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Bild links:Einstand: FCK-Coach Balakov.Bild rechts:Aufgalopp: Krassimir Balakov und Co-Trainer Ilia Gruev (rechts) gestern beim Training. FOTOS: KUNZ
Der neue FCK-Trainer startet Mission Klassenerhalt - In Freiburg ohne Wagner und Simunek
Krassimir Balakov (45) hat gestern Nachmittag seine Arbeit als Trainer des stark abstiegsbedrohten Bundesliga-Schlusslichts 1. FC Kaiserslautern aufgenommen. Schon morgen (15.30 Uhr) wartet die erste von noch acht Partien in dieser Saison: Es geht zum Kellerduell zum SC Freiburg - ein „Endspiel” zum Einstand.
Der FCK muss morgen im ersten Spiel nach der Ära Marco Kurz auf die an der Achillessehne verletzten Sandro Wagner und Jan Simunek verzichten. Mathias Abels Einsatz ist wegen muskulärer Probleme fraglich.
Balakov hatte am Mittwochabend mit Hajduk Split noch ein Auswärtsspiel in Rijeka - und ließ um 2.20 Uhr in der Nacht zum Donnerstag eine Abschiedspressekonferenz in Split einberufen. Danach ging's eilig mit Auto und Flugzeug zu seinem neuen Verein in die Pfalz. Vorstellungs-Pressekonferenz, seine neue Mannschaft kennenlernen, das erste Training. Die Zeit drängt. Deshalb sieht Balakov vorerst auch kaum Möglichkeiten, seine eigene, offensive Fußball-Philosophie umzusetzen.
Das 0:0 der Lauterer vor zwei Wochen beim VfB Stuttgart, bei dem der bald 46-Jährige einst Profi und unter Felix Magath und Matthias Sammer Assistenztrainer war, hat Balakov gesehen. Dabei stellte der Bulgare fest: „Der FCK hat defensiv sehr gut gestanden.” Im Abstiegskampf sei dies ganz entscheidend. Angesichts der peinlichen Torausbeute der seit 22. Oktober 2011 sieglosen Roten Teufel meinte Balakov mit Blick auf die Partie im Breisgau: „Glauben Sie mir, wir werden es schon schaffen, dass ein Stürmer auf dem Platz steht.”
FCK-Vorstandsvorsitzender Stefan Kuntz begründete die Entscheidung für Balakov als Nachfolger des am Dienstag entlassenen Marco Kurz auch damit, dass der WM-Teilnehmer von 1994 sehr viel über die aktuelle Lage in der Bundesliga und die derzeitige Situation des FCK wisse.
Das habe sich aus dem „sehr offenen Gespräch” ergeben, dass er und Teammanager Marco Haber mit dem neuen leitenden Angestellten geführt habe. Assistenztrainer wird der ehemalige Duisburger Profi Ilia Gruev (42). „Bei Kaiserslautern kann man nicht nein sagen”, kommentierte Balakov seine schnelle Entscheidung, Split mitten in der laufenden Runde zu verlassen. „Wir haben keine, gar keine Ablöse bezahlt”, versicherte Stefan Kuntz hinsichtlich der Tatsache, dass der Bulgare in Kroatien noch unter Vertrag stand. „Hajduk hatte finanzielle Probleme”, erklärte Balakov, wieso er jetzt zum Nulltarif aussteigen konnte. Im Dezember, als Hertha BSC Berlin auf dem Plan stand, wollte sein Arbeitgeber noch eine Ablöse kassieren.
„Ich habe mich gefreut, weil ich gehört habe, dass er ein glückliches Händchen mit jungen Spielern hat. Das brauchen wir hier in Kaiserslautern”, sagte FCK-Aufsichtsratsvorsitzender Dieter Rombach,
„Ich glaube, dass wir in der Lage sind, die Situation zu ändern mit positiver Stimmung und Lockerheit”, sagte Balakov, „in so einer Situation muss man auch Spaß haben, sonst geht es nicht.” Der 45-Jährige betonte trotz der sechs Punkte Rückstand auf Platz 15 und der fünf Zähler Rückstand auf Relegationsrang 16: „Ich bin der Meinung, dass ich eine Möglichkeit finden werde, dass wir gemeinsam da rauskommen.”
Balakovs Vertrag beim FCK läuft bis 30. Juni 2013 und gilt auch für die Zweite Liga. Der Bulgare glaubt indes nicht, dass er Zweitligatrainer wird, weil er überzeugt sei, den Abstieg doch noch verhindern zu können. „Wenn das Schlimmste passiert, bin ich für den Neuaufbau da.”
Kapitän Christian Tiffert spielte beim VfB mit Balakov und erlebte ihn dort auch als Co-Trainer. „Es war die Zeit meiner Anfänge. Da haben wir alle zu Balakov und Soldo aufgeschaut”, sagte Tiffert beim Blick zurück - und hofft nun auf „einen neuen Impuls” durch den neuen Trainer.
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KOMMENTAR
Wundertüte Betzenberg
VON HORST KONZOK
Trainer Balakov packt beim 1. FC Kaiserslautern eine fast unlösbare Aufgabe an. Bleibt der FCK erstklassig, ist er ein Wunderheiler.
Der 1. FC Kaiserslautern hat - mal wieder - einen neuen Trainer. Gestern präsentierte das abgeschlagene Schlusslicht der Fußball-Bundesliga Krassimir Balakov als Nachfolger des gefeuerten Marco Kurz.
Der Aufstiegstrainer wurde nach 16 Spielen ohne Sieg gefeuert. Die letzte Patrone nutzen, nennen sie das im Profigeschäft gerne. Der FCK hat die Akte Marco Kurz schon zwei Tage nach seiner Entlassung geschlossen. Der König ist tot, es lebe der König. So ist das Geschäft. „Ein wunderschönes Drecksgeschäft”, nannte Stuttgarts VfB-Coach Bruno Labbadia dieser Tage die oft seelenlose Bundesliga.
Krassimir Balakov, acht Jahre lang ein oft genialer Regisseur des VfB Stuttgart, wollte nach Stationen in der Schweiz, Bulgarien und Kroatien unbedingt zurück in die faszinierende Liga. Als Co-Trainer hat er beim VfB mit Felix Magath und Matthias Sammer interessante Lehrherren erlebt und genossen. Nun versucht er eine fast unmögliche Mission: Balakov soll den FCK vor dem dritten Abstieg retten. Er packt seine Aufgabe mit Schwung, mit Optimismus und Ehrgeiz an. Balakov, der Freund einer offensiven Spielphilosophie, muss sich zunächst mit Kampf und Sicherheitsdenken anfreunden.
Er muss eine Mannschaft, die am Boden ist, aufrichten. Er muss eine Mannschaft, die chronisch abschlussschwach ist, auf Kurs bringen. Er muss einer Mannschaft, die das Siegen verlernt hat, ein Sieger-Gen einpflanzen. Balakov hat zwei Traininingseinheiten und nicht mal 48 Stunden Zeit, seine Spieler kennenzulernen. Dann wird das Endspiel in Freiburg angepfiffen. Das Hinspiel gewann der FCK 1:0. Itay Shechter traf. Das war am 22.Oktober 2011. Es war der letzte FCK-Sieg.
Zur Person
Krassimir Balakov
Geboren: 29. März 1966 in Weliko Tarnovo (Bulgarien)
Stationen als Spieler: Etar Weliko Tarnovo (1982 - 1990); Sporting Lissabon (1991 - 1995); VfB Stuttgart (1995 - 2003); VFC Plauen (2005)
Stationen als Trainer: Co-Trainer VfB Stuttgart (2003 - 2005), Grasshopper Zürich (2006/2007), FC St. Gallen (2007/2008 ), FC Burgas (2009/2010), Hajduk Split (2011 - 22. März 2012)
Bundesligaspiele: 236 (54 Tore)
Länderspiele: 92 (16 Tore)
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau