ZitatAlles anzeigenFCK-Chef Stefan Kuntz nimmt Profis in die Pflicht - Trainer Marco Kurz und der einsame Kampf gegen Windmühlen
Den Worten sollen Taten folgen. Taten und Tore. „Geredet worden ist genug.” Sagt der Boss. Stefan Kuntz, der Schwüre und Beteuerungen überdrüssig, die zuletzt als reine Lippenbekenntnisse entlarvt wurden, erwartet eine Reaktion der Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern, die gegen den VfL Wolfsburg am Samstag (15.30 Uhr) die Wende erzwingen soll.
Nur Siege erhalten eine realistische Hoffnung auf den Verbleib in der Fußball-Bundesliga. Ein Abstieg wirft den Verein auf dem Weg zur finanziellen Gesundung um Jahre zurück, hat Kuntz wiederholt erklärt.
„Wer den Schuss jetzt nicht gehört hat, ist fehl am Platz”, sagte Pierre De Wit, der kleine, große Kämpfer, nach dem Derby-Desaster. De Wit war einer der wenigen, der sich wehrte, der sich gegen die Niederlage stemmte. Er hatte Tränen in den Augen, als er in den Stadionkatakomben in Mainz den Schulterschluss der Mannschaft beschwor, sich vehement für seinen Trainer stark machte. Das klang ehrlich. Das war überzeugend. Das ist Pierre De Wit!
Der „Flutlicht”-Auftritt Kevin Trapps am Sonntag war vereinbart, aber ab jetzt gilt Interviewverbot für die beim 0:4 in Mainz vorgeführte Mannschaft. Der Trainer hat ihr totale Konzentration verordnet. Der Spieler-Versteher zieht die Zügel an.
„Eine Blamage” nennt Vorstandschef Kuntz die Darbietung von Mainz. Der Trainer übernahm die Verantwortung, stellte sich als Schutzschild vor seine Spieler. Sie stellten ihn so richtig in den Regen. Kurz sah sich mit einem Plakat konfrontiert, das in Anspielung auf eine angebliche Affäre des Trainers mit der Frau von Ex-Kapitän Martin Amedick im Mainzer Fanblock ausgerollt wurde. Wer Marco Kurz begegnet ist, wer ihn hier arbeiten sieht, wer ihn als ehrlichen Menschen kennenlernen durfte, der glaubt seinen Worten und nicht anonymen Nestbeschmutzern - zumal das Ehepaar Amedick versichert: „An der Sache ist definitiv nichts dran!”
„Einen Wahnsinnsklub” nannte Marco Kurz den FCK in besonders emotionalen Momenten. „Ich bin längst selbst Fan dieses Wahnsinnsvereins”, schwärmte der 42-Jährige vor Wochenfrist. Seit Wochen muss er mit dem Wahnsinn leben, dass er sich gegen Gerüchte, die Anonyme streuen, nicht wirklich wehren kann. Das erinnert an den Herbst 2000 - üble Gerüchte, unterhalb der Gürtellinie erfunden, raubten Otto Rehhagel damals den Nerv.
Wie oft war Kurz dankbar für die „Unterstützung durch diese Wahnsinnigen!” So schwärmte er von den Fans in der Westkurve, die seine Mannschaft oft so toll antrieben. Der Trainer wurde samt Kapuzenpulli Kult. Am Samstag in Mainz erlebte er die Wende. „Trainer raus” - hallte es ihm vom eigenen Anhang entgegen. Nach der Schmach stellte sich Kurz mit seinen Spielern den Fans. Wut und Enttäuschung entluden sich in zügellosen Beschimpfungen und Bedrohungen. „Wenn man keine Leistung bringt, muss man sich auch mal beschimpfen lassen”, sagte der Trainer. Das war nichts für Dünnhäuter!
Auf dem Berg brennt's. Die Polizei ermittelt wegen rassistischer Attacken Rechtsradikaler. Ihre Zielscheibe war Itay Shechter. Ministerpräsident Beck, ein echter FCK-Fan, reagierte betroffen: „Ich schäme mich.”
Kommentar
Hass und Spiele
Ein Derby sollte ein Fußballfest sein. Rund um das Spiel Mainz 05 gegen den 1. FC Kaiserslautern aber regierte der Hass.
Der 1. FC Kaiserslautern hat viele, viele Fans. Sehr gute Fans. Aber er hat auch Fans, die sich nur so nennen - und dem Verein massiv schaden. Wenn „Fans” - wie die Polizei berichtet - Gegenstände aus einem Bus auf einen verletzt am Boden liegenden Polizeibeamten und den Notarzt werfen, dann ist das eine Straftat und außerdem pervers. Die Bilder, die der SWR am Sonntag von den Ausschreitungen von FCK-„Fans” und sogenannten 05-„Fans” zeigte, sind reif für einen Horrorstreifen.
Es darf kein Alibi sein, dass Mohamed Zidan und Adam Szalai nach ihren Toren einen provokanten Jubel vor der Lauterer Fankolonie inszenierten. Sicher: Dass Herr Zidan, ein wunderbarer Kicker, nach dem Schlusspfiff auf dem Zaun mit 05-„Fans” ein „Scheiß Kaiserslautern” anstimmte, ist skandalös. Mancher nutzt den Kopf leider nur zum Köpfen!
Dass die „Feuerteufel” im Lauterer Fanblock in Mainz munter zündelten - für den Verein, den sie angeblich im Herzen tragen, ein teurer „Spaß”: Geschätzte 20.000 Euro Strafe werden für den FCK fällig. Wiederholungstäter ...
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau