FCK - Nostalgie

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Wie Sepp Herberger einst die Nazis narrte

Der schwierigste Job im Sport? Keine Frage, den hat der Trainer der Fußball-Nationalmannschaft. Millionenstarke Lobpreisung oder Verdammnis sind seine ständigen Begleiter. Auf Josef „Sepp” Herberger, dem zur Legende gewordenen zweiten von bisher elf Männer-Nationaltrainern der deutschen Lieblingssportart, lastete in der Nazi-Zeit dazu noch der Druck der Politik. Wie der gebürtige Mannheimer damit umging und dabei seinen Hauptwidersacher austrickste, ist die grandiose Geschichte einer Unterschätzung.

Verlierer in dem zwischen 1938 und 1942 geführten Dauerduell war der bayerische Sportfunktionär Karl Oberhuber, ein Nazibonze mit übler Vergangenheit. Dessen Ideologie, wonach das System des deutschen Fußballs den „Blitzkrieg” der Wehrmacht widerzuspiegeln habe, begegnete der kleine Mann mit großer Schlitzohrigkeit. Dabei verstand es Herberger, obwohl als Reichstrainer in die Sportpolitik der Nationalsozialisten eingebunden, seinem Sport und seinen Spielern Freiräume zu erhalten. So wie dem nachmaligen Nationalmannschafts-Kapitän Fritz Walter.

Die Kontroverse: Herberger ließ seine DFB-Auswahl das WM-System spielen (drei Verteidiger, je zweimal zwei Mittelfeldspieler, drei Stürmer). Diese zuerst auf Sicherheit bedachte Variante hatte zwar Erfolg, aber in den Augen des Nazis Oberhuber einen entscheidenden Fehler: Sie war in England erfunden worden.

Oberhuber bestand auf einem System des bedingungslosen Angriffs, „dem deutschen Wesen angemessen” und dem „preußischen System zuwider”. Geradezu erbittert wurde die Auseinandersetzung mit dem Reichstrainer auch in der Sportpresse geführt. Als Oberhuber in der NSDAP keine Unterstützung mehr fand, setzte sich Herbergers Position durch.

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Der Sporthistoriker Markwart Herzog verwertete Sepp Herbergers Erkenntnisse aus jener Zeit, notiert in über 100 Aktenordnern und hinterlegt im Frankfurter DFB-Archiv, in seinem 156-Seiten-Buch „Blitzkrieg im Fußballstadion” (Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart; 16,90 Euro). Darin weist Herzog, auch Autor des Werks „1. FCK unterm Hakenkreuz”, am Beispiel Fritz Walter auf eine weitere Schlitzohr-Episode des Reichs- und späteren Bundestrainers hin.

Auf Anordnung des „Westmark”-Reichstatthalters Josef Bürckel sollte der Nationalspieler statt auf dem Betzenberg beim FC Metz spielen. Der Versetzung des Soldaten Fritz Walter konnte Herberger zwar nicht widersprechen, doch er setzte dessen Delegierung zur TSG Diedenhofen (Thionville) durch. Der Trick dabei: Dort wusste der Reichstrainer einen ihm vertrauenden Major. Der unterrichtete Herberger fortan über alle seinen Lieblingsspieler betreffenden sportpolitischen Winkelzüge und weitere Versetzungen. Wovor der große Sepp den nachmals großen Fritz eine Zeitlang bewahren konnte.

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DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau

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Nach einer 4:0-Führung noch den Ausgleich zum 4:4-Unentschieden zu kassieren, ist im deutschen Fußball nicht so häufig passiert. Es gibt aber ein zur Löw-Blamage vergleichbares Spiel, das legendär geworden ist: Unser Redakteur Markus Kratzer (49) war damals, fast auf den Tag genau vor 39 Jahren, dabei - als Zehnjähriger. Er erinnert sich.

Diesen 20. Oktober 1973 werde ich nie vergessen. Als zehnjähriger Junge freute ich mich auf den ersten Besuch eines Bundesligaspiels an. 1. FC Kaiserslautern gegen Bayern München. Der krasse Außenseiter aus der Pfalz gegen den übermächtigen Renommierclub von der Isar, gespickt mit Stars wie Beckenbauer, Müller, Hoeneß, Schwarzenbeck, Zobel, Roth Selbst die Vorgeschichte ist mir noch in guter Erinnerung. Als mein Vater mir damals sagte, er habe zwei Karten für dieses Spiel ergattert, konnte ich es gar nicht glauben. Wie „Graf Rotz“ posaunte ich diese unglaubliche Nachricht in die Ohren all derer, die es hören wollten oder auch nicht.

Bislang kannte ich die Bundesliga ja nur aus dem Radio oder aus den kurzen TV-Ausschnitten in der Sportschau. Jetzt sollte ich zum ersten Mal hautnah dabei sein. Je näher der Tag rückte, desto größer wurde meine Aufregung. Abends konnte ich nicht einschlafen, und wenn es dann doch geklappt hatte, träumte ich vom Betzenberg.

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Der Anfang der Lauterer Aufholjagd im Jahre 1973: Klaus Toppmöller hat das 2:4 erzielt, Bayern-Torwart Sepp Maier streckt sich vergeblich.

Sepp Maier kam zum Jubiläumsspiel

Am Morgen des besagten 20. Oktober stand in der Bundesligavorschau der Rhein-Zeitung, dass Sepp Maier in Kaiserslautern ein Jubiläumsspiel absolviert – ich glaube sein 250. Bundesligaeinsatz. Wahrscheinlich wird er das Spiel ebenso wenig vergessen haben wie ich, möglicherweise aber aus anderen Gründen. Vieles an jenem Tag hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt.

Die elend lange Fahrt in die Pfalz, die Bratwurst, die Limo, die FCK-Fahne, die mein Vater mir damals kaufte, sogar dass der Schiedsrichter Horst Bonacker hieß. 34.000 Zuschauer im Stadion und ich mitten drin. „Lass den Bub mol no unne, der sieht ja sonsch nix.“ Auch dieser Satz eines älteren Herrn klingt mir noch im Ohr. Er bescherte mir einen Platz direkt am Zaun des Stehplatzblocks – und einen tollen Blick aufs Spielfeld.

Der spektakuläre Film des Spiels ist schnell erzählt. 3:0 führen die Bayern, 3:1 steht es zur Pause für den haushohen Favoriten. Nach dem 4:1 von Müller schien alles gelaufen. (...)

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Quelle und weiter Rhein Zeitung

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50 Jahre Bundesliga (7): Stefan Kuntz: Vom Torjäger zum Lauterer Vorstandschef – Titel und Erfolge belohnen seinen eisernen Willen

Von Horst Konzok

Kaiserslautern - Dass sich ein Bundesligaspieler beim Aussteigen aus dem Mannschaftsbus einen Bänderriss zuzieht – eine kuriose Geschichte, für die einst Stefan Kuntz sorgte. Als Stürmer, Manager und Vorstandsvorsitzender hat Kuntz Bundesligageschichte geschrieben.

16 Jahre Profi, 15 davon in der Bundesliga, 1995/96 das Gastspiel bei Besiktas Istanbul. 449 Bundesligaspiele, 179 Tore, Deutscher Meister 1991, DFB-Pokalsieger 1990, 25 Länderspiele, sechs Tore, Europameister 1996: Stefan Kuntz, in Neunkirchen geboren und groß geworden, wusste sich für den Erfolg zu quälen. „Andere wären mit meinem Knie und einem Knorpelschaden schon fünf Jahre Sportinvalide“, sagte Kuntz, als er mit knapp 37 1999 aufhörte. Das letzte Jahr der Karriere – sein Tiefpunkt. „Heute würde man sagen: Burn out.“VfL Bochum, Bayer Uerdingen, 1. FC Kaiserslautern, nach einem Jahr in der Türkei Arminia Bielefeld und dann noch einmal VfL Bochum – das waren Kuntz’ Profi-Adressen. Der Mann mit dem ausgeprägten Siegeswillen wurde 1986 im Dress der Bochumer und 1994 als FCK-Stürmer Bundesliga-Torschützenkönig. Das zeugte von seiner großen Klasse.

Kuntz, der Sohn des ehemaligen Neunkircher Bundesliga-Profis Günther Kuntz, begann bei Borussia Neunkirchen mit dem Fußball. 1983 traf er in der Oberliga Südwest fast nach Belieben. Kuntz heuerte beim VfL Bochum an. ,,Auch, weil ich meine Ausbildung als Polizist dort zu Ende machen konnte“, erinnerte Kuntz. Er hatte zwei Reviere: die Wache und den Strafraum. Rolf Schafstall war damals Trainer beim VfL. Für Kuntz war er eine Vaterfigur. Gegen Kickers Offenbach lief der damals knapp 21-Jährige erstmals in der Bundesliga auf und traf. „Mein erstes Spiel, gleich ein Tor, das Siegtor!“ Schöne Erinnerungen an den Beginn der Erfolgsgeschichte. „Heute im Rückblick kann ich sagen, es war geil, Bundesliga gespielt zu haben, das Hobby zum Beruf gemacht zu haben“, bilanziert Kuntz. Er war nicht der filigrane Techniker, nicht der Dribbelkünstler, Kuntz – das war der Willensstürmer, das war gelebte Energie. Er war einer, der antrat, lostrommelte, sich reinwuchtete. Ein Reißertyp. Ein mitreißender Typ.

Stefan Kuntz erlebte im FCK-Dress seine besten Jahre. Im Meisterjahr war er Kopf und Herz der Mannschaft. Er riss Spiele aus dem Feuer, er opferte sich, spielte nach dem Ausfall von Miro Kadlec gar Libero. Als Trainer sah er sich ungeeignet, als Manager in Koblenz und als Sportvorstand in Bochum startete er seine zweite Karriere. Am 8. April 2008 machte er wahr, was er beim Abschied 1995 versprochen hatte. Er kehrte heim. „Der FCK ist mein Verein, Kaiserslautern meine Stadt“, schwelgt Kuntz. Als Vorstandsvorsitzender steht er für die Rettung 2008, den Aufstieg 2010. Er übernahm die Verantwortung für den Abstieg 2012. Heute wird Kuntz 50. Seinen 51. will er als Bundesliga-Boss feiern. Mit dem FCK, seiner großen Liebe. Der Liebe auf den zweiten Blick.

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Stationen einer stolzen Karriere - Stefan Kuntz (oben links bei der Europameisterschaft 1996 mit Jürgen Klinsmann). Daneben: Kuntz als FCK-Vorstandsvorsitzender. Ein großer Moment – die Begegnung mit der Queen vor dem EM-Finale im Wembley-Stadion. Oben rechts: Das Abschiedsspiel nach dem Karriereende am 21. Juli 2000 auf dem „Betze“. Daneben: Kuntz mit Frau und Tochter. Unten links: Umarmung mit dem Freund und Vorbild Fritz Walter 1995 in Bern. Daneben: Kuntz trifft im Elfmeterschießen gegen England im EM-Halbfinale 1996. Daneben eine Szene aus dem gewonnenen EM-Finale gegen Tschechien. Ganz rechts: Karriereende im Dress des VfL Bochum 1999. Links davon: KSC-Trainer Stefan Kuntz und Torjäger Bruno Labbadia, der gerade Rot gesehen hat. Mitte von rechts: Kuntz und Weltmeister Horst Eckel, mit Klinsmann beim EM-Triumph, das Meisterstück mit dem FCK 1991, daneben Kuntz und Rudi Völler bei der WM 1994.Fotos: Kunz

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DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau

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50 Jahre Bundesliga (7): Trainer Gyula Lorant machte den FCK stark und bereicherte die deutsche Eliteliga

Von Heinrich Breyer

Kaiserslautern. Mit Ungarn hatte Gyula Lorant, der damals blutjunge Mittelläufer, 1954 das WM-Finale gegen Deutsch land 2 :3 verloren. Werner Liebrich, Fritz und Ottmar Walter, drei der fünf Lauterer Weltmeister, lotsten Lorant 1965 als Trainer zum FCK. Es war der Beginn einer steilen Trainerkarriere.

Gyula Lorant hatte im Vorfeld des 4. Juli 1954 auf die Stärke der deutschen Mannschaft hingewiesen, auf die taktische Schlauheit ihres Trainers Sepp Herberger. Die Warnungen stießen im eigenen Lager auf taube Ohren.In Lorant steigerte die schmerzliche Final-Niederlage die Hochachtung vor der Leistungsbereitschaft der deutschen Fußballer. „Sie waren uns technisch unterlegen, aber vollgepackt mit Energie und Siegeswillen. Sie hielten 90 Minuten bei höchstem Tempo mit, weil sie so gut trainiert waren, so gut wie keine andere Mannschaft!“ So erläuterte er zugleich auch seinen Respekt vor dem deutschen Bundestrainer Herberger. Spieler und Trainer führten ihn zu einer Erkenntnis, die er später gewissermaßen zur Maxime seiner Trainer-Arbeit in der Bundesliga erhob: „Es gibt keine anderen Spieler als die deutschen, die sich durch hartes Training zu solchen Leistungen hochreißen lassen!“

Nur in der neuen deutschen Bundesliga konnte er sich diese Sichtweise praktisch bestätigen lassen. Nach dem Ende seiner aktiven Spieler- und Trainerzeit daheim (er war viermal ungarischer Meister), meldete sich Lorant 1964 in Köln zum DFB-Trainerlehrgang an. Der damals 31-Jährige wollte in die Bundesliga, wollte wissen, wie die deutschen Spieler trainieren und die Trainer sie ausbilden.

Sein erstes Ziel stand bereits fest: Fritz Walter, Werner Liebrich und auch Ottmar Walter, seine Gegner von 1954, hatten ihm die Zusicherung gegeben: Der Betzenberg wird deine künftige Arbeitsstätte!

Sein Einzug „dort oben“ aber verzögerte sich: Lorant bestand die Prüfung in Köln nicht. Er wusste zwar alles über Fußball und auch was ein Trainer darüber wissen sollte, nur – es haperte mit der Sprache! Sein Deutsch war noch ungenügend! Nach drei Monaten sollte er erneut vor der Prüfungskommission erscheinen und von dem dafür zuständigen neuen Bundestrainer Helmut Schön getestet werden. Alt-Bundestrainer Herberger gab seinem Nachfolger einen Schubs, vom Betzenberg meldete sich auch Fritz Walter „beim Helmut“ am Telefon und schon nach einem Monat ergab sich eine Gelegenheit in der Badischen Sportschule Schöneck. Dort bereitete Schön die Nationalelf auf ein Länderspiel in Karlsruhe vor und erteilte nebenbei dem Ungarn den „sprachlichen Segen“.

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In Kaiserslautern machte sich der neue Trainer schnell und deutlich bemerkbar. Er probierte aus, was er von den deutschen Spielern zu wissen glaubte! Mit knallharter Härte! Da er die Eleganz der deutschen Sprache noch nicht beherrschte, wirkten einige seiner tagtäglichen Sätze reichlich ungeschliffen. Oder besser: saugrob! Dennoch: Die Bundesliga-Spieler verstanden ihn, wussten was er meinte und folgten seinen Weisungen. Der Trainer wiederum bewunderte, was er da drillte! 1966: Platz 15. Wieder gerettet! Am Ende seines zweiten Jahres gab es auf dem Betzenberg ein kleines Freudenfest: Der 1. FCK landete 1967 erstmals nicht in der unteren Tabellenregion, sondern „oben“ auf dem stattlichen fünften Rang!

Gyula Lorant wechselte dann zum Meidericher SV, dem heutigen MSV Duisburg. Prompt standen die „Zebras“ vor dem FCK! Was dazu führte, dass Lorant 1969 für knapp zwei Jahre auf den Betzenberg zurückkehrte. Im März 1971 wurde er entlassen. Er blieb dennoch ein begehrter, spektakulärer Trainer. Die Presse nannte ihn „Preußischer Feldwebel aus Ungarn“. Was aber an seinem Naturell vorbeizielte. Er gab sich im Umgang mit den Spielern gnadenlos hart, er schreckte auch vor heftigen Auseinandersetzungen mit den Mannschaftsärzten nicht zurück. Die Einmischungen von Gyula Lorant in die „Medizin“ waren sogar berüchtigt. Der Trainer hielt den Ärzten einen zu weichen Umgang mit verletzten Spielern vor. Lorant rechtfertigte sich später auch mit dem Hinweis, dass er bei seiner ersten Frau, einer Ärztin, sehr viel gelernt habe: „Viele Ärzte schreiben verletzte Spieler viel zu schnell untauglich!“

Wie auch immer: Gyula Lorant trainierte in den 16 Jahren seines Deutschland-Aufenthaltes sieben Bundesliga-Vereine: neben dem FCK und Meiderich auch Bayern München, Schalke 04, Kickers Offenbach, 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt. Die Bayern waren zumindest eineinhalb Jahre mit ihm zufrieden. Die Liga hat ihm viel gegeben; und Gyula Lorant gab vieles dankbar zurück! Er war wer in der Bundesliga!

In seinen letzten Jahren in der Eliteklasse wirkte er ruhiger, da kehrte ein anderer Lorant sein Inneres nach außen. Feinsinnig, kunstverständig, auch genüsslich! Er hätte als Domizil am liebsten ein altes Winzerhaus in der Pfalz erworben. Solch eine Bleibe fand er später am Kaiserstuhl. Er sammelte alte Bauernmöbel und blätterte an einem Samstagvormittag schnell 32.000 D-Mark für einen mächtigen und prächtigen Bauernschrank auf den Tisch! Er unterhielt sich mit Kunstfreund Fritz Walter gerne über französische und spanische Impressionisten, er schlürfte kennerisch erstklassigen Rotwein oder zog hingebungsvoll an Havanna-Zigarren.

Er hatte Lebensart! Er wollte in Deutschland leben, auch wenn er von seinem Trainer-Beruf in andere Länder gezogen wurde. Etwa nach Griechenland. Und dort in die nordgriechische Metropole Thessaloniki. Mit dem dortigen Verein PAOK war er zwischen zwei Stationen in Deutschland (Freiburger FC und Eintracht Frankfurt) und mit seiner Erfahrung aus der Bundesliga 1976 griechischer Meister geworden. Dorthin zog es ihn auch ein zweites Mal. Seine letzte Station: Am 31. Mai 1981 starb Gyula Lorant im Stadion von Saloniki auf seinem Trainerstuhl. Er war 58 Jahre alt.

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DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau

Wir wollen keine Schleichwerbung betreiben, aber das Foto ist so klasse: FCK-Fans suchen sich am 4. September 1965 auf dem Betzenberg gegen 1860 München "ihren Platz". Damals brauchte es noch kein "Sicheres Stadionerlebnis", um Spaß beim Fußball zu haben.

Das Flutlicht-Foto ist als hochwertiges Poster erhältlich bei unseren Kollegen von 11 Freunde

Die Roten Teufel gewannen das Spiel vor 34.000 Zuschauern übrigens mit 3:0 durch drei Tore von Manfred Rummel

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50 Jahre Bundesliga (9): Die früheren Trainer des 1. FC Kaiserslautern und ihre Eigenheiten – Dietrich Weises Zettelkasten

Von Peter Lenk

In früheren Jahren war es für die RHEINPFALZ-Sportredakteure einfacher, bei den Profis des 1. FC Kaiserslautern hinter die Kulissen zu spähen, ohne jedoch die geforderte Diskretion zu vernachlässigen – einige Themen blieben gestern wie heute tabu. Ehrensache. Heutzutage, auch wegen der Vielzahl der Medienschaffenden und der geballten Konkurrenz, eine so nicht immer zu realisierende Zusammenarbeit. Die folgenden Zeilen sind eine nostalgische „Nähkästchen-Plauderei“.

Da war zum Beispiel ein Cheftrainer namens Dietrich Weise. Anfang der 70er Jahre war’s. Der Mann mit dem leicht sächselnden Zungenschlag hätte auch prächtig einen wohlbestallten Beamten abgeben können. Immer korrekt, stets distanziert freundlich, in seiner Spielvorbereitung, was den Gegner betraf, höchst penibel.Er besaß einen Zettelkasten, der an den von SPD-Urgestein Herbert Wehner erinnerte. Den informierte stets seine bei jedem Gespräch anwesende ehemalige Stieftochter Greta Burmester (die er später ehelichte), sobald eine Frage gestellt wurde, die er nicht sogleich beantworten konnte. Ein Blickkontakt genügte, die gute Greta griff ins Kästchen, förderte einen Zettel zutage, auf dem die wichtigen Infos vermerkt waren.

Dietrich Weise hatte auch so ein Schatzkästchen. Inhalt: Notizen über jeden Spieler der Bundesliga. Über seine Stärken und Schwächen. Akribisch aufgeschrieben. Die FCK-Profis jener Tage staunten nicht schlecht, als sie der fleißige Weise stets in den Mannschaftssitzungen über ihre Kontrahenten genauestens ins Bild setzte. Das half freilich nicht immer …

Dass Besprechungen vor Spielen nicht immer auf Begeisterung stießen, musste auch Erich Ribbeck häufig erfahren. Der „schöne Erich“, der später mit dem Beinamen „Sir“ geadelt wurde, hatte Sport und Englisch für das Lehramt studiert, sich aber für den Trainerberuf entschieden. Und er stellte an seine fußballernden Mitarbeiter hohe Anforderungen. Sein Credo lautete damals: „Eigentlich muss jeder Profi jede Position spielen können. Torhüter ausgenommen.“

Bei einer dieser Besprechungen vor der Partie beim VfL Bochum durfte der Schreiber dieser Zeitung dabei sein. Ribbeck dozierte, motivierte und ermahnte eindringlich. Über eine Stunde lang. Und immer wieder wiederholte er seine Warnung: „Passt mir auf den Lameck auf, dass der nicht flanken kann.“ Der VfL-Linksverteidiger gehörte damals zu den ersten Abwehrspielern, die, sobald sie gegnerisches Terrain betraten, äußerste Torgefahr ausstrahlten. Die Begegnung stand nach zwölf Minuten 2:0. Zwei Kopfballtore nach Flanken von – Lameck. Auf der Lauterer Bank kauerte wie versteinert ein Coach, der die Hände immer wieder vors Gesicht schlug. Die pure Verzweiflung in Person.

Ribbeck war bekannt dafür, dass er Niederlagen geradezu persönlich nahm. Im Bus herrschte nach solchen auf der Heimfahrt Totenstille. Auf dem vorderen rechten Sitz hockte er, grimmig blickend, für niemand ansprechbar. Seine Wut hielt bis Montag an. Da stand nämlich immer ein kräftezehrender Waldlauf auf dem Programm. Als Strafe. Der Cheftrainer lief vorneweg, in höchstem Tempo. Er war topfit. Alle keuchten hinterher. Bis auf einen, der seinen Trainer „sauer“ lief und als Erster den Betzenberg erklomm: Peter Schwarz. Was nicht unbedingt des Erichs Laune besserte.

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Der Montagmorgen hatte sich damals, als fast alle Punktespiele samstags ausgetragen wurden, als idealer Konditionstanktag erwiesen. Raus ging’s dann stets in den Pfälzerwald. Nicht unbedingt beliebt bei den Profis. Für einen gar ein Gräuel: Wolfram Wuttke. Der ebenso hochbegabte wie lauffaule Kicker suchte stets zum Wochenbeginn die Massagebank von „Henry“ Loch auf. Während seine Mannschaftskollegen durch den Wald hechelten, ließ sich „Wutti“ die rechte Wade kneten, deren Muskel auf unerklärlicherweise übers Wochenende zugemacht hatte.

Die „schlimme“ Verletzung des Schlitzohrs hielt meist bis Dienstagnachmittag an. Sehr zum Verdruss des damaligen Cheftrainers Sepp Stabel, schon als jahrelanger Torhüter Nummer zwei hinter Ronnie Hellström ein grundanständiger Bursche. Der verriet einmal in einer Stunde der Verzweiflung, dass „ich eigentlich den Wutti gar nicht bringen darf, weil er körperlich überhaupt nichts drauf hat“.

„Wutti“, der einmal in den Sommerurlaub mit Hosengröße sechs entschwand und mit Größe acht zum Saisonbeginn wiederkehrte, hatte nämlich in einem Cooper-Test (Distanzlauf über drei Minuten) sogar gegen „Henry“ Loch, damals immerhin schon über 50, den Kürzeren gezogen. Samstags lief er wieder auf. In der Anfangsformation. Stabels Resignation wurde häufig von einem Geniestreich des Profis begleitet, der „100 Länderspiele verschenkt hat“ (O-Ton Franz Beckenbauer).

Von all den Cheftrainern, die in der Fußball-Bundesliga auf dem Betzenberg wirkten, war Karl-Heinz Feldkamp nicht nur der erfolgreichste, sondern auch der wohl eloquenteste. In seiner ersten Amtszeit (’78 bis ’82) als junger Coach und als Neuling in der Eliteklasse bevorzugte er noch deftige Westfalen-Metapher („Am Samstag hauen wir einen Schinken in den Giebel“), knapp zehn Jahre später bediente sich „Kalli“ der feinen Redensart. Jeder Satz, auch noch so lang, fand einen logischen Schluss, Klarheit herrschte bei der Wortwahl, Rhetorik-Professoren hätten ihre Freude an der Sprachgewandtheit gehabt. Manchmal jedoch lullte der FCK-Coach seine Zuhörer regelrecht ein, deckte sie mit einem Wortschwall zu, der kein Ende nehmen wollte. Schließlich klaubten die Medienleute zusammen, was ihnen denn der wortgewaltige „Kalli“ vorgesetzt hatte. Er hatte viel geredet und nichts gesagt. An ihm war ein Politiker verloren gegangen.

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DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau