ZitatAlles anzeigenFCK-Coach Marco Kurz nach dem Debakel lauter als gewöhnlich - „Endspiel” in Freiburg
Am Tag danach war alles fast wie immer in diesen traurigen Tagen beim 1. FC Kaiserslautern. Mannschaftsbesprechung, die Aufarbeitung des Spiels, Nachbetrachtung des 1:4 (1:2) gegen Schalke 04. Nur lauter als gewöhnlich soll es gewesen sein, als FCK-Trainer Marco Kurz seiner Mannschaft ihre Fehler auflistete.
Die Trainerfrage beim FCK ist gestellt. 16 Spiele ohne Sieg, Schlusslicht, sechs Punkte Rückstand zum rettenden Ufer. „Am absoluten Tiefpunkt” sieht Vereinschef Stefan Kuntz die Mannschaft - trotz der fünf Winterzugänge. Aus der Emotion heraus mochte er keine Entscheidung treffen, erst in Ruhe nachdenken, Gespräche führen. Was er auch heute, wie nach dem Spiel, tun wird - mit dem eigenen Trainer. Der erwartet nur eins: „Einen respektablen Umgang untereinander.”
Wie es weitergeht? Sitzt Marco Kurz am Samstag beim „Endspiel” in Freiburg noch auf der Bank? Gestern Abend war diese Frage noch nicht beantwortet. Heute (15.30 Uhr) ist Training auf dem Betzenberg. Stand jetzt - mit Marco Kurz. Rund um den Berg aber kursieren Namen möglicher Nachfolger: Franco Foda, der bei Sturm Graz aufhört, und Kontakte zu Hertha BSC Berlin dementiert, der in Hoffenheim gefeuerte Holger Stanislawski, Roger Schmidt vom SC Paderborn, Torsten Lieberknecht von Eintracht Braunschweig, Ex-Torjäger Klaus Toppmöller, Peter Neururer ...
Muss Marco Kurz gehen, der auf dem „Betze” zwei Jahre Erfolgsgeschichten schrieb, übernimmt sein Nachfolger ein schweres Erbe. „Wir sind am Boden”, bekennt Christian Tiffert: „Wir haben nicht gespielt, was wir spielen wollten und sollten. Wir haben nach dem 1:1 keinen Zweikampf mehr gewonnen ...” Das Geständnis des Kapitäns - ein Offenbarungseid einer Mannschaft, die den mit erstklassigem Bodenpersonal ausgestatteten Gast zum Toreschießen einlud. Zwischen der 39. und 51. Minute machte Königsblau aus dem 0:1 ein 3:1.
Sicher traf Lewis Holtby toll zum 1:1 - aber wie Klaas-Jan Huntelaar und Raúl ihn anspielen konnten, wie Holtby Maß nehmen durfte, so darf sich eine Defensivabteilung eines Bundesligisten nicht zerlegen lassen.
Mit dem FCK am Tiefpunkt: Trainer Marco Kurz. FOTO: KUNZ
Olcay Sahan war der Auslöser der Schalker Pausenführung. Locker wollte er Linksverteidiger Fuchs überspielen, wurde gestoppt wie ein Anfänger - und ab ging die Post: Huntelaar traf Sekunden vor der Halbzeit. „Kapitale Fehler”, nannte das Marco Kurz. Und: „Gift für die Köpfe.”
Sahan ging, Konstantinos Fortounis kam - und Raúl traf ungehindert mit einem Sonntagsschuss zum 3:1 der Knappen. Der FCK war nach 51 Minuten am Ende und nur noch ein Spielball für die Königsblauen, die nach dem dritten Lauterer Eckball den Konter zum 4:1 fuhren: Holtby bediente Jefferson Farfán (81.). „Wie wir spielen, da geht einem das Herz auf”, schwärmte Holtby.
Was aber ist aus dem FCK geworden? „Nicht mal das 1:0 hat uns Sicherheit gegeben”, rätselte Florian Dick, der immer wieder vom jungen Vieleskönner Julian Draxler versetzt wurde. Und nun? „Die Situation ist nicht einfacher geworden. Aber vom Charakter her ist unsere Mannschaft in Ordnung”, beteuerte Dick, der vor allem die „Führungsspieler” gefordert sieht. Aber gibt's die? Gegen Schalke war das Führungspersonal schnell unter Deck. 3:10 Chancen, 10:20 Torschüsse, 3:5 Ecken, 6:14 Flanken, Ballkontakte 42:58 Prozent, Zweikämpfe 44:56 Prozent - die Statistik belegt das Kräfteverhältnis.
Mitte der Woche müsse die Fruststarre überwunden sein, sagte Kapitän Tiffert. „Dann haben wir ein Alles-oder-nichts-Spiel”, erklärte er mit Blick auf die Reise zum SC Freiburg. Ein Endspiel ...
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Kommentar
Von Horst Konzok
Bello, der Kampfhund
Dem FCK fehlt ein Mann wie ihn der FC Augsburg in Axel Bellinghausen hat. In Berlin wird Otto Rehhagel angezählt
Abstiegskampf! Wer ihn bestehen will, muss ihn auch führen. Die Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern hat sich am Sonntag gegen Schalke verweigert. 1:0 in Führung, aber Angst vor der eigenen Courage, den Gast regelrecht zum Abschuss eingeladen - das war gar nichts! 17 Tore in 26 Spielen stellen den Offensivqualitäten der Mannschaft ein Unfähigkeitszeugnis aus.
Wie Abstiegskampf geht, hätten Tiffert und Kollegen am Samstag in Augsburg sehen können. Der FCA kämpfte die Mainzer Schönwetterkicker mit Leidenschaft nieder. Das 2:1 - der verdiente Lohn einer Mannschaft, die lebt und kämpft, die sich in ihrer Arena als Hausmacht beweist.
Einige hundert Fans der bayerischen Schwaben hielten Schilder in die Höhe. Aufschrift: Bello. Bello - das ist der Kosename von Axel Bellinghausen. Den hat der Linksfuß 2009 aus Kaiserslautern mitgebracht. Bello - das steht für Biss, für Herz und Kampf. Bello - das ist ein „Kampfhund”.
2008 stand er als Kapitän Modell für die Herzblut-Kampagne des FCK. 2012 geht er im Abstiegskampf beim FC Augsburg voran. Weil das so ist, weil er so ist, wie er ist, machen die Fans mobil für Bellinghausen, dessen Vertrag ausläuft. So einer wie er fehlt dem FCK 2012. Hinten. Vorne. In der Mitte. Er rennt. Er kämpft. Er flankt. Der Linksfuß sorgt auch mit tollen Standards für Gefahr.
Das Festhalten an Jos Luhukay hat sich beim FCA ausgezählt. Hertha BSC hat mit Otto Rehhagel nach Markus Babbel und Michael Skibbe bereits den dritten Trainer in dieser Saison. Und seit gestern ist „Debakles” in der Hauptstadtpresse angezählt.
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DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau