ACHTUNG – persönliche Meinung, kein Faktenwissen:
Würde die Saison ganz "normal" verlaufen, hätten die Top 3–4 Teams der Tabelle vermutlich rund 10 Punkte mehr auf dem Konto. Der FCK stünde wahrscheinlich auf Platz 7 – und alle wären zufrieden. Denn im Vergleich zum letzten Jahr wäre das eine richtig starke Platzierung und das Saisonziel wäre übertroffen. Aber weil die Liga in dieser Saison ungewöhnlich eng ist, standen wir zwischendurch sogar mal auf Platz 2 – und sind aktuell noch immer in Schlagdistanz. Jetzt, wo wir in unserer kleinen Krise stecken, sind viele plötzlich unzufrieden.
In der Hinrunde hatten wir stellenweise auch Glück – wir haben viele Gegner zum richtigen Zeitpunkt erwischt, als sie selbst schwächelten (z. B. Magdeburg oder Paderborn). In anderen Spielen hatten wir einfach Dusel, weil der Gegner unfähig war, das Tor zu treffen – siehe Düsseldorf oder Nürnberg im Hinspiel. In der Rückrunde läuft das anders: Gegen Nürnberg waren wir zu doof, Braunschweig befindet sich gerade in einem Hoch. Alles in allem war es trotzdem eine sehr gute Saison.
Seit dem Interview eines Investors im Winter, in dem vom Aufstieg gesprochen wurde, war mir klar: Das ist jetzt das Ziel. Und klar, wenn du in einer Liga spielst, in der viele schwächeln, dann willst du die Chance natürlich nutzen – logisch. Aber ab dem Moment hast du eben auch was zu verlieren. Auch die Wintertransfers haben ganz klar gezeigt, dass es Richtung Aufstieg gehen sollte.
Zu Markus Anfang:
Mag ich ihn? Ich finde, es gibt in Liga 2 definitiv unsympathischere Trainer. Mir persönlich ist sein Auftreten, Aussehen oder das Verhalten an der Seitenlinie egal – entscheidend ist, wie er die Mannschaft aufstellt und weiterentwickelt. Anfang der Saison wurde er heftig kritisiert: gescheitert mit Dresden, stur bei der Taktik, und so weiter. Ja, er ist mit Dresden nicht aufgestiegen – aber ich habe viele ihrer Spiele gesehen. Die haben zum Teil zwei Elfer in einem Spiel verschossen, waren die klar bessere Mannschaft und haben das Ding trotzdem nicht gemacht. Und auch jetzt – nach Anfang – ist Dresden nicht auf einem Durchmarsch.
Außerdem zieht Anfang eben nicht stur seine Taktik durch. Er hat mehrfach Personal und System angepasst – und das hat der Mannschaft gutgetan.
Was angeblich zwischen ihm und Hengen vorgefallen sein soll, verstehe ich nicht ganz. Es hieß, Hengen hätte ein Problem mit dem öffentlichen Auftreten oder den Aussagen von Anfang zum Thema Aufstieg gehabt. Da frage ich mich:
Was ein Trainer öffentlich sagt, ist doch total egal. Wichtig ist, was intern kommuniziert wird.
Ich habe nie ein Interview gelesen, in dem Hengen selbst den Aufstieg als Muss formuliert hat.
Warum also künstlich Druck auf die Mannschaft aufbauen?
Ganz ehrlich: Ich verstehe Hengen nicht. Er holt Dirk Schuster – und wir wussten alle, was für Fußball Schuster spielen lässt – und dann wirft er ihn raus, weil ihm genau dieser Fußball nicht gefällt? Und bei Anfang: In Dresden war das Ziel klar der Aufstieg, alle haben sie als Favorit gesehen. Anfang hat das trotzdem in Interviews nicht groß thematisiert. Und jetzt ist man überrascht, dass er auch hier nicht vom Aufstieg redet?
Zu Torsten Lieberknecht:
Ich finde ihn sympathisch. Und das hat nichts mit seiner Vergangenheit als Spieler oder seiner Herkunft zu tun – mir ist der berühmte "Stallgeruch" völlig egal, denn der hat uns bisher auch nicht wirklich weitergebracht. Lieberknecht ist als Mensch überzeugend – das zählt für mich.
Er steht für defensive Stabilität, nicht unbedingt für offensiven Hurra-Fußball – das ist keine Kritik, sondern einfach nur eine Beobachtung. Mit Braunschweig und Darmstadt ist er jeweils als Außenseiter aufgestiegen – beide Male, ohne dass der Verein vorher explizit das Ziel Aufstieg ausgerufen hatte. Wenn der FCK aber spätestens nächste Saison hoch will, ist die Frage, ob Lieberknecht mit dieser Favoritenrolle umgehen kann.
Ein Feuerwehrmann ist er jedenfalls nicht: Bei Duisburg übernahm er am Ende der Saison – und stieg sang- und klanglos ab. Auch als haushoher Favorit scheiterte er mit Braunschweig am Aufstieg – ja, Corona spielte eine Rolle, aber andere Vereine haben diese Phase besser gemeistert.
Auffällig ist: Wenn er mit einer Mannschaft in einen Negativlauf gerät, schafft er es oft nicht, diesen zu stoppen. Sowohl bei Braunschweig als auch bei Darmstadt ist er am Ende deutlich abgerutscht. Ob das Zufall ist oder ein Muster – keine Ahnung.
Taktisch setzt er eher auf die Dreierkette – und unser Kader ist bereits darauf ausgerichtet. Wenn man aber aufsteigen will, muss man auf allen Positionen personell nachlegen:
- Krahl hat Schwächen, vor allem im Spiel mit dem Fuß – er braucht dringend Konkurrenz.
Beide Außenverteidiger / Schienenspieler müssen doppelt neu besetzt werden.
Innenverteidigung: Bauer wird gehen – also braucht es zwei neue starke IVs.
Defensives Mittelfeld: Mit dem Abgang von Breithaupt muss ein Ersatz her.
Ache wird gehen – also braucht es mindestens zwei neue Offensivspieler.
Yokota geht – auch er muss ersetzt werden.
Fazit:
Markus Anfang: Ich wünsche dir alles Gute – du hast dir nichts zuschulden kommen lassen. Ich war mit deiner Arbeit zufrieden. Danke, dass du dir den Betze angetan hast.
Torsten Lieberknecht: Ich wünsche dir alles Gute – und dass du dem Druck standhältst.