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Das Pokal-Aus bei biederen Berlinern hat dem FCK seine eklatanten Schwächen deutlich gezeigt. Klubchef Kuntz kündigt Verstärkungen an.
Berlin. Das Jahr geht, die Probleme bleiben: Die 1:3 (0:1)-Niederlage am Mittwochabend im DFB-Pokal-Achtelfinale bei Hertha BSC Berlin hat den 1. FC Kaiserslautern nicht nur garantierte 1,125 Millionen Euro an Fernsehgeldern verpassen lassen; die bittere Schlappe legte zudem in ganz brutaler Weise die Defizite offen, die den FCK durch die auf Rang 16 abgeschlossene Hinrunde dieser Bundesliga-Saison begleitet haben.
Im Angriff vergeben die Roten Teufel in unschöner Regelmäßigkeit auch die allerbesten Chancen. An diesem nasskalten Winterabend in Berlin war es wie am Sonntag beim 1:1 gegen Hannover Dorge Kouemaha, der den Ball aus allergünstigster Stürmerposition erneut klar am Ziel vorbeidonnerte (76.).
Obwohl die Grundstruktur im FCK-Spiel stimmt: Die Kombination aus den regelmäßig verpassten Großchancen und den nicht inflationären, aber immer groben und folgenschweren individuellen Patzern in der Defensive ist fatal. In Berlin waren die langsamen Innenverteidiger Mathias Abel und später Martin Amedick sowie der völlig indisponierte Oliver Kirch die größten Fehlerteufel.
Die berechtigte Hoffnung auf eine Millionen-Finanzspritze aus dem Pokal für die angekündigten Wintereinkäufe löste sich in Berliner Luft auf. Mit derartigen Harakiri-Darbietungen ist die Mission Klassenverbleib ein Himmelfahrtskommando.
Entsprechend bedient verließen FCK-Vorstandschef Stefan Kuntz und Trainer Marco Kurz das Olympiastadion. „Es ist für uns, für mich enttäuschend”, sagte Kurz sichtlich frustriert, „mit mehr Qualität und mit mehr Einstellung wäre hier ein Weiterkommen möglich gewesen. Wir waren defensiv und offensiv fahrlässig. Es ist jetzt für jeden Einzelnen bis 2. Januar Zeit zu reflektieren.”
Der Trainer nimmt sich dabei nicht aus. Er muss wieder fast von vorn anfangen. Er muss und will alles überdenken. Wie heißt das künftige Innenverteidigerpaar - wird der lange verletzte, aber begabte Jan Simunek bald eine Option? Was ist mit der so wichtigen Sechserposition im defensiven Mittelfeld - einfache oder Doppel-Sechs? Soll es Kirch in dieser Rolle weiter probieren? Wo findet der überall benötigte, eigentlich unermüdliche, aber in Berlin platt wirkende und wie alle Lauterer kaum torgefährliche Kapitän Christian Tiffert seinen Platz? Wer soll die Tore schießen im Abstiegskampf?
Jeder Spieler habe nun genug Zeit gehabt, seine Qualität zu beweisen, sagte FCK-Chef Kuntz. Er will jetzt in der Winter-Transferperiode handeln - im Rahmen der finanziell begrenzten Möglichkeiten. Stürmer Nicolai Jörgensen (20) kommt, auch der polnische Angreifer Jakub Swierczok (wird 19) soll Lauterer werden. Im Mittelfeldzentrum besteht ebenfalls Handlungsbedarf - offensiv wie defensiv, je nach Tifferts Rolle.
Und Kurz muss endlich einen viel gefährlicheren Sturm zusammenpuzzeln. Schwer - auch weil Itay Shechter, in Berlin Schütze des 1:1, in den ersten beiden wichtigen Rückrundenspielen am 21. und 28. Januar rotgesperrt fehlt. „Zum Glück ist das Jahr vorbei”, sagte Mittelfeldspieler Olcay Sahan, einer der wenigen, die sichtbare Fortschritte machen, vor der Abreise in den Weihnachtsurlaub enttäuscht, „wir müssen in der Rückrundenvorbereitung an allem arbeiten, um in der Liga zu bleiben.” Es gibt wahrlich viel zu tun im neuen Jahr.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau