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Noch Auf Kurs - Da sah die teufelrote Fußballwelt noch ganz gut aus: Simon Zoller erzielt das 2:1 für den FCK. Rechts Srdjan Lakic. (foto: kunz)
Torjäger Simon Zoller trifft doppelt, doch der 1. FC Kaiserslautern kommt nicht über ein 2:2 (0:1) im Zweitliga-Derby beim Karlsruher SC hinaus. Die Leistung reicht nicht, um Bundesligaansprüche hegen zu dürfen.
Das Fernsehbild lieferte den Beweis: Der verdiente Ausgleichstreffer des Karlsruher SC, von Dimitrij Nazarov aus 16 Metern mit Seitfallzieher erzielt, hätte nicht zählen dürfen, denn Dennis Kempe, der den Ball passieren ließ, stand im Abseits. So rettete der einstige Lauterer Jugendspieler dem KSC ein 2:2 (1:0) im Zweitliga-Derby gegen den 1. FC Kaiserslautern.
KSC-Trainer Markus Kauczinski war mit dem Ergebnis und dem Punkt, der im Aufstiegsbemühen keinem wirklich hilft, zufriedener als sein Kollege Kosta Runjaic.
Nach einer ganz schwachen ersten Halbzeit hatte Simon Zoller die Lauterer mit zwei Treffern in Front geschossen. Zuerst verwertete der bis dahin nur bei einem dummen Foul an Torres und bei einer Chance auffällig gewordene Zoller in einer Co-Produktion zweier ehemaliger Karlsruher eine Flanke Florian Dicks zum 1:1 (54.). Dann staubte Zoller nach einem von Markus Karl verlängerten Freistoß Chris Löwes gekonnt ab. Das 2:1 war Zollers 13. Saisontreffer (67.).
Sechs Minuten später gab er auf. „Krämpfe in beiden Oberschenkeln, es ging nicht mehr“, begründete der junge Torjäger seinen Abgang. Er wurde nur unzureichend ersetzt. Denn Alexander Ring fand nicht ins Spiel. So ging es auch Srdjan Lakic, der nach der Pause den schwachen Karim Matmour abgelöst hatte, ohne Wirkung zu erzielen. Völlig indisponiert war Olivier Occéan, der spät für den früh nach einer Torheit verwarnten Enis Alushi kam, und zunächst gar nicht wusste, was er spielen sollte.
Der KSC verstand es im 4-1-4-1, den FCK meist weit weg vom Tor zu halten, das Dirk Orlishausen 45 Minuten fast unbelästigt und weitgehend unbeschäftigt hütete. Einzig nach einem Querschläger seines Kollegen Jan Mauersberger wurde es brenzlig, aber der KSC-Schlussmann klärte gegen Zoller (19.). Es blieb bis zum Pausenpfiff Manuel Gräfes bei dieser einsamen Lauterer Chance. Der KSC hatte auch nicht mehr, führte aber durch einen raffinierten Heber von Manuel Torres 1:0. Der Flügelspieler hatte den vier Meter vor seinem Tor postierten FCK-Torhüter Sippel nach einem fatalen Ausrutscher und Ballverlust Ruben Jenssens gegen Gaetan Krebs überlistet. Jenssen sah auch bei Nazarovs Schuss, der zum 2:2-Ausgleich führte, nicht gut aus. „Es ist enttäuschend, dass du das Ding drehst, 2:1 führst und dann diesen Nackenschlag bekommst. Das fühlt sich ein bisschen wie eine Niederlage an“, meinte Kaiserslauterns Doppeltorschütze Zoller.
Die Karlsruher hatten nach dem Rückstand mit großer Moral versucht, wenigstens den einen Punkt im Wildpark zu halten. Bei zwei Distanzschüssen Rouwen Hennings hatte Sippel aber sicher pariert (78., 80.). Auch kurz nach der Pause zeichnete sich der Lauterer Schlussmann bei einer Chance Alibaz’ aus, hatte Glück, dass Torres nach Yabos Konter eine Top-Chance vermasselte (65.).
„Bei uns hatten einige nicht verstanden, was Derby heißt“, rügte Florian Dick, der seine Mannschaft erst nach der Pause richtig im Spiel sah. Da agierte sie zwar besser, war jedoch nicht wirklich gut und im Spiel nach vorne ohne Plan. Bei 9:3 Ecken und 6:3 Chancen hat sich der Karlsruher SC den Punkt erarbeitet. „Symptomatisch, dass der Ausgleich durch ein Abseitstor fiel“, sagte FCK-Chef Stefan Kuntz.
Karlsruher SC: Orlishausen - Klingmann (81. Schwertfeger), Gordon, Mauersberger, Dennis Kempe - Peitz - Torres, Yabo, Krebs (70. Nazarov), Alibaz (74. Hennings) - van der Biezen
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Orban, Torrejón, Löwe - Matmour (46. Lakic), Karl, Alushi (77. Occéan), Jenssen - Idrissou, Zoller (73. Ring)
Tore: 1:0 Torres (26.), 1:1 Zoller (54.), 1:2 Zoller (67.), 2:2 Nazarov (90.) - Gelbe Karten: Alibaz (2), Krebs - Alushi (3), Occéan, Torrejón (3), Sippel, Zoller
Beste Spieler: Yabo, Torres - Zoller, Dick
Zuschauer: 27.522 (ausverkauft)
Schiedsrichter: Gräfe (Berlin).
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Gelbe Karte
Wenn sich die Feuerwerker im FCK-Fanblock nicht besinnen, droht eine Sperrung der Westkurve.
Von Horst Konzok und Oliver Sperk
Die Dienstreise zum Derby in den Karlsruher Wildpark hat teure Folgen für den 1. FC Kaiserslautern. Kurz vor dem Anpfiff und kurz vor Beginn der zweiten Halbzeit sorgten Unverbesserliche im FCK-Fanblock mit Bengalos, Rauchbomben und Knallkörpern für einen skandalösen Auftritt. Feuerwerksartikel flogen auf den Rasen, landeten unweit einiger FCK-Spieler und flogen auch in Richtung Tribüne. Der Stadionsprecher des KSC ließ die Unbelehrbaren, die die Gesundheit anderer gefährden und ihrem Verein massiv schaden, ausbuhen. „Ihr habt euren bescheidenen Auftritt gehabt“, rief die Stimme des KSC zur Besinnung auf. Es half nicht wirklich.
Stefan Kuntz, der Vorstandsvorsitzende des 1. FC Kaiserslautern, zeigte sich deprimiert und ratlos angesichts dieses Skandals, der für den FCK weitreichende Folgen haben kann. Denn das DFB-Sportgericht hat den FCK vorgewarnt, beim nächsten Vorfall droht eine Sperrung der Westkurve. Die Strafe kann einmal zur Bewährung ausgesetzt werden. Nicht nur Kuntz fragt sich, wann die wirklichen Fans sich entscheidend von den Pyromanen distanzieren, die dem Verein massiv schaden. Unterstützung sieht anders aus.
Die verunsicherte Mannschaft könnte den zwölften Mann gerade jetzt gebrauchen. Denn von der Spielfreude, dem feinen Fußball, den der FCK im Herbst nach der Amtsübernahme Kosta Runjaics spielte, ist nicht mehr viel übrig. Wenn man in ein Derby geht, und die Hälfte der Mannschaft braucht 45 Minuten, um zu verstehen, um was es geht, dann läuft was schief.
Noch kann der FCK zumindest Dritter werden. Aber in dieser „Form“, mit diesem „Fußball“, hat er nichts im Bundesliga-Hoffnungslauf verloren. Die anfangs so beeindruckend klare Handschrift des Trainers ist verschwommen, die Mannschaft ohne Kopf unterwegs. Zwei Tore Simon Zollers schönten gestern den Auftritt. Am Ende kostete ein Tor, das nicht hätte anerkannt werden dürfen, den Sieg. Es wäre ein sehr glücklicher gewesen. Glück hat aber nur der wirklich Tüchtige!
Die Rheinpfalz - Rheinpfalz am Sonntag