ZitatAlles anzeigenDer Dribbelkönig schießt zwei Tore und bereitet Jendriseks Treffer vor - FCK feiert 4:1-Sieg gegen Energie Cottbus
Von Sebastian Stollhof
und Horst Konzok
Der Traum geht weiter ! Mit einem wunderbaren 4:1 (3:0) gegen Energie Cottbus festigte der 1. FC Kaiserslauern gestern seine Tabellenführung in der Zweiten Fußball-Bundesliga.
„Ich habe uns nicht so unterlegen gesehen", reflektierte Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz diese ungewöhnlichen 90 Minuten. Wohl lag seine Elf nach drei Minuten im Hintertreffen, stand anfänglich schwer unter Druck, in der 12. Minute aber hatte Nils Petersen den Ausgleich auf dem Fuß. Die Stürmer-Hoffnung scheiterte nach einem klasse Pass des spielintelligenten Jiayi Shao aber am großartig reagierenden Tobias Sippel. In der 17. Minute parierte der starke FCK-Torwart auch gegen Shao und Jula, der Nachschuss von Marc-André Kruska landete am Arm Jiri Bileks, der so kurz vor der Torlinie rettete. Angeschossen? Natürliche oder unnatürliche Handbewegung? Der 21 Jahre alte Schiedsrichter Robert Kempter, nah am Tatort, entschied auf weiterspielen. Vertretbar, was „Pele" Wollitz aber ganz anders sah: „Elfmeter und Rote Karte ..."
Berechtigt - entgegen der Meinung Wollitz" - der Elfmeter für die Lauterer sieben Minuten später: John Straith hatte Erik Jendrisek gelegt, Sidney Sam schickte Gerhard Tremmel in die linke Ecke, den Ball nach rechts - 2:0. „Ich habe beim Anlauf gesehen, dass der Torwart in die linke Ecke springt, da habe ich den Ball in die Mitte geschoben", beschrieb Sam, der Teufelskerl, der die linke Flanke mit Alexander Bugera erneut mit viel Leben erfüllte.
Den Weg zur frühen Führung hatte Bugera mit der ersten Ecke geebnet - seine 15. Torvorlage in „seiner" Saison: Adam Nemec, der wieder für zwei ackerte und rackerte, traf per Kopf die Latte, den Nachschuss donnerte Martin Amedick an die Latte, den Abpraller bugsierte Rodnei mit links ins Netz. „Super, einfach schön", bejubelte der Brasilianer seinen vierten Saisontreffer. Sein kleines Tief hat das Abwehr-Ass offenbar durchwatet. Mit Amedick sorgte Rodnei gestern wieder für Stabilität. Für den wuchtigen Emil Jula gab es da bei allem Bemühen nichts zu ernten. Nach einem (dummen) Frust-Foul an Mandjeck sah der engagierte Stürmer die Ampelkarte (75.).
„Wir haben eine gute Leistung gebracht, sind auch besser ins Spiel gekommen als zuletzt. Wir hatten einen sehr guten Torwart. Zwei Mal hat er sehr gut reagiert", bilanzierte der vorbildliche FCK-Kapitän Amedick, der gleich nach dem Abpfiff mit einer schmerzhaften Kapselverletzung behandelt werden musste.
„Die Führung hat uns heute nicht gut getan, wir sind relativ schnell von unserer Ordnung abgekommen", rügte FCK-Trainer Marco Kurz die Sorglosigkeit, die Sippel in den Blickpunkt rücken ließ, der in der 50. Minute auch einen prima Freistoß Shaos toll parierte. „Ich wollte zu null spielen, aber Herr Mandjeck hatte was dagegen", scherzte Sippel mit Blick auf die 69. Minute: Georges Mandjeck, ansonsten weit konzentrierer als zuletzt, hatte Shao umgestoßen, den Elfmeter nutzte Kruska. „Eine Konzessionsentscheidung", grantelte „Pele" Wollitz. Er monierte - zu Unrecht - die Entstehung des 3:0. Denn der Freistoß nach Marco Kurths hohem Bein gegen Mandjeck war berechtigt. Töricht, dass der Mittelfeldmann reklamierte, nicht realisierte, wie schnell Florian Dick den Freistoß ausführte, den nicht überzeugenden Markus Steinhöfer ins Spiel brachte, dessen Flanke Sidney Sam fand. Der zielte genau und zimmerte das Runde ins Eckige. Es war der neunte Treffer Sams in dieser Saison, sein siebter in der Rückrunde. „Beim 3:0 pennen wir. Da war es schwer, die zweite Halbzeit positiv zu gestalten", meinte Marc-André Kruska beim Blick zurück.
Zwei Tore hat Sam gestern geschossen, das 4:0 mit einer wunderbaren Flanke auf die Stirn von Erik Jendrisek maßgeschneidert vorbereitet. Der Stürmer war schneller als Markus Brzenska - der elfte Saisontreffer war perfekt. „Das war ein schönes Spiel, vor allem das Ergebnis", bemerkte Sam verschmitzt grinsend nach dem 4:1-Triumph.
So spielten sie
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Amedick, Rodnei, Bugera - Steinhöfer, Bilek (82. Hornig), Mandjeck, Sam - Nemec (61. Lakic), Jendrisek (70. Paljic)
Energie Cottbus: Tremmel - Straith, Burca, Brzenska, Angelov - Kruska, Kurth (74. Miatke) - Shao, Rivic - Petersen (67. Kweuke), Jula
Tore: 1:0 Rodnei (3.) 2:0 Sam (24., Foul-Elfmeter), 3:0 Sam (39.), 4:0 Jendrisek (61.), 4:1 Kruska (69., Foul-Elfmeter) - Gelbe Karten: Brzenska (5/3), Rivic (3), Straith - Gelb-Rote Karte: Jula (75.) - Beste Spieler: Sippel, Sam, Bilek - Shao, Rivic - Zuschauer: 33.405 - Schiedsrichter: Robert Kempter (Sauldorf).
Die Noten:
Sippel 1,93
Dick 3,5
Amedick 2,5
Rodnei 2,5
Bugera 2,5
Steinhöfer 4
Bilek 2,5
Mandjeck 3
Sam 2
Nemec 3
Jendrisek 3
Kommentar
Zurück in die Zukunft
VOn HORST KONZOK
Der 26. Spieltag der Zweiten Liga lief perfekt für den 1. FC Kaiserslautern. Der Traum vom Aufstieg kann Realität werden.
Die Fans des 1. FC Kaiserslautern haben schwere Jahre hinter sich. Seit 2000 ging es stetig bergab und nach dem Bundesliga-Abstieg lange nicht wirklich bergauf. Seit dem 8. April 2008, dem segensreichen Beginn der Ära Stefan Kuntz, aber ist ein fast toter Verein zu neuem Leben erwacht. Die schwierige wirtschaftliche Sanierung, durch Erblasten brutal erschwert, würde durch den Aufstieg in die Eliteliga erleichtert.
Die Fans feierten gestern erneut völlig losgelöst ihre junge FCK-Elf. Sie glauben an ihr „Nie mehr Zweite Liga". „Die Tabelle ist Wahnsinn, einfach schön! Dieser Spieltag ist für den 1. FC Kaiserslautern gelaufen", schwärmte Alexander Bugera strahlend. In der Tat: Durch das Ende der Augsburger Erfolgsserie im Karlsruher Wildpark verfügt der FCK jetzt über sieben Punkte Vorsprung vor dem FCA. Acht Punkte hinter den Lauterern belegt der FC St. Pauli den Relegationsplatz.
Fraglos, der FCK hat bei vier Heim- und vier Auswärtsspielen nun viele Trümpfe in der Hand. Aber er ist noch nicht durch, schon am nächsten Montag wartet eine Herkulesaufgabe auf den Pfälzer Fußball-Stolz: Fortuna Düsseldorf ist eine Hausmacht, die stärkste Heimmannschaft der Zweiten Bundesliga.
Bemerkenswert beim FCK ist die Entwicklung der jungen Mannschaft. Ihr beherzter Trainer Marco Kurz hat ihr ein System und ein Gesicht gegeben. Klasse, dass nach den Ausfällen der Pechvögel Bastian Schulz und Pierre de Wit Jiri Bilek immer besser auftritt. „Ich bin ein Kampfhund", sagte der Tscheche am Freitag. Genau so hat er gestern auch gespielt!
Quelle:
Verlag: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau
Ausgabe: Nr.62