ZitatAlles anzeigenKapitän Tiffert geht nach Seattle - Stürmer Idrissou kommt aus Frankfurt - Heute Stadionfest und Test gegen Augsburg
Von Oliver Sperk
Ohne den bisherigen Kapitän Christian Tiffert geht Fußball-Bundesliga-Absteiger 1. FC Kaiserslautern die Mission Wiederaufstieg an. Der 30-Jährige hat seinen Vertrag beim FCK aufgelöst und wechselt zu den Seattle Sounders in die nordamerikanische Major League Soccer.
Schon vor fünf Wochen war Tiffert zu ersten Gesprächen in die sehenswerte Stadt am Pazifik gereist, nun steht der Transfer des Mittelfeldspielers fest. Der FCK hatte schon am Ende der vergangenen Abstiegssaison signalisiert, dass der damalige Kapitän, dem vereinsintern eine im Lauterer Krisenjahr zu oft negative Körpersprache angekreidet wurde, die Roten Teufel verlassen könne.
Im ersten seiner beiden Jahre beim FCK war Tiffert Bundesliga-Top-Vorlagengeber und wurde zum FCK-Spieler der Saison 2010/2011 gewählt. Der 30-Jährige hätte sich vorstellen können, in der Pfalz, wo sich auch seine Frau und seine beiden Kinder wohlfühlen, zu bleiben. Seattle aber habe sich sehr um ihn bemüht.
„Das ehrt mich natürlich, es kommt ja nicht so oft vor, dass man so eine Anfrage aus den USA bekommt. Das wird alles sehr interessant”, sagte Tiffert gestern im RHEINPFALZ-Gespräch, „auch für die Kinder ist es spannend. Sie sind ja noch klein und längst nicht schulpflichtig, deshalb ist das jetzt noch gut machbar.” Tiffert erhält einen Zweieinhalbjahresvertrag mit Option auf zwei weitere Jahre. In der MLS wird nach Kalenderjahr gespielt, und die Saison ist in vollem Gange.
Die von dem in Tübingen geborenen Deutsch-Amerikaner Sigi Schmid trainierten Sounders spielen regelmäßig vor mehr als 40.000 Zuschauern. Das kann der ehemalige FCK-Profi Tom Dooley bestätigen. Dooley gehört zum erweiterten Stab von US-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann und ist jetzt Assistenzcoach der amerikanischen U20-Auswahl.
Gestern war Dooley, der in einem Seminar in Augsburg gerade die obligatorische Auffrischung seiner Fußball-Lehrer-Lizenz absolviert, interessierter Zuschauer bei der Jahrespressekonferenz des FCK beim Haupt- und Trikotsponsor Dr. Theiss Naturwaren GmbH (Allgäuer Latschenkiefer) in Homburg. Dort verkündete FCK-Vorstandsvorsitzender Stefan Kuntz zugleich den Namen des Spielers, der Tifferts Trikotnummer 8 bekommt: Mo Idrissou. Kuntz kündigte noch „die eine oder andere Korrektur des Kaders” bis zum Transferschluss am 31. August an. Die Israelis Itay Shechter und Gil Vermouth können den FCK bei entsprechenden Angeboten noch verlassen. „Das Grundgerüst der Mannschaft steht, aber wir werden sicher noch den einen oder anderen Überraschungstransfer landen”, sagte FCK-Trainer Franco Foda.
Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Ottmar Frenger betonte: „Wir wissen, dass in der Zweiten Liga mehr Kampf, Einsatz und Laufbereitschaft gefragt ist.” Das wollen die Roten Teufel ihren Fans ab dem ersten Saisonspiel am 6. August gegen Union Berlin zeigen. 18.500 Dauerkarten sind schon verkauft - Klubrekord in Liga zwei. Mit einem Besucherschnitt von 36.000 wird kalkuliert bei einem geplanten Lizenzspieleretat von 11 Millionen und einem Planumsatz von 32 Millionen Euro.
„Dass Aufbruchstimmung entfacht wird, haben wir bei unseren vielen Fans im Trainingslager in Herxheim gemerkt”, sagte Rechtsverteidiger Florian Dick. Das Ziel ist klar: „Der FCK ist ein Erstligaverein”, meinte Albert Bunjaku, einer der Neuen in der Offensive. Heute beim Stadionfest testet der FCK um 16 Uhr gegen den FC Augsburg. Schon ab 10 Uhr ist Programm geboten, etwa mit der Eröffnung des zweiten Teils der Museumsebene im Nordosten der Arena.
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Porträt: Mo Idrissou - Torjäger mit Ecken und Kanten
Der andere Typ Stürmer ist auf dem Betzenberg vor Anker gegangen: Mohamadou Idrissou (32), mit 14 Toren ein Aufstiegsheld von Eintracht Frankfurt, hat gestern Vormittag seinen Vertrag bei den Hessen aufgelöst, am Mittag beim 1. FC Kaiserslautern für zwei Jahre unterschrieben und am Nachmittag das Training aufgenommen. Ein Brecher - 1,90 Meter groß, wuchtig, kopfballstark. Über die Höhe der Ablösesumme wurde Stillschweigen vereinbart. Idrissou soll helfen, auch den FCK wieder erstklassig werden zu lassen. Der Mann soll Tore sprechen lassen!
„Ein so großer, kopfballstarker Stürmertyp hat uns noch gefehlt. Mo Idrissou hat in der Ersten und in der Zweiten Liga seine Qualitäten nachgewiesen”, attestiert Trainer Franco Foda. Und gibt ihm viel Vorschusslorbeer mit auf den Weg: „Er ist ein sehr erfahrener Spieler. Mit ihm sind wir variabler, er kann alle Systeme spielen, nicht nur als zentraler Stürmer, sondern auch als Linksaußen.”
In der Bundesliga hat er 139 Spiele bestritten, 27 Toren geschossen, in der Zweiten Liga 103 Partien absolviert und 38 Tore markiert. Als er nach Deutschland kam, spielte er beim FSV Frankfurt und beim SV Wehen Wiesbaden, schaffte den Durchbruch bei Hannover 96, kam nach einem Zwischenspiel bei SM Caen zum MSV Duisburg und zum SC Freiburg, wo er sehr gute Zeiten hatte. Gescheitert ist er bei Borussia Mönchengladbach und dann in Frankfurt wieder groß herausgekommen.
Dort gab es auch keine Negativschlagzeilen über den sehr selbstbewussten Afrikaner - umso überraschender, dass er nun plötzlich auf dem Markt war. Vielleicht auch, weil er nach der Verpflichtung des Fürthers Olivier Occean, einem Wunschspieler von Trainer Armin Veh, keine Stammplatzgarantie mehr besaß - und als schwieriger Reservist gilt.
FCK-Boss Stefan Kuntz wollte den aus Kamerun stammenden Angreifer unbedingt, auch weil er zu den furchtlosen Gesellen der Zunft zählt. Ein Draufgänger, aggressiv, couragiert. Deshalb sicher auch prädestiniert für die Rolle als Stoßstürmer. Aber mit dem Plus, auch sehr gut im 4-4-2 spielen zu können. So ist der Ex-Frankfurter zweifelsfrei als Pendant zu Ilian Micanski oder Albert Bunjaku denkbar.
„Ein unangenehmer Gegenspieler, einer mit Ecken und Kanten. Ich bin froh, dass ich nicht mehr gegen ihn spielen muss - höchstens im Training ...”, sagt FCK-Verteidiger Florian Dick. Auch er erhofft sich einen entscheidenden Qualitätsgewinn durch den für neuen Angreifer. „Solch ein Typ hat uns im letzten Jahr gefehlt”, glaubt Dick.
Heute im Test gegen Bundesligist FC Augsburg steht der Neuzugang aus Frankfurt erstmals im Kader des FCK.
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DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau