ZitatAlles anzeigenSpieler und Fans des 1. FC Kaiserslautern zeigen beim 0:3 in Fürth ihre bislang schwächste Vorstellung in dieser Saison
Nach dem bitteren Tag in Fürth, an dem sich die Spieler des Fußball-Zweitliga-Tabellenführers 1. FC Kaiserslautern beim 0:3 (0:2) bei der SpVgg Greuther fast so sehr blamierten wie die Schneeballwerfer im Lauterer Fan-Block, bleibt dem FCK eine knappe Woche, die Wunden zu lecken. Am Samstag (13 Uhr) kommt Ahlen.
Für die einen war es „der Befreiungsschlag" im Abstiegskampf, wie der beste Spieler auf dem Platz sagte, der 22 Jahre alte Fürther Nicolai Müller. Für die Roten Teufel war es ein hausgemachter Rückschlag im Aufstiegsrennen. Bei der Schlappe zum Rückenrundenauftakt hat der FCK durch grobe Schnitzer in der Defensivarbeit tatkräftig dabei mitgewirkt, Mike Büskens eine tolle Premiere als Greuther-Coach zu bescheren.
Nach passablem Beginn auf tiefem, rutschigem Boden beschäftigten sich die Lauterer nach ihrem zweiten Eckball viel zu lange damit, ob ihnen denn gleich noch die dritte Ecke zustehen könnte - statt in den Rückwärtsgang umzuschalten. So tauchte Nico Müller vor FCK-Torwart Sippel auf und vollstreckte zum 1:0 (42.). „Das war ein Geschenk", sagte der FCK-Mittelfeldspieler Jiri Bilek kopfschüttelnd. „Das Gegentor war zu billig", kritisierte Trainer Marco Kurz sein Team. Die jüngste Mannschaft der Liga ließ sich in ihrem schwächsten Saisonspiel von der zweitjüngsten brutal auskontern.
Die Szene kurz nach dem 1:0 sorgte für noch mehr Aufregung: Sippel rettete im Herausstürzen gegen Sami Allagui - auf Kosten eines Elfmeters, der das 2:0 brachte (45.). Sippels furchtloses Torwartspiel macht ihn einerseits stark. Zugleich aber birgt das kompromisslose Herausstürmen Risiken. So traf der 21-Jährige zwar durchaus den Ball, aber eben auch Gegner Allagui. Der Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Markus Schmidt löste die ersten Schneeballwürfe aus dem FCK-Fan-Block aus. Sie setzten sich nach der Pause fort, als Fürths Torwart Stephan Loboué beworfen wurde und Schmidt die Partie zweimal unterbrach.
Wieder droht dem FCK wegen der Entgleisungen von etwa 25 Anhängern eine Geldstrafe. „Das Schneeballwerfen war nicht korrekt, aber die Situation war nicht so aggressiv, wie es vielleicht ausgesehen hat", sagte Erwin Ress, der Leiter des Kaiserslauterer Fanprojekts gestern. Der 50-Jährige hatte viel zu tun, pendelte zwischen Stadion-Umlauf und Fan-Block. Vorwiegend junge Männer um die 20 hat er als Schneeballwerfer ausgemacht. „Viele denken nicht so weit, dass ihr Handeln Konsequenzen wie einen Spielabbruch oder eine Geldstrafe für den Verein haben könnte", sagte Ress. Nicht nur der FCK-Fanclub Fairplay ist sauer auf die Schneeballschleuderer.
Nach dem 3:0 (53.) beruhigte sich die Situation im Block, als auch FCK-Chef Stefan Kuntz auf die Fans eingeredet hatte und zu ihnen in die Kurve geklettert war. Allerdings offenbarte der dritte Fürther Treffer, dass die neue rechte Seite der Lauterer mit Florian Dick und Neuzugang Markus Steinhöfer völlig indisponiert war. „Klar, wir müssen uns besser abstimmen", gestand Dick. Für das Ahlen-Spiel ist wohl Wirbelwind Ivo Ilicevic rechts wieder eine Option, er soll nach seiner Bänderdehnung morgen ins Training einsteigen.
Obwohl die Verfolger nähergerückt sind, ist sich Coach Kurz nach den zwei Niederlagen in Folge sicher: „Das wirft uns nicht aus der Bahn. Wir werden gemeinsam an den richtigen Schrauben drehen, um gegen Ahlen wieder erfolgreich zu sein." Torwart Sippel betonte: „Wir haben jetzt zwar zwei Negativerlebnisse gehabt, aber wir sind nicht umsonst Spitzenreiter und müssen unsere alten Stärken wiederfinden."
Dennoch: In Fürth hat der 1. FCK wegen seiner „Schneeball-Schlachtenbummler" neben den drei Punkten auch Ansehen verloren, das er sich mit tollen Auftritten in der Hinrunde gerade wieder erarbeitet hat. Denn ausgerechnet die sportlichen und unsportlichen Szenen aus dem Playmobil-Stadion waren für Zweitliga-Verhältnisse außergewöhnlich prominent in ARD und ZDF zu sehen.
WEHNERO
Publikation: Pfälzische Volkszeitung
Ausgabe: Nr.14
Datum: Montag, den 18. Januar 2010
Seite: Nr.13