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Nach dem wichtigen 2:1 gegen Fürth schnuppert der 1. FC Kaiserslautern wieder am Aufstiegsplatz.
Ruben Jenssen und Florian Dick treffen für den FCK. Nach einem halben Eigentor aber wackeln die Roten Teufel.
Am Ende zitterte der 1. FC Kaiserslautern um den ersehnten Heimsieg: Durch das 2:1 (1:0) im Zweitligagipfel gegen die SpVgg Greuther Fürth sind die Lauterer bis auf einen Punkt an die Franken auf Platz zwei herangerückt. Eng geworden ist es zwölf Minuten vor dem Ende, als Torhüter Tobias Sippel einen Schuss von Niclas Füllkrug nicht festhielt und der bis dahin so starke Chris Löwe, der Zoltan Stieber kaltstellte, den Ball nicht ins Aus beförderte, Ognjen Mudrinski zum Anschlusstor einlud.
„Wir haben uns wieder durch eine sinnlose Aktion, bei der ich diesmal mit drinhing, in Gefahr gebracht“, sagte Löwe, „ich habe zwar spekuliert, dass Tobi den Ball fallen lässt. Dann habe ich mich zu spät entschieden, den Ball wegzuschlagen.“
FCK-Trainer Kosta Runjaic haderte mit individuellen Fehlern der Sorte, die vor der Winterpause zu vielen unnötigen Punktverlusten der Lauterer geführt haben: „Das dritte Tor, könnte man fast sagen, haben wir auch gemacht.“ Glücklich war der Trainer trotzdem, obwohl er sich mehr Lauffreude, mehr Aggressivität und Mut gewünscht hätte. „Auch wenn der Trainer nicht glücklich aussieht. Tief in meinem Inneren bin ich es“, sagte Runjaic nach dem für Psyche und Punktekonto ganz wichtigen Sieg zum Wiederauftakt.
Chancen – vor der Pause auf beiden Seiten Mangelware. In der zweiten Minute hatte der fleißige Marcel Gaus die erste; mehr als eine Ecke für den FCK sprang nach zu langem Zaudern nicht heraus. In der 19. Minute hielt Gaus den Fuß an den von Chris Löwe abgefeuerten Ball, der am Fürther Tor vorbeistrich. Der dritte Versuch saß: Nach Doppelpass von Gaus und Kos-tas Fortounis kam der abgewehrte Ball zu Ruben Jenssen, der die Kugel aus 20 Metern mit einem wunderbaren Schlenzer in den Torwinkel setzte: 1:0 (38.). „Das war unglaublich, wie die Westkurve gefeiert hat“, schwärmte der Norweger, der seine Mannschaft schwer unter Druck sah: „Wenn wir verloren hätten, hätten wir nicht mehr aufsteigen können.“
Greuther Fürth war sehr gut organisiert und verteidigte gut. Dass das „Kleeblatt“ vor der Pause keine einzige Torchance verbuchte, lag vor allem an Marc Torrejón. Der Lauterer Kapitän bereinigte, als Gefahr aufzog, mehrfach gekonnt. An seiner Seite agierte Dominique Heintz, der sich anfangs einen Schnitzer im Aufbau leistete, souverän und aufmerksam.
Das Offensivspiel des FCK litt, weil Fortounis nicht in die Partie fand. Die auf Mo Idrissou gespielten und von ihm verlängerten Bälle landeten meist im Niemandsland. Auch der emsige Karim Matmour kam nicht auf Touren, seinen Soli fehlte der Abschluss, seinem Spiel die Effektivität. Ein satter Schuss aus bester Position verfehlte knapp das Ziel (46.).
Das fand Kaiserslauterns Rechtsverteidiger Florian Dick, der mit einem ganz gezielten linken Hammer für das 2:0 sorgte (58.), sich und seine Mannschaft mit dem Sonntagsschuss mit dem zweiten Traumtor für die Steigerung nach der Pause belohnte. „Der sollte sogar genau dahin kommen“, sagte Rechtsfuß Dick später schmunzelnd, „ich probiere öfter, mit links zu schießen, aber zuletzt sind die Schüsse abgeblockt worden. Diesmal ist er schön durchgerutscht.“
Am Ende mussten die Lauterer noch einige Schrecksekunden überstehen. Doch die Fürther, bei denen der nach vorne geeilte Torwart Wolfgang Hesl am Ende einen weiteren Mittelstürmer gab, rannten vergeblich an. „Das war ein sehr, sehr wichtiger Sieg“, betonte der souveräne FCK-Kapitän Torrejón später, „wir sind nur noch einen Punkt hinter Fürth. Wir sind unserem Ziel nähergekommen.“
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Torrejón, Heintz, Löwe - Karl, Jenssen - Matmour, Fortounis (64. Lakic), Gaus (85. Ede) - Idrissou (82. Occéan)
SpVgg Greuther Fürth: Hesl - Brosinski, Korcsmar, Mavraj, Baba - Sparv (76. Pledl), Fürstner - Stieber (88. Azemi), Trinks (68. Mudrinski), Gießelmann - Füllkrug
Tore: 1:0 Jenssen (38.), 2:0 Dick (58.), 2:1 Mudrinski (78.) - Gelbe Karten: Torrejón - Sparv (5/2), Mavraj (4), Korcsmar (3) - Beste Spieler: Karl, Torrejón, Dick - Mavraj, Gießelmann, Korcsmar - Zuschauer: 32.966 - Schiedsrichter: Kircher (Rottenburg).
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Großes Kino
Srdjan Lakic wurde von den FCK-Fans gestern bei seiner Rückkehr großartig empfangen.
„Großartig, ein Traum. Und wir haben auch noch gewonnen, da hat alles gepasst!“ So schwärmte Srdjan Lakic gestern nach seinem sehr emotionalen Comeback im Trikot des 1. FC Kaiserslautern. Schon bei der Begrüßung gab es viel Beifall für den Heimkehrer. Als der Stürmer nach 64 Minuten für Fortounis kam, wurde er regelrecht umjubelt, mit „Lakic, Lakic“-Sprechchören empfangen. Beim großen Kino der Emotionen fehlte Lakic nur ein Tor.
Trainer Runjaic war zufrieden mit dem Neuzugang, der mit seinem Charakter, seinem Torriecher und seiner Kopfballstärke in den 14 Endspielen zu einem ganz wichtigen Mann für den FCK werden kann. „Nur die drei Punkte sind wichtig“, sagte Lakic.
Der FCK ist nun wieder im Rennen um einen Aufstiegsplatz. Die Mannschaft, gestern lange sehr verkrampft, kann spielerisch mehr, als sie gegen Fürth geboten hat. Aber sie muss fortan endlich vermeiden, sich die Tore selbst einzuschenken – wie auch das 2:1 gestern. Die tollen Volltreffer von Ruben Jenssen und Florian Dick indes waren das Eintrittsgeld wert. Das waren zwei veritable Kunstschüsse, vor allem Dicks Treffer ist reif für das Tor des Monats.
Die Rheinpfalz - Rheinpfalz am Sonntag