Gerade fällt mir nur ein Wort ein, was meine Gefühlslage am Besten beschreibt: Erleichterung. Aber die setzte auch erst nach dem 4:1 ein, so ehrlich muss ich auch sein. Man hat Wort gehalten und gegenüber dem 1860-Spiel die richtige Reaktion gezeigt.
Dabei hätte ich schon nach fünf Minuten am liebsten die Kiste ausgemacht. Was war das denn für eine Slapstickaktion in der Abwehr? Für meine Begriffe fängt die Fehlerkette aber schon mit der ungehinderten Flanke der Uerdinger an. So viel Platz und Zeit hätte wohl jeder Außenbahnspieler in jeder Liga immer gerne.
Glaube der Matchplan des Gegners war auch genau der: Irgendwie einen reinmurmeln und dann tief stehen. Dass tief stehen alleine aber nicht ausreicht, wenn man nicht zeitgleich auch energisch draufgeht, hat man dann aber relativ schnell gesehen. Wir hatten viele Räume zum kombinieren, die wir auch wirklich brutal ausgenutzt haben.
Vor dem 1:1 setzt Götze hervorragend nach, bevor Hanslik für Hercher auflegt. Genau SO zeigt man, dass man das Ding unbedingt drehen und gewinnen will.
Das 2:1 war ja auch ein Spielzug wie aus einem Guss, Zimmer auf Hercher, der absolut mustergültig flach auf den Elferpunkt flankt und Götze muss ja mit so viel Platz quasi nur noch einschieben.
Zum 3:1 fällt mir insgesamt auch nicht viel mehr ein. Total einfacher Fußball, aber auch konsequent zu Ende gespielt.
Man muss auch mal hervorheben, was Hercher aktuell für ein unfassbar wichtiger Baustein geworden ist. Seit dem Spiel gegen Halle hat der Kerl acht (!) Scorerpunkte gesammelt und ist generell im Offensivspiel unverzichtbar geworden. Da merkt man halt auch, dass der Kerl gelernter Rechtsaußen ist. Defensiv hat er wie sein Kollege Zuck auf der anderen Seite aber auch einige Defizite.
Darauf muss man auch generell näher eingehen: Wie wir in der ersten Halbzeit nach Standards oder Flanken hinten geschwommen sind, war wirklich sehr bedenklich. Da hatte man in den entscheidenden Situationen auch mal wieder eine gute Portion Matchglück, sonst kann das Spiel eventuell ganz anders laufen. Geht der Lattenkopfball rein, steht es 2:2 und macht Uerdingen in der Druckphase vor der Pause den Anschlusstreffer, wir das nochmal richtig eklig.
Nach der Spahic-Parade habe ich auch ziemlich laut geflucht: "Pöhl doch einfach den verdammten Ball raus!" Alles spielerisch lösen wollen schön und gut, aber manchmal sollten sie das Ding einfach mal wegbolzen. Ist besser für so manchen Nervenstrang der Fans.
In der Halbzeit beschäftigte mich die ganze Zeit, trotz des Zwei-Tore-Vorsprungs, wie man den Beginn der zweiten Hälfte übersteht. Es war ja eigentlich klar, dass Uerdingen jetzt Druck machen muss und sie hatten ja kurz vor dem Halbzeitpfiff noch Blut geleckt.
Zum Glück haben wir das überstanden und ich denke, irgendwann hat man dann doch gemerkt, dass die Uerdinger ziemlich platt waren und da auch nix mehr wirklich gefährlich aufs Tor kam. Und trotzdem wollte sich bei mir keine Ruhe einstellen. Weil man mittlerweile einfach weiß, wie schnell und plötzlich das in dieser Drecksliga gehen kann. Ein blöder Ballverlust, ein ungenauer Pass, ein langer Ball, der irgendwie durchflutscht und plötzlich wäre ein toter Gegner wiederbelebt worden.
Antwerpen macht aber in meinen Augen auch als erster Trainer seit langem hier nicht mehr den Fehler und gibt bei eigener Führung die Parole "Spiel nach Hause verwalten" aus. Hat man oft genug gesehen, dass wir das einfach nicht können. Dementsprechend wars auch richtig, weiter Offensivkräfte wie Redondo, Sessa und Ritter einzuwechseln, um weiter nach vorne zu spielen, nicht nachzulassen und aufs vierte Tor zu gehen. Das ist uns ja dann Gott sei Dank auch noch gelngen und auch das war insgesamt mit viel Übersicht von allen Beteiligten rausgespielt.
Fazit: Unterm Strich ein absolut verdienter Sieg gegen einen insgesamt doch recht harmlosen Gegner. Aber es gilt weiterhin: Konzentration und Spannung hochhalten, nicht den Hauch von Selbstzufriedenheit zulassen und bis Saisonende weiter durchziehen! Jetzt können aber alle FCK-Fans das Wochenende mit dem morgigen Sommertag erstmal richtig genießen.