ZitatAlles anzeigenDie EU-Kommission empfiehlt, die Lebensarbeitszeit bis zum Jahr 2060 auf 70 Jahre auszudehnen. Das Institut für Wirtschaftsforschung will sie sogar noch früher, der Sozialverband Deutschland warnt davor.
VON PETER KOARD
Derzeit erarbeitet die EU-Kommission ein sogenanntes Grünbuch zur Rentenpolitik, das am 23. Juni präsentiert werden wird. Ein konkretes Alter für den Eintritt in die Rente empfiehlt sie darin zwar nicht, schließlich haben die Mitgliedstaaten selbst über ihre nationalen Rentensysteme zu entscheiden. Aber Brüssel geht davon aus, dass die Europäer 2060 etwa sieben Jahre länger leben als heute. Darauf müsse die Rentenpolitik reagieren.
In Deutschland wird nach der jetzt geltenden Rechtslage von 2012 bis 2030 in kleinen Schritten die Rente mit 67 eingeführt.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) unterstützt die Brüsseler Empfehlung, die Lebensarbeitszeit bis 2060 schrittweise auf 70 Jahre anzuheben. „Das wird viel früher kommen", sagte DIW-Präsident Klaus Zimmermann der „Saarbrücker Zeitung". Das Jahr 2060 sei für die Rente mit 70 viel zu spät.
Der Sozialverband Deutschland lehnt die Rente mit 70 dagegen entschieden ab. Das sei wie bereits bei der Rente mit 67 nichts anderes als ein weiterer Versuch von Kürzungen der Altersbezüge durch die Hintertür, sagte Verbandspräsident Adolf Bauer der RHEINPFALZ am SONNTAG. Nur in den wenigsten Berufen seien die Beschäftigten in der Lage, die gesetzlich vorgeschriebene Lebensarbeitszeit voll auszunutzen, und müssten erhebliche Abschläge in Kauf nehmen. Nicht ohne Grund liege das tatsächliche Renteneintrittsalter gegenwärtig bei deutlich unter 65 Jahren.
Der Sozialverband sieht sich als Interessenvertretung von Rentnern, Patienten und gesetzlich Krankenversicherten und zählt rund 525.000 Mitglieder. Bauer warnt vor zunehmendem Einfluss der Europäischen Union auf die nationale Rentenpolitik.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau