ZitatAlles anzeigenWenn der Betzenberg bebt, will der Durst gelöscht werden. An den Getränkeständen herrscht Hochkonjunktur, der Nachschub darf nicht ausgehen. Eine logistische Herausforderung, an der sich seit Beginn dieser Spielsaison die Westpfalz-Werkstätten beteiligen. Sie kümmern sich darum, dass ausreichend Betze-Becher zur rechten Zeit am rechten Ort sind.
Mittwoch, 25. September, 13 Uhr
Noch sechs Stunden bis zum Pokalspiel 1. FC Kaiserslautern gegen Hertha BSC. Doch hinter den Kulissen laufen die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren – auch in den Westpfalz-Werkstätten, die Menschen mit Behinderung fördern, qualifizieren und beschäftigen. „Wir sind seit September vom 1. FCK mit der Bereitstellung der Mehrwegbecher beauftragt“, sagt Hans-Joachim Berberich, technischer Leiter der Landstuhler Betriebsstätte.
„Das heißt, wir liefern die Becher an, holen die gebrauchten ab, reinigen und trocknen sie, überprüfen sie auf ihre Qualität, verpacken sie und lagern sie bis zum nächsten Heimspiel ein.“ Eine Kooperation, die Berberich freut, steht sie doch für Identifikation mit der Region und soziales Engagement.
Heute sind sieben Paletten geordert, die sorgfältig verpackt zum Abtransport bereitstehen. Auf jeder einzelnen stapeln sich 16 rote Kunststoffkisten, gefüllt mit jeweils 280 Bechern. Macht insgesamt 4480 Becher und 300 Kilogramm Gewicht pro Palette. Mit Hilfe eines Hubwagens verstaut Axel Weinland die Schwergewichte auf dem LKW. Er ist heute für den Transport zuständig, unterstützt von Kollege Peter Göttel.
Dann geht es auch schon los, denn um 14 Uhr muss die Lieferung im Stadion sein, und Pünktlichkeit ist für einen reibungslosen Ablauf oberstes Gebot. „Zuerst steuern wir die West-Kurve an“, erklärt Weinland. Dort, wo die eingefleischten FCK-Fans ihren Standort haben, ist der Becher-Bedarf am größten.
Am Tor wartet bereits Eugenius Schlosser, seines Zeichens Referent des Mehrwegbecher-Systems. Zügig dirigiert er die beiden Werkstätten-Mitarbeiter ins Stadion, weist den Paletten ihren Platz zu. Das gleiche Prozedere wiederholt sich am Süd-, Ost- und Nordtor.
Axel Weinland kennt die Tour bereits aus dem Effeff. Er ist Gruppenleiter im Montage- und Verpackungsbereich der Landstuhler Einrichtung. Den Becher-Transport hat er freiwillig übernommen, „weil es mich gereizt hat, mal hinter die Kulissen des Stadions zu schauen“. Und weil er den Lkw-Führerschein hat. Den besitzt auch Peter Göttel, der mit von der Partie ist, „um mir alles erklären zu lassen und vielleicht mal einzuspringen“.
Auf Weinland wartet eine kurze Nacht. Drei Stunden nach Spielende wird er die gebrauchten Trinkgefäße wieder abholen, in Landstuhl abladen und in einem gekühlten Raum lagern. Das ist wichtig, da die Getränkereste unter Wärmeeinfluss zu gären beginnen. Alles Arbeitsschritte, die Zeit brauchen. „Deshalb hoffe ich, dass es keine Verlängerung gibt, sonst wird es noch später“, sagt der Mann aus Blieskastel.
Donnerstag, 26. September, 8 Uhr
Die schmutzigen Becher stapeln sich in der Küche der Werkstätten Landstuhl und Siegelbach. Nicht alle sind zurückgekommen. Denn bedruckt mit je vier verschiedenen Spieler- und Meistermotiven sind sie beliebte Sammlerobjekte für Fußballfans. Für das Team der Küche bleibt dennoch genug zu tun.Wie in allen Bereichen der Westpfalz-Werkstätten wird auch hier der integrative Gedanke umgesetzt und Menschen mit Behinderung ins Arbeitsleben eingegliedert.
Jeder hat seine spezielle Aufgabe. „Die einen setzen die Becher in flache Körbe, die durch die Bandspülmaschine laufen“, erklärt die stellvertretende Küchenleiterin Jessica Berndt. „Die nächsten blasen die sauberen Becher per Druckluft trocken und packen sie dann in große Körbe. Darin trocknen sie durch die Restwärme noch zehn Minuten nach.“
Mit diesem Vorgang wird 2014 Schluss sein. „Dann bekommen wir eine Spülmaschine, die auch eigenständig trocknet“, sagt Hans-Joachim Berberich. Bis dahin müssen sechs Mitarbeiter der elfköpfigen Küchentruppe für die Becher-Reinigung abgestellt werden. 1500 bis 2000 Stück schaffen sie pro Stunde. Mit Unterbrechung, „denn von zehn bis 14 Uhr brauchen wir jede Hand fürs reguläre Küchengeschäft“, sagt Jessica Berndt.
Picobello sauber, wandern die Mehrwegbecher zurück in die ebenfalls gereinigten Behältnisse. 280 Stück pro Kiste, exakt gestapelt und abgezählt. „Danach werden die Kisten versiegelt und für den nächsten Einsatz bei uns eingelagert.“ Denn nach dem Spiel ist vor dem Spiel.
DIE RHEINPFALZ
Pfälzische Volkszeitung