ZitatAlles anzeigenEs war am 1. März des vergangenen Jahres: Spätestens als auf dem Karlsruher Adenauerring neben Feuerwerkskörpern Barhocker durch die Luft flogen, war klar, dass bei der Fußballbundesliga-Begegnung des Karlsruher SC gegen den VfB Stuttgart etwas schiefgelaufen war. Mittlerweile liegt ein neues Sicherheitskonzept fürs Wildparkstadion vor.
Von Matthias DreisIgacker
Zurück zum 1. März: Wenige Minuten nachdem die Partie zwischen KSC und VfB Stuttgart abgepfiffen war - die Badener hatten 0:2 verloren - gingen Teile der jeweiligen Anhänger in eine lebhafte Verlängerung. Die Sicherheitskräfte hatten erhebliche Mühe, die rücksichtslosen Ausschreitungen zu beenden
Das neue Sicherheitskonzept fürs Wildparkstadion des mittlerweile Zweit-Bundesligisten KSC mit einem zusätzliche Busparkplatz soll helfen, die Fan-Ströme aneinander vorbeizuleiten anstatt sie aufeinandertreffen zu lassen. Diese Maßnahme könnte als eines der vielen Provisorien rund um das 55 Jahre alte Wildparkstadion gelten. „Dieser neue Busparkplatz reicht für ein schlüssiges Sicherheitskonzept nicht aus", sagt Friedhelm Werle, der Beauftragte für die Stadionsicherheit des KSC. In der Vergangenheit versuchte man, mit Blocksperren das Abfluten der jeweiligen Fan-Gruppierungen zu ordnen. Werle beobachtete dabei eher kontraproduktive Ergebnisse. Anstatt einer Beruhigung hatte diese Maßnahme oft das genaue Gegenteil erreicht und wurden die Leute nur noch gereizter, erinnert er sich.
Einsatzleiter Fritz Rüffel von der Karlsruher Polizei teilt Werles Ansicht ob der Effizienz solcher Zwangsmaßnahmen und holt sogar noch weiter aus. „Was würden Sie sagen, wenn Sie willkürlich eingesperrt würden? Das ist rechtlich sehr problematisch", stellt der Beamte fest. Denn entgegen den Verhältnissen in den neuen Stadien habe der Wildpark mit jeweils einem großen Sitz- und Stehplatzbereich für Gästefans nicht jene kompakteren Blöcke, mit denen man die aktiven Fans von Familien mit Kindern trennen könne. Und jenen könne man nicht vermitteln, jetzt doch bitte noch eine Dreiviertelstunde im Stadion bleiben zu müssen und somit nicht zu Auto oder Zug zu können.
Den Baumaßnahmen waren in den vergangenen Monaten umfangreiche Untersuchungen vorausgegangen. Denn das Stadion liegt in einem Naturschutzgebiet, was periodisch wiederkehrende Kämpfe von Stadt und Verein mit sich bringt, wenn auch nur ein Baum im Wege steht und weichen soll. Dieses Mal ging aber so weit alles glatt - „wenn auch schweren Herzens", wie Dietmar Schaber vom städtischen Tiefbauamt eingesteht. Nur um eine alte Eiche gab es ausführliche Diskussionen. Da die alte Dame jedoch ohnehin ihren Kampf gegen den natürlichen Verfall bald verloren und wegen Astbruchgefahr eine dauerhafte Gefahr für Fans und Polizei dargestellt hätte, war es um sie geschehen. Schaber versichert: „Ihr Stamm wird demnächst an einen Platz im Hardtwald verbracht, wo Insekten und Mikroorganismen weiterexistieren können."
Mit Energie Cottbus, dem 1. FC Kaiserslautern und Hansa Rostock stehen Polizei und Verein in der Rückrunde noch drei Risikospiele ins Haus. Spätestens zum Auftritt der Lausitzer am zweiten Februar-Wochenende sollen die Arbeiten daher abgeschlossen sein. Wobei die neuen Busparkplätze für die Fans der beiden Ostvereine zwar bestimmt, für die des FCK allerdings gewiss nicht ausreichen werden. „Der FCK ist eine andere Situation", lacht Rüffel, obwohl ihm beim Gedanken an den 28. Februar der Sinn eigentlich nicht nach Heiterkeit steht. Denn die Fans der Pfälzer werden sich der schieren Masse wegen über das ganze Stadion verteilen und auch ihre An- und Abreisewege individuell gestalten. „So viele Beamte haben wir nicht, um alle Straßen und Wege von der Waldstadt bis zur Linkenheimer Landstraße zu überwachen", stöhnt er.
Publikation: Pfälzer Tageblatt - Ausgabe Rheinschiene
Ausgabe: Nr.21
Datum: Dienstag, den 26. Januar 2010
Seite: Nr.24