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FCK-Chef glaubt weiter an seine Mannschaft - Trainer Kurz lobt mutigen Julian Derstroff
Der 1. FC Kaiserslautern bemüht nach dem 1:2 (0:2) gegen Borussia Mönchengladbach das Prinzip Hoffnung. Trainer, Vorstand und Spieler klammern sich an einen Strohhalm. Die positiven Reaktionen, die die Mannschaft nach dem Rückstand zeigte, rissen am Samstag aber auch die Zuschauer mit.
„Das war die Leidenschaft, die wir sehen wollen, das war die Leidenschaft, das Herzblut, das wir gegen Köln so vermisst haben! Das Gesicht, das die Mannschaft nach dem 0:2 gezeigt hat, hat mir gefallen. Deshalb glaube ich auch weiter an diese Mannschaft”, sagte FCK-Chef Stefan Kuntz nach der Heimniederlage gegen imposant gestartete Gladbacher. Nach 15 Minuten führten sie durch zwei brillant herausgespielte Treffer von Patrick Herrmann und Juan Arango 2:0.
„Mannschaft und Fans, das war heute wieder eine Einheit. Deshalb bin ich auch stolz, für diesen besonderen Verein arbeiten zu dürfen”, sagte Kuntz. Trainer Marco Kurz sah den Auftrag, den Fußball zu bieten, „den wir hier sehen wollen”, von der Mannschaft umgesetzt. Nur das Ergebnis stimmte nicht.
7:6 Chancen, 13:7 Torschüsse, 2:0 Ecken, 25:2 Flanken - die Statistik belegt, warum Gladbachs Erfolgstrainer Lucien Favre von einem schwierigen Spiel sprach. Den Druck, den der FCK speziell nach der Einwechslung von Richard Sukuta-Pasu und Julian Derstroff entwickelte, brachte die starke Gladbacher Defensive in Schwierigkeiten, zumal Marc-André ter Stegen durch einige missglückte Abschläge für zusätzlichen Ballbesitz sorgte. Allerdings endeten auch neun Angriffe in der Abseitsfalle - in die tappten nicht nur die Lauterer, sondern auch Schiedsrichter Weiner.
„Julian hat das sehr gut gemacht, sehr mutig. So muss man sich erst einmal durchsetzen”, lobte Marco Kurz den unbekümmert und zielstrebig stürmenden jungen Mann aus Zweibrücken. Der 20-Jährige bestätigte den Vorschusslorbeer, den ihm Frank Lelle, der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, im Sommer mit auf den Weg ins Profilager gab: „Ich bin überzeugt, dass es ,Jule' in der Bundesliga schafft, wenn er gesund ist ...” Ist er!
Leon Jessen, der Torschütze zum 1:2-Anschlusstreffer (63.) und Verursacher des folgenschweren Abspielfehlers vor dem 0:2 (15.), zeigte sich nach dem nun zwölften sieglosen Spiel der Lauterer in Folge selbstkritisch. „Wir - natürlich auch ich - haben in ersten Halbzeit zu viele einfache Fehler gemacht”, gestand der Linksverteidiger. Nach seinem Patzer wollte der 25-Jährige sich und dem Team unbedingt etwas Gutes tun, verkrampfte aber zunächst, schlug im Übereifer eine Flanke hinters Tor (52.), spielte einen Ball kopflos ins Aus (56.). Aber der Däne kämpfte sich zurück.
„Ich wollte dieses Tor unbedingt machen, der Ball kam gut, und ich habe gedacht: Warum nicht schießen ...?” So beschrieb Jessen seinen ersten Treffer in der Bundesliga. Nun hofft er auf einen Schub - für sich und seine Mannschaft.
Mit Jessens Tor begann die knapp 20 Minuten währende stärkste Drangphase der Lauterer. Dorge Kouemaha hätte sein Comeback mit dem Ausgleichstreffer krönen können. Er scheiterte zweimal knapp. Wie so oft im FCK-Trikot!
„Wir haben uns in der Halbzeitpause noch mal richtig eingeschworen”, verriet FCK-Torwart Kevin Trapp, „und haben dann die Tugenden gezeigt, die wir im Abstiegskampf brauchen. Abstiegskampf - - das heißt kämpfen!” „Wir brauchen jetzt einen langen Atem”, sagte Sandro Wagner. Der Angreifer arbeitet viel, ist präsent, ist ein Anspielpunkt. Er muss aber selbst mehr Torgefahr entwickeln. Der FCK braucht seine Tore. Aber Wagner fehlen gute Flanken und Pässe!
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Kommentar
Roten Teufeln droht Höllenfahrt
Für den FCK wird es immer enger. Der SC Freiburg lebt. Borussia Dortmund darf wieder auf den Titel hoffen.
Die Situation für den 1. FC Kaiserslautern am Bundesliga-Abgrund spitzt sich zu: Zwölf Spiele ohne Sieg, dürre 18 Punkte und nur noch zwölf Chancen, das rettende Ufer zu erreichen. Nach dem 1:2 gegen Borussia Mönchengladbach mühten sich alle, aus den Positiveindrücken Überlebenshoffnungen abzuleiten. Gefährlich aber, wenn die Spieler die „vielen Spiele” beschwören, die noch kommen. Da streut man sich Sand in die Augen. Wir kennen diese Worte, 1996 und 2006 hundertfach gehört. Das Ende ist bekannt. Beide Male ist der FCK abgestiegen.
Trainerwechsel sind kein Patentrezept. Dem SC Freiburg aber hat der Wechsel von Marcus Sorg zu seinem Assistenten Christian Streich auf die Beine geholfen. Der Sport-Club scheint wiederbelebt - obwohl Torjäger Demba Papiss Cissé nach England „flüchtete”. Aber mit jungem Schwung schaffte es Streich, einer fast toten Mannschaft neues Leben einzuhauchen. Das 0:0 gegen die Bayern - ein Punkt für die Moral!
Junger Schwung tat am Samstag aber auch dem FCK gut: Eigengewächs Julian Derstroff, 20 Jahre jung, beflügelte die Mannschaft nach der Pause merklich. In der Mittelfeldzentrale zeigte der gleichaltrige Ariel Borysiuk, dass er der Elf von Marco Kurz gut tun wird. Aber: Die Mannschaft fängt sich zu viele Gegentore sehr, sehr naiv ein. So war das auch gegen die Gladbacher. Beim 0:1 war die Innenverteidigung blank. Beim 0:2 schenkte Leon Jessen den schon eroberten Ball fahrlässig her, Florian Dick ließ sich vom Kunstschützen Juan Arango austanzen.
An der Bundesliga-Spitze wird es spannender als erwartet. Der FC Bayern München hat nach der Winterpause überraschend an Boden verloren. Der Auftritt in Freiburg - ziemlich schwach. Borussia Dortmund darf auf die Titelverteidigung hoffen.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau