ZitatAlles anzeigenDie beiden Gegentore kassiert der starke 1. FC Kaiserslautern im DFB-Pokal-Achtelfinale erst in der Verlängerung. Beim 0:2 in Leverkusen ist Calhanoglus 1:0 der entscheidende Nackenschlag. Angreifer Zoller fällt mit einer Oberschenkelblessur für das Ligaspiel des FCK am Sonntag in Berlin aus.
Sie haben viel Lob mit auf den Heimweg bekommen – auch wenn es trotz einer ganz starken Leistung für die Profis des 1. FC Kaiserslautern nicht noch einmal für eine Pokalsensation bei Bayer Leverkusen gereicht hat. Spielerisch war der Auftritt des Fußball-Zweitligisten am Dienstag beim 0:2 nach Verlängerung im DFB-Pokal-Achtelfinale beim Champions-League-Starter gar besser als im Vorjahr. Vor 13 Monaten hatte der FCK Bayer an selber Stelle im Viertelfinale mit 1:0 gewonnen, ebenfalls nach Verlängerung.
Ihrerseits waren die Lauterer Profis voll des Lobes über den Auftritt ihrer Fans: Rund 5000 FCK-Anhänger unter den 26.601 Zuschauern unterstützten ihr Team fantastisch. „Wir hatten das Publikum im Rücken. Es war wie ein Heimspiel für uns“, sagte der bravourös auftrumpfende FCK-Innenverteidiger Tim Heubach begeistert, „das hat uns einen Extraschub gegeben.“ Heubach stand fast immer richtig, klärte einige Male in brenzligen Situationen und spielte auch nach vorne klug – der 26-Jährige war der Primus einer bärenstarken Zweitliga-Truppe, die am Dienstagabend über 100 Minuten lang auf gutem Bundesliga-Niveau spielte. FCK-Trainer Kosta Runjaic hatte seine Jungs in einem 4-4-2-System präzise eingestellt. Top-Favorit Leverkusen hatte gar Glück, dass es zu elft zu Ende spielen konnte – Emir Spahic hätte Foul und Tätlichkeit an Simon Zoller durchaus vom Platz gestellt werden können.
In der zwölften Minute der Verlängerung indes machte Hakan Calhanoglu das, was er so gut kann wie nur wenige: Er drehte einen Freistoß ins Tor – 1:0 (102.). Der Ball sauste an der Abwehrmauer vorbei, Karim Matmour erwischte ihn nicht. „Weltklasse-Schuss. Ich hab’ den Ball erst sehr spät sehen können“, meinte FCK-Torwart Marius Müller, der mit dem Pokaleinsatz von Runjaic für starke Trainingsleistungen belohnt wurde. „Ich bin dankbar dafür. So ein Spiel ist super für meine Entwicklung“, sagte der 21 Jahre alte Müller, der bis auf den Patzer beim 0:2 prima hielt. In Ligaspielen ist Tobias Sippel die Nummer 1. Der bald 27-Jährige muss im Sommer gehen – Müllers große Chance.
Fast immer auf dem Posten: FCK-Kapitän Willi Orban.
Wie André Fomitschow, Jean Zimmer, Kerem Demirbay, Alexander Ring und Co. wusste Müller in Leverkusen zu gefallen. Auch wenn der junge Hochbegabte beim 0:2 durch Stefan Kießling (113.) nach Missverständnis mit dem ansonsten ebenfalls erneut extrem aufmerksamen Innenverteidiger Willi Orban alt aussah.
Mit Calhanoglus Trikot auf der Schulter meinte der umtriebige Stürmer Zoller, der mit dem begnadeten Freistoßschützen befreundet ist, mit ihm beim Karlsruher SC spielte, später im Kabinengang: „Wir haben diese Partie genossen. Jetzt haben wir vor der Länderspielpause drei ganz wichtige Ligaspiele – da gilt es!“ Union Berlin, Nürnberg und KSC heißen die nächsten Gegner. Zoller indes muss zumindest am Sonntag in Berlin zuschauen – er hat eine Muskelverletzung im Oberschenkel erlitten.
Geschlagen, für einige Paraden aber auch gelobt: FCK-Torwart Marius Müller.
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KOMMENTAR
Der FCK 2015 – jung, gut, lernfähig
VON HORST KONZOK
Tolles Spiel, eine klasse Lauterer Mannschaft, großartige FCK-Fans: So ist das 0:2 und das Pokal-Aus bei
Bayer Leverkusen zu verschmerzen.
„Die Unterstützung durch unsere Fans war überragend!“ Stefan Kuntz, der Vorstandsvorsitzende des 1. FC Kaiserslautern, war begeistert von den etwa 5000 Lauterer Stimmungsmachern. Kosta Runjaics Mannschaft begrüßte die Fans 34 Minuten vor der Pokalpartie mit viel Beifall – die Spieler als Fans der Fans. Ihr „You’ll never walk alone“ brachte Gänsehaut-Atmosphäre in die BayArena.
Schön. Einfach schön, dass all das auch ohne Pyro im Gepäck geschah; eindrucksvoll, wie der Anhang die Mannschaft nach beeindruckenden 90 Minuten und nicht mehr ganz so optimaler Verlängerung feierte.
Bayer Leverkusen gewann dann doch verdient. Aber niemand weiß, was passiert wäre, hätte Schiedsrichter Winkmann Emir Spahic, dem besten Leverkusener, Gelb-Rot gezeigt nach taktischem Foul an Zoller (77.) oder Rot nach Tätlichkeit an Zoller (87.), was die Fernsehbilder belegen.
Die Lauterer Mannschaft ist jung. Sie ist in der Entwicklung, besitzt große spielerische Substanz. Obwohl er am Ende patzte, bot der 21 Jahre alte Marius Müller eine Top-Leistung , die zeigte, warum er die designierte neue Nummer 1 ist. Einfach überragend die Vorstellung Tim Heubachs in der Abwehr! Klasse, wie sich André Fomitschow, erstmals in der Startelf, als Löwe-Ersatz bewährte. Großartig die Darbietung Alexander Rings.
An der Leistung von Leverkusen muss sich Kerem Demirbay messen lassen. Simon Zoller bot die nach seiner Rückkehr bisher beste Partie. All das macht Hoffnung für den Ligaalltag. Am Sonntag geht die Punktejagd in der Alten Försterei weiter. In Köpenick wartet Union Berlin.
Die Rheinpfalz - Pfälzische Volkszeitung