ZitatAlles anzeigenFCK setzt im Kampf gegen Randale auf Dialog - Fanprojekt: Sozialdienst oft sinnvollere Strafe
Gewalt und Sachbeschädigung am Rande von Fußballspielen sind gesellschaftlich geächtet - was aber ist dagegen zu tun? Stadionverbote für die Verursacher sind eine mögliche Bestrafung. Erwin Ress, der Leiter des Kaiserslauterer Fanprojekts für FCK-Anhänger, hält Sozialstunden aber für häufig sinnvoller.
Mittwoch, 2. September: Beim Regionalligaspiel des 1. FC Kaiserslautern II beim FCK-Erzrivalen SV Waldhof Mannheim setzen Gästefans Sitzschalen in Brand und demolieren Toilettenräume im Carl-Benz-Stadion. Ress, der immer ein offenes Ohr für die Anhänger hat, verurteilt diese Sachbeschädigungen.
„Es ist völlig bescheuert, wenn Leute Waschbecken abreißen", sagt der 50 Jahre alte Diplom-Sozialarbeiter. „Dass Rivalität besteht, kann man verstehen. Aber wenn man Gegenstände kaputtmacht, Sitze anzündet, dann ist das nicht schön."
Bei der Ahndung derartiger Straftaten setzen Ress und seine Mitarbeiterin Yvonne Ernst (25), die damals beide mit den FCK-Fans in Mannheim waren, auf einen Lernprozess. Ress meint: „Es wäre zum Beispiel sinnvoll, wenn man die Leute, die die Waschbecken abgerissen haben, das unter Aufsicht reparieren lassen würde." Yvonne Ernst schlägt vor, man könne Störenfrieden im Stadion auferlegen, in der Pause den Rollstuhlfahrern Getränke zu bringen.
Stadionverbote, die der Bundesgerichtshof auch bei Verdacht auf Gewaltbereitschaft für zulässig erklärt hat, hält Ress nur im Einzelfall für angebracht: „Für Leute, die wiederholt gewalttätig geworden sind." Der FCK werde pauschale Stadionverbote für eine Gruppe nicht verhängen, betonte Pressesprecher Christian Gruber: „Wenn aus einer Zehnergruppe einer einen Gegenstand wirft, halten wir nichts von einem kollektiven Stadionverbot", sagt Gruber, „wir prüfen das im Einzelnen - aber es muss immer das letzte Mittel sein." Er betont: „Das entscheidende Kriterium für uns ist, wenn Gefährdung für die Gesundheit und das Leben Dritter besteht. Pyrotechnik ist nicht umsonst im Stadion verboten, und die Jungs wissen, dass das nicht okay ist, wenn sie was werfen." Und es wird stets teuer für den Klub. Die Zahl der Stadionverbote, die der FCK pro Jahr ausspricht, will der Verein nicht nennen; Gruber sagt, es sei im Vergleich zu anderen Profiklubs „eine normale, durchschnittliche Zahl".
Für Christoph Schneller (26), seit Oktober Fanbeauftragter des FCK, hat die Gewalt am Rande von Fußballspielen im Allgemeinen nicht zugenommen. „Man muss jeden Verein, jede Stadt differenziert betrachten", sagt der 26-Jährige, der aus der Lauterer Fanszene kommt und sie seit Jahren kennt. Wohl aber sei die öffentliche Wahrnehmung einzelner Vorfälle stärker geworden. Dialog ist auch für den FCK das Zauberwort.
Schneller und Ress wünschen sich, dass Polizei und Ordnungskräfte mit den Fans mehr und auf Augenhöhe kommunizieren, um brenzlige Situationen zu entspannen oder zu vermeiden. Ress sagt: „Das sind kleine, aber wichtige Dinge. Warum sagt man nicht ,Herzlich willkommen" statt ,Hier spricht die Polizei?"" Unauffälligere Polizeieinsätze wirkten besser, meint Ress. Er will, dass Gruppen von sich aus mehr Einfluss auf ihre „schwarzen Schafe" ausüben.
Quelle: Die Rheinpfalz