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Ein Eigentor von Schulz besiegelt 1:2-Niederlage des SV Sandhausen – Zoller trifft wieder
VON OLIVER SPERK & HORST KONZOK
Zweitligist 1. FC Kaiserslautern feiert einen „dreckigen“ Sieg: Nach grottenschlechter erster Halbzeit reichte es zu einem sehr glücklichen 2:1 (0:1)-Erfolg gegen den abwehrstarken SV Sandhausen. Der Siegtreffer nach einer Energieleistung Florian Dicks war ein Eigentor von Daniel Schulz.
In Aue war’s die 5. Minute, als es bei Tobias Sippel einschlug, in Cottbus passierte es in der 3. Minute, gestern stand die Null immerhin bis zur zehnten Minute: Dann versuchte Jan Simunek, mit einem unsinnigen Hackentrick einen Zweikampf zu gewinnen. Die Strafe für die Überheblichkeit folgte auf dem Fuß: Danny Blum, durch den Ausfall Nicky Adlers in die Mannschaft gerückt, schloss den Konter gekonnt ab – 0:1. „Da tut einem die Mannschaft schon leid“, sagte FCK-Coach Kosta Runjaic.
Torwart Sippel , zuletzt oft gescholten, war machtlos, war schuldlos. Dass er da total verzweifelt tobte – verständlich. In der 58. Minute verhinderte Sippel mit einer Glanztat einen Kopfballtreffer des starken Blum. Das wär’s wohl gewesen ...
Beim FCK steht seit Wochen die Null an der falschen Stelle. So ging auch gestern vor der Pause nach vorne trotz des eifrigen Bemühens von Alexander Ring gar nichts! 45 Minuten ohne Eckball, den ersten Torschuss setzte Chris Löwe nach 31 Minuten ab, in der 45. Minute kam Simon Zoller zu einer Fast-Chance.
Schlimm war lange das Aufbauspiel. Zwei tote Flügel, kein Durchkommen für Karim Matmour und Marcel Gaus, zumal die Sandhausener mit konsequenter Arbeit immer wieder die Lücken schlossen und mit viel Einsatz oft ein Bein in die meist kläglichen Schussversuche brachten.
„In der zweiten Halbzeit kam sehr viel Qualität von der Lauterer Bank“, sage SVS-Trainer Alois Schwartz – vor allem mit Blick auf Mo Idrissou und Kostas Fortounis. Idrissou kam als dritte Spitze, bediente nach Olajengbesis Stellungsfehler Simon Zoller, der mit einem wunderschönen Heber über Manuel Riemann hinweg für den Ausgleich sorgte. „Schön. Schön für mich, gegen meinen alten Osnabrücker Kollegen zu treffen“, sagte Zoller nach seinem elften Saisontreffer (60.). „Da hat man Zollers Qualität gesehen“, lobte sein Trainer.
Auch dem 2:1 ebnete Idrissou die Bahn. Dick, der zuvor drei katastrophale Flanken hinters Tor gedroschen hatte, fiel hin, stand wieder auf und tunnelte Timo Achenbach. Dann flankte oder schoss der Lauterer Rechtsverteidiger scharf nach innen, Schulz jedenfalls lenkte den Ball unglücklich ins eigene Tor – 2:1 (73.). „Ich bin immer dafür, sich lieber wieder aufzurappeln als liegenzubleiben“, betonte Florian Dick, „und ich hab’ in dieser Situation die Chance gesehen durchzugehen. Das hat zum Glück geklappt.“
Mit Willi Orban anstelle des todunglücklich ausgewechselten Jan Simunek kam mehr Sicherheit in die Lauterer Innenverteidigung, wo aber auch Kapitän Torrejón weiterhin seine Form sucht. Kopfballduelle wie das in der 89. Minute gegen Jovanovic verliert der Spanier an guten Tagen nicht.
„Wir hatten auch nach dem 1:2 noch zwei gute Chancen“, haderte SVS-Trainer Schwartz, dass es mit dem Punkt gestern nichts wurde.
So spielten sie
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Simunek (46. Orban), Torrejón, Löwe - Karl - Matmour (46. Idrissou), Ring, Gaus - Lakic, Zoller (74. Fortounis)
SV Sandhausen: Riemann - Schauerte, Olajengbesi, Schulz, Achenbach - Linsmayer (17. Kulovits), Tüting - Stiefler (87. Kister), Jovanovic, Thiede (82. Zimmermann) - Blum
Tore: 0:1 Blum (10.), 1:1 Zoller (60.), 2:1 Schulz (73., Eigentor) - Gelbe Karten: Karl (5), Ring (4), Lakic (2) - Jovanovic (5/1), Schulz, Thiede - Beste Spieler: Sippel, Idrissou, Zoller - Blum, Jovanovic, Schauerte - Zuschauer: 24.584 - Schiedsrichter: Brych (München).
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KOMMENTAR
Selbstvertrauen und Kredit verspielt
VON HORST KONZOK & OLIVER SPERK
Fußball-Zweitligist 1. FC Kaiserslautern hat mit der Brechstange einen wichtigen Sieg erzwungen. Die Krise aber ist noch nicht besiegt.
Neun Niederlagen des FCK in 24 Spielen sind eine schwere Hypothek im Aufstiegsrennen, das schon lange wie ein Schneckenrennen anmutet. Nach dem 2:1 gestern gegen Sandhausen ist der 1. FC Kaiserslautern mit 37 Punkten zurück im Hoffnungslauf. So wie er gestern spielte, ist er aber allenfalls reif für den Trostpreis.
Aus den restlichen zehn Spielen braucht der FCK nach Einschätzung seines Trainers noch sieben, acht Siege. Das ist angesichts der bisherigen Berg- und Talfahrt ein hoher Anspruch. Ein erneutes Scheitern ist nicht unwahrscheinlich, zumal die Auswärtsspiele bei den Münchner „Löwen“, in St. Pauli, bei Union Berlin oder Fortuna Düsseldorf alles andere als Frühlingsspaziergänge werden.
„Das war ein Sieg der Moral“, sagte Marc Torrejón, der Kapitän, der seit Wochen auf der Suche nach seiner Form ist. Der Trainer dankte dem Publikum, sah beim Sturmlauf gen Westen „eine Einheit von Fans und Mannschaft“.
Gefeiert wurde – mit Recht – der junge Torjäger. Klasse, wie Simon Zoller sein Tor machte. Toll, wie ihn die Fans nach 74 Minuten verabschiedeten. „Nach neun Wochen Pause war ich kaputt“, sagte der Hoffnungsträger.
Auch er profitierte gestern Abend von Mo Idrissou, der nach der Pause kam und Werbung in eigener Sache betrieb. An beiden FCK-Toren war der auf die Bank verbannte Routinier beteiligt. „Wenn Mo will, tut er uns gut“, sagte Sturmpartner Zoller.
Der 1. FC Kaiserslautern hat durch seine Negativserie viel Selbstvertrauen und noch mehr Kredit eingebüßt. Gestern war wenig zu sehen vom Glanz, den das Team nach dem Trainerwechsel verbreitete. Die Krise hat gestern bestimmt 6000 Zuschauer gekostet. Am Montag in acht Tagen kommt Spitzenreiter Köln. Eine Herkulesaufgabe für den FCK.
Die Rheinpfalz - Ludwigshafener Rundschau