offen und ehrlich! Ich mag diese Jungs ...", sagt Sasic.
Hinter vorgehaltener Hand warfen ihm Mitarbeiter vor, respektlos mit ihnen umzuspringen. So wurden Koch und Platzwart und ein Mannschaftsarzt nach Konflikten mit dem Trainer entlassen. Auf Nachfrage bestätigte Stefan Kuntz stets, dass die Klagen des Trainers berechtigt gewesen seien. Überdies galt das Verhältnis zwischen dem Coach und der Nachwuchsabteilung als gespannt.
Quelle : Die Rheinpfalz